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Umgestaltung der Veitshöchheimer Mainlände: Gemeinderat setzt den Rotstift zur Kosteneinsparung von 2,3 Mio. Euro an (Wegfall Calisthenics + lediglich Umbau Omnibusparkplatz) - Projektkosten nun bei 9,1 Mio. Euro

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

In der Gemeinderatssitzung am 21. Juni 2022 hatte der Gemeinderat die Entwurfsplanung des  Wettbewerbssiegers, des Planungsbüros relais Landschaftsarchitekten in Berlin zur Umgestaltung und Aufwertung des Umfelds Alter Steg / Neuer Steg mit Gesamtkosten von 10,0 Mio. Euro einschließlich Honorare und Nebenkosten abgesegnet, zu denen die Gemeinde laut Bürgermeister Jürgen Götz etwa zur Hälfte mit einer Förderung des Freistaates Bayern rechnen kann (siehe nachstehender Link auf Bericht vom 22. Juni 2022).

relais-Landschaftsarchitektin Kirsten Polifka war nun am Dienstag in die Gemeinderatssitzung gekommen, um den fortgeschriebenen Planungsentwurf vom 7.11.2023 mit Gesamtkosten von nun 11,38 Mio. Euro und die deshalb  auf Wunsch der Gemeinde von ihrem Büro untersuchten vier  Kosteneinsparungs-Varianten zu erläutern.

Einstimmig beschlossen wurde dann im Bereich der Urbanen Lände am neuen Steg die Streichung der Calisthenics-Anlage und im Bereich der Parkplätze nur der Umbau des Omnibusparkplatzes, wodurch sich die reinen Baukosten  (ohne Honorare + Nebenkosten) von 9,65 Mio. Euro um 2,0 Mio. Euro auf 7,65 Mio. Euro reduzieren.
 
Kosten Gesamtkosten alt (6/22) Gesamtkosten neu (10/23) davon reine Baukosten nach Reduzierung
1 - urbane Lände (neuer Steg) 6,0 6,05 5,17 4,95
2 - Parkplätze 2,7 3,91 3,37 1,49
3 - Landschaftliche Lände (alter Steg) 1,3 1,42 1,21 1,21
Gesamtkosten 10,0 11,38 9,65 7,65
Eigenkosten
(nach Abzug 60 % Förderung)
  4,55 3,86 3,06

Unter Fortschreibung des Bauindexes hatte das Planungsbüro eine Steigerung der Gesamtkosten inklusive Honorar + Nebenkosten von 10,0 auf 11,38 Mio. Euro errechnet (Index Straßenbau hat sich z.B. von 144,9 im 2. Quartal 2022  auf 161,1 im  3. Quartal 2023 um 16,2 erhöht). Durch die Reduzierung des Planungsumfanges reduzieren sich laut Feststellung der Gemeindeverwaltung im Sitzungsprotokoll die Gesamtkosten  um 2,3 Mio. Euro auf 9,08 Mio. Euro.

Auf dieser Grundlage soll nun der Antrag auf Städtebauförderung gestellt und die Ausführungsplanung mit Ausschreibung erstellt werden. Seitens der Regierung von Unterfranken wurde der Gemeinde ein Fördersatz von 60% der förderfähigen Kosten in Aussicht gestellt. Polifka ging in ihrem Vortrag davon aus, dass sich die  Bauphase bis ins Jahr 2028 erstreckt, so dass sie die jährlichen Belastungen im Gemeindehaushalt als nicht ganz so wild bezeichnete. Der Eigenanteil an den reinen Baukosten würde insgesamt bei 3,06 Mio. Euro liegen, auf fünf Jahre verteilt somit durchschnittlich bei 0,6 Mio. Euro.

 Erläuterung der vom Gemeinderat beschlossenen reduzierten Planung

1.  Urbane Lände am neuen Mainsteg

Verzicht auf Calisthenics-Anlage

Im Zuge von Einsparungsmaßnahmen beschloss der Gemeinderat bei der Neugestaltung des Platzbereiches zwischen Stegrampe und Mainfrankensäle auf die hier als Ersatz für die bisherige sportliche Nutzung (Skater-, Rollschuh- und Basketballanlagen) beschlossene Calisthenics-Anlage mit vielfältigen Sport- und Fitnessmöglichkeiten zu verzichten.

