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Ein Signal geht um die Welt - Die US-Übung „Warfighter“ nutzt das Fernmeldebataillon 10, um den Betrieb einer Funkstrecke zwischen Grafenwöhr und Veitshöchheim zu üben

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Eine Wiese auf dem Standort-Übungsplatz Veitshöchheim – die Sonne scheint, es ist Frühling. Drei Soldaten des Fernmeldebataillons 10 packen ihr Material aus, platzieren den Fuß eines Antennenmasts, überprüfen den sicheren Stand, spannen Sicherungsleinen und befestigen sie mit Erdnägeln. In wenigen Minuten ist der Teleskopmast ausgefahren und die Strahler strecken sich in den Himmel.

Bei der über drei Wochen gehenden  US-amerikanischen Übungsserie „Warfighter“ in  Grafenwöhr in der Oberpfalz/Bayern stellte die 10. Panzerdivision ihre Verteidigungsfähigkeit auf die Probe. Diese am Dienstag zu Ende gegangene Gefechtsstandübung nutzte das Fernmeldebataillon 10, um den Aufbau und Betrieb einer HF-Funkstrecke zwischen Veitshöchheim und Grafenwöhr zu üben. HF-Funk dient als „Backup“ für den Fall, dass die Satellitenkommunikation gestört ist.

Experte für Hochfrequenzfunk: Oberfeldwebel Max M. in einer Ausbildungshalle in der Balthasar-Neumann-Kaserne in Veitshöchheim.

Oberfeldwebel Max M. ist so etwas wie der Hochfrequenz-Papst der 10. Panzerdivision. Als Führer des HF-Funktrupps ist es seine Aufgabe, die Funkverbindung zwischen den Gefechtsständen der Division und jenen ihrer Brigaden und Divisionstruppen herzustellen. Als „Backup“ soll die HF-Funkstrecke die Führungsfähigkeit der Division auch dann aufrechterhalten, wenn die Satellitenkommunikation unterbrochen ist. „Ich nutze die Gefechtsstandübung der Division, um parallel meine Soldaten auszubilden und im Aufbau und Betrieb einer Funkstrecke zu üben“, erklärt der 28-Jährige aus dem fränkischen Dinkelsbühl. Seit 2016 ist der Oberfeldwebel Soldat der Bundeswehr. Auf seinen Wunsch ließ er sich vor drei Jahren ins Veitshöchheimer Fernmeldebataillon versetzen: „Ich wollte weitermachen, dazulernen und Verantwortung übernehmen.“

Verteidigung der NATO-Ostflanke

HF-Experte: Oberfeldwebel Max M. nutzt die Teilnahme der 10. Panzerdivision bei der US-Übung „Warfighter“, um sein Team üben zu lassen.

Der sogenannte HF-Funktrupp baut eine Hochfrequenz-Funkstrecke zwischen Veitshöchheim und Grafenwöhr auf und übt deren Betrieb während einer Übung, die für die 10. Panzerdivision einen Meilenstein darstellt auf dem Weg zu einem einsatzbereiten Großverband, der die Landes- und Bündnisverteidigung an der NATO-Ostflanke sicherstellen soll. Als erster deutscher Großverband nimmt die 10. Panzerdivision an der US-amerikanischen Übungsserie „Warfighter“ teil, um gemeinsam mit US-Amerikanern, Briten, Franzosen, Niederländern, Polen und Litauern unter der Führung des III. Armoured Corps die Verteidigung Litauens zu üben.

 Verbindung zu den Brigaden

In kurzer Zeit hat die 10. Panzerdivision eine Funkverbindung: Auf dem Standortübungsplatz in Veitshöchheim schlagen die Fernmelder Erdnägel ein, um den Antennenmast abzuspannen.

Ausbildung an anderen Standorten

Die Technik stammt noch aus den 90er Jahren: Die HF-Funkstrecke sichert die Führungsfähigkeit der 10. Panzerdivision für den Fall, dass die Satellitenverbindung ausfällt.

„Der Umgang mit Technik hat mir immer schon gelegen. Da lag es nahe, zum Fernmeldebataillon zu wechseln“, erklärt Oberfeldwebel Max M. An der Zentralen Betreuungsstelle für Aus- und Weiterbildung ließ er sich zum IT-Systemexperten ausbilden. Inzwischen hat er sich so sehr in das Thema „Hochfrequenz“ eingearbeitet, dass er als Experte zu den Verbänden der Division reist, um deren Fernmeldesoldaten auszubilden.

Nun wird in großen Schritten ein IT-Systemverbundtest vorbereitet, bei dem von September bis November ein HF-Verbund in größerem Maßstab aufgebaut wird. „Dabei wollen wir die Erfahrungen aus der Warfighter-Übungsserie für die anderen Divisionen des Heeres und die Kräfte des Kommandos Cyber- und Informationsraum auswerten und umsetzen“, erklärt der Kommandeur des Fernmeldebataillons 10, Oberstleutnant Ole Napiwotzki.

Wichtige Arbeit im Hintergrund

Mit kritischem Blick überprüft Oberfeldwebel Max M. sein Gerät.

