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In der "unendlichen Geschichte" des Glasfaserausbaus im Veitshöchheimer Gewerbegebiet und den Ortsteil Gadheim ist nun Land in Sicht: Bund/Land bewilligten 723.000 Euro Fördermittel

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Zu einer Stippvisite ins Veitshöchheimer Rathaus kam dieser Tage der CSU-Stimmkreisabgeordnete im Bayerischen Landtag Björn Jungbauer (re.), um Bürgermeister Jürgen Götz und seinem Tiefbauingenieur Jürgen Hardecker eine frohe Botschaft zu verkünden: Bayerns Finanzminister Albert Füracker hatte ihm mitgeteilt, dass das Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung der Gemeinde Veitshöchheim eine Zuwendung im Rahmen der Kofinanzierungs-Gigabitrichtlinie 2.0 in Höhe von 321.713 Euro (= 40 Prozent Landesmittel) für den Glasfaserausbau im Gewerbegebiet und im Ortsteil Gadheim zugesagt hat. Damit werde der geförderte Glasfaserausbau in Jungbauers Stimmkreis durch den Freistaat Bayern weiter unterstützt und so komme man dem gemeinsamen Ziel einer flächendeckenden Gigabitversorgung wieder ein deutliches Stück näher.

Bereits am 10. März 2025 ging so bei der Gemeinde Veitshöchheim der Förderbescheid des vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr mit der Breitbandförderung für das Los A (u.a. Bayern) beauftragten Projektträgers, der PwC GmbH  in Berlin ein, mit dem Bundesmittel in Höhe 383.000 Euro für den Förderzeitraum bis Ende Februar 2028 bewilligt wurden. Das sind 50 Prozent der Wirtschaftlichkeitslücke von 766.000 Euro, die der Firma GlasfaserPlus, ein Gemeinschaftsunternehmen der Deutschen Telekom und des IFM Global Infrastructure Fun,  bei der Glasfaser-Erschließung im Veitshöchheimer Fördergebiet (Gewerbegebiet und Gadheim - siehe Plan) entstehen. Von der Gemeinde zu tragen ist ein Eigenanteil von 76.600 Euro (= 10 Prozent).

Sobald der Förderbescheid über die bayerischen Landesmittel bei der Gemeinde eingeht, kann laut Bürgermeister der Vertrag mit GlasfaserPlus abgeschlossen werden. Die Firma werde dann zunächst einen genauen Trassenplan für den Ausbau der Glasfaserversorgung in den beiden Gebieten ausarbeiten.

Die Firmen im Veitshöchheimer Gewerbegebiet müssen sich deshalb wohl noch einige Zeit gedulden, bis sie tatsächlich vor Ort einen Glasfaseranschluss haben.

Nicht zu trifft dies auf die Firma rockenstein AG, ein bedeutender Player der digitalen Transformation, die in der Schleehofstraße im Veitshöchheimer Gewerbegebiet im Juni 2023 ganz groß die Fertigstellung des neuen Büro- und Rechenzentrumgebäudes feiern konnte. Sie verfügt durch eigene Verträge mit verschiedene Anbietern bereits über einen Glasfaseranschluss  mit sensationell schnellen Bandbreiten von bis zu 100 Gbit/s.  Ihre Kunden können so über skalierbare Internetanbindungen über Kupfer, Funk und Glasfaser bis zu 100 Gbit/s ins Netz gehen. Ihr ringförmiger Glasfaser-Backbone sorgt für eine zuverlässige und hochperformante Zuführung zum Internet und auch zu den Kundenstandorten via fibreConnect.

  • FTTC = Fibre To The Curb: Bei FTTC-Anschlüssen endet das Glasfasernetz in den Verteilerkästen am Bürgersteig (Curb). Die letzte Meile wird weiterhin mit vorhandenen Kupferleitungen realisiert.
  • FTTB = Fibre To The Building: Bei FTTB-Anschlüssen werden Glasfaserkabel bis in das jeweilige Gebäude (Building) verlegt.
  • FTTH = Fibre To The Home: Hier wird ein Glasfasernetz bis zu jedem einzelnen Haushalt oder Büro eines Gebäudes ausgebaut. Das Glasfaserkabel endet am Anschluss der Wohnung oder des Büros. Ein FTTH-Anschluss ist deshalb die bestmögliche Breitbandverbindung, da das gesamte Netz mit Glasfaser realisiert wurde und keine Kupferanteile mehr vorhanden sind, die die maximal möglichen Leistungen und Geschwindigkeiten schmälern könnten