Ratsmitglied Jochen Müller outete sich als absoluter Befürworter einer solchen Anlage in Veitshöchheim, aber nicht an dieser exponierten Stelle, wo die Leute, die die Rampe herunterkommen, vollen Einblick auf die hier Sporttreibenden hätten. So bestand  allgemein im Gremium die Meinung, dass dies viele nicht ganz sportlich so fitte Menschen abschrecke, sich hier in der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Einstimmig beschloss deshalb das Gremium die Anlage zu Gunsten einer großen, baumbestandenen Vegetationsinsel aus der Planung für diesen Platz zu streichen, was für den Gemeindeanteil an den Baukosten eine Kosteneinsparung von 88.000 Euro bringt.  Damit wird keine Spiel- und Sportnutzung auf der Urbanen Lände angeboten, als gestalterischer Schwerpunkt verbleiben einzig der Mainbalkon und die Nebelanlage im nördlichen Platzbereich.

Seitens der Behindertenbeauftragten Christina Feiler wurde angeregt, die Aufstellung inklusiver Spielgeräte zu prüfen.

Der Bürgermeister wies darauf hin, dass als Ersatz für die entfallende bisherige sportliche Nutzung (Skater-, Rollschuh- und Basketballanlagen) im nächsten Jahr in unmittelbarer Nähe im Mainuferbereich an der Bahnbrücke zwischen Gärtnerei und Einkaufszentrum eine Skateanlage in Absprache mit dem JUZ realisiert werden soll.

In den barrierefrei zugänglichen Mainbalkon am nördlichen Abschluss der Urbanen Lände ist der Treppenzugang zum Steg und ein großzügiges, beidseitig nutzbares Sitzobjekt mit Holzauflage integriert, das an der Mainlände in einer Ufertreppe und Anleger für Wasserwanderer mündet.

Wie auf dem Plan zu erkennen ist, werden die beiden unschönen Betonkästen für die Abspannseile des Pylon in einer Vegetationsinsel mit sieben Bäumen (zwei Eschen, vier Ulmen und eine Traubenkirsche) abgeschirmt. Die Auswahl aller Bäume erfolgte in Abspräche der Planer mit der LWG Veitshöchheim.

Als Neuerung stellte die Landschaftsarchitektin am Übergang zur Platzmitte anstelle eines Wasserspiels eine Nebelanlage mit zahlreichen bodenbündigen Nebeldüsen vor, die für angenehme Abkühlung an heißen Sommertagen sorgt. Die Installation der Technik für Wasserspiele, so Polifka, sei wegen der Lage im Hochwasserschutzgebiet problematisch.

Das Zentrum des Platzes steht für bis zu 20 Marktwagen des wöchentlich stattfindenden Grünen Marktes zur Verfügung. Vorgesehen ist neben dem Markt auch ein Standort eine Außengastronomie für die Büttnerstuben mit Anschlüssen für einen mobilen Kiosk.

Der neueste Planentwurf legt Wert auf eine barrierefreie Ausgestaltung des Platzes. In Absprache mit dem BFW sind auch Maßnahmen für Blinde und Sehbehinderte wie tastbare Borde, Aufmerksamkeitsfelder, Leit- und Auffindestreifen vorgesehen.

Für das Umfeld am neuen Steg wurden im Juni 2022 durch das Planungsbüro relais  drei Varianten zur Belagswahl ausgearbeitet.

Variante 1: Naturstein-Pflasterbelag in gebundener Bauweise, ca. 2,4 Mio €
Variante 2: Naturstein-Pflasterbelag in gebundener Bauweise mit Farbasphaltmitte, ca. 2,0 Mio €
Variante 3: Betonpflasterbelag in ungebundener Bauweise mit Drainasphalt-Tragschicht, ca. 1,0 Mio €

Damals hatte sich der Gemeinderat aus Gründen des Hochwasserschutzes mit zehn Ja- bei sechs Neinstimmen für die mit 2,4 Mio. Euro teuerste Variante 1 - mehrfarbiges (rot/rötlich/grau) Naturstein-Großpflaster in gebundener Bauweise ausgesprochen.

2.  Umgestaltung der Parkplätze

Beschlossene Variante: nur Ausbau des Busparkplatzes (Teil 3)

Die vom Gemeinderat einstimmig beschlossene Variante 2 - Ausbau des Busparkplatzes - ohne den Ausbau der Parkplatz Teile 1 und 2 - führt zu einer Reduzierung der reinen Baukosten von 3,4 Mio. Euro um 1,9 Mio. Euro auf  1,5 Mio. Euro.

