Der Urveitshöchheimer Mediziner und Heimatkundler Dr. Roman Grötsch feiert heute (2. April) seinen 100. Geburtstag
Link auf Mainpost-Online vom 2.4.2024
Noch viel Freude am Leben hat Dr. med. Roman Grötsch, der heute vor 100 Jahren in der Schönstraße in Veitshöchheim am 2. April 1924 das Licht der Welt erblickte, im Bild mit seiner Frau Maria, mit der er seit 19. Mai 1955 verheiratet ist und die ihrem alsbaldigen 90. Geburtstag entgegensieht. Beide konnten im Jahr 2020 die Eiserne Hochzeit feiern.
Dem Jubilar hatten heute Morgen auch Bürgermeister Jürgen Götz, stellvertretender Landrat Waldemar Brohm und Pfarrer Christian Nowak gratuliert.
Der Urveitshöchheimer, der noch jeden Tag mit Hilfe eines Rollators und seiner Frau eine drei Viertelstunde lang seine Runde durch den Hofgarten und entlang der Maiuferpromenade dreht, ist auf dem Foto mit seiner Großfamilie abgebildet, mit seinen fünf Kindern, elf Enkeln und acht Urenkeln.
Foto Familie
Beruflicher Werdegang
Roman Grötsch besuchte ab 1935 die Oberrealschule (heute Röntgengymnasium) in Würzburg, wurde 1942 noch vor Ablegung des Abiturs als 18jähriger zunächst für ein Vierteljahr zum Arbeitsdienst in Passau und dann zur Kriegsmarine nach Kiel eingezogen. Auf seinem Schiff geriet er 1945 als Oberfähnrich zur See in englische Kriegsgefangenschaft, aus der er im Juli 1945 entlassen wurde. Er war unter den 60 von 180, die mit Notabitur in der Tasche nach halbjähriger Vorbereitung die in den Fächern Deutsch, Latein, Mathe und Englisch erforderliche Prüfung erfolgreich ablegten, um dann im Januar 1946 mit dem Medizinstudium beginnen zu können. Das Staatsexamen konnte er, nachdem er sich im Krankenhaus bei einem Patienten mit offener Tuberkulose infiziert hatte, erst ein Jahr später im Februar 1952 ablegen. Zum 1. Mai 1957 erhielt er dann seine Zulassung, um in seinem Elternhaus in der Kirchstraße 18 in Veitshöchheim als Allgemeinarzt tätig sein zu können.
Voraussetzung dafür waren die Zeiten, die er insgesamt fünf Jahre lang zuvor als Assistenzarzt im Julius-Spital, in der Uni-Kinderklinik, in der Rotkreuzklinik, in der Frauenklinik und in einer Hausarztpraxis in Scheinfeld absolvieren musste. Im Dezember 1960 konnte er dann seine Praxis in sein neuerbautes Haus in der Kirchstraße 25 verlegen, wo er bis heute noch wohnt. Ende 1973 war der Mediziner dann aufgrund einer sehr seltenen Herzmuskelerkrankung gezwungen, seine Praxis an Dr. Jürgen Baudach zu übergeben. Anfang 1976 war er dann soweit wieder gesundheitlich in der Lage, als Vertrauensarzt bei der Landesversicherungsanstalt bis zu seinem Ruhestand Ende März 1988 und dann noch fünf Jahre als Vertretung bis zu seinem 70. Geburtstag diese Tätigkeit auszuüben.
Freizeit und Hobbies
"Das Wandern war des Doktors Lust", so würdigte die Turngemeinde Veitshöchheim in ihrer 125jährigen Jubiläumsausgabe im Jahr 2002 das Wirken von Roman Grötsch als Wanderwart der TGV. Er machte ab 1979 das Wandern im Frühling und Herbst zur festen Größe im Jahresprogramm der TGV, lange bevor Nordic Walking aufkam.
Der Arzt konnte mit seinen subtil vorbereiteten Unternehmungen stets eine sehr große Zahl von begeisterten Mitstreitern von den Familien mit Kindern bis zu den Senioren zur Teilnahme über alle Abteilungen hinweg bewegen.
