Nach 90 Jahren schließt Ende Juni 2025 der Gärtnereifachbetrieb Reim mit Blumenhaus in der Würzburger Straße seine Pforten
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Das Veitshöchheimer Blumenhaus von Friedrich Reim, das heuer eigentlich sein 90jähriges Bestehen am Standort Veitshöchheim feiern kann, schließt zum 30. Juni 2025 seine Pforten. Mit Friedrich Reim, Jahrgang 1959, geht ein stets höchst innovativer und kreativer Unternehmer in den Ruhestand, der in den 35 Jahren, in denen er die Zierpflanzengärtnerei mit Blumenhaus in dritter Generation betrieb, in seiner Sparte viel zum ausgezeichneten Ruf Veitshöchheims beitrug und auch die Interessen seines Berufsstandes seit 2003 als Obermeister der Gartenbaugruppe Würzburg und seit 2015 als Vorsitzender des unterfränkischen Bezirksverbandes des Bayerischen Gärtnerverbandes vertrat. Er setzte in all den Jahren viele gute Ideen um und brachte auch überörtlich Vieles für andere auf den Weg.
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Bis zum Betriebsschluss am 30. Juni 2025 läuft der Räumungsverkauf mit bis zu 70 Prozent Rabatt. Davon ausgenommen sind die Beet- und Balkonpflanzen, die Reim heuer bei seinem letzten Tag der Offenen Tür am letzten Wochenende im April anbietet.
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Inmitten von 7.000 Weihnachtssternen: Friedrich Reim, oberster Gärtner in Unterfranken im Jahr 2017. Der Gärtnermeister hatte sich auch auf die Produktion von 7.000 Weihnachtssternen jährlich in einem eigenen Gewächshaus spezialisiert, von denen er 70 Prozent selber und 30 Prozent an den Großhandel verkaufte. Für ihn galt bei allem was er tat, ein Super-Qualitätsanspruch. So sorgte er auch bei den Weihnachtssternen für die notwendige aufwändige Technik wie Klimacomputer, Verdunkelungsanlage, Flutung und Düngeleitung.
90 Jahre Gärtnerei Reim
Das Blumenhaus Reim mit Gärtnerei in der Würzburger Straße 38 hat eine rasante Entwicklung seit der Gründung durch Fritz Reim am 21. März 1935 durchgemacht. Zu diesem Zeitpunkt hatte Friedrich Reims Opa, nachdem ihm in Lohr am Main die gepachtete Gärtnerei gekündigt wurde, in Veitshöchheim die Gärtnerei von Carl Clemens gepachtet und am 5. Januar 1938 für 40.000 Reichsmark das 5.230 Quadratmeter große Betriebsgrundstück einschießlich Wohnhaus mit drei Wohnungen, drei Hochglas-Kulturhäuser mit einer Fläche von 450 Quadratmeter und 800 Mistbeetfenster käuflich erworben. 1939 hat er weiter von der Stadt Würzburg in der Fischerau eine Gartenfläche von 10.000 Quadratmeter für den Gemüseanbau dazugepachtet.
Sein 1932 geborener Sohn Helmut absolvierte 1957 die Meisterprüfung und übernahm 1971 den väterlichen Betrieb, den er sogleich voller Elan modernisierte und mit dem Bau des ersten Verkaufsgewächshauses in Unterfranken von der Gemüse- auf die Zierpflanzenproduktion radikal umstellte.
1990 übergab Helmut Reim im Alter von 58 Jahren die Verantwortung für den gut florierenden Betrieb seinem damals 30jährigen Sohn Friedrich, der nach seiner Gärtnermeisterprüfung bereits seit 1983 mitgearbeitet hatte und der in der Folgezeit weiter expandierte.
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Senior Helmut Reim stand dann noch bis ins hohe Alter seinem Sohn mit Rat und Tat zur Seite (das Foto entstand anlässlich seines 85. Geburtstags im Jahr 2017).
