Gemeinde Veitshöchheim verbessert in der Gartensiedlung Barrierefreiheit für Blinde durch Aufmerksamkeitsfelder
Die Gemeinde Veitshöchheim hat die Barrierefreiheit für Blinde verbessert. Der gemeindliche Bauhof installierte an der Bushaltestelle "Sonnenstraße" auf beiden Seiten des Gehweges in der Günterslebener Straße zwei sogenannte Aufmerksamkeitsfelder aus Noppenplatten. Auf dem Foto nehmen diese Neuerung in Augenschein v.l.n.r. die BFW-Mobilitätstrainerin Doris Ruprecht, der Rehabilitand Martin Weber, Bürgermeister Rainer Kinzkofer und BFW-Geschäftsführer Alfred Schulz.
"Des is imma a Abenteuer, hier die Straßn zu überquern" verdeutlichte Martin Weber dem Bürgermeister bei der Ortseinsicht. Er ist einer von rund 80 auf den Blindenstock angewiesenen Rehabilitanden des Berufsförderungswerkes Würzburg (BFW), die mit dem Bus an der Haltestelle "Sonnenstraße" ankommen oder von hier die Rückfahrt antreten.
Laut Verkehrsgutachten der Gemeinde passierten bei der Verkehrszählung am 16. Juli 2009 4450 Fahrzeuge die Haltestelle. Diese enorme Verkehrsbelastung ist vor allem den BFW-Mobilitätstrainern wie Doris Ruprecht ein Dorn im Auge.
Sie üben mit den Rehabilitanden mit Blindenstock, selbstständig in alltäglichen Situationen zurecht zu kommen, so auch beim Überqueren von Straßen. Diese mussten bisher nach ihrer Anreise mit dem Bus ohne Überquerungshilfe auf die andere Seite der Günterslebener Straße gelangen. Das Überqueren erschweren laut Ruprecht zu dem noch die kurz vorher aus der Friedenstraße im rechten Winkel in die Günterslebener einfahrenden Fahrzeuge.
"Eine Druckknopfampel wäre hier die beste Lösung" meinte deshalb die Mobilitätstrainerin. Doch diesen Aufwand hält der Bürgermeister wegen der relativ geringen Frequentierung im Gegensatz zur Ampel an der Schule für nicht gerechtfertigt. Hauptsächlich werde nämlich die Ampel nur einmal wöchentlich bei der Anreise am Sonntagabend gebraucht.
An Stelle einer Ampel vereinbarte deshalb die Gemeinde mit BFW-Geschäftsführer Alfred Schulz, im Umkreis der Haltestelle ein Blindenleitsystem entsprechend der DIN 32984 aus optisch und taktil kontrastierenden Aufmerksamkeitsfeldern und Leitstreifen zu installieren.
Im Vorgriff auf den 2013 geplanten Ausbau der Friedenstraße wurde deshalb als erster Schritt direkt an der stadteinwärts gelegenen Bushaltestelle im Gehweg ein etwa ein Quadratmeter großes Bus-Einstiegsfeld mit weißen Noppenplatten verlegt. Dieses lässt sich nicht nur mit dem Langstock, sondern auch mit den Füßen ertasten und ist deshalb zur Warnung besonders geeignet. Ein solches Feld wurde talseits auch auf der anderen Straßenseite am Ende des Gehweges vor dem Streukasten installiert. Es soll den Blinden oder hochgradig Sehbehinderten auf dem Weg zum BFW signalisieren, dass hier die günstigste Stelle ist, die Straße zu überqueren. Dass dies trotz der nunmehr erfolgten Hilfestellung für den betroffenen Personenkreis kein leichtes Unterfangen ist, betonte die Mobilitätstrainerin. Denn viele Betroffene seien auch noch schwerhörig und könnten häufig den Verkehrslärm, der noch durch die nahe Wü 3 verstärkt werde, nicht richtig einschätzen. So meinte denn auch der Bürgermeister, dass hier die Autofahrer gefordert seien, die Verkehrsbeschränkung von 30 km/h einzuhalten. Kinzkofer plädierte deshalb dafür, zusätzlich noch durch Gefahrwarnschilder auf beiden Seiten der Straße den Autofahrer darauf aufmerksam zu machen, dass hier Behinderte die Straße überqueren müssen.