Neben der Bewegung in der freien Natur war es ihm auch immer ein Anliegen, die Reize unserer fränkischen Heimat, die geologischen Besonderheiten des Frankenlandes, die an den Wanderwegen gelegenen reichen Kunstschätze unserer näheren und weiteren Heimat vorzustellen, die geschichtlichen Zusammenhänge und Hintergründe aufzuhellen.
So waren die Kirschblüte im Maintal, ein Sommertag in der Hochrhön oder eine Herbstwanderung in den bunten Wäldern des Steigerwalds willkommene Anlässe, einen Tag zu erleben, der ganzheitlich betrachtet nicht nur eine rechtschaffene Müdigkeit, sondern auch den Horizont des Wissens der Teilnehmer um die Kulturschätze unserer Landschaft erweiterte. Zuletzt gab es 2002 noch von ihm eine Revival-Wanderung.
TGV-Vorsitzender Winfried Knötgen ehrte im Oktober 2016 beim traditionellen alljährlichen Übungsleiter- und Ehrenabend u.a. den damals 93jährigen Dr. Roman Grötsch (vorne 3.v.l.) für 60 Jahre Treue zur Turngemeinde Veitshöchheim.
Hoch im Kurs stand bei den Eheleuten Grötsch stets auch das Reisen. Als Ruheständler hatte sich Grötsch 1988 einen Wohnwagen zugelegt und war dann bis ins Jahr 2013 mit seiner Frau durch ganz Europa von Portugal bis Griechenland und bis zum Nordkap unterwegs, ebenso unternahm das Paar drei Kreuzfahrten rund um das Schwarze Meer, im Mittelmeer bis nach England und eine Fahrt durch die norwegischen Fjorde.
Auch Fotografieren tat der Jubilar leidenschaftlich gern auf seinen Reisen und Wanderungen und führte seine Fotos auch öffentlich vor. So hielt er 1997 zum zweijährigen Jubiläum der Partnerschaft Veitshöchheims mit PONT-L‘ÉVÊQUE als Mitglied des Partnerschaftskomitees im Bacchuskeller einen Vortrag mit dem Titel „Wege zur und durch die Normandie“.
Heimatkunde
Überhaupt war Roman Grötsch zusammen mit seiner Frau heimatgeschichtlich aktiv. Maria Grötsch wirkte so im 1990 gegründeten heimatgeschichtlichen Arbeitskreis der Gemeinde Veitshöchheim mit, der besonders zur 900 Jahr-Feier der Gemeinde im Jahr 1997 aktiv war. Ein Team von Veitshöchheimer "Ureinwohnern" sammelte damals über 1200 Dialektwörter, die in der Broschüre "Wörder un Schbrüch" unter der Federführung von Edgar Eißner als Autor veröffentlicht wurden.
Maria Grötsch war auch Gründungs- und aktives Mitglied des Ende 2022 nach 52 Jahren segensreichem Wirken aufgelösten Frauenbundes Veitshöchheim.
2006 übergab Roman Grötsch zusammen mit Edgar Eißner das Fotoposter "Portale, Tore und Türen in Veitshöchheim" an den damaligen Bürgermeister Rainer Kinzkofer zum Aushang im Rathaus. Auf Anregungen aus der Toskana und Norddeutschland hin hatten sie Eingangs- und Türendetails im eigenen Heimatort gesammelt. Das Poster regt zum genauen Hinsehen an und stellt doch nur einen Teil der interessanten Motive dar.
Roman Grötsch war am 10. November 1982 bei der Wiederaufnahme der Vereinstätigkeit des Verschönerungsvereins Veitshöchheim dabei. Dafür erhielt er im September 2016 zum 120jährigen Vereins-Jubiläum eine Ehrenurkunde (auf dem Foto vorne links).
Langjähriges Mitglied ist Roman Grötsch im Übrigen auch beim Musikverein, dem VCC und der Feuerwehr.
Farbfotos bis auf Familienfoto: Dieter Gürz