500 Gäste hellauf begeistert beim grandiosen Gemeinschaftskonzert von Stefan Wagners Kapellen aus Veitshöchheim und Rittershausen in den Mainfrankensälen
Der Veitshöchheimer Stefan Wagner leitet bereits seit Herbst 2009 die Blaskapelle Rittershausen, einem Ortsteil von Gaukönigshofen und seit Frühjahr 2010 das Orchester des Musikvereins Veitshöchheim.
Unter dem Motto "ein Dirigent - zwei Kapellen - ein Konzert" ging nun am späten Sonntagnachmittag in den Mainfrankensälen ein Herzenswunsch des Dirigenten in Erfüllung, mit beiden Orchestern ein Gemeinschaftskonzert zu bestreiten.
Dieses Konzert sollte eigentlich schon im Mai 2020 zu Wagners doppeltem zehnjährigen Dirigenten-Jubiläum über die Bühne gehen, konnte aber leider aufgrund der Corona-Pandemie nicht stattfinden.
Zu Rittershausen hat Stefan Wagner einen persönlichen Bezug: Seine Mutter stammt aus diesem Ort und hier verlebte er die ersten Monate seines Lebens, bevor die Familie nach Veitshöchheim zog. In Rittershausen begann auch Anfang der 1980iger Jahre sein musikalischer Werdegang, da sein Vater Rudolf Wagner damals die örtliche Jugendkapelle leitete sowie als Ausbilder fungierte.
Mit Gründung des Musikvereins Veitshöchheim 1987 agierte Stefan Wagner dort als Schlagzeuger, Klarinetten- und Saxophonspieler, bevor er 2010 die musikalische Leitung übernahm.
Die 71 Musizierenden präsentierten nun zusammen die Stücke eines abwechslungsreichen hervorragenden Programms mit traditioneller und konzertanter Blasmusik und auch Rock und Pop-Songs, das Wagner mit ihnen vorher im Rahmen vieler Einzelproben in Rittershausen und Veitshöchheim und zuletzt im März bei einem gemeinsamen Probenwochenende zur Vertiefung des gemeinsamen Spiels einstudiert hat und dabei die Mitglieder beider Kapellen echt forderte.
Es entstand ein Orchester mit vier Tuben, neun Posaunen, 15 Trompeten und Flügelhörnern und neun Bariton bzw. Tenorhörnern. Auch das Holz ist mit sechs Querflöten, zwölf Klarinetten und neun Saxophonen stark vertreten. Die sieben Schlagzeuger nicht zu unterschlagen.
Wie die 500 Gäste sich überzeugen konnten, kam dabei ordentlich was bei raus. Musikvereinsvorsitzender Johannes Röhm freute sich in der nahezu vollkommen gefüllten Halle und unter den Gästen vordere Reihe v.l.n.r. Bürgermeister Johannes Menth aus Gaukönigshofen, der Vorsitzende des Nordbayrischen Musikbundes Markus Schenk. Landrat Thomas Eberth mit Gattin, Pfarrer Christian Nowak, Bürgermeister Jürgen Götz mit Gattin, Altbürgermeister Rainer Kinzkofer mit Gattin und die Sing- und Musikschulleiterin Christina Stibi unter den Gästen begrüßen zu können.
Die 71 Musizierenden boten wie aus einem Guss der großen Blasmusik-Anhängerschaft beider Orte Blasmusik vom Feinsten, so Märsche, Polkas, konzertante Blasmusik, Medleys aus Operetten-, Film- und Popmusik und auch ein Gesangshighlight mit den Schwestern Julia Götz und Theresa Englert.
Die nicht enden wollenden Beifallsstürme und Standing Ovation am Schluss bewiesen, dass das abwechslungsreiche Programm so richtig nach ihrem Geschmack war.
Moderatorin Conny Leberfinger wurde am Ende stürmisch dafür bejubelt, wie gekonnt sie die einzelnen Stücke durch sorgfältig recherchiertes Hintergrundwissen ankündigte.
Stefan Wagner attestierte sie: "Ein Dirigent kann stolz darauf sein, wenn er zwei Kapellen 13 Jahre lang so gut voran gebracht hat. Und es die Kapellen auch so lange mit ihm ausgehalten haben. Wenn man dann noch beide Orchester zu einem Haufen zusammenschmeißen kann und dabei noch was Gscheits rauskommt, dann darf man wirklich stolz drauf sein!"
Stefan Wagner wurde dann vor der Pause eine Ehrung zuteil. Bürgermeister Jürgen Götz, wie Wagner Gründungsmitglied des Musikvereins und dessen Ehrenvorsitzender überreichte dem Dirigenten für seine zehnjährige Tätigkeit in der musikalischen Leitung zusammen mit dem Vorsitzenden des Nordbayrischen Musikbundes (MBMB) Markus Schenk, wegen Corona mit dreijähriger Verspätung, die Dirigentennadel in Bronze der Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände e.V. mit Urkunde.