Eine Gefechtsstandübung der Division ist für die Veitshöchheimer Fernmelder immer eine besondere Herausforderung: Im Hintergrund ziehen die Soldatinnen und Soldaten im wahrsten Sinne des Wortes die Strippen und sorgen auch dafür, dass die unterschiedlichen technischen Systeme der Streitkräfte anderer NATO-Staaten miteinander verknüpft werden.

Ohne Technik geht nichts – und meist nimmt das Personal im Gefechtstand an den Rechnern und Bildschirmen das Wirken der Fernmelder erst dann wahr, wenn tatsächlich einmal nichts mehr geht. Dann wird es für die Fernmelder besonders herausfordernd, weil die Systeme unter Hochdruck wieder zum Laufen gebracht werden müssen.

Signal über die Ionosphäre

Die Fernmelder des HF-Trupps überprüfen den sicheren Stand des Antennenmastes.

Das Kernsystem für die Übung „Warfighter“ stellt das IT-Bataillon 293 aus Murnau mit seiner Satallitenkommunikationstechnik bereit. Damit wird beispielsweise der Datenfluss zum US-amerikanischen III. Armoured Corps in Texas sichergestellt.

Obwohl das Gerät des Oberfeldwebels schon etwas älter ist, bleibt es als „Backup“ unverzichtbar.

Das seit 1994 entwickelte und 2007 in die Bundeswehr eingeführte Funkgerät HRM 7400 sendet sein Signal im Frequenzbereich von zwei bis 30 Megahertz über die Ionosphäre, also jenem Bereich der Atmosphäre, die mit ihren Elektronen und Ionen Funksignale reflektiert und so weltweite Funkverbindungen ermöglicht.

Für den Verbundtest steigt das Fernmeldebataillons 10 teilweise schon auf die neueste Generation um: Das PRC 160 wird seit 2023 in der Bundeswehr eingeführt.

Reichweitentest nach Afrika

Vor dem Ausfahren des Antennenmastes überprüft Oberfeldwebel Max M. ob die Strahler, über die das Signal ausgestrahlt, festsitzen.

Die Bandbreite ist zwar geringer als bei der Satellitentechnik, aber Textdateien wie beispielsweise einen Divisionsbefehl schickt das System zuverlässig um die ganze Welt. Wie gut das funktioniert, hat er vor zwei Jahren selbst bei einem Reichweitentest miterleben dürfen. Ein Funktrupp der Bundeswehr in Niamey im zentralafrikanischen Niger hatte eine Verbindung ins 7000 Kilometer entfernte Deutschland aufgebaut. Die Gegenstellen funkten aus Kalkar am Niederrhein, aus Milte im Münsterland und aus Gatow bei Berlin.

Die Botschaft: „Versuch’s erst gar nicht!“

Mit Seilen sichern Oberfeldwebel Max M. und Stabsunteroffizier Fabian N. den Antennenmast.

Auf dem Truppenübungsplatz im oberpfälzischen Grafenwöhr steht nun die Gegenstelle. Dort legt die Division nun in der „Main Exercise“ ihren Endspurt im „Warfighter 25“ hin. Damit wären nun zwei Drittel der drei Jahre andauernden Übungsserie absolviert, im Oktober geht es schon in den ersten Übungsturnus des „Warfighter 26“.

Mit der Übungsserie testet die Division ihren Leistungsstand. Dies sei ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Einsatzbereitschaft im internationalen Umfeld, erklärt der Divisionskommandeur, Generalmajor Jörg See. „Denn die reibungslose Zusammenarbeit mit den US-Streitkräften ist ein wichtiger Baustein einer professionellen Division.“ So diene die Übung auch einer wirkungsvollen Abschreckung gegenüber Russland. Der Divisionskommandeur verdeutlicht dies in einfachen Worten: „Die Botschaft lautet: Versuch’s erst gar nicht.“

Info: Die Übungsserie „Warfighter“

Jetzt geht es in die Höhe: Von Hand fährt Oberfeldwebel Max M. den Teleskopmast aus.

  • 👉 Dreijährige Übungsserie der US-Armee für Korps- und Divisionsstäbe auf höchster taktischer Ebene
  • 👉 Simulationsbasiert über ein digital vernetztes Computersystem
  • 👉 Kriegsorientiert-fiktives Übungsszenario für den möglichen Bündnisfall
  • 👉 Gefechtsstandübung mit bis zu vier Durchgängen im Jahr
  • 👉 Rund 10.000 Teilnehmer aus mehreren Staaten (davon mehr als 500 der Bundeswehr)
 Technische Daten HRM 7400

Die Antenne steht: Nun haben die Gefechtsstände der 10. Panzerdivision eine Funkverbindung zu den Brigadestäben.

  • 👉 Bezeichnung: HRM 7400 Gefechtsstandausstattung (High Frequency Radio Mobile 7400)
  • 👉 Höhe des Antennenmastes: 10 Meter
  • 👉 Frequenzbereich: 1,5 – 29,999 MHz (Kurzwelle)
  • 👉 Sendeleistung: bis zu 400 Watt
  • 👉 Bandbreite bis 9600 Bit pro Sekunde

Fotos: Oberstabsgefreiter Zachery White - Text: Oberstleutnant Karsten Dyba M.A.

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