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Im Gefechtssimulationszentrum des Heeres in Wildflecken stellte die 10. Panzerdivison ihre Kriegstauglichkeit eindrucksvoll unter Beweis - „Schneller Degen 23“ war mit 2200 Übungsteilnehmern aus 14 Ländern die größte Übung der Division seit Jahren

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

„ROC-Drill“ in einer Halle in der Balthasar-Neumann-Kaserne in Veitshöchheim: Beim „Rehearsal of Concept“ versammelt der Divisionskommandeur alle Kommandeure und Führungsoffiziere, um den Operationsplan und seine Absicht Schritt für Schritt zu besprechen und damit ein einheitliches Verständnis für den Angriff zur Befreiung Franconias zu gewährleisten.

Insgesamt fast drei Wochen absolvierte die 10. Panzerdivision ihre Übung „Schneller Degen 23“. Mit 2200 Übungsteilnehmern aus 14 Ländern ist dies die größte Übung der Division seit Jahren. Im Gefechtssimulationszentrum des Heeres in Wildflecken stellte sie ihre Kriegstauglichkeit eindrucksvoll unter Beweis.

Mit einem Gefechtsstand „Haupt“ (Main Command Post) in Veitshöchheim, einem vorgeschobenen Gefechtsstand (Forward Command Post) in Wildflecken und einer beweglichen Befehlsstelle auf dem Truppenübungsplatz Wildflecken führte die Division vier Brigaden im Rahmen der computergestützten Gefechtssimulation.

Die Panzerbrigade 12 „Oberpfalz“, die Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“, die neu unterstellte niederländische 13 Lichte Brigade und  die litauische mechanisierte Infanteriebrigade „Geležinis Vilkas“ (Eiserner Wolf) hatten den Auftrag, nach einem Überfall der „Occasus-Allianz“ die fiktive Region „Franconia“ im Gegenangriff zu befreien und damit die territoriale Integrität Deutschlands wieder herzustellen.

Blick vom Eulenberg auf die Ortschaft Michelau im Steigerwald. Bei der Erkundung beurteilen deutsche Aufklärer das Gelände. In der Niederung soll die Panzerbrigade 12 „Oberpfalz“ angreifen, um die Mainübergänge zu nehmen. Foto:  Bundeswehr / Karsten Dyba

Dies gelang der Division mit Angriffen über den Main auf das Maintal bei Gerolzhofen südlich von Schweinfurt und durch den Steigerwald bei Burgebrach und Schlüsselfeld. Technische Herausforderungen bei der Vernetzung der Gefechtsstand- und Kommunikationssysteme konnten überwunden werden und auch ein Wintereinbruch mit 15 Zentimeter Schnee in der Rhön hielt die Division nicht auf.

Das erstmalige Anwenden des Entscheidungsfindungsprozesses nach NATO-Vorschrift ist für den Divisionskommandeur, Generalmajor Ruprecht von Butler, ein wichtiger Meilenstein mit Blick auf die internationale Harmonisierung. Verfahren müssten geübt und beherrscht werden, denn „nur der Meister darf von der Form abweichen“, so der Kommandeur. Den „Schnellen Degen 23“ bewertete er zum Abschluss als erfolgreich: „Je länger die Übung dauerte, desto dichter rückten wir zusammen und desto besser verstanden wir uns.“ Das sei auch eine klare Ansage an jeden möglichen Gegner: „Dies ist eine starke Allianz.“

Neben dem Verbessern von Kriegstauglichkeit und Führungsfähigkeit war es das Ziel der Übung, das Zusammenwirken der Brigaden als multinationale Truppenkörper zu verfestigen, um daraus Lehren für die Anforderungen für die Landes- und Bündnisfähigkeit unter deutschem Kommando zu ziehen.

Die bewegliche Befehlsstelle des Divisionskommandeurs fährt auf die sogenannte „Hawk-Site“, eine ehemalige Raketenabwehrstellung der Amerikaner auf dem Truppenübungsplatz Wildflecken.

Zwei Transportpanzer Fuchs mit großen Antennen auf der Hawk-Site: Mit seiner beweglichen Befehlsstelle führt der Divisionskommandeur das Gefecht von vorne.