Wie Götz als Ehrenkreisvorsitzender des NBMB in seiner Laudatio sagte, sind aus den zehn Jahren inzwischen 13 Jahre geworden. Wagner habe in dieser Zeit viel Zeit, Kraft und Energie für sein Wirken in den beiden Orchestern aufgewendet und großen Idealismus gezeigt. Er lasse sich viel einfallen, um junge Menschen für die Musik zu begeistern und für die beiden Vereine zu gewinnen. Er bringe nicht nur viel Musikverstand ein, sondern verstehe es auch zu motivieren und habe die Repertoires der Orchester erweitert. Er probiere auch immer wieder mal was Neues aus. Er habe den Musikern den Spaß an der Musik zurückgegeben. Diese Freude mache sich dann auch beim Leistungsstand beider Orchester bemerkbar und springe bei den zahlreichen Auftritten auf das Publikum über, wie dies denn auch an diesem wunderbaren Konzertabend in den Mainfrankensälen der Fall war.
Auch der Musikverein Veitshöchheim hatte für seinen Dirigenten zum Dank für seine Leistungen ein Geschenk parat. Für seinen Garten gab es ein Obstbäumchen und für seine Frau Yvonne einen Blumenstrauß.
In bewährter Weise eröffnete der Dirigent das Konzert mit dem imposanten Konzertmarsch "Die Sonne geht auf" von Rudi Fischer, bei dem sich auf Anhieb alle Register frisch und elegant voll profilierten und damit sofort das Publikum in Stimmung und gute Laune versetzten und offenbarten, dass man es hier mit Premium-Niveau zu tun hat. Es war ein gelungener markanter Einstieg in ein abwechslungsreiches Konzert.
Unter dem Titel "Hofkonzert von Strauss" interpretierte dann das Orchester die sieben sehr bekannten und schwungvollen Melodien Radetzky-Marsch, Feuerfest-Polka, Rosen aus dem Süden, Annen-Polka, An der schönen blauen Donau, Unter Donner und Blitz sowie Wiener Blut der Strauß-Familie, in einem Medley zusammengefasst von Franz Watz.
Die schönsten Melodien aus dem Singspiel in drei Akten „ Im Weißen Rössl“ aus dem Jahr 1930 um den Kellner Leopold, der sich in seine Chefin Josepha verliebt und erst nach einigen Irrungen und Wirrungen das Liebesglück mit ihr findet, in neuem Glanz erstrahlen lässt 2017 das neue Arrangement von Stefan Schwalgin. In moderner Tonsprache präsentiert er farbenfroh ein einfallsreich gestaltetes Potpourri, die er modernen Stilelemente bereicherte wie den kurzen Einsatz einer Dixieland-Combo sowie jazzige Elemente oder einen Rumba-Beat, ohne den Liedern "Die ganze Welt ist himmelblau", "Im Salzkammergut", "Es muss was Wunderbares sein, von dir geliebt zu werden", "Was kann der Sigismund dafür" oder "Im Weißen Rössl am Wolfgangsee" ihren herrlich nostalgischen Charme zu nehmen. Die Moderatorin Leberfinger erzählt über diese mitreißende Bereicherung des Repertoires der beiden Blaskapellen: "Dieses Stück hat uns Musikern beim Probenwochenende sehr großen Spaß bereitet, als die Posaunen unseren Dirigenten fast zum Fenster naus geblasen haben."
Nichts passt nach den Worten der Moderatorin besser zum Gemeinschaftskonzert als die nun folgende Polka mit dem Namen "Von Freund zu Freund", mit der Martin Scharnagl 2013 ein wahrer Glücksgriff gelungen ist. Die wunderschöne und schlichte Einleitung, rhythmische Passagen und eine lyrische Triomelodie, die unter die Haut geht und im Ohr bleibt – all das zeichnet diese Polka aus. Der Musikverein Veitshöchheim und die Blaskapelle Rittershausen hatten schon verschiedene freundschaftlich gemeinsame Auftritte hinter sich, so 2018 als stimmgewaltiges Orchester auf der Landesgartenschau und 2015 auf der Zeltbühne beim großen Feuerwehrfest hier in Veitshöchheim. Passend zum Titel des Stücks spielt der Andi aus Rittershausen das Flügelhorn und der Kurt aus Veitshöchheim das Tenorhorn, beide zusammen quasi in guter Freundschaft eine wunderschöne, getragene Melodie zum Anfang der Polka. Nachdem das Orchester auf die typische Art und Weise im 2/4 Takt in die Polka einsteigt, sind Flügelhorn und Tenorhorn im Trio wieder deutlich zu hören.