Friedrich Reim, der Enkel des Firmengründers brach mit Betriebsübernahme 1990 noch im gleichen Jahr die alten Verkaufsräume ab und errichtete einen großzügigen Ladenneubau. 1994 trennte er aus steuerlichen Gründen den Betrieb in Blumenhaus und Gärtnerei mit einer Betriebsfläche von einem Hektar mit einem sehr guten Boden, mit dem er pfleglich umging.
Schon 1997 war ihm sein Betrieb schon wieder zu klein. Er verdoppelte die Verkaufsfläche auf 1000 Quadratmeter und baute die Hochglasflächen für Beet- und Balkonpflanzen und den Anbau von Sommerschnittblumen auf insgesamt 3.500 Quadratmeter aus. Dank der rückwärtigen Erschließung durch die 1995 fertig gestellte Mainuferstraße verfügte das Unternehmen seitdem auch über ausreichend Parkplätze.
Reim hat im Laufe der Zeit seine hochwertige Dienstleistungspalette immer weiter ausgebaut. Dies reichte von der Innenraumbegrünung und -pflege mit Hydrokultur, der Trauerfloristik und Gestaltung und Pflege der Gräber in Friedhöfen bis hin zur Überwinterung von jährlich an die 1000 privaten Kübelpflanzen und der Ausgestaltung zahlreicher festlicher Anlässe und Veranstaltungen mit Pflanz- und Blumendekorationen.
Die mit einer Goldmedaille prämierte, nachhaltige Teilnahme der Gemeinde Veitshöchheim am Bundeswettbewerb "Entente Florale 2009" geht auf seine Initiative zurück, die er anlässlich des 111jährigen Jubiläums des Verschönerungsvereins im Jahr 2007 nach Besuch der Internationalen Pflanzenmesse in Essen ergriff, nachdem dort die damaligen Bundessieger ihre Maßnahmen vorgestellt hatten. Als Festredner zum Vereinsjubiläum hatte er dem Verein Karl Zwermann, den Präsidenten des Bundesgartenverbandes auf eigene Kosten vermittelt.
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Ein Gewächshaus nutzte Friedrich Reim für die Überwinterung von über 1.000 Kübelpflanzen mit einem Einzugsgebiet zwischen Karlstadt und Volkach.
Friedrich Reim war immer ein innovativer Unternehmer
Seit 2002 gehörte das Blumenhaus zu den TOP 20 der von einer Fachkommission gekürten Premium-Betriebe Deutschlands. Reims Floristenteam machte durch seine floralen Kunstwerke bundesweit durch das Erringen von Staatsehrenpreisen bei großen Sonderschauen von sich reden.
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2011 errang es so auf der Bundesgartenschau in Koblenz zwei Gold und vier Silbermedaillen und glänzte mit "Pflanzen to go" auf der Internationalen Gartenschau in Hamburg mit vier Gold-, zwei Silber- und vier Bronzemedaillen sowie den Anerkennungspreis der Freien und Hansestadt Hamburg.
Stets sah sich Reim ständig gefordert, viele Messen und berufliche Veranstaltungen zu besuchen, um sich weiter zu entwickeln. Seine Devise lautete: "Man muss stets offen sein für Neues."
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So ließ sich der Gärtnermeister jährlich immer wieder neue Aktionen einfallen, so wie schon im Jahr 2002, als er und sein Mitarbeiterteam keine Kosten und Mühen scheute, um Hunderten von Besuchern die englische Lebens- und Gartenart näher zu bringen.
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Gärtnermeister Friedrich Reim - immer kreativ, innovativ, das Besondere liebend und "zu allen Schandtaten bereit, so machte er auch 2011 als "ausgeflippter" Gärtnermeister bayernweit von sich reden, als er untertauchte und im Adamskostüm Pflanzen unter Wasser präsentierte.
Durch diese ungewöhnliche Werbe-Aktion wurde auch das Bayerische Fernsehen auf ihn aufmerksam. Drei Tage lang kam der Filmemacher Christoph Schuster mit Kamerafrau und einem Techniker nach Veitshöchheim, um verschiedene Szenen mit dem damals 51jährigen für einen Zwölf-Minutenbeitrag in der Sendung "Zwischen Spessart und Karwendel" zu drehen.
