Veitshöchheimer Ferienprogramm: Wieder riesiges Interesse an den Eulen des "Grünen Engels" Harald Dellert auf der Wiese am alten Mainsteg
Nahe bei den 'lautlosen Jägern'
Wieder riesiges Interesse an den Eulen des 'Grünen Engels' Harald Dellert auf der Wiese am alten Mainsteg in Veitshöchheim
https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/nahe-bei-den-lautlosen-jaegern-art-11219382
Link auf Mainpost-online vom 24.8.2023
Die Sensibilisierung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen für den Schutz unserer Greifvögel und Eulen liegt dem Falkner Harald Dellert sehr am Herzen. Dies tat der Falkner wieder eindrucksvoll bei der heute vom Grünen-Ortsverein im Rahmen des Veitshöchheimer Ferienprogramms organisierten Eulen- und Greifvogelvorführung auf der Wiese am alten Mainsteg. Highlight war die Auswilderung eines Turmfalken, die er dem Jungen Janos überließ, in dem dieser nach "eins, zwei, drei" den Greifvogel in die Luft warf und dieser dann sogleich das Weite suchte. Dellert hatte den Turmfalken zehn Wochen lang in seiner Veitshöchheimer Auffang- und Pflegestation für Greifvögel und Eulen aufgepäppelt, nachdem dieser noch nicht flügge bei einem Sturm aus dem Nest gefallen war.
"Mit Ihrem enormen Wissen und Ihrer langjährigen Erfahrung gelingt es Ihnen hervorragend, Kinder, Jugendliche und Erwachsene für den Schutz unserer Greifvögel und Eulen zu sensibilisieren." Mit diesen Worten hatte Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber Harald Dellert Ende September 2022 die Auszeichnung "Grüner Engel" für sein großartiges Engagement zum Schutz von Bayerns Naturschätzen verliehen.
Auszug aus Glaubers Laudatio:
Harald Erich Dellert ist der anerkannte und weit über die Region Würzburg hinaus bekannte Greifvogel- und Eulenexperte in Unterfranken. Er hat viele Jahre den Falkner Jürgen Färber bei seinen Aufgaben in der Auffang- und Pflegestation in Würzburg unterstützt. Nach dessen Tod hat er die Greifvogelstation übernommen und kümmert sich seitdem hauptverantwortlich um das Wohl der Tiere. Darüber hinaus hat er im Jahr 2015 die Greifvogel- und Eulenhilfe Würzburg e.V. gegründet und bis 2020 als 1. Vorsitzender unterstützt.
Glauber zu Dellert: "Sie engagieren sich mit Herz und Hand für unsere Vögel. Mit großer Fachkompetenz und enormem persönlichen Einsatz pflegen Sie in Ihrer Station kranke, verletzte oder verwaiste Vögel bis zu ihrer Freilassung. Sie begeistern auf Veranstaltungen mit Ihren Vorführungen und sind als Bildungsakteur an vielen Stellen im Einsatz. Lieber Herr Dellert, für Ihren herausragenden Beitrag zum Artenschutz sagen wir heute danke mit einem Grünen Engel. Herzlichen Glückwunsch!"
Falkner Harald Dellert war nun auf Einladung des Grünen-Ortsvereins (im Bild links Ortsvorsitzender und Gemeinderat Günter Thein, dahinter Gemeinderätin Beate Hofstetter und Grünenmitglied Egon Eyrich) gerne mit Vereinsmitglied Sibylle Schneider (rechts) gekommen, um zusammen im Rahmen des örtlichen Ferienprogramms Groß und Klein viel Interessantes über das Leben dieser beeindruckenden Vögel kundzutun.
