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Arbeitskreis "Landjudentum Unterfranken" tagte in Veitshöchheim - „Jüdisches im Landkreis Würzburg" erlebbar machen

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

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Die Veitshöchheimer Synagoge, eine der denkwürdigsten Stätten jüdischer Kultur im nordbayerischen Raum, war Tagungsort des  Arbeitskreises "Landjudentum in Unterfranken".

Wie Bürgermeister Kinzkofer den 30 Teilnehmern zu Beginn der Sitzung erläuterte, war es einem glücklichen Zufall zu verdanken, dass die Synagoge nun schon seit mehr als 17 Jahren wieder als prunkvolles, orthodoxes Gotteshaus in altem Glanz erstrahlt und Veitshöchheim  seitdem nicht nur mit dem Hofgarten ein Rokokojuwel in seinen Mauern hat, sondern auch eine überregional bedeutende Museumsanlage, deren traditionsreiche Wurzeln bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen.

Im Rahmen der Altortsanierung hatte nämlich im April 1980 der Veitshöchheimer Rat schon entschieden, das jahrzehntelang ein Schattendasein führende, jahrelang auch für Feuerwehrzecke genutzte Baudenkmal als Galerie zu modernisieren. Bei Fundamentarbeiten im März 1986 kamen im Geröll die Keupersandstein-Säulenfragmente einer Lesekanzel und eines Thora-Schreines zu tage. Auf Drängen der Denkmalpflege sprach sich dann der Gemeinderat einstimmig dafür aus, die ehemalige jüdische Kultstätte wieder in ihren früheren Zustand zu versetzen. In Expertenkreisen für Furore sorgten dann auch die bei weiteren Bauarbeiten in der Zwickelpartie des Gewölbetonnengebälks über dem Betsaal sichergestellten Schriften, die sogenannte "Genisa". Es kamen jahrhundertealte Bücher, Zeitschriften, Kalender und handgeschriebene Dokumente zum Vorschein. Die Gemeinde ergriff die Chance, das geistige Innenleben einer jüdischen Gemeinde über mehr als 200 Jahre hinweg in einer noch nicht da gewesenen Vollständigkeit zu dokumentieren.

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So konnte 1994 nach jahrelangen wissenschaftlichen Arbeiten eine großzügige Gesamtanlage mit Synagogengebäude, Genisa-Museum und Seminar- und Archivgebäude eingeweiht werden.

Wie Rotraud Ries, Leiterin des Johanna-Stahl-Zentrums in Würzburg erläuterte, gab es früher  in Unterfranken 151 jüdische Gemeinden sowie 48 noch existierende jüdische Friedhöfe. 50 Personen, in erster Linie Heimatforscher, aus dem gesamten Regierungsbezirk, die seit 2009 im Arbeitskreis "Landjudentum in Unterfranken" mitarbeiten, möchten das Wissen um diesen Teil der unterfränkischen Geschichte stärker in der Öffentlichkeit zu verankern. Dazu wurde im November 2011 ein kooperatives Netzwerk ins Leben gerufen, um Personen und Institutionen zu vernetzen, die sich mit der jüdischen Geschichte und Kultur in Unterfranken befassen. Neben dem Arbeitskreis sind die neun unterfränkischen Landkreise, die Städte Würzburg und Schweinfurt, der Bezirk Unterfranken, das Johanna-Stahl-Zentrum, verschiedene Fördervereine und sieben LAGs (EU-LEADER-Aktionsgruppen) aus Unterfranken als Partner beteiligt. Das Mitwirken im Arbeitskreis steht allen Interessierten offen.

Beim unter dem Motto „Jüdisches im Landkreis Würzburg”  stehenden Treffen in Veitshöchheim gab Dr. Martina Edelmann vom Jüdischen Kulturmuseum Veitshöchheim einen Überblick über die jüdische Geschichte und Einrichtungen im Landkreis Würzburg, wo es etwa 30 jüdische Gemeinden gegeben hat. Synagogen, Friedhöfe und andere bauliche Spuren zeugen nach ihren Worten von der reichen jüdischen Geschichte der Region. Vielfältige institutionelle und private Initiativen durchziehen die Landkarte des Kreises Würzburg rund um die Wissensvermittlung um das regionale jüdische Erbe.

Klaus Rostek, Jugendpfleger des Landkreises Würzburg, stellte die regelmäßigen Jugendaustauschprogramme des Landkreises Würzburg mit seinem israelischen Partnerlandkreis Mateh Yehuda vor. Die deutschen und israelischen Schüler bearbeiten stets konkrete Projekte. So wurde etwa der Film „Gegen das Vergessen – Deutsch-israelisches Videoprojekt Gaukönigshofen 2011” mit drei Zeitzeugen aus Gaukönigshofen produziert. Im Sommer 2012 werden die Jugendlichen an verschiedenen Stationen im Landkreis arbeiten.

Der Arbeitskreis Landjudentum, so kündigte die Netzwerk-Projektmanagerin M.A. Rebekka Denz von der Geschäftsstelle LAG Wein, Wald,Wasser e.V.  in Thüngersheim an, werde aktiv auch zwei Projekte mitgestalten:

  • Zum einen eine Wanderausstellung, die sich exemplarisch der jüdischen Geschichte, deren kultureller Bedeutung, den jüdischen Gemeinden, ihren Institutionen, der Wirtschaftsgeschichte und einzelnen Biographien widmet.
  • Zum anderen die Ausarbeitung von Themenwegen, auf denen die jüdische Geschichte der Region in Form von Stadtrundgängen, Radwegen und Rad-Wanderwegen „begehbar” gemacht werden soll. Dieses Wege-Netzwerk soll den Regierungsbezirk Unterfranken durchziehen und verstehe sich als touristisches Angebot sowie als sichtbare Erinnerungsarbeit in der Region.

Für Interessierte will man weiter in den nächsten Wochen zwei Tagesexkursionen auf den Spuren der jüdischen Vergangenheit im Landkreis Würzburg anbieten:

  • Die erste Exkursion führt am 29. April 2012 von Höchberg, Zell a. M. und Veitshöchheim bis nach Rimpar.
  • Die zweite Exkursion am 10. Juni 2012 verläuft von Aub über Gaukönigshofen bis nach Allersheim. Ein Reisebus startet und endet jeweils in Würzburg.
  • Zeitnah sollen weitere Tagesexkursionen in den anderen Landkreisen des Bezirks Unterfranken stattfinden.
  • Nähere Informationen dazu sind per Mail an denz@landjudentum-unterfranken.de zu erhalten.

Die Internetseite http://www.landjudentum-unterfranken.de wird in den nächsten Tagen veröffentlicht.

 

 

 

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