Hintergrund

Bis 2030 soll Deutschland flächendeckend mit Glasfaser ausgestattet werden – ein entscheidender Schritt für die Zukunftsfähigkeit und Innovationen in allen Bereichen des Landes. Der Glasfaserausbau wird hauptsächlich von den Telekommunikationsunternehmen vorangetrieben. In Gebieten in denen ein wirtschaftlicher Ausbau nicht möglich ist, unterstützt der Staat aktiv mit der Gigabitförderung, um gleichwertige Lebensverhältnisse in der gesamten Bundesrepublik zu schaffen. In die Förderung können Privatadressen aufgenommen werden, die über weniger als 100 Mbit/s im Download verfügen und gewerbliche Adressen mit weniger als 200 Mbit/s symmetrisch.

Aufgrund der Förderrichtlinie des Bundes für den Breitbandausbau vom 26.4.2021 wurde in Veitshöchheim 2022 eine
Markterkundung durchgeführt. Dabei ergaben sich die förderfähigen Adressen, welche dann in Ausbaugebieten zusammengefasst wurden. Wie aus dem Kartenwerk zu ersehen ist, können in den Genuss der staatlichen Förderung einzig das Gewerbegegbiet und der Ortsteil Gadheim kommen. Mit Beschluss vom 21. Juni 2022 legte dann der Gemeinderat dementsprechend das förderfähige Ausbaugebiet fest und stimmte der Teilnahme am Auswahlverfahren zu.

Wie aus der Karte zu ersehen ist, verfügten 2022 die übrigen Gebiete Veitshöchheim überwiegend überwiegend über eine Bandbreite von mindestens 500 Mbit/s (blaue Punkte).

Rückblick, was bisher geschah

2012

"Schnelles Internet ist ein wichtiges Standortkriterium für unsere Gemeinde",  lautete stets die Devise in Veitshöchheim, inbesondere seit April 2012,als die Bayerische Staatsregierung die ersten Eckpunkte zur Förderung des Hochgeschwindigkeitsinternets in ganz Bayern beschloss. Veitshöchheim war dann eine der ersten Kommunen in der Region, die zum Aufbau eines Hochgeschwindigkeitsnetzes bereits im Dezember 2012 das Büro Dr. Först Consult aus Würzburg mit der Planung und der Ausschreibung beauftragte mit dem Ziel, die laut Förderprogramm höchstmögliche Versorgung von 50 MBit/s im gesamten Gemeindegebiet zu ermöglichen.

Insbesondere im Industriegebiet an der Kaserne bestand für Firmen, die online eine Menge von Daten wie beispielsweise auch Videos an ihre Kunden transportieren müssen, wegen des niedrigen DSL-Anschlusses von unter 4000 MB ein sofortiger Handlungsbedarf. Dazu führte die Gemeindeverwaltung Vorgespräche mit einem Breitbandberatungsbüro und mit Netzbetreibern geführt

Eine Markterkundung 2013 ergab, dass die Telekom einen Selbstausbau im Gewerbegebiet und Gadheim (Kumulationsgebiet) durchführt. Die hierfür entstehenden Kosten wurden vorab auf ca. 1,1 Mio Euro geschätzt. Vorausgesetzt, die Gemeinde hätte den staatlichen Förderhöchstbetrag von 500.000 Euro bekommen, hätte die Gemeinde noch 600.000 Euro drauflegen müssen.

2016

Die Telekom baute vielmehr als Investor eigenwirtschaftlich ein Hochgeschwindigkeitsnetz mit Kosten von 1,5 Mio. Euro im ganzen Ortsgebiet einschließlich Gewerbegebiet und Gadheim aus. Über 4200 Haushalte konnten mit der Freischaltung am 17. März 2016 (im Bild) sofort schnelles Internet nutzen. Dazu ließ die Telekom im Ort 14 Kilometer Glasfaserkabel verlegen und flächendeckend 22 Multifunktionsgehäuse mit modernster Technik installieren. In der Gemeinde Veitshöchheim stehen mit der Freischaltung bis zu 100 Megabit pro Sekunde (MBit/s) im Download und bis zu 40 Megabit pro Sekunde (MBit/s) im Upload zur Verfügung. Bei Hausanschlüssen, die bis zu 400 Meter Kabellänge vom Verteilerkasten entfernt sind, beträgt der Download-Wert noch 80 Mbit/s, bei 600 Meter an die 50Mbit/s im Download (Upload 10- 40Mbit/s).

