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Nach dreieinhalb Jahren übergibt Generalmajor Ruprecht von Butler eine einsatzbereite 10. Panzerdivision an seinen Nachfolger, Generalmajor Jörg See

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Bericht Oberstleutnant Karsten Dyba vom Übergabeappell der 10. Panzerdivision am 13.09.24

„Mein Herz hat immer für die Truppe geschlagen“

Der Handschlag besiegelt die Übergabe der 10. Panzerdivision (von links): der scheidende Kommandeur, Generalmajor Ruprecht von Butler, Generalleutnant Harald Gante, Kommandeur Feldheer, und der neue Kommandeur der 10. Panzerdivision, Generalmajor Jörg See, vor der Fahnenabordnung mit der Truppenfahne der 10. Panzerdivision.

Foto: Bundeswehr / Stabsfeldwebel Roberto Valguarnera

Die jüngste sicherheitspolitische Zeitenwende prägte seine Dienstzeit als Kommandeur: Nach einer unüblich langen Stehzeit hat Generalmajor Ruprecht von Butler in der Veitshöchheimer Balthasar-Neumann-Kaserne das Kommando über die 10. Panzerdivision abgegeben. Neuer Kommandeur ist Generalmajor Jörg See, der in der Division kein Unbekannter ist: Von 2016 bis 2019 führte er die Panzerbrigade 12 „Oberpfalz“, die zur Zehnten gehört. Generalmajor See wechselt nun vom NATO-Hauptquartier in Brüssel nach Veitshöchheim.

Während der Kommandozeit von Generalmajor von Butler hat sich die 10. Panzerdivision enorm verändert. Lautete 2021 der Auftrag noch, den Großverband zur „Division 2027“ umzugliedern, so überrollten die sicherheitspolitischen Ereignisse des Jahres 2022 die Planungen. Russland griff die Ukraine an, der Bundeskanzler rief die Zeitenwende aus, und die 10. Panzerdivision sollte der NATO schnellstmöglich als deutscher Beitrag zur Landes- und Bündnisverteidigung bereitstehen.

Schnell sei deutlich geworden, „dass unsere europäische Sicherheitsarchitektur mit diesem Krieg in Frage gestellt wird“. Das sagte Generalmajor von Butler bei seiner Abschiedsrede an seine Soldatinnen und Soldaten anlässlich des Appells zur Kommandoübergabe.

Neuer Auftrag: Einsatzbereit als „Division 2025“. „Kaltstartfähigkeit“ und „Kriegstüchtigkeit“ sind seither Begriffe, die die Division prägen. Dabei blickt der 57-Jährige auf drei Zeitenwenden in seiner militärischen Laufbahn zurück, „von denen wir vier Wochen vorher noch nichts gewusst haben“: Das Ende des Kalten Krieges, der Kampf gegen den islamistischen Terror und zuletzt der Angriff Russlands auf die Ukraine. „Wir erleben damit eine Zeitenwende, von der ich gehofft hatte, sie nie mehr erleben zu müssen“.

Die Auswirkungen auf die 10. Panzerdivision, die nun unmittelbar greifbar und spürbar seien, hat Generalmajor von Butler maßgeblich mitgestaltet. Mit dem Auftrag „Division 2025“ stellt sie der NATO ab 2025 eine einsatzbereite und kriegstüchtige Kampftruppendivision zur Verfügung. Der Prozess der Umstrukturierung im Zuge der Ausrichtung der Bundeswehr auf Landes- und Bündnisverteidigung ist nahezu abgeschlossen.

Die 10. Panzerdivision ist nun in ihrer Grundgliederung binational, hat seit 2023 eine niederländische Brigade unterstellt und seit Juli 2024 einen niederländischen stellvertretenden Divisionskommandeur.

Auch die Divisionstruppen sind seit diesem Jahr wieder voll aufgestellt. „Ich war für Sie kein einfacher Divisionskommandeur“, gestand Generalmajor von Butler seinen Männern und Frauen. „Eine lange und gutentwickelte Planung und durchdachte Verfahren mussten kurzfristig umgeschmissen werden, weil ich einen anderen Ansatz hatte“. Er habe seinen Soldatinnen und Soldaten viel abverlangen müssen, aber „mein Herz hat immer für die Truppe geschlagen und meine Verantwortung habe ich auch versucht, aus der Truppe heraus wahrzunehmen“.

Ausdrücklich lobte er die Leistung seiner Brigaden. Die Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“ hatte in den vergangenen Jahren den NATO-Auftrag inne, die Very High Readiness Joint Task Force“ (VJTF) zu stellen. Die Panzerbrigade 12 „Oberpfalz“ hat die Ausbildung ukrainischer Soldaten übernommen, neue Waffensysteme erhalten und gibt ein Bataillon an die neue Litauen-Brigade ab. Die Gebirgsjägerbrigade 23 „Bayern“ musste die Division abgeben und erhielt dafür die niederländische 13. Lichte Brigade. Und die Deutsch-Französische Brigade bewährte sich im Mali-Einsatz und aktuell im Kosovo.

