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Sanierung und Erweiterung Feuerwehrgerätehaus: Gemeinderat tut sich schwer mit der Auswahl des künftigen Heizsystems

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Im Bereich des Hochbaus plant die Gemeinde die Sanierung und Erweiterung des Feuerwehrhauses mit 3,8 Mio. Euro Kosten (siehe Link auf Bericht vom 30.9.2024)

Im Heizraum des Feuerwehrhauses befindet sich derzeit ein Niedertemperatur-Gaskessel (Viessmann Paromat Triplex RN 011) mit einer Leistung von 130 kW. Die Heizung ist, wie die dazugehörige Steuerung (Weishaupt), bauzeitlich (Baujahr: 1994). Auch die Heizungspumpen sind teilweise sehr alt und entsprechend ineffizient. Die Heizung muss deshalb im Rahmen der Sanierung und Erweiterung des Feuerwehrhauses dringend ausgetauscht werden.

Das mit der Fachplanung Heizung-Lüftung-Sanitär betraute Ingenieurbüro Herbert Haustechnische Planungs GmbH, Würzburg, hat im Rahmen einer Wirtschaftlichkeitsberechnung untersucht, welche Heiztechnologie zukünftig unter Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben sowie des Klimaschutzkonzeptes der Gemeinde Veitshöchheim eingesetzt werden kann.

Ein weiteres Kriterium für die Auswahl der Heizungstechnologie ist, dass die bestehenden Heizflächen/Heizkörper weitergenutzt werden können. Aus diesem Grund ist beispielsweise ein reiner Wärmepumpenbetrieb nicht wirtschaftlich. Auch Kraft-Wärme-Kopplung (BHKW) wurde untersucht und kommt aus verschiedenen Gründen nicht in Frage. Eine Grundwasser- Wärmepumpe ist aufgrund der angedachten Zeitschiene der Baumaßnahme nicht möglich (hoher genehmigungstechnischer Aufwand, Probebohrungen, Brunnenbohrungen usw.).

Wie schon bei der Heizzentrale Vitusschule zeichnete sich für das Feuerwehrhaus schnell ab, dass es bezüglich des Heizsystems leider keine „Eierlegende Wollmilchsau“ gibt.

Vergleich verschiedener Varianten zur Beheizung des Feuerwehrgerätehauses in Veitshöchheim hinsichtlich Investitions- und Betriebskosten in Bezug auf den geplanten Umbau. Als Basis der Berechnung wurde ein Energieverbrauch von 170.000 kWh/ angenommen.

Variante 1: Hybrid-Heizung -  bestehend aus Luft-Wärmepumpe und Gas-Spitzenlastkessel.

Die Regelung erkennt selbständig ab welcher Außentemperatur es wirtschaftlicher ist, die Gasheizung zu nutzen und schaltet den Betrieb dann auf die Gasheizung um. Der Umschaltpunkt ist erfahrungsgemäß bei 5°-8° C Außentemperatur. Die Wärmepumpe ist dann abgeschaltet.

Die Wärmeerzeugung teilt sich prozentual etwa zu 35% auf die Wärmepumpe (Lebensdauer 18 Jahre) und zu 65% auf den Gaskessel  (Lebensdauer 20 Jahre) auf. Der Gaskessel wäre für einen Mischbetrieb mit bis zu 25% Wasserstoffanteil geeignet. Bauliche Änderungen am Gebäude sind bis auf eine Kaminsanierung und die Rohrleitungseinführung für die Wärmepumpe nicht notwendig.

Investitionskosten: 84.600 Euro

Investition- und Betriebskosten bei 6% Energiepreissteigerung über 20 Jahre aufaddiert: 777.367 Euro

Vorteile: Geringe Investitionskosten. Ein automatischer Betrieb mit geringen Wartungsaufwand ist möglich. Nahezu keine baulichen Eingriffe am Gebäude notwendig.

Nachteile: Hohe Betriebskosten mit unkalkulierbaren Energiepreis. Fossiler Brennstoff

Entlang der Südseite des Feuerwehrhauses wurden im Bereich der Stellplätze und der Garagenzufahrt vom Ingenieurbüro Herbert drei Standortvarianten  für die Errichtung eines 6,0 Meter hohen Pellets-Silos auf einer Grundfläche von 5,05 x 2,50 Meter vorgeschlagen.

Variante 2: Pelletheizung Silo (3 Standort-Varianten)

Die drei Varianten unterscheiden sich lediglich in Form der unterschiedlichen Standorte des Pelletlagers an der (weniger einsehbaren) Gebäuderückseite in Richtung Würzburger Flusshafen. Das Pelletlager im Keller unterzubringen wäre zwar technisch möglich, würde aber aufgrund der dafür benötigten Fläche den großen Lagerraum der Feuerwehr platztechnisch erheblich verkleinern. Dies steht wiederum konträr zu den Vorgaben des Feuerwehrbedarfsplans, mehr Lagerfläche zu schaffen.

