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Waschbären-Plage bei den Grimms in der Hofellernstraße in Veitshöchheim

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Der Garten der Eheleute Barbara und Tiemo Grimm in der nördlichen Hofellernstraße ist eine Symbiose gelungener Gartengestaltung mit mehreren Sitz- und Sonnenplätzen, gepaart mit Naturidylle und überquellender kreativer Keramik-Kunst  sowie einem wunderschönen Weitblick ins Maintal, der schon 2009 beim Wettbewerb "Entente Florale Deutschland" im Premium-Segment mit dem 2. Preis dekoriert wurde. Seitdem ist er auf Orts- und Landkreisebene ein begehrtes Besichtigungsobjekt bei "Tagen der Offenen Gartentür". Zuletzt erkannte im Juni dieses Jahres die Jury beim Rosenwettbewerb des Verschönerungsvereins den Eheleuten unter 46 bewerteten Anwesen den 1. Preis zu.

Im liebevoll gestalteten Stauden- und Rosengarten der Grimms ist fast jede Ecke mit den von Barbara Grimm in ihrer Töpferwerkstatt selbst hergestellten Keramikskulpturen geschmückt, kann hier vor allem die Tierwelt in vielfältiger Ausführung bewundert werden, so links auch ein Wolf oder unten ein Bär.

 Fotos vom Garten: Dieter Gürz - Fotos über Waschbären Tiemo Grimm

Ob sich dadurch auch die vier jungen Waschbären angezogen fühlten, die sich vor einigen Tagen hier einnisteten, wie diese Bilder der  von Tiemo Grimm am 13. August 2023 aufgestellten Fotofalle um 22:30 Uhr offenbaren.

Alles, was ein Waschbär zum Leben braucht, findet er in der Nähe des Menschen. Und hat er die einmal für sich entdeckt, kann so ein niedliches Tier ganz schnell zum Plagegeist werden, wie die Eheleute Grimm zu ihrem Leidwesen erfahren mussten. Der anpassungsfähige Neubürger polarisiert, so die NABU: Während die einen ihn am liebsten ausgerottet sähen, plädieren andere für eine friedliche Koexistenz. Doch der große Sündenbock, zu dem er oft gemacht wird, ist er laut NABU wohl nicht.

Wie der 78jährige Professor, der als Humangenetiker an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg wirkte, erzählt, fütterte er dieses Jahr zum ersten Mal auch im Sommer die Vögel (Foto oben Dieter Gürz vom 16.8.2023 mit dem Futterbehälter). Grimm: "Dieses Jahr haben wir besonders viele Jung-Meisen, vor allem Kohlmeisen und Blaumeisen, sowie selten Haubenmeisen, hauptsächlich mit gehackten Erdnüssen gefüttert.  Auch zwei junge Buntspechte gehen an das Futterhäuschen."

Die Plastikeimer mit Deckel standen auf der Terrasse. Vor einigen Tagen war der Plastikeimer umgefallen. Er schob dies zunächst auf den starken Wind in der Nacht. Als jedoch zwei Tage später der Eimer erneut umgefallen und der Deckel geöffnet, die Erdnüsse weit zerstreut herumlagen, ging er von Tieren aus.

Der Professor vermutete zunächst Marder oder Elstern. Er stellte deshalb eine Fotofalle auf. Am nächsten Morgen war für ihn der Ärger noch größer. Neben den aufgefressenen Erdnüssen waren auch die Blumentöpfe durchwühlt, die sehr wahrscheinlich Engerlinge vom Rosenkäfer enthalten.

Diese finde er sehr oft beim Umpflanzen, da sie nur Totholz fressen, störten sie ihn bislang nicht. Beim Wühlen in den Blumentöpfen wurden zu seinem Leidwesen auch die Pflanzen herausgerissen.

Vor zwei Jahren hatte er schon einmal nächtliche Besucher, die seine Blumentöpfe durchwühlt hatten.  Damals hatte er mit der Fotofalle nur einen Fuchs und einen Steinmarder entdeckt.

Auf den Bildern der Fotofalle sah er dann andere Räuber, die hier gehaust hatten. Es waren vier junge Waschbären.

Grimm nahm dann die Vorratsbehälter für das Vogelfutter ins Haus und streute in die Blumentöpfe Knoblauchpulver, in der Hoffnung, dass dies die Waschbären abschreckt.

Doch weit gefehlt: Am 16. August, um 2:10 Uhr kamen die Plagegeister wieder, machten sich nun an dem Keramik-Topf zu schaffen, wühlten dort die Erde um und entfernten eine Pflanze.

Der Professor stellte hier am16.8.2023  zur Veranschaulichung die Szene nach: Rechts die Fotofalle, davor die Erdnuss-Behälter und der in der Nacht durchwühlte Keramiktopf (Fotos von heute: Dieter Gürz).

Grimm wandte sich zuletzt an den Veitshöchheimer Jagdpächter Michael Hein und beantragte, dass er bei ihnen eine Jagd-Falle aufstellt.

