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Kunstschaffende gaben in Veitshöchheim an diesem Wochenende zum 21. Mal Einblicke in ihr künstlerisches Wirken

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Bereits zum 21. Mal luden Kunstschaffende in Veitshöchheim am vergangenen Wochenende zu den Tagen der Offenen Ateliers ein – organisiert von Kulturamtsreferentin Karen Heußner. An acht Stationen öffneten sich Ateliers, Gärten und Wohnzimmer für Besucherinnen und Besucher, die einen Blick hinter die Kulissen kreativen Schaffens werfen wollten. Doch es könnte das letzte Mal in dieser Form gewesen sein: Aus Künstlerkreisen war angesichts des verhaltenen Interesses von einem möglichen Aus für die Veranstaltung zu hören.

Zwei Tage zuvor hatten sich die Kunstschaffenden, eingerahmt von der gemeindlichen Kulturreferentin Karen Heußner und Bürgermeister Jürgen Götz, vor der Hofgartenmauer für ein Foto versammelt,  v.l.n.r. vorne Claus Orgzall, Elisabeth Maseizik, Sophie Brandes und Ines-Constanze Flesch, sowie hinten die Petra Söder, Ursula Peterson, Katharina Schwerd, Kathrin Feser und Petra Zimmermann, (es fehlte Michaela Lutz).

 Katharina Schwerd (Station 1):

Erste Station laut Routenplan war bei der Mode- und Schmuckdesignerin Katharina Schwerd (rechts) in der Würzburger Straße 30, die hier mit viel Phantasie, Witz und Charme höchst individuelle Einzelanfertigungen an Mode, Schmuck oder Accessoires präsentierte, wie im Bild diesen außergewöhnlichen Rock. Zu Gast war bei Schwerd auch wieder die Absolventin des California College of Arts and Crafts in San Francisco Kathrin Feser (links) mit ihren neuesten Ping-Pong Collagen, deren Abbildungen Schwerd auch auf dem Rock und auf ihren genähten Leder-Handtaschen verarbeitet.

 

Kathrin Feser

 

In einem kleinen Schuppen im Garten von Katharina Schwerd präsentierte Kathrin Feser weiter neben einer Auswahl aus der fortlaufenden, mit Adobe Photoshop aus eigenem Fotomaterial digital erstellten Serie von "Ping-Pong Collagen" (Foto unten) neue, kleine Zeichnungen, größtenteils von Skulpturen aus dem Veitshöchheimer Rokokogarten, aber auch witzige Karikaturen "Frauchen mit Hund beim Gassigehen", "Super-Woman" und für ein Präsent zum Muttertag "nicht verwelkende" Blumensträuße, alles mit Buntstiften auf Papier gemalt.

Michaela Lutz (Station 2)

Im Gartenpavillon in der Würzburger Straße 6 offenbarte die Fotokünstlerin ihre beeindruckenden Höhlen-Fotos.

Mit ihrem Partner Georg Scheuring ist sie immer wieder in Höhlen im In- und Ausland unterwegs, um die Schönheit der unterirdischen Natur ins rechte Licht zu setzen. Diese faszinierende Welt bleibt den meisten Menschen zeitlebens verborgen.

Für ihre eindrucks- und anspruchsvollen Höhlenfotos braucht sie aber Zeit, viel Zeit, denn diese Bilder macht man nicht einfach so im Vorbeigehen, sondern man muss sich bereits im Vorfeld mit der Höhle auseinandersetzen.

Um die Stimmung in einer Höhle naturnah festzuhalten, bedarf es funkgesteuert Zeitaufnahmen mit Kunstlicht.

Wie auch in den Fotos der Künstlerin zu sehen, dient ihr Mann generell ein Modell, den sie - in welcher Höhle auch immer – in Szene setzt,  was in riesigen Hallen als Größenvergleich dient.

Faszinierend sind auch die Kunstgebilde der durch kalkhaltiges Wasser gebildeten Tropfsteine, die je nach Art  als Stalaktiten, Stalagmiten oder Stalagnaten bezeichnet werden.

Elisabeth Maseizik  (Station 3):

In der Würzburger Straße 1, Eingang Obere Maingasse offenbarte die Künstlerin  in ihrem Atelier ihre Arbeitsweise, wie sie ihre meist abstrakten, bunten und lebendigen Acrylbilder auf Leinwand kreiert.

Deren Strichführung in Farben erzählen nach ihren Worten wunderschöne Geschichten, so wie auf dem Gemälde in der Mitte, wo die Figuren einer Festgesellschaft voller Fröhlichkeit den Frühling feiern.

Das abstrakte Gemälde links duftet förmlich nach Lavendel im Herbst, während rechts ein von ihr auf dem Trampfelpfad zur Staustufe links des Mains entdeckter, bereits abgestorbener Baum einen Ast austreibt.

Ines-Constanze Flesch (Station 4):

Seit 2017 hat sich Ines-Constanze Flesch der Ikonenmalerei auf Holz und seit 2023 der sakralen Kleinkunst verschrieben. Im Vorjahr stellte sie erstmals ihre Kunstwerke beim Herbstmarkt der Kolpingsfamilie und nun erstmals im Rahmen der Tage der Offenen Ateliers  aus.

Flesch: "Die Ikone ist ein Mittel der Glaubensverkündung. Beim Herstellen einer Ikone kommt man in Berührung mit dem Wort. Daher wird sie nicht gemalt, sondern geschrieben. Die zugrundeliegenden Vergoldungs-, Mal- und Konzeptionstechniken entspringen einer langen überlieferten Tradition, sind durchdrungen von Symbolik und begleitet von Liturgie."