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Gefilmt wurde auch am 2009 neu angelegten Rosengarten für Brautpaare an der Hofgartenmauer. Wie bereits bei über 30 Brautpaaren zuvor, hatte der Blumenhausinhaber einen Rosenstock zusammen mit den Brautleuten unmittelbar nach deren standesamtlicher Trauung gepflanzt.
Karierre in der Berufsvertretung
Karriere machte Friedrich Reim auch ehrenamtlich in seiner Berufsvertretung, zunächst als Obermeister der Gartenbaugruppe Würzburg (GGW) durch Aktionen wie die Blumenparty 2003, den Jungfloristenwettbewerb und die Durchführung von jährlich fünf gemeinsamen Werbeaktionen der GGW und für die Entwicklung und Organisation der deutschlandweiten Benefiz–Geranie von sich reden.
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So taufte 2005 die Vorsitzende des Vereins „Hilfe im Kampf gegen Krebs e.V.“ Gabriele Nelkenstock bei Obermeister Friedrich Reim in Veitshöchheim die Benefiz-Geranie TUTTI-FRUTTI.
Vorbildhaft war Reim auch, was die Ausbildung anbelangt. Seit 1992 war er als Ausbilder im eigenen Betrieb tätig und engagierte sich auch als Vorsitzender der Prüfungskommission für die Gehilfen- und Techniker-Prüfung. Er bildete viele Jahre zwei Gärtner und zwei Floristen aus und stellte meist die Prüfungsbesten in beiden Branchen.
Zertifizierter Raumbegrüner
Nach Weiterbildung im September 2011 in der Bildungsstätte des Deutschen Gartenbaus in Berlin gehörte der Gärtnermeister zu den ersten 14 deutschlandweit zertifizierten Raumbegrünern. Nach dem Motto "Prima Klima mit Pflanzen" ermittelte Reim mit Hilfe eines Messgerätes die Lichtstärke, fachlich PAR-Strahlung der Pflanzen. Dies half ihm zur richtigen und harmonischen Innenraumbegrünung die Ansprüche von Pflanzen zu ermitteln und Pflanzen so auszuwählen, auch mit adäquatem Gefäß, dass sie in der Umgebung funktionieren und ästhetisch zum Raum passen.
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Als Beitrag zu „Veitshöchheim blüht auf" hatte Reim 2009 das Projekt „Grüne Lunge im Gymnasium" gestartet. Hintergrund war die Erkenntnis, dass Schulgebäude nicht nur Orte des Lernens sind, sondern auch Lebensräume, in denen Kinder und Jugendliche sowie Lehrer einen großen Teil ihrer Zeit verbringen.
Alljährlich am Valentinstag erfreute er die Bewohner des Altenheimes Sankt Hedwig mit Blumenveilchen.
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Auch in den Kindergärten war Reim aktiv, so im April 2023 im Bilhildiskindergarten, um gemeinsam mit zwölf Vorschulkindern fünf gelbe Blumenkästen mit der neuen torffreien NaturErde zu befüllen und die Kästen mit bienenfreundlichen Sommerblumen zu bepflanzen.
Ab Juli 2025 will sich Friedrich Reim ohne Verkaufsladen und Gärtnerei als Schwerpunkt weiterhin der Innenraumbegrünung und der Grabpflege widmen.
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Nach wie vor möchte Friedrich Reim nun nach der Betriebsaufgabe gerne die landwirtschaftliche Fläche seiner Erwerbsgärtnerei aufgrund der aktuellen Wohnungsnot im Wege der Nachverdichtung in eine Fläche für Wohnbebauung mit Grünflächen und zur Mainuferstraße hin in eine „Besondere Verkehrsfläche – Parkplätze“ umwidmen lassen. Er hofft hier auf ein Entgegenkommen des Gemeinderates.
Fotos Dieter Gürz (außer Unterwasserfotos und auswärtige Erfolge)