Für die wegfallenden Busparkplätze hatte der Gemeinderat bereits im Juli 2021 beschlossen, für 170.000 Euro eine Ersatzmöglichkeit mit acht Busparkplätzen auf gemeindlichen Flächen nördlich der Gärtnerei Reim  neben dem bestehenden Regenüberlaufbecken bei der ICE-Brücke an der Pont-l'Eveque-Allee zu schaffen.

Durch den Wegfall der Teile 1 und 2 reduziert sich die Zahl der nachgewiesen Stellplätze von 276, davon acht Behindertenstellplätze nahe den Mainfrankensälen sowie vier Stellplätze mit E-Ladestation auf dem Parkplatz Teil 1, auf nunmehr 227, sodass 68 Stellplätze auf dem Bestandsparkplatz Pont-L'Evêque-Allee nachgewiesen werden, um auf die geforderte Stellplatzzahl von 295 zu kommen.

Laut Landschaftsarchitekt hat der Wegfall der Teile 1 und 2 den Nachteil, dass zahlreiche Stellplätze auf den weiter entfernten Bestandsparkplatz verlegt werden die Parkplatzsituation provisorisch anmutet und das gestalterisch einheitliche Gesamtbild der Parkplätze an den Mainfrankensälen verlustig geht.

An der Pont l’Eveque-Allee entsteht nach Verschwenken der Straßenführung eine Haltestelle für zwei Reisebusse, die querungsfrei über einen Gehweg an die Urbane Lände angebunden ist. Der Parkplatz Teil 3 gegenüber der Bushaltestelle wird zugleich als Umfahrung für Reisebusse genutzt, eine Ortsdurchfahrt wird so vermieden.
Die Stellplatzflächen in Teil 3 werden einheitlich mit versickerungsfähigem Rasenpflaster befestigt,  Fahrspuren und Straßen erhalten einen Asphaltbelag. Vegetationsstreifen und Baumreihen gliedern die Stellplatzreihen und begrenzen den Straßenraum.

Auf dem Parkplatz Teil 3 ist die Aufstellung eines Festzelts möglich, entsprechende Ver- und Entsorgungseinrichtungen sind in der Planung berücksichtigt. Seitens des Feuerwehrvereins  wird ein größeres Festzelt benötigt, das mehr Raum für die ca. alle fünf  Jahre stattfindenden Veranstaltungen bietet. Der Gemeinderat billigt einstimmig die von relais vorgelegte Variante für ein 45x25 m großes Festzelt mit einem 30x3 m breiten Anbau und einer 3,5 m parallelen Zufahrt.
Da die Fläche des neu gestalteten Parkplatzes Teil 3 hierfür nicht vollständig ausreicht, müssen auch der Gehweg sowie Teile der Pont L‘Eveque-Allee für die Festzeltaufstellung genutzt werden. Die Vegetationsflächen zwischen Gehweg und Stellplätzen sowie ein Lichtmast für die Parkplatzbeleuchtung entfallen, der Straßenbord soll zudem auf durchgehend drei  Zentimeter abgesenkt werden. Der Straßenraum wird Richtung Parkplatz Teil 3 damit räumlich und funktional geöffnet.

2.  Umgestaltung des Umfelds am alten Steg (Landschaftliche Lände

Der schmale, naturhafte Park am Main wird durch den Uferweg, Wiesenflächen mit malerischen Baumgruppen und einer wellenartigen Gräser- und Wildstaudenpflanzungen im Übergang zum kombinierten Wohnmobil- und PKW-Parkplatz geprägt. Durch den Erwerb eines 5 Meter breiten Streifens von Team Orange konnte der PKW-Parkplatz erweitert werden.

Die als Möglichkeit zur Kosteneinsparung zur Diskussion gestellte Gestaltung  am alten Steg ohne die mit  90.000 Euro Baukosten veranschlagte Mainterrasse wurde vom Gemeinderat bei einer Gegenstimme (Stefan Oppmann) nicht weiter verfolgt.  Die Mainterrasse, ein lang gestreckter, steinerner Platz mit Banklinie und kleiner Ufertreppe, bildet, so die allgemeine Meinung im Gremium, ein gestalterisches Highlight der landschaftlichen Lände und schafft einen attraktiven Aufenthaltsort am Wasser.

Detailplanung  Wohnmobilparkplatz

Fotos Dieter Gürz - Planunterlagen relais Landschaftsarchitekten

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