Konzertante Blasmusik stand auch mit dem Medley "TV-Kultabend" auf dem Programm. Teils schmunzelnd, teils grübelnd überlegte die Zuhörerschaft, welcher deutschen TV-Serie sie die gerade gehörte Melodie zuordnen sollen. Diesen spannenden, musikalischen TV-Kultabend schuf 2006 der Komponist Manfred Schneider mit einem neunminütigen Medley unvergesslicher Themen bekannter TV-Serien. Der Reigen reichte von Lindenstraße, Herzblatt, Schwarzwaldklinik, Eurovisionsmelodie, Wetten, dass...?, Das Traumschiff bis Das aktuelle Sportstudio und Derrick. Den Abschluss bildete die prägnante Tagesschau-Erkennungsmelodie.
Mit dem letzten Stück vor der Pause rückte Dirigent Wagner das Trompetentrio Andi Korbmann, Armin Düchs und Markus Korbmann ins Rampenlicht, die das inspirierende Werk "Bugler`s Holiday" des berühmtesten amerikanischen Komponisten des 20. Jahrhunderts Leroy Anderson spielten, was die Finger und der Atem hergab.
Wie zu Beginn kamen auch nach der Pause die traditionellen Blasmusikfans mit dem imposanten „Steigermarsch“ im Arrangement von Otto Wagner auf ihre Kosten.
"Die Liebe ist wie das Samenkorn, das im Winter tief unter dem bitteren Schnee liegt, doch aus dem mit der Liebe der Sonne im Frühling eine Rose wird,“ singt Bette Midler in ihrer Hymne an die Liebe „The Rose“, geschrieben von Amanda McBroom. Es war wunderschön anzuhören, wie die beiden Schwestern Theresa Englert und Julia Götz mit ihrer ausgezeichneten Sangesleistung die Rosen wie schon im Jahr zum Erblühen brachten, vom Publikum mit nicht enden wollendem Applaus honoriert.
Mit dem „Udo Jürgens Medley“ arrangiert von Manfred Schneider kamen auch die Freunde des deutschen Schlagers mit den Ohrwürmern "Immer wieder geht die Sonne auf", "Mit 66 Jahren", "Aber bitte mit Sahne" und "Ein ehrenwertes Haus" nicht zu kurz. Perfekt aufeinander abgestimmt, gaben die Schlagzeuger den Rhythmus an.
Deutschsprachig weiter ging es dann auch unter dem Titel „80er-KULT(tour)” mit einem Medley von Thiemo Kraas mit Pop-Liedern aus der Ära der Neuen Deutsche Welle, deren Popularität bis zum heutigen Tag ungebrochen ist. Alle fünf Titel "Skandal im Sperrbezirk" (Spider Murphy Gang), "Ohne dich schlaf´ ich heut Nacht nicht ein" (Münchener Freiheit), "1000 und 1 Nacht" (Klaus Lage Band), "Sternenhimmel" (Hubert Kah) und "Rock Me Amadeus" (Falco) genießen bis heute wahren KULT-Status und rissen so auch das Publikum in den Mainfrankensälen mit, bei "Sternenhimmel" sangen auch ein Teil des Orchesters mit ebenso auch voller Begeisterung die VIPs in der ersten Besucherreihe.
Wie zu sehen, war auch der Landrat von der „80er-KULT(tour)” aus dem Häuschen, war sie sein persönliches Highlight.
Krönender Abschluss des offiziellen Programms war das stimmungsvolle, fulminante Lied "Music" von John Miles, bei dem sich langsame, feierliche Teile und schnellere Teile im Rock Stil abwechseln, die einzelnen Register voll zur Geltung kommen, bevor sich alle voluminös im Schlussakkord vereinen.
Keine Frage, dass das Publikum noch stürmisch nach Zugaben lechzte. Diese erfüllte Wagner denn auch gerne zunächst mit dem Weltmarsch "Alte Kameraden".
Gefühlvoll trugen die Musizierenden weiter die von Kurt Gäble für Blasorchester arrangierte wunderbare Ballade „Bergwerk“ des großen österreichischen Liedermachers Rainhard Fendrich mit dem Rittershäuser Sänger Andreas Korbmann vor.
Schließlich verwöhnte Wagner noch seine Fans mit dem Ernst-Mosch-Marsch "Bis bald auf Wiedersehen", bei dem das Publikum wie bei allen Märschen begeistert mitklatschte.
Ein Wiedersehen mit dem Musikverein Veitshöchheim gibt es bereits nächste Woche, wenn er bei der Maibaumaufstellung ab 14 Uhr im Rathausinnenhof unterhält.
Für den wundervollen Frühlingsblumenschmuck auf der Bühne hat die Gärtnerei des Markushofes in Gadheim gesorgt.
Fotos Dieter Gürz