Greifvögel, Eulen und Falken sind nämlich teilweise vom Aussterben bedroht. Auch bei Verkehrsunfällen werden Greifvögel getötet oder verletzt, gebrochene Flügel sind lebensbedrohlich für die Tiere. Falkner Harald Dellert und eine Handvoll Freunde vom Verein Greifvögel- und Eulenhilfe Würzburg e.V. kümmern sich seit Jahren in ihren Auffang- und Pflegestationen in Unterdürrbach und Veitshöchheim liebevoll um diese verletzten Tiere (siehe nachstehender Link auf Bericht vom Juli 2021). Etwa 120 Greifvögel nimmt die Station jährlich auf. Sie werden versorgt, behandelt und gesund gepflegt mit dem Ziel, sie wieder auszuwildern. Lautlose Gäste, die man in der Natur fast nie zu sehen bekommt. Viel Wert legt der Verein auf Aufklärungsarbeit innerhalb der Bevölkerung, insbesondere die Sensibilisierung der nachfolgenden Generation.
Mit so einer großen Resonanz auf der idyllischen Mainwiese im Schatten der Bäume hatte Thein als Organisator der Veranstaltung nicht gerechnet. Bei den Anmeldungen hatte er die Teilnehmerzahl auf 70 begrenzt. So tat es ihm sehr leid, dass er 20 Personen eine Absage erteilen musste.
Dellert erklärte, dass es in Bayern zehn heimische Eulenarten gibt. Weltweit sind es sogar etwa 200. Einige stehen inzwischen auf der roten Liste und sind vom Aussterben bedroht. So ist der von ihm links als Tierpräparat gezeigte Sperlingskauz, die kleinste europäische Eule, nicht größer als eine Amsel und dadurch oft nicht erkennbar.
Der Vogel hat deshalb den Namen Sperlingskauz, weil er laut Dellert Singvögel täuschend ähnlich nachahmt, sie so anlockt und dann auffrisst.
Zur Freude aller hatte Dellert neben ausgestopften Tieren wie im Bild den Waldkauz und eine Waldohreule auch drei lebende Eulen dabei.
So zeigte hier im Bild Sibylle Schneider die fünf Jahre alte Zwergohreule "Drago", die in Europa nach dem Sperlingskauz zweitkleinste Eule. Diese sei vor allem auf Grillen und Heuschrecken aus. Da es diese im Winter hier nicht gibt, verbringen die sich in Freiheit befindlichen Zwergohreulen die kalte Jahreszeit in Afrika.
Die Eulen können nach Schneiders Worten hervorragend in die Weite sehen und so auch vom hohen Baum aus die Grillen im Gras wahrnehmen, die sie dann lautlos anfliegen. In der Nähe würden sie dagegen schlecht sehen, aufgegriffene Jungvögel mit der Pinzette ihre Nahrung bekommen. Kennzeichen der Eulen sind der runde Kopf mit dem Hakenschnabel und die scharfen Krallen. Dadurch, dass Eulen ihre Augen nur nach vorne richten können, ist der Kopf durch doppelt so viele Halswirbel bis zu 270 Grad drehbar.
Harald Dellert stellte dann "Krüml" , eine sechs Jahre alte Koliba-Kreisch-Ohreule aus einer südamerikanischen Zucht vor.
Wie er sagte, sind bei Eulen die Federbüschel am Kopf nicht die Ohren. Die eigentlichen Ohren seien nämlich nur kleine Schlitze in unterschiedlicher Höhe am Kopf und nicht zu sehen. Dabei können die Tiere Nebengeräusche wie z.B. Auto- oder Maschinengeräusche ausblenden und eine Maus in 50 Meter Entfernung noch gut hören.
Aus allernächster Nähe anschauen und geschützt mit einem großen Handschuh auf die Hand nehmen konnten dann alle Kinder Dellerts Schleiereule "Goldstern", ein durch seine Sprenkelung besonders schönes Exemplar. Die Schleiereule wird durch ihre herzförmige Gesichtsform auch als Eule der Liebe bezeichnet.
Auf dem Speiseplan stehen Mäuse, aber auch Igel und Kaninchen. Eulen verschlingen die Beute meist unmittelbar und vollständig „im Ganzen". Nach etwa 24 Stunden würgen sie die unverdaulichen Teile der Nahrung – hierzu zählen u. a. Haare, Zähne und Knochen der Beutetiere – in Form eines länglichen Ballens, dem „Gewölle" wieder aus.
Keine Frage, dass diese für die Kinder höchst aufregenden Augenblicke allseits mit dem Handy festgehalten wurden.
Fotos Dieter Gürz