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In der barocken Vituskirche in Veitshöchheim wurde am Sonntag als neuer Gebetsort eine "unglaublich beeindruckende Opferlichterstätte" eröffnet - Ein neues Kunstwerk von Dr. Jürgen Lenssen

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Die barocke Vituskirche im Veitshöchheimer Altort beherbergt seit Sonntag ein neues Kleinod. In einer Nische zwischen dem Bilhildisaltar rechts und dem Muttergottesaltar links, wo sich der schon lange nicht mehr benutzte (nicht historische) Beichtstuhl befand, glänzt nun eine kunstvoll gestaltete Opferlichterstätte, die zum persönlichen Gebet einlädt, in der Kerzen angezündet werden können und Menschen ihre Anliegen, Sorgen, Dank oder einfach sich selbst und ihre Lieben "dalassen" können, wo Menschen für ihre Sehnsucht einen Ausdruck finden und zur Ruhe kommen können.

Der von dem ehemaligen Kunstreferenten der Diözese Würzburg Domkapitular em. Dr. Jürgen Lenssen künstlerisch sehr ansprechend mit großer Symbolkraft gestaltete neue Kerzenopferständer wurde von diesem am Sonntagmorgen bei einem Festgottesdienst höchstpersönlich gesegnet und von Pfarrer Christian Nowak (rechts) seiner Bestimmung als neuer Gebetsort gleichermaßen für die Einheimischen als auch für die nach hier in großer Zahl aus unterschiedlichsten Ländern und Kulturen kommenden Menschen übergeben.

Wie der Pfarrer sagte, gibt es kaum eine Minute, wo tagsüber die Türe zur Kirche nicht auf- und zugeht, wo Menschen reinkommen, die die Kirche wegen ihrer Schönheit anschauen, in ihr verweilen, hier beten, eine Kerze anzünden. So gab es Tage, wo 80 bis 100 Kerzen auf dem Marienaltar standen. Dem trug nun die Kirchengemeinde Rechnung.

"Jedes entzündete Opferlicht steht für das Vertrauen auf Gott, dass er uns in allen Lebenssituationen unabhängig von der jeweiligen Religionszugehörigkeit beisteht," betonte Lenssen, der von 1991 bis zum 31. Mai 2017 das Kunstreferat der Diözese leitete, in seiner Predigt.

Weil Menschen diese Sehnsucht in sich tragen und ihr mit den entflammten Opferlichtern sichtbaren Ausdruck verleihen, sei es für ihn, wie er sagte, eine große Ehre und Freude gewesen, für diese Kirche, die auch von vielen Menschen aus vielen Ländern und Sprachräumen aufgesucht wird, mit der Gestaltung einer neuen Opferlichterstätte in St. Vitus einen besonderen Gebetsort entwerfen zu dürfen.

Sie finden hier nun einen Ort vor, an dem auf den beiden links und rechts von dem neuen Kerzenständer installierten, einen halben Meter breiten Stelen aus sehr lebendigen braunen Cortenstahl in 27 Sprachen und der Braille-Blindenschrift elfenbeinfarbig das gleiche Gebetswort "Herr, erhöre mein Gebet" immer wieder auftaucht.

Highlight des beeindruckenden Kunstwerkes und mehr als nur ein funktionaler Ort ist in der Mitte hinter dem Kerzenständer die ein Meter breite mit Blattgoldtäfelchen verkleidete Platte, die sich nach oben aus dem Nischenbogen herausschwingt und, so Lenssen, "die Aussage des Psalmisten aufgreift, der von Gott sagt, dass er uns mit seinen Flügeln unter seinen Schwingen Zuflucht und Schutznahme finden lässt."

"Ganz entscheidend war für mich", so sagt der 77jährige Künstler, "hier keinen Kasten in die Nische zu platzieren, sondern hier nicht reingezwängt durch das Überschwingen der vergoldeten Platte aus der Nische heraus nach draußen eine gewisse Symbolik zum Ausdruck zu bringen." Wer hier vor der herausschwebenden Platte stehe, könne sich geborgen und umfangen von dem Glanz des Goldes fühlen. Gold sei schon immer die Farbe zur Darstellung von Zeit und Raum. Und die Gebete, die hier gesprochen werden, können über die vorstehende Goldplatte nach oben gelangen.

