Zwei Reservisten aus dem Taubertal sichern bei der NATO-Übung „Quadriga 24“ im Baltikum den Gefechtsstand der 10. Panzerdivision aus Veitshöchheim.
Marco Gantert und Florian Döller haben als Reservisten an der Übung „Quadriga 24“ der 10. Panzerdivision in Litauen teilgenommen. Die Übung war Teil des NATO-Manövers „Steadfast Defender 24“, des größten NATO-Manövers seit 30 Jahren. Das Reservistenbataillon der Division, das Unterstützungsbataillon Einsatz 10, stationiert in Veitshöchheim, sicherte dabei den Divisionsgefechtsstand. Gantert und Döller haben sich hierfür freiwillig gemeldet und wurden von ihren Arbeitgebern freigestellt.
Nachstehend ein Bericht über das Engagement der beiden Reservisten von Oberstleutnant Karsten Dyba (Pressestelle 10. Panzerdivision)
„Sveiki Atvyke – Herzlich willkommen“: Stabsgefreiter d.R. Florian Döller (vorne) und sein Kamerad Oberstabsgefreiter d.R. Marco G. sichern die Zufahrt zum litauischen Gefechtsübungszentrum „Generolo Adolfo Ramanausko Kovinio Rengimo Centras“ in Nemenčinė.
Nemenčinė/Litauen
Wenn die 10. Panzerdivision aus dem unterfränkischen Veitshöchheim ins Manöver zieht, ist meist auch ein Unterstützungsbataillon dabei, das gänzlich aus Reservisten besteht. Zwei von ihnen stammen aus dem Main-Tauber-Kreis, und die zog es nun vom Taubertal ins Neristal nach Litauen.
„Ich find’s toll, dass die Reserve in multinationale Übungen eingebunden wird“, sagt der 29-jährige Oberstabsgefreite d. R. Marco Gantert aus Boxberg. Gemeinsam mit sechzehn Reservisten des Unterstützungsbataillons Einsatz 10 sichert er bei der Übung Grand Quadriga 24 den Gefechtsstand der Division im südlitauischen Städtchen Nemenčinė, das am Neris-Fluss liegt. Im Zivilberuf ist Gantert als Key-Account-Manager verantwortlich für die Großkundenbetreuung bei Würth Industrie in Bad Mergentheim – ein bundeswehrfreundlicher Arbeitgeber, der ihn für diesen speziellen Auftrag sogar vier Wochen am Stück ziehen lässt. Für dieses Engagement, seine Mitarbeiter für die Dienstleistung als Reservist freizustellen, ist Würth Industrie 2021 vom Verband der Reservisten der Bundeswehr bereits als „Partner der Reserve“ ausgezeichnet worden.
Den Weinkeller mit der Waffenkammer eingetauscht hat Florian Döller aus Lauda-Königshofen. Der 38-jährige Stabsgefreite d.R. hat sich wie Marco Gantert freiwillig für das Manöver in Litauen gemeldet: „Es hat mich interessiert, wie unser Auftrag im Ernstfall im NATO-Verbund aussehen würde.“ Im Zivilberuf ist Döller Kellermeister bei der Becksteiner Winzergenossenschaft.
In Nemenčinė verrichtet er gemeinsam mit Gantert den Wachdienst am Kasernentor, grüßt mit einem freundlichen „Laba diena!“ (Guten Tag), passt an einer Personenschleuse auf, dass nur berechtigtes Personal in den Gefechtsstand gelangt und patrouilliert auf Streife im Gelände drumherum.
Parallel dazu wird die Ausbildung vertieft, zum Beispiel bei einem Schießen mit litauischen Soldaten nach deren Vorschriften auf einer litauischen Schießbahn in Rūdninkai mit dem deutschen Gewehr G36. Es handelt sich hier um jenen Ort in Litauen, an dem die deutsche Brigade stationiert werden soll.
