Der Holzwurm und die Feuchtigkeit setzen der spätmittelalterlichen Martinskapelle zu - Älteste Kapelle im Landkreis wird bis Ende Juni für über 100.000 Euro restauriert
Das Ausmaß der Schäden und die erforderlichen Maßnahmen wie die notwendige Drainage rund um die Kapelle begutachten bei einem Ortstermin v.r. Bürgermeister Rainer Kinzkofer, Projektleiter und Initiator Thomas Struchholz, Architekt Thorsten Götz, Pfarrer Robert Borawski und Kirchenverwaltungsmitglied Karin Rügamer
links Nordansicht, rechts Südansicht mit Blick von der Aussegungshalle
Historie
Die Sankt Martins-Kapelle in der Nordwestecke des alten Friedhofs ist nach dem Denkmal-Schild neben der Eingangstür die älteste Kapelle im Landkreis Würzburg aus dem 12. Jahrhundert. Das im Eigentum der Katholischen Kirchenstiftung Sankt Vitus stehende denkmalpflegerisches Kleinod wurde 1589 durch den Dompropsten Reichard von der Kehre erweitert und letztmals 1976/1977 durch die Initiative der Ortschronistin Vera Struchholz und Spenden von Veitshöchheimer Bürgern für 120.000 Deutsche Mark restauriert.
Der Zahn der Zeit, insbesondere der Holzwurm und die aufsteigende Feuchtigkeit sind nun die Ursache dafür, dass nun eine mit Kosten von über 100.000 Euro noch umfangreichere Restaurierung unaufschiebbar ist, um größere Bauschäden im Innenraum und am Tonnengewölbe zu vermeiden.
Finanzierung
Der Hauptausschuss der Gemeinde beschloss am 13. März 2012, das Projekt wie schon vor 35 Jahren, 25 Prozent der Kosten zu übernehmen. Den gleichen Betrag leistet auch die Diözese. Die Restaurierung unterstützen mit zusammen ebenfalls rund einem Viertel der Kosten die Bayerische Landesstiftung , die Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken und das Landesamt für Denkmalpflege. Das restliche Viertel will die Kirchenstiftung durch Eigenmittel und Spenden finanzieren.
Initiator Thomas Struchholz
Initiator und Projektleiter der Renovierung ist, in die Fußstapfen seiner betagten Mutter tretend, der Veitshöchheimer Landschaftsarchitekt und Friedhofsplaner Thomas Struchholz, der bereits seit 1975 als Kustos fungiert. Der Hobbyhistoriker, der demnächst auch die Ortschronik seiner Mutter in völlig neuer Fassung herausbringt, hat deshalb zu diesem Kleinod einen besonderen Bezug.
Schäden an der Außenhülle
Um die Feuchtigkeitsschäden in den Griff zu bekommen, werden Kirchenschiff und der untere Bereiches des Nadelturmes mit Naturschiefer neu eingedeckt, eine nunmehr umlaufende Dachrinne installiert und eine Drainageleitung rund um das Gebäude verlegt. Die Zimmerer-, Dachdecker und Klempnerarbeiten sind nach der von Architekt Thorsten Götz durchgeführten Ausschreibung mit rund 50.000 Euro der größte Brocken der Restaurierung. Die damit beauftragte Firma Thilo Hammer soll auch das schief stehende Turmkreuz ausrichten.
An der Außenfassade werden vor Erneuerung des Anstrichs die Risse im Mauerwerk geschlossen, die Natursteingewände aus Sandstein instandgesetzt und nachbearbeitet und die Außenfesterbänke mit Kupfer verkleidet. Die durch Witterungseinflüsse stark geschädigte Rundbogen-Eingangstür aus Holz muss vollkommen erneuert werden und darüber müssen hinter den Fensternischen im Turm aus Sicherheitsgründen sogenannte Schallläden installiert werden, damit die sich dahinter befindlichen Glockenklöppel nicht rausfallen können. Überarbeitet wird auch ein Glockengeläute einschließlich Seilführung, weil eine Glocke nicht mehr schwingt.
Schäden im Innenraum
Die nur über eine Außentreppe erreichbare Empore ragt bis zur Hälfte in das Kirchenschiff hinein. Hier sind die aufgetretenen Setzungen an den Empore-Pfosten, wie rechts im Bild sichtbar, durch statische Korrekturen auszugleichen.
Mit einer 6.500 Euro teuren Begasungsaktion der Kapelle vom 16. bis 20. April den Holzwürmern im Innern zu Leibe gerückt werden. Diese hatten vor allem massiv die liturgische Ausstattung im Visier wie im Chorraum den Flügelaltar aus dem Jahr 1579 und den Christus der Kreuzigungsgruppe, ein Werk von Georg Brenck d.Ä. um 1611 bis 1617. Während der Begasungsaktion darf die Kapelle nicht betreten und können auch die im Turm hängenden Glocken nicht bedient werden.
Aufgearbeitet werden sollen auch die beiden kleinen runden Malereien an der linken Wand neben dem Prozessionskreuz und der Madonna mit Kind aus der Barockzeit. Mit den Putz-, Maler- und Trockenbauarbeiten wurde für 16.000 Euro bereits die Firma Anton Schulz beauftragt.
Neue Martinsfigur
Thomas Struchholz sorgte als bevollmächtigter Sachwalter der Kirchenstiftung bereits letztes Jahr dafür, dass die Kapelle wieder über eine Martinsfigur verfügt, nach dem das wertvolle, aus dem 17. Jahrhundert stammende Original aus Sicherheitsgründen 2004 in der Vituskirche Platz fand. Die Kopie fertigte für 4.500 Euro aus Spendengeldern originalgetreu ein Holzschnitzer aus der Rhön und für die kunstvolle Bemalung sorgte kostenlos Rita Struchholz, die Frau des Kustors.