 Integriert in die vergoldete Platte ist davor ein treppenartiges Regal in schwarzer Farbe mit vier Stellflächen, auf der bis zu 100 Kerzen platziert werden können. Darunter befindet sich dann in einer Tiefe von 20 Zentimeter die ebenfalls schwarze Kerzen-Abstelllade und links daneben an der Wand die Kasse für die ein Euro kostenden Opferkerzen.

Beispielhaft ist hier auf einem kleinen Ständer vor der Kasse ein Gebet zum Entzünden einer Kerze abgedruckt.

"Du bist das Licht der Welt, du bist der Glanz, der unseren Tag erhellt!" Dieses zur Eröffnung des Festgottesdienstes zur Segnung des Gebetsortes gesungene Lied (im Bild v.l.n.r. Pastoralreferentin Lisa Fischer, Pfarrer i.R. Josef Kraft, Domkapitular em. Dr. Jürgen Lenssen, Pfarrer Christian Nowak und Gemeindereferentin Martina Zentgraf) war für Pfarrer Nowak "die innerste Motivation, als wir vor gut einem Jahr daran gingen, uns Gedanken zu machen, wie wir den für unsere Kirche wichtigen und viel besuchten Ort für das persönliche Gebet und die Kerzen gestalten."

 Margret Simmelbauer trug dann fünf Fürbitten vor, so um Frieden in der Welt, für Gerechtigkeit, den Schutz der Schöpfung, der Segnung aller Menschen hier im Ort und der Menschen, die aus anderen Ländern, anderen Kulturen und Sprachen in diese Kirche als Glaubende oder Suchende kommen.

Pastoralreferentin Lisa Fischer und Gemeindereferentin Martina Zentgraf entzündenden abwechselnd nach jeder Fürbitte eine Kerze und die Gläubigen in der Kirche stimmten jeweils auf Englisch das Gebet "O Lord, hear my prayer" an.

Die Band "A MJUSIC BOCHS" aus Ochsenfurt bescherte dem Festgottesdienst instrumental und gesanglich einen herzerfrischenden und feierlichen Rahmen.

Pfarrer Nowak fand abschließend Lenssens Kunstwerk unglaublich beeindruckend. Es füge sich galant zwischen den beiden Altären rein und korrespondiere mit der historischen barocken Ausstattung der Kirche sehr gut.

Sein besonderer Dank galt neben Lenssen der Kirchenverwaltung St. Vitus und dem Gemeindeteam Veitshöchheim, dass sie das Projekt eines  neuen Gebetsortes ermöglicht und sich von Anfang an zu 100 Prozent dahinter gestellt haben.

Er lobte des Weiteren die ausführenden Firmen, so Erik Hofmann von der Kunstschmiede Schrepfer in Würzburg für die Metallarbeiten, Restaurator Christoph Schädel für die Vergoldung und die Beschriftung der Stelen, der Firma Öhrlein aus Retzbach für die Sandsteinarbeiten und der Firma Frisch für die Maler und Verputzerarbeiten, sowie auch den zahlreichen ehrenamtlichen Helfern aus der Pfarrei, allen voran Karolin Kuhn für die Gesamtkoordination der auszuführenden Arbeiten.

Und last not least dankte er auch allen Spendern, die bereitwillig und großzügig dieses geistliche Projekt in der Vituskirche gefördert haben, besonders allen, die wie nachstehend abgedruckt,  für 150 Euro eine Sprachpatenschaft übernahmen.

Am Ende des Gottesdienstes war es über 80 Besuchern sogleich ein Anliegen, eine Opferkerze anzuzünden.

Fotos (c) Dieter Gürz

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M
Welch eine Ironie: Für die Kindergärten hat die Kirche kein Geld. Aber für ein dekadentes Blattgold-Kunstwerk in der Kirche sind dann doch Mittel da.
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