Die Brennstoffzufuhr findet bei einer Pelletheizung automatisch statt. Die vollautomatische Pelletheizung ist über ein Fördersystem mit dem sechs Meter hohen Lagerbehälter verbunden. Vom Standort des Lagerbehälters werden die Pellets mittels Förderschnecke und Saugsystem zum Kessel (Lebensdauer 15 Jahre) befördert. Die Verrohrung erfolgt im Kellerbereich. Das Pelletlager hat ein Fassungsvermögen von ca. 27 Tonnen. Diese Größe des Brennstofflagers reicht ca. für ein 3/4 Jahr.

Bauliche Änderungen sind aufgrund der Kesselleistung von ca. 100 kW notwendig. Diese Änderungen gibt die Feuerungsverordnung § 6 Heizräume vor. Es muss somit ein Ausgang ins Freie führen.

Investitionskosten: 126.205 Euro - Investition- und Betriebskosten über 20 Jahre aufaddiert: 473.248 Euro

Vorteile der Pellet-Varianten  sind die geringen Betriebskosten. Diese Kosten sind bei der Pelletheizung über 20 Jahren gerechnet deutlich niedriger. Positiv zu werten ist außerdem die Tatsache, dass zu 100% ein regenerativer Brennstoff zum Einsatz kommt. Es gibt eine hohe Versorgungssicherheit.

Nachteile sind die höheren Investitionskosten. Erfahrungsgemäß bringen Pelletheizungen einen größeren Wartungsaufwand mit sich. Es sind außerdem erhebliche bauliche Eingriffe nötig, da der Heizraum aus brandschutztechnischen Gründen nur noch von außen zugänglich sein darf, wofür eine Außentreppe errichtet werden muss. Weitere bauliche Eingriffe ergeben sich durch das Pelletlager und das Rohrsystem.

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Bei allen Varianten gibt es planerische Unwägbarkeiten, da nicht vorhersehbar ist, wie sich die Energiepreise letztlich entwickeln oder die gesetzlichen Vorgaben ändern. Das System würde sich bei beiden Varianten nach fünf Jahren amortisieren. Als Basis der nachstehenden Berechnungen wurde ein Energieverbrauch von 170.000 kWh/Jahr angenommen.

Die Energiepreissteigerungen wurden deshalb sowohl mit 6% als auch mit 10% gerechnet.

Die Kostenschätzung für das Feuerwehrhaus wurde mit der Variante 1 gerechnet. Eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung lag aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht vor. Sprich: Sollte eine Pelletheizung eingebaut werden, so werden in der aktuell laufenden Kostenberechnung die Summen daran angepasst.

Mögliche Förderungen wurden bei den Investitionskosten nicht berücksichtigt, sollen aber noch geprüft werden.

Diskussion:

Der Gemeinderat tat sich schwer mit der Auswahl des richtigen Heizsystems unter Berücksichtigung der Regelungen des Energiegesetzes.

Bei der Pelletsheizung wurde die zweimal im Jahr erforderliche Anlieferung und Befüllung der Silos, soerwie die ständige Wartung als problematisch bezeichnet und auf deren Störanfälligkeit hingewiesen. Außerdem wurde  die im Diagramm angenommene lineare Preisentwicklung bei den Pellets bezweifelt.

Angesprochen wurde, dass bei der Sanierung Wärmedämmungsmaßnahmen durchgeführt werden und man so das vom Ingenieurbüro Herbert unterstellte Verhältnis 65 % Gas/35 % Wärmepumpe umkehren könnte, indem man die Wärmepumpe größer auslegt, was natürlich einen größeren Invest bedeutet. Hier sollte nochmals nachgeschärft werden.

Außerdem wurde ins Gespräch gebracht, die bestehenden Heizflächen/Heizkörper zu entfernen und auf einen reinen Wärmepumpenbetrieb umzustellen.

Letztendlich wurde vom Gemeinderat der Hybrid-Variante mit einer größeren Wärmepumpe der Vorrang eingeräumt und das Ingenieurbüro Herbert einstimmig beauftragt, bis zur nächsten Sitzung die Variante 1 hinsichtlich einer prozentualen Aufteilung 65 % Wärmepumpe und 35 % Gas  zu überarbeiten. In der nächsten Sitzung soll dann über die Auswahl des Heizsystems entschieden werden.

