Veitshöchheim auf dem Weg zur Gigabit-Gesellschaft - Glasfaseranschluss für jede Wohnung hat Priorität
Mikrokabelrohre © Dr. Först Consult 2019
Einstimmig beschloss der Ferienausschuss der Gemeinde Veitshöchheim am Dienstagabend, die Zehntausend-Einwohner-Gemeinde in die Gigabitgesellschaft zu führen. Dazu beauftragte das Gremium das Büro Dr. Först Consult, Würzburg für 40.000 Euro mit Beratungsleistungen zur Umsetzung des von der Bundesregierung vorgegebenen Ziels einer flächendeckenden Glasfaserversorgung bis ins Haus, ja bis in jede Wohnung.
"Mittlerweile arbeiten bereits mehr als 23 Prozent der Beschäftigten zumindest zeitweise auch von zu Hause aus (Home Office)", so führte der Geschäftsführer des beauftragten Büros Dr. Joachim Först in der Sitzung aus, als er die Inhalte seiner Beratungsleistungen den Ratsmitgliedern näher erläuterte.
Wie Bürgermeister Jürgen Götz ausführte, ist dieser Beschluss für die Gemeinde kostenneutral, denn laut Bescheid vom 28. Februar gewährt der Projektträger des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur der Gemeinde Veitshöchheim eine einmalige Zuwendung bis zu 50.000 Euro für Beratungsleistungen zur Qualitätssicherung bei der Umsetzung von weiteren Maßnahmen nach der Richtlinie zur „Förderung zur Unterstützung des Breitbandausbaus in der Bundesrepublik Deutschland“.
Zu den Leistungen seines Büros gehören laut Först neben der Ermittlung der aktuellen Breitbandversorgung und der Ausbaupläne der Netzbetreiber, der Durchführung einer Markterkundung und eines Runden Tischs die Erstellung eines Struktur- und Masterplans zum Aufbau einer Glasfaserversorgung bis ins Gebäude. Dies diene dann als Grundlage für neue Förderprogramme 2020.
Was bisher geschah
Der Breitbandexperte Dr. Joachim Först ist in Veitshöchheim kein Unbekannter. Schließlich war Veitshöchheim eine der ersten Kommunen in der Region, die zum Aufbau eines Hochgeschwindigkeitsnetzes bereits im Dezember 2012 sein Büro mit der Planung und der Ausschreibung beauftragte, da damals insbesondere das Gewerbegebiet völlig unterversorgt war (auf dem Foto ist er rechts bei von einem Ortstermin im Februar 2014 abgebildet, bei dem Klaus Markert, Betriebsleiter der Telekom-Netzproduktion GmbH (2.v.r.) für das gesamte Gemeindegebiet bis Ende 2015 einen Breitbandausbau von 100 Mbit/s Download und 40 Mbit/s Upload bei allen Verteilerkästen der Telekom ankündigte).
"Ab heute Highspeed-Internet für Veitshöchheim - Über 4200 Haushalte können ab sofort schnelles Internet bis nutzen" so lautete dann am 17. März 2016 die Schlagzeile hier auf Veitshöchheim News (siehe nachstehender Link). Ein ganzes Jahr hatte damals die Telekom 1,5 Millionen Euro in Veitshöchheim in den flächendeckenden Breitbandausbau bis 100 MBit/s investiert und dazu im Ort 14 Kilometer Glasfaserkabel verlegt und flächendeckend 22 Multifunktionsgehäuse mit modernster Technik installiert.
Veitshöchheim: Glasfaseranschluss bis in jedes Haus
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Auf dem Weg in die Gigabit-Gesellschaft
Gut drei Jahre später hat die Digitalisierung der Gesellschaft schon wieder einen rasanten Sprung nach vorne gemacht, strebt nach den Worten von Först die Bundesregierung auf dem Weg zur Gigabit-Gesellschaft einen Glasfaseranschluss direkt im Haus an, da über Glasfaser sehr hohe Bandbreiten möglich sind und keine Begrenzungen vorhanden sind.
