"Entdeckung und Erkenntnis" - Weltenbummler Georg Ruedinger stellt in der Bücherei im Bahnhof bis 20. Juli seine Reiseerlebnisse in Öl und Zeichnungen aus
Bei der Vernissage im Lesecafé heißen im Bild Bürgermeister Rainer Kinzkofer und Büchereileiterin Elisabeth Birkhold in ihrer Mitte den Weltenbummler herzlich willkommen. Wie Ruedinger erklärte, ist aus den Fotos hinter ihm eindeutig eine Symbolik festzustellen, die aus dem Bild mehr macht, als lediglich eine Tier- oder Pflanzendarstellung. Der Hornbill und die Rafflesia sind da, wo sie in der Wildnis noch vorkommen gefährdet, unverkennbar verloren gehende Schätze. Während das gelbe Tier, das einer Hyäne gleicht, vor dem Glutstrom des ausbrechenden Vulkanes dann seinen Anfang nimmt, wenn Wertvolles verloren gegangen ist.
Die Spuren der Studien-Reisen von Georg Ruedinger in 23 europäische Staaten, in den nahen Osten, nach Afrika, in die Karibik und in 14 asiatische Länder finden sich in Bildern und Zeichnungen, die gebürtige Aschaffenburger nach der erfolgreichen Ausstellung im Würzburger Spitäle im Vorjahr nun unter dem Titel "Entdeckung und Erkenntnis" auch in der Veitshöchheimer Bücherei im Bahnhof noch bis zum 20. Juli präsentiert.
Der Maler, Zeichner und gelernte Grafiker, der in den 70er Jahren in Wiesbaden und Mainz Kunst studierte, las zur Einführung aus seinen Reisetagebüchern der letzten Zeit. So erzählte er vom Handel mit Chinesen in Malaysia, von den Erlebnissen mit Schlangen in einem Tempel, Naturbeobachtungen in Thailand und vom Besuch eines Fledermaus-Höhlenrestaurants in Südindien.
Der 75ährige, der auch schon zu Gast im Jüdischen Kulturmuseum war, führte so den zahlreichen Gästen vor Augen, dass seine Werke die künstlerische Umsetzung seiner Erlebnisse unterwegs sind. Als Reisender sei er oft auf Bilder, auf Szenen, auf Ereignisse gestoßen, die das Foto nicht wiedergeben kann. Vor allem der fernöstliche Kulturraum, seine langjährige Beschäftigung mit dem Buddhismus, mit asiatischen Mythen, mit Ethnologie und privaten Mythologien sowie Naturbeobachtungen und Kultur-Nischen finden sich in seinen ausgefallenen expressiven Bildwelten so wieder, wie er sie empfindet. Es sind vornehmlich spannungsvoll agierende Ethnien, Schamanen, Männer mit Blasrohren, Buddhas, indische Freiheitskämpfer, aber auch seltene Tiere und Pflanzen. Die Kulturen fremder Völker sollen die Neugier wecken. Interessierten Besuchern erklärt er nach einem Glas Wein seine ausgestellten Bilder.
Als Stilmittel verwendet der ehemalige Vorsitzende des Berufsverbandes Bildender Künstler (BBK) in Rheinland–Pfalz und in Unterfranken zum einen Öl auf mittleren und größeren Leinwandformaten. Mit seinen Zeichnungen bringt der auch als Redakteur von Kunstzeitschriften tätige Künstler Sprachformen auf das Papier, die anregen, stimulieren und provozieren.
Ruedingers Rückblick bei der Vernissage:
"Reisen trugen dazu bei, in mir den Hang zu fremden Bildwelten entstehen zu lassen. Die ersten großen Reisen Ende der 60er Jahre gingen nach Griechenland und in die Türkei.
Da waren meine Frau Liz und ich mit dem Auto, einem Karman Ghia unterwegs. Reisen war damals abenteuerlich, manchmal sogar gefährlich, Es gab nur wenig Unterkünfte und schon gar keine schriftlichen Reiseführer. Auf Antrag fertigte der ADAC von den gewünschten Routen Skizzen an, die bekam man als Lichtpause o.ä. Unsere Praxis im Reisen holten wir uns dann jährlich durch ausgedehnte Fahrten.
Wir trafen noch vielfach auf prächtigen alten Orient, Städte voller Leben und einsame Dörfer, archaische Ruinen, unberührte Natur. Wir kamen auch durch Gebiete, wo man Überfälle und Plünderung riskierte. Die hintere Türkei an der russischen Grenze, Marokko im hohen Atlas und der Sahara, Syrien. Wir hatten aber Glück, statt Plünderer trafen wir oft Freunde.
1977 begannen wir unsere Fernreisen per Flug. Die erste ging nach Japan. So ging es weiter Jahr für Jahr überwiegend nach Asien.
Studium und Bildung, das Interesse an Natur und Ethnien war immer der Inhalt der Reisen und spiegelt sich in den Bildern. Gegen Abenteuer hatten wir auch nichts einzuwenden. Obgleich Asien als Schwerpunkt blieb, ging es zwischendurch auch nach Afrika und in die Karibik.
Wir reisen in der Regel alleine und organisieren unsere Reisen selbst. Vor kurzem kamen wir von 2 ½ Monate Reise in Laos, Malaysia und Thailand zurück."