Was ist die richtige Heiztechnologie für das Feuerwehrhaus? Klimaschutzmanager bezieht Stelllung zur Kritik von Ex-Gemeinderat Dieter Leimkötter
Mainpost-Online vom 12.11.2024 Im Bereich des Hochbaus plant die Gemeinde die Sanierung und Erweiterung des Feuerwehrhauses mit 3,8 Mio. Euro Kosten (siehe Link auf Bericht vom 30.9.2024) Im ...
Link auf Artikel vom 9.11.2024
Der Blog-Bericht "Gemeinderat tut sich schwer mit der Auswahl des künftigen Heizsystems für das Feuerwehrhaus" (siehe vorstehender Link) rief Dieter Leimkötter mit der Fragestellung "Schlecht beraten und dann noch falsch entschieden?" auf den Plan.
Der Kommentator ist Insider, schließlich gehörte er vier Jahre lang bis 2020 auf der SPD-Liste selbst dem Gemeinderat an und ist seit vielen Jahren auch in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv.
Er schlägt anstelle der beiden von der Gemeinde favorisierten Varianten "Hybridkonzept Wärmepumpe/Erdgas" und "Pelletsheizungsanlage" eine "Hackholzschnitzelanlage" als Nahwärmekraftwerk auch für das Umfeld vor.
Zu seiner Kritik und seinen Anregungen hat der gemeindliche Klimaschutzmanager Jan Speth Stellung bezogen.
Kommentar Dieter Leimkötter | Stellungnahme Jan Speth |
Allgemein: Ein Heizungsaustausch ist immer mit einer sorgfältigen Abwägung verbunden: Welche Heizungstechnologien kommen überhaupt in Frage? Welche Vor- und Nachteile möchte man in Kauf nehmen? Was ist wirtschaftlich und was nicht? Dieser nicht leichte Entscheidungsprozess ist bei einem Einfamilienhaus genauso zu treffen wie bei großen Bauprojekten. Dass dieser Prozess mit reichlich Kopfzerbrechen verbunden ist, hat sich zuletzt bei der Vitusschule eindrücklich gezeigt, aber auch beim aktuell anstehenden Heizungstausch am Feuerwehrhaus. Die „eierlegende Wollmilchsau“ gibt es unter den Heizungen nun mal nicht. |
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Wieder einmal hat man den Eindruck, als würden in Veitshöchheim aufgrund fehlerhafter Gutachten, der falschen Gewichtung von Argumenten und einer wenig weitsichtigen Planung falsche Entscheidungen getroffen werden | Die in dem Kommentar aufgeführten Vorwürfe „schlecht beraten“, „fehlerhaftes Gutachten“, „falsche Gewichtung“, „wenig weitsichtige Planung“ wirken dann schon wie blanker Hohn, wenn man bedenkt, wie intensiv sich Architekt, Fachplaner und Verwaltung mit der Thematik Heizungstausch am Feuerwehrhaus auseinandergesetzt haben und welcher – auch zeitlich intensive – Abwägungsprozess damit verbunden war. Besprechungen zogen sich teilweise bis in die Abendstunden. Immer verbunden mit dem Ziel, die beste und wirtschaftlichste Lösung für das Feuerwehrhaus zu finden. |
Im Rahmen der Katastrophenvorsorge soll das Feuerwehrhaus energetisch eine netzunabhängige Struktur erhalten. So ist ein Notstromaggregat verbunden mit der Einspeisevorrichtung in ein hauseigenes Netz in Planung. Bei der Wärmeversorgung setzt man mit dem Hybridkonzept Wärmepumpe/Erdgas wieder auf Energieträger, die vom Gas- und Stromnetz (die Last der Wärmepumpe ist beim Insel-Stromkonzept nicht berücksichtigt) abhängig sind. Da wäre ein speicherbarer Energieträger doch eine sicherere Bank. |