Besonders bei den Divisionstruppen veränderte die 10. Panzerdivision ihr Gesicht weg vom Truppensteller hin zum einsatzfähigen Großverband. Neue Bataillone wurden aufgestellt oder unterstellt, damit die Division eigenständig „den Kampf im unmittelbaren Gefecht, im rückwärtigen Raum und in der Tiefe führen sowie Schwerpunkte bilden kann“, erläuterte Generalmajor von Butler. Sein Respekt gelte den Soldatinnen und Soldaten, die diese Veränderungen mit hoher Flexibilität und Professionalität umsetzen, auch wenn dies persönliche Nachteile mit sich bringe.

Vor wenigen Tagen habe er dem Kommandeur Feldheer gemeldet, dass die Struktur „Division 2025“ eingenommen und die von der NATO geforderte Initial Operational Capability (Anfangsbefähigung) erreicht ist. „Auch wenn noch nicht alles gut ist und nach Jahren der Minderausstattung noch gar nicht gut sein kann, so haben wir aber doch heute schon viel erreicht“, so Generalmajor von Butler.

Generalmajor Ruprecht von Butler (links) hat das Kommando an seinen Vorgesetzten, den Kommandeur Feldheer, abgegeben. Mit der Truppenfahne überträgt Generalleutnant Harald Gante symbolisch das Kommando über die 10. Panzerdivision an den neuen Kommandeur, Generalmajor Jörg See.

Foto: Bundeswehr / Stabsfeldwebel Roberto Valguarnera

Mit der Übergabe der Truppenfahne der 10. Panzerdivision an den Kommandeur Feldheer, Generalleutnant Harald Gante, entband dieser den scheidenden Kommandeur von seinem Kommando und übergab dieses an Generalmajor Jörg See.

Generalleutnant Gante, der die Division durch die Corona-Krise führte, hatte im April 2021 das Kommando an Generalmajor von Butler abgegeben. Der Kommandeur Feldheer bescheinigte von Butler exzellente Führungsqualitäten.

„Ab dem 1. Januar wird die 10. Panzerdivision liefern müssen. Die Menschen in Polen und im Baltikum verlassen sich darauf.“ Dass die Division diesen Auftrag erfüllen könne, sei auch Generalmajor von Butlers Verdienst. Allerdings würden die Herausforderungen an die Division in den nächsten Jahren nicht weniger, sagte Generalleutnant Gante und wandte sich dabei an den Nachfolger. Der 57-jährige Generalmajor See stammt aus Hessen, lebt im Rheinland und ist gelernter Panzerpionier. Er hatte von 2016 bis 2019 die Panzerbrigade 12 „Oberpfalz“ (Cham) geführt, die der 10. Panzerdivision angehört. Zwischenzeitlich war er als Deputy Assistant Secretary General im Internationalen Stab der NATO in Brüssel und leitete dort die Abteilung Defence Policy and Planning.

Schreiten die Front ab: Der Kommandeur Feldheer, Generalleutnant Harald Gante (links), und der scheidende Kommandeur der 10. Panzerdivision, Generalmajor Ruprecht von Butler (rechts) sowie dahinter Brigadegeneral Martin Bonn, der niederländische stellvertretende Divisionskommandeur beim Übergabeappell in der Veitshöchheimer Balthasar-Neumann-Kaserne.

Foto: Bundeswehr / Stabsfeldwebel Roberto Valguarnera

Bei dem Appell zur Übergabe der 10. Panzerdivision traten Abordnungen des Divisionsstabes, der unterstellten Brigaden und der Divisionstruppen an. Vom Heeresmusikkorps Veitshöchheim unter der Leitung von Hauptmann Wolfgang Dietrich wurde der Appell musikalisch begleitet mit „Preußens Gloria“, „Des großen Kurfürsten Reitermarsch“ und dem Divisionsmarsch „Fridericus Rex“.

Zahlreiche Ehrengäste aus Militär, Adel, Politik und Gesellschaft waren beim Appell zu Gast. Darunter auch Generalmajor von Butlers Bruder, Generalleutnant a.D. Carl-Hubertus von Butler, der einst in Veitshöchheim die Division Luftbewegliche Operationen (DLO) führte und der Vater, Generalmajor a.D. Ruprecht von Butler, der bald seinen 100. Geburtstag feiert und als Zeitzeuge ein Stück Bundeswehr-Geschichte verkörpert.

Sein neues Kommando in Norwegen hat der scheidende Divisionskommandeur bereits übernommen: Generalmajor von Butler führt künftig das Joint Warfare Centre in Stavanger, eine Ausbildungseinrichtung der NATO, in der höhere Stäbe in der streitkräftegemeinsamen Gefechtsführung auf operativer Ebene beübt werden.

Eine Überraschung, die an frühere Zeiten erinnert: Generalmajor Ruprecht von Butler, seines Zeichens gelernter Panzeraufklärer, wird mit einem Spähpanzer vom Typ „Luchs“, der in der Bundeswehr seit 2009 nicht mehr genutzt wird, vom Appellplatz abgeholt. An diesem Spähpanzer wurde Generalmajor von Butler ausgebildet, nachdem er ursprünglich 1986 als Reserveoffizieranwärter im Panzeraufklärungsbataillon 12 in Ebern in die Bundeswehr eingetreten war. Er begann später seine Laufbahn als Truppenoffizier.

Foto: Bundeswehr / Oberstabsgefreiter Zachery White

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