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Ausstellung »Komm mit ins Land der Träume" der berühmten Veitshöchheimer Kinderbuchautorin Sophie Brandes bis 30.12.2024 in der Bücherei im Bahnhof

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Der Reigen der 19 Veitshöchheimer Veranstaltungen im Rahmen des Kulturherbstes 2024 des Landkreises Würzburg  wurde am 1. Oktober 2024 mit der Vernissage der Ausstellung  »Komm mit ins Land der Träume" im Lesecafé der Bücherei im Bahnhof durch (v.l.n.r.) Büchereileiterin Dr. Astrida Wallat, die ausstellende Künstlerin Sophie Brandes, Bürgermeister Jürgen Götz und dem Kulturreferenten des Gemeinderates Bernhard von der Goltz eröffnet.

Noch bis Ende des Jahres zeigt die Veitshöchheimer Künstlerin Sophie Brandes in den Räumlichkeiten der Bücherei eine Auswahl von 52 Original-Illustrationen  von Bilder- und Kinderbüchern, mit denen sie sich in den 80iger Jahren einen Namen machte. Ihre Kunstwerke kommen in dem einmaligen Ambiente der Bücherei voll zur Geltung, so als wären sie eigens dafür geschaffen. Sie verteilen sich im Königspavillon, im Lesecafé, in der Jugendabteilung, im Sachbuchbereich und im Güterbahnhof.

Aus den Rahmen fallen die im Bild oben und unten zu sehenden drei Großdrucke mit Illustrationen von Brandes aus ihrem 1987 bei " Ellermann, München erschienenen Kinderbuch "Wer hat Bombo gesehen?", die die Künstlerin für je 190 Euro anbietet.

 Akrobaten, Tanzbären und Feuerfresser

Musikalisch hieß die Büchereileiterin am Klavier, begleitet von dem Gitarristen Bernhard von der Goltz, die ausstellende Künstlerin mit dem Song "Rote Rosen" von  Freddy Breck in ihren Räumen willkommen.

Der Gitarrist kredenzte dann zwischen den Redebeiträgen mit dem spanischen Song "Herencia" von Paco Penã und später mit dem französischen Evergreen "Mon mariage a moi" von Edith Piaf einen delikaten Ohrenschmaus.

"Eine preisgekrönte Künstlerin in einer preisgekrönten Bücherei, das passt zusammen" stellte Bürgermeister Jürgen Götz in seinem Grußwort fest.

Er freue sich sehr über ihre Ausstellung mit Kinderbuch-Illustrationen, da ja gerade auch die Bücherei im Bahnhof nicht zuletzt wegen ihrer Kinderabteilung ausgezeichnet wurde, so 2015 mit  dem mit 5.000 Euro dotierte Kinderbibliothekspreis der Bayernwerk AG und zuletzt bei dem erstmals ausgeschriebenen "Bayerischen Bibliothekspreis 2021" den mit 10.000 Euro dotierten Hauptpreis erhielt.

Der besondere Dank des Bürgermeisters galt auch seiner Büchereileiterin, dass sie diese Ausstellung ermöglicht habe.

Die Büchereileiterin attestierte Sophie Brandes eine hochprofessionelle Künstlerin zu sein, die auch im Alter von 81 Jahren noch so fit und geistig präsent ist. Sie präsentiere in der Ausstellung in der Bücherei mit ihren Kinderbuch-Illustrationen etwas Historisches, was sie vor langer Zeit gemacht hat, wie im Detail auf ihrer Vita weiter unten nachzulesen ist.

Erschienen sind über 40 von ihr illustrierte Kinder- und Jugendbücher, eine Reihe davon erhielt Auszeichnungen und Preise. Viele von ihnen hat sie in der Bücherei zusammen mit ihren Illustrationen ausgestellt.

Wie Wallat berichtete, ist sie in einem Lehrerhaushalt aufgewachsen und sei so früh mit Literatur in Kontakt gekommen. So hätten ihre Eltern ihr auch aus den von Sophie Brandes illustrierten Bilderbüchern vorgelesen. Bilderbücher hätten auch in der Bücherei eine große Bedeutung, seien für Kinder, wenn sie klein sind und noch nicht lesen können, erst einmal die Bilder und weniger die Texte von Bedeutung. Wie sie in ihrer Kinderbücherei beobachten konnte, kommen so Kinder zum Lesen.