Und ganz nebenbei sehen sie auf dem Übungsplatz das Leistungsvermögen einer Panzerdivision inklusive scharfem Gefechtsschießen mit Kampfpanzern Leopard, Schützenpanzern Puma und Panzerhaubitzen.
Auf der Schießbahn in Rūdninkai: Oberstabsgefreiter d.R. Marco Gantert (links) und Stabsgefreiter d.R. Florian Döller (rechts).
Innerhalb weniger Wochen hat die Division nach der Alarmierung ihre Truppen und ihr Großgerät per Bahn, per Schiff, mit dem Flugzeug und im Landmarsch durch Polen nach Litauen transportiert, um dort gemeinsam mit den französischen, niederländischen und den litauischen NATO-Partnern die Landes- und Bündnisverteidigung an der NATO-Ostflanke zu üben. Die 10. Panzerdivision aus Veitshöchheim ist mit ihren vier Brigaden aus Bayern und Baden-Württemberg, aus Sachsen und Thüringen sowie aus den Niederlanden die Speerspitze, die Deutschland der NATO für den Ernstfall zur Verfügung stellt. Die Übung war teil der NATO-Großübung „Steadfast Defender 24“, der größten Übung des Bündnisses seit 30 Jahren.
Beide Reservisten aus dem Main-Tauber-Kreis haben einen besonderen Werdegang als Soldaten. Marco Gantert hatte nicht einmal regulär als Wehrpflichtiger „gedient“: Als erster Jahrgang, der nicht mehr zum Wehrdienst eingezogen wurde, ergriff er selbst die Initiative, absolvierte in Walldürn die Grundausbildung und kam dann zum Veitshöchheimer Unterstützungsbataillon Einsatz 10.
Die veränderte sicherheitspolitische Situation zu Beginn des Konflikts in der Ukraine war für Florian Döller die Motivation, als Reservist zu dienen. Der Stabsgefreite hatte sich parallel zum Zivilberuf zum Soldaten ausbilden lassen und den ersten Durchgang der Ausbildung Ungedienter absolviert – ein neues Projekt des Reservistenverbands, das Interessenten, die nie zuvor Zeitsoldat oder Wehrdienstleistender waren, die Möglichkeit eröffnet, als Reservist in den Streitkräften zu dienen.
Döller ist begeistert von Land und Leuten in Litauen. „Das Land wirkt zugleich modern in den Städten und auf dem Land scheint manchmal die Zeit stehengeblieben zu sein.“ Er spüre, wie sehr sich die Litauer seit der russischen Annexion der Krim-Halbinsel von ihren Nachbarn bedroht fühlen. „Ich habe den Eindruck, sie sind froh, dass wir hier sind.“
Auch Gantert wollte die Chance nutzen, das Land kennenzulernen. Von den Litauern erfahre er viel Dankbarkeit, stimmt er seinem Kameraden zu: „Wir werden oft angesprochen und spüren, dass wir willkommen sind und unsere Präsenz im Baltikum wichtig für sie ist.“
Fotos Bundeswehr: Karsten Dyba und Zachery White (die letzten zwei)
Hinweis zum Reservisten-Bataillon:
Das Unterstützungsbataillon Einsatz 10 (Veitshöchheim) besteht seit 2018, hat derzeit eine Stärke von rund 250 Mann (und zwei Frauen), soll künftig um zwei weitere Reservisten-Kompanien ergänzt werden und dann Sicherungsbataillon 10 heißen. Ein solches (aber aktives) Sicherungsbataillon hat es bis vor einigen Jahren in Hardheim bereits gegeben. Die beiden neuen Kompanien sollen in Hardheim (Odenwald) und in Donaueschingen (Schwarzwald-Baar) stationiert werden. Schon jetzt üben die Reservisten mehrmals im Jahr auf dem Standortübungsplatz Külsheim. Nachwuchs wird stets gesucht: UstgBtlEins10@bundeswehr.org