Wie der 4. Platz nebst Geldpreis für den Wettbewerbsbeitrag „Alle für EINE WELT für alle“ die Klasse 10 B des Gymnasiums Veitshöchheim veränderte
Für ihren Beitrag zum Wettbewerb „Alle für EINE WELT für Alle“ des Bundespräsidenten erzielte die Klasse 10 b des Gymnasiums den 4. Platz und einen Geldpreis von 100 Euro. Mit Kunstlehrerin Berit Holzner waren gleich zu Beginn des Schuljahres vier Jugendliche für drei Tage zur Auftaktveranstaltung nach Köln gefahren, um in wechselnden Arbeitsgruppen und Workshops mit Jugendlichen aus allen Bundesländern und Schularten zu erfahren, was und wie sie ändern können, damit das Zusammenleben der Menschen auf der Welt gerechter und besser wird.
Während die Teilnehmer der Klasse 10B von der Eröffnungsveranstaltung nach Hause fuhren, schmiedeten sie schon im Zug Pläne, wie sie die Anregungen des Wochenedes umsetzen könnten. Ihren Wunsch, mit Unterstützung der begleitenden Lehrerin Berit Holzner im Kunstunterricht am Schulwettbewerb teilzunehmen, trugen sie ihrer Klasse vor, und während der Gespräche entwickelte die Klasse weitere Ideen, wie die Klasse 10B selbst zur Veränderung werden könnte.
Gelebte Veränderung
Sie wurden ganz praktisch aktiv. Die Jugendlichen, die in Köln dabei waren, traten dem Umwelt-AK der Schule bei und initiierten den Aufbau eines Kleidertauschschranks mit der Idee, wegzukommen von Kauf von Billigkleidung mit all den negativen Begleiterscheinungen bis hin zu Kleidermüllbergen in den Ländern des Südens, aber auch, schöne Kleidung durch Tausch einander, auch denjenigen, die nicht so viel Geld haben, zur Verfügung zu stellen.
Eine Schülerin und ein Schüler, darunter Hamid, der in Köln dabei war, stellten sich als Schülersprecher zur Wahl und wurden prompt gewählt.
Andere beschlossen, die Papierputztücher im Kunstunterricht durch Putzlappen aus Stoff zu ersetzen. Zu Beginn jeder Kunststunde sammeln sie die gebrauchten Lappen ein und ersetzen sie durch frisch gewaschene.
Diese Aktivitäten entwickelten die Schüler, weil ihnen die Missstände nun deutlicher ins Auge stachen. Und so hinterfragte die Klasse ihr eigenes Verhalten, um weitere Bereiche auszumachen, in denen sie engagiert tätig sein konnten: Der gedankenlose Kauf von Plastikflaschen, von wasserintensiven Überseefrüchten, das Akzeptieren von „Schulversagen“, andere ärgern, sich gedankenlos im Auto fahren lassen usw.
Die Folgen dieses Verhaltens wurden nun untersucht. Internetrecherche, das Greenpeace-Magazin, ein Buch von Jan Gehl und zwei Begleithefte von Engagement Global ließen wichtige Zusammenhänge erkennen (Stadtentwicklung, Jeans), z.B. welche Folgen Papierverschwendung für die Vielfalt der Wälder, die Böden oder den Wasserverbrauch hat, wo Plastikmüll häufig landet, anstatt wiederverwertet zu werden, wie gefährlich Gleichgültigkeit in der Demokratie ist usw.
Visualisierung des Engagements
„Wir sind die Veränderung!“ heißt der Titel des Leporellos, der das Engagement der Klasse visualisiert. Das Leporello ist als Wettbewerbsbeitrag „Alle für EINE WELT für alle“ entstanden, orientiert sich an ausgewählten SDGs und zeigt in 30 Zeichnungen, wie eigenes Handeln zur positiver Veränderung beitragen kann. Dazu befassten sich je drei Schüler mit einem Thema der SDGs, das sie von drei Seiten auf zeichnerische Weise beleuchteten. Die je erste Zeichnung benennt Missstände (schädliches Alltagsverhalten wie Gedankenlosigkeit, Egoismus oder deren Ursachen struktureller Natur sind) und sind im fröhlich-unbedarften Comicstil gehalten.
Die je zweite Zeichnung zeigt die Folgen dieses Handelns. Diese Zeichnungen sind realistisch gezeichnet mit Licht und Schatten und feinen Details, hier wird genau hingeschaut.
Die je dritte Zeichnung zeigt Lösungen und Veränderung auf. Dabei dokumentieren diese Zeichnungen das tatsächlich veränderte Handeln der Schülerinnen und Schüler der Klasse 10B. Diese Zeichnungen sind linear gezeichnet, die handelnden Jugendlichen aber haben sich selbst in Aktion fotografiert und in die Zeichnung eingeklebt.
Die gezeichneten Dreiersequenzen schließen jeweils mit einer Textseite, die die betreffenden SDGs nennt, knapp auf Missstände und Folgen eingeht und das eigene Handeln kurz und übersichtlich beschreibt.
Integriert als Beispiel für Lösungen und verändertes Handeln wurde ein Gastbeitrag eines P-Seminars der Schule: Der Kurs der 11. Jahrgangstufe arbeitet mit Jugendlichen aus Tansania zusammen an einem Spiegelbeet. Da die klimatischen Bedingungen in Tanzania und Deutschland ähnlich sind, tauschen sich die Schüler beider Länder, die in Absprache genau das gleiche anbauen, aus und unterstützen sich gegenseitig.
Gemeinsames Engagement
All dies wurde in Kunstunterricht umgesetzt, der nur einmal in der Woche stattfindet, sowie freiwillig auch außerhalb der Unterrichtszeit. Große Disziplin und beeindruckendes gemeinsames Engagement ließen diese umfangreiche Arbeit (die handlungsorientierten Veränderungen sowie die inhaltliche und zeichnerische Reflexion und Dokumentation) gelingen. Das gemeinsames Arbeiten, die Absprachen in den Kleingruppen sowie im Klassenverband, das Integrieren auch derer, die nicht „so super zeichnen“ können usw. führten zu einer ganz besonderen Stimmung in der Klasse, einer Veränderung: Es war klar, Jede, Jeder wurde gebraucht.
Ein 4. Platz
Der Wettbewerbsbeitrag wurde mit einem 4. Platz und einem Preis in Höhe von 100 Euro ausgezeichnet. Was die Klasse mit den 100 Euro macht, hat sie noch nicht entschieden.
Die Leporellos werden als Good Practice-Beispiele in eine Wanderausstellung aufgenommen, die an Bildungseinrichtungen und Schulen, um globale Zusammenhänge und entwicklungspolitische Themen zu vermitteln ausgestellt wird.
Text und Fotos Berit Holzner