Sophie Brandes: „Bücher, Bilder, Lesen, Kinder- Diese vier Stichwörter wurden mir in die Wiege gelegt.“

Sie philosophiert über die Frage, warum in dieser wandlungsschnellen Welt, die sich unzweifelhaft in einer technisch-wissenschaftliche Euphorie-Falle befindet, wir altmodisch sind und unseren Kindern immer noch Geschichten mit Bildern anbieten und ob diese noch eine Zukunft haben.

Sie zitiert den für sie wunderbaren Kinder- und Jugendbuchverleger Hans-Joachim Gelberg, der sagt: „Je moderner die Welt wird, desto unvermeidbarer wird das Erzählen in Worten und Bildern. Kein Mensch begreift, was er erlebt, wenn er nicht davon erzählen kann.“

Was die Ausstellungsbesucher in der Bücherei zu sehen bekommen, sind über 60 Illustrationen von ihr. Wie sie sagt, sind diese nur die Spitze des Eisbergs. Jede habe ihre eigene Geschichte und ureigenen Bilder, die ein menschliches Antlitz tragen.

Brandes: „Meine Idee war und ist, dass man sich mit guten Geschichten und Bildern als Erwachsener nicht in ein Kinder-Gärtchen begibt und sozusagen in die Knie geht, um den Kindern näher zu sein.“ Es bedürfe aber dazu einer gewissen Kindlichkeit des Autors und Illustrators.

Berühmt wurde sie, so Brandes, durch ihre zehn teilbewegten Bilderserien für die Sendung „Löwenzahn“ im  ZDF mit  Peter Lustig und ihre fantastische SiebenStein-Illustration, die von den meisten Kindern angeschaut wurde. Ihr am wichtigsten waren die Preise, die sie bei ihrer Teilnahme an den Biennalen in Bratislava und Tokio im Jahr 1989 bekam, wo jeweils nur die besten Bilder des Jahres zur Ausstellung eingeladen wurden.

Bereits 1977 und 1978 waren ihre Bücher "Hauptsache jemand hat mich lieb" und "Billie aus der Altstadt" in der Auswahlliste zum Deutschen Jugendbuchpreis und 1996 konnte sie den Österreichischen Jugendliteraturpreis für ihr Buch "Ein Baum für Mama" einheimsen.

Die Kinderbücher von Sophie Brandes wurden ins Englische, Schwedische, Holländische, Hebräische, Katalanische und Griechische übersetzt.

Zurückblickend stuft die Künstlerin die Kinderbuchphase ihres Lebens als ihren zweiten Beruf ein. In ihrem ersten Beruf wirkte sie als Modezeichnerin, u.a. auch als Chefgrafikerin bei Betty Barclay, die seit 1955 für hochwertige und langlebige modische Kleidung ein Begriff ist. Nach zehn Jahren hängte sie aber diesen auch durch das ständige Reisen sehr anstrengenden Beruf an den Nagel. Sie habe dann die Verlage gegangen und habe als erstes vom Arena-Verlag in Würzburg den ersten Auftrag für die Illustrierung eines Osterbuches erhalten.

Im Königspavillon hat Sophie Brandes ein dickes Kompendium ausgelegt, in dem wie hier als Beispiel aus dem Jahr 1990 zu sehen, Hunderte ihrer Lesungen dokumentiert sind, die sie in der ganzen BRD in Büchereien und Schulen zehn Jahre lang hielt. Es waren, wie sie berichtet, abenteuerliche Lesereisen, u.a. auch nach Leipzig, als gerade die Grenze geöffnet war.

Hier ein Zeitungsausschnitt aus dem Jahr 1980

Sophie Brandes - Buch-Illustration "Der einsame Riese"

Sophie Brandes hat sich als Bilderbuch-Illustratorin in einer feingliedrigen Zeichenweise spezialisiert. An einem Bild hat sie, wie sie erzählte eine ganze Woche gearbeitet, was heute gar nicht mehr denkbar sei. Irgendwann sei sie dann an einem Punkt angelangt, wo die Körperhaltung beim Zeichnen ihr Probleme bereitet habe, korrekt zu arbeiten und zur Berufskrankheit wurde. Sie sei dann von der Bilderbuchkunst- in die Objektkunstphase gewechselt.