Es wird behauptet, dass eine Hybridheizung konträr zur Katastrophenvorsorge des Feuerwehrhauses steht. Dies ist so nicht richtig: Für das Feuerwehrhaus wird im Rahmen der Sanierungsmaßnahme eine Notstromeinspeisung umgesetzt, die dann auch die Heizzentrale mitversorgt. Sollte es keinen Strom mehr geben, kann so beispielsweise der Gaskessel betrieben werden. Sollte die Gasversorgung zusammenbrechen, kann die Wärmepumpe (leistungsreduziert) für die Wärmeerzeugung herangezogen werden. Gerade die Ausfallsicherheit ist ein Vorteil der Hybridheizung! Worst case: Sollten beide Energieträger ausfallen, verfügt die Gemeinde über eine Diesel-/Heizöl-betriebene mobile Notheizung. |
Insbesondere dann, wenn man hier nicht auf Pellets mit hoch marktvolatilen Preisen und möglichen Engpässen in der Versorgung setzt, |
Mit der Pelletheizung wurde dem Gemeinderat eine weitestgehend klimaneutrale Variante vorgelegt. Natürlich muss man die CO2-Bilanz von Herstellung und Transport mitberücksichtigen. Pellets sind ein Abfallprodukt vieler Schreinereien und Holzbewirtschaftungsbetriebe. Im Würzburger Neuen Hafen (wenige Kilometer Luftlinie) fallen Pellets als Abfallprodukt in der Dinkelmühle an. |
sondern auf etwas, das von und in der Gemeinde selbst hergestellt werden kann, nämlich Holzhackschnitzel. Kurze Wege, marktunabhängige Kosten und ein (im Rahmen der Holzbewirtschaftung) fast unendlicher Vorrat schaffen Unabhängigkeit. Durch den Verzicht auf Erdgas wäre es ein zusätzlicher Baustein zu einer klimaneutralen Gemeinde. Die Investition wäre mit dem der Holzpellet-Feuerung vergleichbar. Man wäre nicht auf die Transportauslastung der Pellet-Silofahrzeuge angewiesen, womit auch das Lager nicht so groß dimensioniert werden muss. |
Wärmeerzeugungsanlagen mit Holzhackschnitzeln erfordern einen Platzbedarf, der weder am Feuerwehrhaus, noch im Umfeld des Feuerwehrhauses gegeben ist. Selbst wenn der Hackschnitzelbunker kleiner dimensioniert wird (es wäre dann eine häufigere Befüllung erforderlich). Dies wiederspricht dann aber wiederum dem aufgeführten Ansinnen, z.B. Gewerbebetriebe im Umfeld mitzuversorgen, was erst recht größere Kapazitäten erfordern würde. Auch ist die Bewirtschaftung einer Hackschnitzelheizung wesentlich aufwändiger als einer Pelletheizung, da wöchentlich der Aschebehälter händisch geleert werden muss. Es wird suggeriert, dass die Gemeinde die Hackschnitzel ganz einfach im eigenen Wald generieren könnte. So einfach ist es allerdings nicht, da zum einen die Personalsituation bei den Waldarbeitern in den letzten Jahren äußerst angespannt war und zum anderen Maschinen für die Hackschnitzelerzeugung und Trocknung erst beschafft werden müssten. |
Noch weitsichtiger wäre es gewesen, eine solche Anlage für mehrere Nutzer auszulegen. Etwa das jüngst in Betrieb gegangene benachbarte Caritas-Wohnheim. Vielleicht hätten auch die Einkaufsmärkte in der Pont-le-Eveque-Allee Interesse, ihre Heizenergie von einem klimaneutralen Nahwärmekraftwerk zu beziehen. Das wären Zukunftskonzepte, wie ich sie mir von den gewählten Vertretern wünschen würde. |
Seitens der Gemeinde gab es sehr wohl Bestrebungen, mit dem benachbarten Seniorenwohnen Synergieeffekte bezüglich Wärmeerzeugung zu erzielen. Der Gedanke war, auf dem Gelände des Seniorenwohnens eine gemeinsame Heizzentrale zu schaffen und die Verteilung im Keller des Feuerwehrgerätehauses mit dieser Zentrale zu verbinden. Die Gemeinde ist deshalb sehr früh auf den Bauherren zugegangen um die Überlegungen zu konkretisieren. Die Ideen der Gemeinde wurden jedoch vom Bauherr aus verschiedenen Gründen abgelehnt. Gründe waren unter anderem die Dimensionierung des Pelletbunkers und die Leitungsführung. |