Verpackt in Containern wird der Gefechtsstand der 10. Panzerdivision, der „Forward Command Post“, mit Lkw auf den Truppenübungsplatz Wildflecken gebracht. Der vorgeschobene Gefechtsstand unterstützt den Divisionskommandeur bei der Führung im Gefecht.

ABC-Alarm im Gefechtsstand: Mit der Übungseinlage wird den Soldaten der niederländischen 13. Lichte Brigade das Arbeiten an den Rechnern erschwert.

Medientag im Gefechtsstand: Brigadegeneral Alexander Krone (rechts), Kommandeur der Panzergenradierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“, und Generalmajor Ruprecht von Butler, Kommandeur der 10. Panzerdivision, erklären den Journalisten, darunter auch der Bayerische Rundfunk, den Zweck der Übung.

Übung Schneller Degen 23 in Wildflecken: 10. Panzerdivision übt erstmals mit neuer niederländischer Brigade

Auf dem Kreuzberg bei Schonungen (Schweinfurt): Generalmajor Ruprecht von Butler, Kommandeur der 10. Panzerdivision, erklärt im Gefechtsstreifen der litauischen mechanisierten Infanteriebrigade „Geležinis Vilkas“ (Eiserner Wolf) seine Idee des Gefechts. Im Hintergrund litauische Soldaten.
Foto: Bundeswehr / Karsten Dyba

So viele Soldaten hat man in der Gemeinde Schonungen bei Schweinfurt wohl noch nie gesehen: Rund 300 Soldaten der 10. Panzerdivision (Veitshöchheim) standen auf dem Kreuzberg. Mit einer klassischen Geländebesprechung bewerteten Offiziere der litauischen mechanisierten Infanteriebrigade „Geležinis Vilkas“ (Eiserner Wolf) aus Rukla das Gelände und erklärten trotz schlechter Sicht eindrucksvoll, wie sie den Mainübergang nehmen und sichern wollen. Die dreitägige Geländeerkundung diente der Ausarbeitung des Operationsplans zur taktischen Umsetzung des Auftrags in der Übung „Schneller Degen 23“.

 Blick ins Maintal vom Kreuzberg bei Schonungen (Schweinfurt): Soldaten der litauischen mechanisierten Infanteriebrigade „Geležinis Vilkas“ (Eiserner Wolf) erkunden und analysieren das Gelände. Foto: Bundeswehr / Roberto Valguarnera

Offiziere der litauischen mechanisierten Infanteriebrigade „Geležinis Vilkas“ (Eiserner Wolf) erkunden und analysieren das Gelände im Maintal bei Schonungen (Schweinfurt). Foto: Michael Ballas

Auf dem Kreuzberg bei Schonungen (Schweinfurt): Deutsche, niederländische und litauische Offiziere bei der Geländebesprechung. Rechts: Brigadegeneral Alexander Krone, Kommandeur der Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“. Foto: Karsten Dyba

Auf dem Eulenberg bei Michelau im Steigerwald: Deutsche, niederländische und litauische Offiziere bei der Geländebesprechung am frühen Morgen. Rechts: Brigadegeneral Alexander Krone, Kommandeur der Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“. Foto: Karsten Dyba

Ein Transportpanzer Fuchs des Fernmeldebataillon 10 (Veitshöchheim) dient dem Kommandeur der 10. Panzerdivision als bewegliche Befehlsstelle. Hierfür nutzt er ein weitreichendes Fernmeldesystem. Foto: Michael Ballas

Übung „Schneller Degen 23“ in Wildflecken: Fernmeldebataillon 10 baut Gefechtsstände auf

In guten Händen: Kommandant Hauptfeldwebel Martin und Kraftfahrer Oberstabsgefreiter Nico vor dem beweglichen Gefechtsstand des Divisionskommandeurs. In diesem geschützten Transportpanzer (TPZ) Fuchs kann der Divisionskommandeur, Generalmajor Ruprecht von Butler, mobil führen, Befehle weitergeben und sich mit seinen Stabsabteilungsleitern beraten. 