Sophie Brandes (Station 5)

Noch voller Schaffenskraft ist im Alter von 81 Jahren die  Malerin in ihrem Atellier  in der Unteren Maingasse 25 (Station 4). Die Besucher sind immer wieder bass erstaunt, über die unendliche Fülle von Kunstobjekten, die alle Räume ihres Hauses auf einer Wohnfläche von 120 Quadratmeter mehr oder weniger vollständig ausfüllen. Selbst die Garage  hat die sei 20 Jahren in Veitshöchheim ansässige Künstlerin, wie im Bild zu sehen, zum Ausstellungsraum umfunktioniert. Hier präsentierte sie ihre abstrakte Malerei in Acryl und Kreid, hautpsächlich Monotypien und großformatige Collagen (wie im Bild links), die in letzter Zeit entstanden. Wie sie sagt, hat sie zuletzt nach über 50 Jahren ihrer Berufslaufbahn als Bildende Künstlerin (Diplom Deutsche Meisterschule München1967) eine "wilde" Richtung eingeschlagen

Als Zeichnerin und Graphikerin ausgebildet hat sie im Rückblick zehn Jahre als Modezeichnerin gearbeitet, als freie Illustratorin für zahlreiche Verlage bis heute. So hat sie Tiefdruck bei Friedrich Meckseper gelernt (Radierung) und Ölmalerei im Umfeld des Heidelberger Malerkreises, dem sie ein Jahrzehnt angehörte. Als ihr privater Weg sie nach Mallorca führte, hat sie künstlerisch die Dreidimensionalität entdeckt: plastische Wandobjekte aus Treibholz, Blech u.a. ,sowie freistehende Skulpturen.

In den Nach-Corona-Jahren arbeitete Brandes schwerpuntmäßig mit Experimenten im und während Tiefdrucks, auf dem Foto vorne mit einer Druckwalze kreiert.

Petra Zimmermann (Station 6)

Die Ziegen sind weiterhin ihr bevorzugtes Sujet, das Ausprobieren von verschiedensten Techniken immer wieder eine neue Herausforderung.

Vergangenes Jahr hat sich die Künstlerin eine Druckerpresse zugelegt und damit wieder ein neues Ausdrucksmittel gefunden. Weiterhin erarbeitet sie ihre Skizzen,  zeichnet die Zutaten ihrer Menüs, um sie dann auf großformatige Leinwände zu bringen.

Ursula Peterson (Station 7)

Die Künstlerin widmet sich in ihrem Atelier "Glastraum"  in der Schillerstraße 11 der faszinierenden Technik des Glasperlenwickelns. Glas mit Hilfe von Feuer von einem festen in einen flüssigen Zustand zu verwandeln und nach ihren Vorstellungen zu formen ist ihre große Leidenschaft. Sie experimentiert dabei mit Treibholz, Keramik und anderen Werkstoffen. In ihren teils humoristischen Figuren kombiniert sie gekonnt transparente mit opaken Elementen und schafft so einzigartige Kunstobjekte.

Claus Orgzall (Station 8)
 
In der Raiffeisenstraße 1 hat sich der Künstler neben den bereits bekannten Skulpturen aus Treibholz in Verbindung mit Nautilus Schalen und Fossilien etwas neues einfallen lassen und eine Serie Segelschiffe geschaffen, die nur aus angeschwemmten natürlichen Materialien bestehen.
Findet man ein Treibholzteil welches ein Rumpf werden hönnte, so hat man nach seinen Worten schnell aus der riesigen Menge von Bambus, Schnüren,Seilen,Netzen u.s.w.genügend Material, um ein originelles Segelschiff entstehen zu lassen. Und die Segel???
Orgzall: "Kein Problem, denn überall in Thailand stehen die bis zu 15m hohen Zuckerpalmen. (Arenga pinnata) Die werfen jährlich ihre großen Blätter ab und daraus lassen sich wunderbare Segel schneiden. Also alles Natur in Naturfarben. Die Objekte eignen sich zur Ergänzung und als Eyecatcher in exclusivem Wohndesign und geben dem Ganzen eine besondere Note. Ein Tipp für Innenarchitekten, die etwas Neues suchen."

Nur wenig verarbeiten musste der Künstler bei diesem in Thailand angeschwemmten Treibgut, das er in Händen hält, ein überdimensionales Seepferdchen darstellend. Rechts unten hat er ein eisenhartes Treibholz  aus Namibia zu einer Vogel-Strauß-Leuchte verarbeitet.

Ein Eye-Catcher ist diese Cronuta-Muschel auf einem von einem thailändischen Fischerbrot abgebrochenen Mastenstück, von Orgzall zu einer interessanten Raumleuchte verarbeitet.

Petra Söder  (Station 8)

Gleich nebenan im Foyer präsentierte die Malerin farbenprächtige, vielschichtige und dynamischen Strukturen, die mit der Fluid-Art-Acryltechnik entstehen. 

Dabei fließen die Farben in einzigartigen, nicht reproduzierbaren Verläufen über die Leinwand und formen organisch anmutende Farblandschaften – durchzogen von zell- und ringförmigen Mustern, voller Energie und Bewegung.


 

Aus diesen lebendigen Hintergründen treten figürliche Motive hervor, die eine Komposition, Ordnung und mehrdeutige Bildtiefe entstehen lassen. 

Fazit: Die Vielfalt der Ausdrucksformen – von Malerei über Fotografie bis zu Glas- und Holzkunst – machte die 21. Ausgabe der Offenen Ateliers erneut zu einem beeindruckenden Querschnitt kreativen Schaffens in Veitshöchheim. Ob und wie es 2026 weitergeht, bleibt offen.

Fotos Dieter Gürz

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