Als Künstlerin widmete sich Sophie Brandes in ihrem dritten Beruf der Malerei und der Objektkunst. Sie lebte viele Jahre auf dem Dilsberg bei Heidelberg, bevor sie 2003 ihren Wohnsitz (und ihr Atelier) nach Veitshöchheim verlegte und zweite Vorsitzende der „Vereinigung Kunstschaffender Unterfrankens“ (VKU) wurde.

In der Autobiographie "Aus einem dunklen Garten" und der Erzählung "Leerzeit" setzt sich die Autorin, die als Kleinkind selbst mit ihrer Familie aus Breslau fliehen musste, mit den Themen Flucht, Vertreibung und Heimatverlust auseinander. 2003 wurde ihr Oevre in einer Jubiläumsausstellung in der Stadtbücherei Heidelberg unter dem Titel "Jenseits der wirklichen Welt - 30 Jahre Illustration" gezeigt.

"Mama-Gedanken" aquarelliert aus dem Jahr 2011 (Preis 400 Euro)

 Buch-Illustration "Flickflack"

 

 Aus: Grünes Gras erzähl mir was. 1980

 Sophie Brandes - Bilderbuch "Lena wo fliegst Du bin?"

Ausstellung  »Komm mit ins Land der Träume" der berühmten Veitshöchheimer Kinderbuchautorin Sophie Brandes bis 30.12.2024 in der Bücherei im Bahnhof
Ausstellung  »Komm mit ins Land der Träume" der berühmten Veitshöchheimer Kinderbuchautorin Sophie Brandes bis 30.12.2024 in der Bücherei im Bahnhof
Ausstellung  »Komm mit ins Land der Träume" der berühmten Veitshöchheimer Kinderbuchautorin Sophie Brandes bis 30.12.2024 in der Bücherei im Bahnhof
Ausstellung  »Komm mit ins Land der Träume" der berühmten Veitshöchheimer Kinderbuchautorin Sophie Brandes bis 30.12.2024 in der Bücherei im Bahnhof
Ausstellung  »Komm mit ins Land der Träume" der berühmten Veitshöchheimer Kinderbuchautorin Sophie Brandes bis 30.12.2024 in der Bücherei im Bahnhof
Ausstellung  »Komm mit ins Land der Träume" der berühmten Veitshöchheimer Kinderbuchautorin Sophie Brandes bis 30.12.2024 in der Bücherei im Bahnhof
Ausstellung  »Komm mit ins Land der Träume" der berühmten Veitshöchheimer Kinderbuchautorin Sophie Brandes bis 30.12.2024 in der Bücherei im Bahnhof
Ausstellung  »Komm mit ins Land der Träume" der berühmten Veitshöchheimer Kinderbuchautorin Sophie Brandes bis 30.12.2024 in der Bücherei im Bahnhof

Vita Sophie Brandes

Sophie Brandes, 1943 in Breslau geboren, muss mit ihrer Mutter und Großmutter 1945 von dort fliehen, wird für 6 Jahre in Niederbayern und die folgenden 7 Jahre in Oberbayern sesshaft, später in Würzburg, wo sie Abitur macht. Es folgen ein Orientierungsjahr in Paris und 1963 - 1966 sechs Semester Grafik- und Kunststudium an der Deutschen Meisterschule für Mode in München.

Als Grafikdesignerin arbeitet sie vorerst fest angestellt, später freiberuflich für Modeunternehmen und namhafte Modejournale. Daneben beginnt sie, seit 1973, Kinderbücher zu illustrieren und schreibt kurz darauf auch Texte für zahlreiche Kinderbuch-Verlage. Es entstehen über 40 Bücher. Gleichzeitig entwickelt Sophie Brandes für das ZDF eine Reihe (teilanimierter) Bildersequenzen und Drehbücher für das Kinderprogramm.

Sie wird eingeladen zu Biennalen nach Bratislava (BIB) und Tokyo. Mehrere ihrer Bücher kommen auf die Auswahlliste zum ‚Deutschen Jugendbuchpreis‘. Sie wird 1987 ausgezeichnet mit dem Illustratorenpreis in Bologna („Premio Critici in Erba“), 1990 mit dem Troisdorfer Bilderbuchpreis und 1996 mit dem österreichischen Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur.