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Redaktionelle Recherche zur Pellets-Preisentwicklung:

Aus dieser Darstellung wird erkennbar, dass es auch bei den Pelletspreisen in der Vergangenheit schon zu Turbulenzen gekommen ist. Die ersten stammen aus einer Zeit, in der sich der Holzpellets-Markt noch in der Entwicklungsphase befand und eine sehr schnell steigende Nachfrage auf ein noch sehr begrenztes Pellet-Angebot traf.

Zwischenzeitlich haben sich die Holzpelletspreise stabilisiert, da viele Pelletsproduzenten und Holzpellets-Lieferanten große Lagerkapazitäten aufgebaut haben, um auch dann noch lieferfähig zu sein, wenn die Nachfrage nach Holzpellets überraschend stark zunehmen sollte. Dies war dann mit Ausbruch des Ukraine-Kriegs der Fall, der die Holzpelletspreise leider trotzdem deutlich ansteigen ließ. In Verbindung mit der forcierten Energiewende gab es erneute Lieferengpässe. Bereits zuvor sorgte das Ende der Corona-Krise für eine vorübergehende Verknappung am Holzmarkt, was die Pelletspreise ebenfalls nach oben getrieben hat.
Grundsätzlich gibt es bei Holzpellets nicht die täglichen Schwankungen, wie dies beispielsweise am Heizöl-Markt der Fall ist. Die Anpassung der Pellets-Notierungen erfolgt durch die Händler bzw. Anbieter in der Regel ein bis zweimal pro Monat.

Quelle: holzpellets.net

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D
Schlecht beraten und dann noch falsch entschieden?<br /> <br /> Wieder einmal hat man den Eindruck, als würden in Veitshöchheim aufgrund fehlerhafter Gutachten, der falschen Gewichtung von Argumenten und einer wenig weitsichtigen Planung falsche Entscheidungen getroffen werden.<br /> <br /> Im Rahmen der Katastrophenvorsorge soll das Feuerwehrhaus energetisch eine netzunabhängige Struktur erhalten. So ist ein Notstromaggregat verbunden mit der Einspeisevorrichtung in ein hauseigenes Netz in Planung. Bei der Wärmeversorgung setzt man mit dem Hybridkonzept Wärmepumpe/Erdgas wieder auf Energieträger, die vom Gas- und Stromnetz (die Last der Wärmepumpe ist beim Insel-Stromkonzept nicht berücksichtigt) abhängig sind. Da wäre ein speicherbarer Energieträger doch eine sicherere Bank. Insbesondere dann, wenn man hier nicht auf Pellets mit hoch marktvolatilen Preisen und möglichen Engpässen in der Versorgung setzt, sondern auf etwas, das von und in der Gemeinde selbst hergestellt werden kann, nämlich Holzhackschnitzel. Kurze Wege, marktunabhängige Kosten und ein (im Rahmen der Holzbewirtschaftung) fast unendlicher Vorrat schaffen Unabhängigkeit. Durch den Verzicht auf Erdgas wäre es ein zusätzlicher Baustein zu einer klimaneutralen Gemeinde. Die Investition wäre mit dem der Holzpellet-Feuerung vergleichbar. Man wäre nicht auf die Transportauslastung der Pellet-Silofahrzeuge angewiesen, womit auch das Lager nicht so groß dimensioniert werden muss. <br /> <br /> Noch weitsichtiger wäre es gewesen, eine solche Anlage für mehrere Nutzer auszulegen. Etwa das jüngst in Betrieb gegangene benachbarte Caritas-Wohnheim. Vielleicht hätten auch die Einkaufsmärkte in der Pont-le-Eveque-Allee Interesse, ihre Heizenergie von einem klimaneutralen Nahwärmekraftwerk zu beziehen. Das wären Zukunftskonzepte, wie ich sie mir von den gewählten Vertretern wünschen würde.<br /> <br /> Dieter Leimkötter
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D
siehe dazu: https://www.veitshoechheim-blog.de/2024/11/was-ist-die-richtige-heiztechnologie-fur-das-feuerwehrhaus-klimaschutzmanager-bezieht-stelllung-zur-kritik-von-ex-gemeinderat-dieter-leimkotter.html
M
Bei der Angabe "Die Wärmeerzeugung teilt sich prozentual etwa zu 35% auf die Wärmepumpe ... und zu 65% auf den Gaskessel ... auf." ist es Entscheidend ob es sich um die Leistung oder den zu erwartenden Wärmeverbrauch handelt. - das kam für mich weder im Vortrag vom Planer noch im obigen Artikel klar rüber.<br /> <br /> Mit 35% WärmererzeugerLEISTUNG mittels Wärmepumpe dürfte der Großteil des Verbrauchs abgedeckt sein. An den meisten Tagen im Jahr haben wir in Veitshöchheim draußen keine -12°C.<br /> 35% des Wärmeverbrauchs wäre hingegen nicht gerade berauschend viel.
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