Der Gemeinde sind dabei keine Kosten entstanden. Das neue Netz ist so leistungsstark, dass Telefonieren, Surfen und Fernsehen gleichzeitig möglich sind. Davon profitieren rund 4200 Haushalte in Veitshöchheim. Für die Gemeinde fallen dabei keine Kosten an. Im Förderverfahren wären lediglich das Gewerbegebiet und Gadheim berücksichtigt worden - alleine dieser Bereich hätte die Gemeinde trotz Förderung von rd. 50 Prozent 125.000 Euro gekostet.

Im 2015 bestehenden Gewerbegebiet ist auch ein Glasfaseranschluss möglich. Hier liegen bereits die Leerrohre der Telekom. Im damals erweiterten Gewerbegebiet verlegte die Telekom sowohl Kupfer- als auch Glasfaserleitungen, so dass Betriebe auch den wesentlich kostengünstigeren Kupfer-Anschluss wählen konnten. Hier wurden die Grundstücke einzeln angefahren. In neuen Wohnbaugebieten verlegte dagegen die Telekom nur noch Glasfaser.
Auch nach dem Selbstausbau der Telekom, der der Gemeinde keinen Cent kostete, blieb der Wettbewerb erhalten, sind die Anschlussnehmer nicht an die Telekom gebunden.

Drei Schritte zum schnellen Internet

Erstens: Auf der Strecke zwischen der örtlichen Vermittlungsstelle und dem Multifunktionsgehäuse (MFG), die großen grauen Kästen am Straßenrand, wird das Kupferkabel durch Glasfaserkabel ersetzt. Glasfaser ist das schnellste Übertragungsmedium. Das hohe Tempo hat allerdings seinen Preis: Das Verlegen von Glasfaser kostet rund 70.000 Euro pro Kilometer.

Zweitens: Die Multifunktionsgehäuse werden mit moderner Technik ausgestattet und zu einer Art Mini-Vermittlungsstelle. Dort werden unter anderem die Datenpakete vom Kupferkabel auf die Glasfaser übergeben. Die MFG werden über das Ausbaugebiet verteilt. Die Entfernung zwischen Kunde und MFG soll möglichst gering sein.

Es gilt die Faustformel: Je näher der Kunde am MFG wohnt, desto höher ist seine Geschwindigkeit.

Drittens: Die Kupferleitung, die vom MFG zum Kunden führt, wird durch Vectoring-Technik schneller. Vectoring beseitigt die elektromagnetischen Störungen, die auf der Kupferleitung auftreten. Dadurch ist mehr Tempo beim Herauf- und Herunterladen möglich. Beim Herunterladen erhöht sich die Geschwindigkeit von 50 auf bis zu 100 Megabit pro Sekunde (MBit/s). Beim Heraufladen vervierfacht sich die Geschwindigkeit von 10 auf bis zu 40 MBit/s. Das hilft beim Austausch von Dokumenten, Fotos und Videos im Internet. Das neue Netz ist so leistungsstark, dass Telefonieren, Surfen und Fernsehen gleichzeitig möglich sind.

2019

Gut drei Jahre später hat die Digitalisierung auf dem Weg zur Gigabit-Gesellschaft schon wieder einen rasanten Sprung nach vorne gemacht. Der Ferienausschuss beauftragte im August 2019 das Büro Dr. Först Consult, Würzburg für 40.000 Euro mit Beratungsleistungen zur Umsetzung des von der Bundesregierung vorgegebenen Ziels einer flächendeckenden Glasfaserversorgung bis ins Haus, ja bis in jede Wohnung. Die Vergabe war durch die Förderung kostenneutral.