Seit 1988 unterhält sie einen zweiten Wohnsitz in Mallorca und beginnt in einer total neuen Kunstrichtung zu arbeiten, die sie ‚Objektkunst‘ nennt. In dieser neuen Kunstgattung, Montagen und Collagen aus Treibholz, Altmetall und Relikten aus der iberischen bäuerlichen Alltagskultur entstehen in den kommenden Jahren (bis heute) über 100 Reliefbilder und Vollplastiken.

Parallel hierzu erweitert Sophie Brandes ihre grafischen Techniken (Radierung) in Kursen bei Friedrich Meckseper und Jan Peter Tripp. Eine Reihe Radierungen mit surrealem Inhalt führen hin zur Kunstrichtung des ‚Phantastischen Realismus‘ und sie schließt sich der Künstlergruppe „Heidelberger Malerkreis“ an, die diese Richtung vertritt.

Im Jahr 2001 erhält Sophie Brandes die Leitung des Meisterkurses „Buchillustration“ im sogenannten „Schwäbischen Kunstsommer“ der renommierten „Schwaben-Akademie“, Kloster Irsee. Und im Jahr darauf die Leitung des Meisterkurses „Von der Collage zur Plastik“ am selben Ort. 2003 verlegt sie ihren Wohnsitz (und ihr Atelier) nach Veitshöchheim bei Würzburg und wird zweite Vorsitzende der „Vereinigung Kunstschaffender Unterfrankens“ (VKU).

In einer Autobiografie („Aus einem dunklen Garten“) und einer Erzählung („LeerZeit“) setzt sich die Künstlerin mit den traumatisierenden und prägenden Themen Flucht und Vertreibung, Heimatverlust und Vaterlosigkeit auseinander (2002 Alittera-Verlag und 2003 Arena Verlag). Themen, die weitgehend Inhalt und Essenz der gesamten künstlerischen Arbeit von Sophie Brandes bis zum heutigen Zeitpunkt bestimmen. So auch in der Reihe von Ölgemälden (2001 - 2009), denen Sophie Brandes ihre letzte große Ausstellung gewidmet hat.


Mitgliedschaften
Freundeskreis für Jugendliteratur e.V. Frankfurt
FILU Deutsche Illustratorenvereinigung
BBK Baden-Württemberg und BBK-Unterfranken
Heidelberger Künstlergruppe 79 (Forum für Kunst)
VKU - Vereinigung Kunstschaffender Unterfrankens

Auszeichnungen
1977 Auswahlliste zum Deutschen Jugendbuchpreis (Hauptsache jemand hat mich lieb)
1978 Auswahlliste zum Deutschen Jugendbuchpreis (Billie aus der Altstadt)
1987 Premio Critici in Erba, Bologna (Komm mit nach irgendwo)
1989 Teilnahme an der Biennale der Illustratoren in Bratislava und Tokyo
1990 Troisdorfer Bilderbuchsonderpreis (Zylindergeschichten)
1996 Österreichischer Jugendliteraturpreis (Ein Baum für Mama)

Öffentliche Ankäufe bzw. Aufträge
Stadt Neckargemünd Kulturamt Meersburg/Bodensee
Stadt Heidelberg Preise 'Premio Critici in Erba' für "Komm mit nach Irgendwo" (Illustration) Bologna Bilderbuch Sonderpreis, Burg Wissem (Bilderbuchmuseum) Troisdorf

Drehbücher
für ZDF-Sendung 'LÖWENZAHN'
Teilanimierter Film "Die Schneekönigin" für ZDF Sendung "SIEBENSTEIN"
Fernsehsendung "Fahr mal hin", Dilsberg (5 Minuten Feature Sophie Brandes) SWF Baden-Württemberg

Meisterkurse
2001 Schwäbischer Kunstsommer Kloster Irsee (Buchillustration)
2002 Schwäbischer Kunstsommer Kloster Irsee (Objektkunst)
2001 und 2002 Schwäbischer Kunstsommer Kloster Irsee
('Kunst leben' Teilnahme)

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