Der Ferienausschuss folgte deshalb der Empfehlung des Bürgermeisters, das Büro Dr. Först Consult zu beauftragen und ermächtigte ihn, den entsprechenden Dienstleistungsvertrag zu unterzeichnen, zumal die bisherigen Leistungen des Büros zuverlässig erbracht wurden und die Örtlichkeiten bestens bekannt seien. Der Digitalexperte machte jedoch klar, dass der flächendeckende Glasfaser-Ausbau noch einige Jahre dauern werde, da nicht genügend Tiefbau-Kapazitäten zur Verfügung stehen.
Vorrang Gewerbegebiet
Geprüft werden sollen vorrangig auch die Fördermöglichkeiten des bereits in November 2018 aufgelegten Sonderprogramms der Bundesregierung zur Errichtung eines NGA-Netzes in Gewerbe- und Industriegebieten (siehe nachstehendes Glossar und die Förder-Erläuterungs-Folie des Büros Först).
Netzverteiler © Dr. Först Consult 2019
Mit dem Begriff NGA werden Zugangsnetze bezeichnet, welche die kupferbasierenden oder koaxialen Infrastrukturen teilweise oder ganz durch Glasfaserleitungen ersetzen. Mit solchen Netzen werden Geschwindigkeiten von 50Mbit/s und mehr im Downstream erreicht. Unter den Begriff NGA können somit folgende Zugangstechnologien gefasst werden: VDSL2, Kabelinternetzugänge nach DOCSIS 3.0-Standard und Glasfasernetze, welche direkt bis zum Endkunden geführt werden.
Vorgaben Diginetz-Gesetz
Wie Bürgermeister Jürgen Götz berichtete, hat sich bezüglich der Glasfaser-Erschließung schon einiges im Ort getan. So habe die Gemeinde beispielsweise bei den Gehwegausbauten in der jüngeren Zeit in der Günterslebener Straße und in der Gartensiedlung bereits auf eigene Kosten Glasfaser-Leerrohre verlegt.
Bekanntlich muss aufgrund des im November 2016 in Kraft getretenen Diginetz-Gesetzes bei jeder Baustelle an Verkehrswegen der weitere Bedarf für den Breitbandausbau durch Mitverlegung von Glasfaserkabeln erfüllt werden. Bei der Erschließung von Neubaugebieten wie jetzt der Sandäcker wird so die Mitverlegung von Glasfaser immer gewährleistet. Auf diese Weise stellt das DigiNetz-Gesetz die Verlegung modernster Infrastrukturen sowohl in Wohn- als auch in Gewerbegebieten sicher.
Im Juni 2019 erhielt die Gemeinde den Förderbescheid des Freistaates Bayern über 14.000 Euro für den direkten Anschluss der Eichendorff-Schule mit Glasfaser.
Glasfaseranschluss des Rathauses
Im März dieses Jahres ließ die Gemeinde neue Leerrohre zwischen dem Telekom-Übergabepunkt in der Bilhildisstraße und dem Serverraum im neu ausgebauten Mittelbau des Rathauses verlegen zur Anbindung über Glasfaser mit einer symmetrischen 150MBit-Leitung. Bei dieser Anbindungsart werden die Geschwindigkeiten sowohl im Download- als auch im Upload Bereich garantiert und können somit den Bedarf einer modernen, immer neuen Digitalisierungsherausforderung der Gemeindeverwaltung abdecken.
Und noch in der Ferienausschuss-Sitzung am Dienstag vergab das Gremium für 46.000 Euro den Auftrag an die Firma KBF Kaspar Kirsch Bau GmbH, das bereits bestehende Leerrohrsystem in der Bilhildisstraße und Echterstraße zu erweitern, um eine Glasfaser-Querverbindung von der Bücherei im Bahnhof zur Gemeindeverwaltung zu schaffen Dadurch können die Server in der Bücherei entfallen und dadurch erhebliche Kosten eingespart werden.