Dem Büro oblag die Ermittlung der aktuellen Breitbandversorgung und der Ausbaupläne der Netzbetreiber, die Durchführung einer Markterkundung (Ergebnisse vorstehend unter "Hintergrund") und eines Runden Tisches, die Erstellung eines Struktur- und Masterplans zum Aufbau einer Glasfaserversorgung bis ins Gebäude. Dies dient dann auch als Grundlage für neue Förderprogramme ab 2020.

Schon damals hieß es, dass der flächendeckende Glasfaser-Ausbau aber noch einige Jahre dauern wird, da nicht genügend Tiefbau-Kapazitäten zur Verfügung stehen.

Zur Glasfaser-Erschließung wurde bis dahin schon einiges im Ort getan. So hat die Gemeinde bei den Gehwegausbauten in der Günterslebener Straße und in der Gartensiedlung bereits auf eigene Kosten  Glasfaser-Leerrohre verlegt. Auch bei der Erschließung des Neubaugebietes „Sandäcker“ war die Mitverlegung von Glasfaser gewährleistet.

Im März 2019 lässt die Gemeinde neue Leerrohre zwischen dem Telekom-Übergabepunkt in der Bilhildisstraße und dem Serverraum im neu ausgebauten Mittelbau des Rathauses verlegen zur Anbindung über Glasfaser mit einer 150 Mbit-Leitung.

Im Juni 2019 erhielt die Gemeinde den Förderbescheid des Freistaates Bayern über 14.000 Euro für den direkten Anschluss der Eichendorff-Schule mit Glasfaser.

In der Ferienausschuss-Sitzung im August 2019 vergab das Gremium für 46.000 Euro den Auftrag an die Firma KBF Kaspar Kirsch Bau GmbH, das bereits bestehende Leerrohrsystem in der Bilhildisstraße und Echterstraße zu erweitern, um eine Glasfaser-Querverbindung von der Bücherei im Bahnhof zur Gemeindeverwaltung zu schaffen. Dadurch konnten die Server in der Bücherei entfallen und erhebliche Kosten eingespart werden.

2020

Die Gemeinde Veitshöchheim war unter den 40 Gemeinden in Unterfranken, denen Bayerns Finanz- und Heimatminister Albert Füracker am 27. Juni 2020 in Nürnberg einen  Förderbescheid für für einen direkten Glasfaser-Anschluss der Eichendorff-Schule aushändigte.

Im Gehweg lagen bereits die Leerrohre, in welche die Glasfaserleitung nur noch eingeschoben werden musste. Lediglich vom Gehweg in die Schule müsse der Anschluss komplett neu verlegt werden. Bei einer Förderquote von  90 Prozent betrug der Eigenanteil der Gemeinde an den Kosten von 15.000 Euro nur 10 Prozent. Damit stand dem WLAN-Zugang an Grund- und Mittelschule nichts mehr im Wege.

September 2022

Bei der Sanierung der Kirchstraße werden schwarze Leerrohre  für Strom- und Telekomunikationskabel sowie ein orangefarbener Speedpipe Rohrverband verlegt, mit dem der spätere Netzbetreiber die Anrainer mit Glasfaser versorgen kann.  Mit dieser Vorleistung erspart sich die Gemeinde später ein erneutes Aufreißen der Straße.Vorbereitet ist so auch bereits, wie rechts zu sehen, der Glasfaseranschluss der VR-Bank in der Kirchstraße.

Fotoaufnahmen: Dieter Gürz

August  2023

In der Thüngersheimer Straße wurde das Porphyrpflaster der Fahrbahn durch Asphalt ersetzt. Am östlichen Fahrbahnrand, wurden auch Lehrrohre in den Untergrund verlegt. Dies erfolgte, um in Fortführung der Kirchstraße später eine leistungsstarke Glasfaser-Direktanbindung des Jüdischen Kulturmuseums und des Bauhofes  zum Rathaus zu ermöglichen, durch die sich dann die dort anfallenden  IT-Daten im Rathaus sichern lassen und man in den Außenstellen auch auf Daten aus dem Rathaus zugreifen kann.

 2024-2027

Beim Ausbau der Lindentalstraße lässt die Gemeinde für Glasfaser  Leerrohre in der Straße verlegen, aber noch nicht ins Grundstück. Da die Gehwege gepflastert sind, könnten dort, bei einem Hausanschluss problemlos die Kopflöcher erstellt werden.

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