Hinweis BRISANT (DAS ERSTE):

Waschbären stehen zwar nicht unter Artenschutz, aber einfach töten darf man sie auch nicht - das ist den Jägern vorbehalten. Denn der Waschbär fällt unter das Jagdgesetz.

In einigen Bundesländern gibt es Schonzeiten für Waschbären. Wer dagegen verstößt, zahlt bis zu 5.000 Euro Strafe! Diese Bundesländer haben bereits von Schonzeiten abgesehen, die bis zu acht Monate dauern können: Bayern, Bremen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Schleswig-Holstein und Thüringen.

Nach den Feststellungen des Jagdpächters Micheal Hein, der auch 1. Vorsitzender der BJV Kreisgruppe Würzburg e.V. ist, breitet sich der Waschbär derzeit, aus Hessen kommend, massiv in Nordbayern aus und führt nach seinen Worten insbesondere in urbanen Bereichen zunehmend zu Problemen. Auch im Raum Würzburg seien in letzter Zeit schon mehrfach Waschbären durch Jagdfallen gefangen und lethal entsorgt worden.

Wie Hein weiter unter Übersendung dieser beiden Fotos mitteilte, hat nun zur gleichen Zeit eine ganze Familie von Waschbären einen Garten in der Kerzenleite heimgesucht.

Teamwork: einer zerrt, der andere hilft kippen!!!

Hein: "Ein Gartengrundstück dauerhaft und nachhaltig vor dem Zugang und Zugriff von Waschbären zu schützen ist nahezu unmöglich." Es bestehe jedoch die Möglichkeit die Attraktivität eines Grundstückes durch einige Maßnahmen zu verringern.

Dazu sollte im besten Fall jegliche Tierfütterung im Außenbereich sowohl für Haustiere als auch für Singvögel unterbleiben. Bei dennoch stattfindender Fütterung von Hunden und Katzen auf der Terrasse oder  dem Balkon müssten die Futterreste zwingend entfernt und dem Zugriff der Waschbären entzogen werden.  Plastikeimer oder Tonnen seien auch mit festschließenden Deckeln nicht geeignet, da Waschbären nahezu jedes Behältnis öffnen könnten.

Auch seien Gebäude ebenfalls entsprechend zu sichern, da Waschbären die menschliche Nähe nicht scheuen und jede sich bietende Möglichkeit ergreifen würden, sich Zugang zu Wohn- und Nebengebäuden zu verschaffen. Dort seien in Einzelfällen selbst Speisekammern und Kühlschränke durch die unglaublich lernfähigen und geschickten Tiere geplündert worden. Vergrämungsmaßnahmen würden allenfalls nur vorübergehend helfen.

Wie Hein weiter ausführt, sei die  Bejagung der Waschbären im Rahmen der Jagdgesetzgebung durch Fallenfang und die anschließende letale Entsorgung unter bestimmten Voraussetzungen auch im urbanen und grundsätzlich befriedeten Bezirk innerhalb eines Ortes möglich.

Dies erfordere aber die freiwillige Mitwirkung der Jagdausübungsberechtigten, im Grimm'schen Fall also seiner Wenigkeit. Möglich sei auch, dass Hein der Ausübung durch einen Jäger zustimmt oder dass der betroffene Grundstückseigentümer einen Fallenjagd-Lehrgang absolviert. Dessen Fallenjagd bedürfe dann jedoch der Genehmigung der Unteren Jagdbehörde.

Eines macht Jäger Hein klar: "Mit jagdlichen Mitteln können lokal auftretende Waschbärenplagen zumindest etwas entschärft werden. Aber auch dafür  gibt es jedoch keine hundertprozentige Garantie."

Auf Nachfrage teilte der Jagdpächter noch mit, dass die von der Gemeinde laut Bericht vom 13. Mai 2019  beschafften sechs Lebendfallen zur Fuchsbejagung in Wohngebieten (siehe nachstehender Link)  nun auch bei den Waschbären unter seiner Regie zum Einsatz kommen können. Mit der damaligen Aktion habe man das Problem mit Füchsen in Wohngebieten in den Griff bekommen. Die Füchse seien nun von den Waschbären abgelöst worden.

Die nach stehenden Links auf eine Sendung BRISANT (DAS ERSTE) und die Homepage des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) enthalten weitere interessante Infos über Waschbären.

Vor sechs Jahren hatten Tiemo und Barbara Grimm schon einmal mit einem im fünften Kontinent beheimateten Tintenfisch (Clathrus archeri) einen außergewöhnlichen Gast: Charakteristisch sind die intensive rote Farbe sowie die Anzahl und die Form der Arme des Receptaculums. Er gilt als nicht für den Verzehr geeignet, wenngleich ungiftig ist. Wie das seltene Exemplar in ihren Garten gekommen ist, wussten die Grimms damals nicht. Laut Wikipedia war er bis dahin in Franken nur bei Bamberg gefunden worden.

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