Große Resonanz beim Tag der Offenen Tür der Veitshöchheimer Kläranlage
Von den hervorragenden Reinigungsleistungen der Veitshöchheimer Verbandskläranlage überzeugt, ließ es sich Bürgermeister Rainer Kinzkofer nicht nehmen, beim Tag der Offenen Tür eine Probe des glasklar dem Main zufließenden Abwassers zu kosten, die ihm die Laborantin Cornelia Leberfinger und Klärwerksleiter Rainer Siebert servierten. Etwas skeptisch schaut ihm der Margetshöchheimer Bürgermeister Waldemar Brohm zu und scheint zu fragen: "Soll ich, oder soll ich nicht?"
"Für die Gesundheit absolut unbedenklich" meinte Kinzkofer, denn das geklärte Abwasser habe zwar keine Trinkwasserqualität, aber es sei wesentlich besser als das vorbeifließende Mainwasser. Und im Fluss würden ja viele schwimmen und dabei auch Wasser schlucken, ohne Schaden zu nehmen.
„Hier riecht es ja gar nicht!“, diese überraschende Feststellung war oft beim Tag der Offenen Tür des Zweckverbandes Abwasserbeseitigung „Maintal Würzburg“ im Veitshöchheimer Klärwerk zu hören. „Bei allen geruchsrelevanten Einrichtungen erfolgt eine Luftwäsche mit Zwangsentlüftung über einen Biofilter“, so belehrten Abwassermeister Rainer Siebert und der gemeindliche Tiefbauingenieur Jürgen Hardecker bei ihren Führungen. Auch bei der Biofiltration in den Belebungsbecken war nichts zu riechen. An die 250 Besucher waren von Ambiente und Technik der Anlage gleichermaßen beeindruckt. Glasklares Wasser, das über eine Zahnschwelle in den äußeren Ring des Nachklärbeckens floss, offenbarte schon rein äußerlich die optimale Reinigungsleistung des hochmodernen Klärwerkes.
Über das große Interesse anlässlich des 50jährigen Jubiläums des Abwasserzweckverbandes freute sich denn auch Bürgermeister Rainer Kinzkofer, der zu den halbstündlichen Führungen die Besucher willkommen hieß, darunter auch seinen Kollegen Waldemar Brohm von der anderen Mainseite.
Im Detail erläuterten dann beim Rundgang über das Klärwerksgelände der gemeindliche Tiefbauingenieur Jürgen Hardecker (Foto links am Zulauf) und Klärwerksleiter Rainer Siebert (Foto rechts in der Rechenanlage) die Funktionsweise der Kläranlage.
Ausgerichtet auf 26.000 Einwohnergleichwerte laufen hier aus den beiden Mitgliedsgemeinden Veitshöchheim und Margetshöchheim im Jahresschnitt 1,5 Millionen Kubikmeter Abwasser durch, 4000 Kubikmeter täglich wenn es trocken ist und bei Regenwetter etwa 8000 Kubikmeter. Im Maschinenhaus sind alle Bauteile gebündelt, die Lärm und Gerüche verursachen wie die Rechenanlagen, Schlammentwässerungsaggregate, Be- und Entlüftungsanlagen, Pumpen, Heizung und ein Blockheizkraftwerk.
Viele Besucher waren erstaunt, ob der Größe der Anlage und der vielen technischen Einrichtungen, links auf dem Faulturm und dann im Sandfang und bei den Nachklärbecken.
Die moderne Technik, durch die vieles automatisiert abläuft, macht es möglich, dass der Betriebsleiter personell mit drei Klärfachkräften auskommt. So gelangen sowohl die vom Abwasser im Stufenrechen getrennten Feststoffe, als auch der gewaschene Sand aus dem Sandfang und auch der gepresste Schlamm vollautomatisch über Förderanlagen in separate Container. Biofilter sorgen im Maschinenhaus für eine Luftwäsche. Ein Explosionsschutz öffnet im Notfall automatisch alle Türen.
Das im Faulturm anfallende Gas wird in einem 250 Kubikmeter großen Gasbehälter gesammelt und dann durch ein Blockheizkraftwerk in elektrische und thermische Energie umgewandelt.
Was so alles in der Kläranlage bereits für den Klimaschutz getan wird oder noch geplant ist, darüber klärte an einem Informationsstand der gemeindliche Klimaschutzmanager Jochen Spieß auf.
Die biologische Reinigung des Abwassers erfolgt zweistraßig in zwei je 2.800 Kubikmeter großen und 45 Meter langen Belebungsbecken mit vollautomatischen Belüftungsanlagen und Rührwerken. Kompressoren blasen Luft mit 0,5 bar ein, zweimal pro Stunde wird hier das Abwasser umgewälzt und dabei hauptsächlich durch Sauerstoffzufuhr und Bakterien in sehr hoher Konzentration biologische und chemische Prozesse initiiert, die Stickstoff abbauen und Phosphat eliminieren. Die in den Belebungsbecken gelösten Stoffe werden so in Schlamm umgewandelt, der sich in den Nachreinigungsbecken auf den Bodentrichter absetzt, und durch Kreisräumer abgezogen mittels Pumpwerk in den Faulturm gelangt
In der Leitzentrale erläutert Abwasserfachkraft Johannes Röhm wie modernste Steuerungs- und Kommunikationssysteme alle wesentlichen Anlagenteile überwachen und eventuelle Störungen rund um die Uhr melden, nach Dienstschluss per Handy auch an den Bereitschaftsdienst. Im Labor- und Bürogebäude sahen die Besucher daneben gut aufgeteilte und zweckmäßig eingerichtete Räume.
Im Labor ist die vor kurzem eingestellte Laborantin Cornelia Leberfinger in der Lage, organische und mineralische Substanzen auch mikroskopisch zu untersuchen und einen sehr detaillierten Nachweis über die Inhaltsstoffe des behandelten Abwassers zu führen. So werden Temperatur, Menge, ph-Wert, Trübung, Phosphor- und Stickstoffgehalt vor Auslauf des geklärten Abwassers in den Main genau aufgezeichnet. Dass Werte erreicht werden, die nur ein Drittel der Grenzwerte betragen, hat nach den Ausführungen des Vorsitzenden Rainer Kinzkofer enorme finanzielle Vorteile bei der Abwasserabgabe für die Einleitung in den Main.
Nach den höchst informativen Führungen gab es beim Smalltalk an den Biertischen viel zu erzählen. Für das leibliche Wohl der Gäste war bestens gesorgt mit Steaks, Bratwürsten und Getränken.
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