Wochenlang hatten die Soldaten des Veitshöchheimer Fernmeldebataillons 10 alles vorbereitet, was für die Übung „Schneller Degen 23“ der 10. Panzerdivision benötigt wird: Unterkunftszelte, Sanitärcontainer, Feldküche – und zuletzt der Aufbau des vorgeschobenen Gefechtsstands der Division in Wildflecken sowie des Gefechtsstands „Haupt“ in Veitshöchheim ¬– inklusive der Server und Netzwerke.

Vorbereitung und Aufbau, Betrieb der Infrastruktur und Abbau nach der Übung oblagen den Fernmeldern. Die 2. Kompanie unter Führung von Major Alexander W. kümmerte sich vor allem um die Fernmelde- und Gefechtsstandtechnik; die 1. Kompanie unter Führung von Major Joachim D. und die S4-Abteilung des Bataillons unter Führung von Major Andrea B. übernahmen den „Real Life Support“.

Seit Anfang Oktober waren sie in Wildflecken beschäftigt mit dem Aufbau und Betrieb von Unterkunftszelten, Sanitärreinrichtungen, Büro- und Materialcontainern, Betriebsstoffversorgung, Bus-Shuttles, Feldküche, Waffenausgabe, Betreuung und Wäschereiservice. Da, wo eigenes Personal nicht ausreichte oder Spezialisten benötigt wurden, erhielt das Bataillon Verstärkung aus der gesamten Division.

Mit Beginn der Übung gings erst richtig rund: „Jeden Tag kümmerten wir uns darum, dass die Übungsteilnehmer rund um die Uhr alles haben, was sie brauchen“, sagt Major Andrea B. „Das war eine sehr herausfordernde Aufgabe für uns alle.“ Viele Monate, so der Kommandeur des Fernmeldebataillons, Oberstleutnant Jan Mosel, habe sein Bataillon die Übung gemeinsam mit den Informationstechnikern des Divisionsstabes ausgeplant. Es gab stets viel zu tun, er erlebte seine Soldaten aber als sehr engagiert: „Flexibel und kreativ leisten sie hervorragende Arbeit“.

Funkcheck und Überprüfung der technischen Geräte: Neben der Kommunikation schützen und verteidigen die Soldaten auch die bewegliche Gefechtsstelle des Kommandeurs. Die Soldaten und das Fahrzeug sind deshalb bewaffnet mit zwei Maschinenpistolen MP7, einem Maschinengewehr MG3 sowie zwei Panzerfäusten.

Beim Aufbau des Gefechtsstandes: Logistiker Oberstabsgefreiter Julian beim Auf- und Abladen von Material mit seinem Feldumschlaggerät (FUG), eine Art Gabelstapler, den die Soldaten „Steinbock“ getauft haben. Er ist für den Einsatz auf befestigten und unbefestigten Plätzen, Wegen und Straßen sowie in leichtem bis mittelschwerem Gelände ausgelegt. Die Gefechtsstände können so innerhalb weniger Stunden komplett verlegt werden. Das bedeutet, dass alles, was für die Funktion eines Gefechtsstandes benötigt wird, eingepackt und an anderer Stelle, wieder ausgeladen werden kann. Und: „Ohne Sprit geht nix“: 130 Liter Benzin fasst der Tank des „Steinbocks“.

Oberfeldwebel Florian kümmert sich darum, dass die Abteilungen auch im Feld wie gewohnt arbeiten können. Hierfür werden hunderte Meter Kabel verlegt sowie Telefone und Bildschirme angeschlossen. 

Office mal anders: Normalerweise sitzen Leutnant Maximilian und Hauptfeldwebel Fabian im Stab der 10. Panzerdivision in einem Gebäude in ihrem Büro. Doch für die Übungen arbeiten sie in einem mobilen Gefechtsstand.  

Fotos Bundeswehr: Oberstabsgefreiter Zachery White (soweit nicht anders benannt)

https://www.br.de/nachrichten/bayern/bis-ende-november-so-uebt-die-nato-in-wildflecken,TwGSpF6

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