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Grandioses Benefizkonzert des A capella-Chors ViaVicis in der Vituskirche - 200 Besucher spendeten 2736 Euro zugunsten ukrainischer Waisenkinder und Rollstuhlfahrzeug der Sozialstation

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Ein außergewöhnliches, auf sehr hohem Niveau stehendes Konzert des A Capella-Chors ViaVicis erlebten am Sonntagabend an die 200 Gäste in der barocken Vituskirche in Veitshöchheim.

Veranstalter des Benefiz-Konzerts waren die katholischen Pfarrgemeinden Veitshöchheims. Pfarrer Christian Nowak  freute sich über die großartige Publikums-Resonanz, das sich denn auch sehr spendenfreudig zeigte. Am Tag danach konnte er voller Stolz vermelden, dass das Konzert 2736 Euro erbrachte.

Der Pfarrer dankte  Gemeindeteam-Mitglied Anita Ruhwedel, der es gelungen war, den außergewöhnlichen A-Capella-Chor für ein Konzert in Veitshöchheim zu gewinnen. Wie Ruhwedel sagte, habe das Gemeindeteam entschieden, die Spendensumme je zur Hälfte zwei Projekten zukommen zu lassen, so für ein Rollstuhlfahrzeug der Sozialstation und zum anderen für die Not, die durch den Krieg in der Ukraine entstanden ist.

Geschäftsführer Martin Klug (Foto links) erläuterte vor Konzertbeginn, dass die in Veitshöchheim ansässige Caritas-Sozialstation St. Stephanus gGmbH bis Jahresende ein Rollstuhlfahrzeug mit Kosten von 37.000 Euro beschaffen möchte, um Menschen mit eingeschränkter Mobilität die Teilhalbe am täglichen Leben zu erleichtern. Klug stellte in Aussicht,  das Fahrzeug auch örtlichen Vereinigungen, die sich ebenfalls um hilfsbedürftige Personen kümmern, wie beispielsweise der Nachbarschaftshilfe kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Damit könnten auf ehrenamtlicher Basis weitere Angebote entwickelt (z.B. Fahrten zum Arzt) und bestehende (z. B. Einkaufsfahrten für Senioren) erweitert werden. Dazu steuert auch die Gemeinde einen Zuschuss von 15.000 Euro bei (siehe dazu  nachstehender Link auf Bericht vom 16.3.23).

1368 Euro kann das Gemeindeteam nun  an die Ordensgemeinschaft der Pallotiner im polnischen Zakopane spenden, die sich um geflüchtete ukrainische Waisenkinder kümmert (siehe nachstehender Link auf Homepage der Pallotiner). Ein Dankeschön mit auf den Weg gaben allen Spendern die Teilnehmerinnen der ukrainischen Kreativgruppe mit selbstbemalten Schmunzelsteinen, sowie Herzen und Armbändchen in den ukrainischen Landesfarben.

Unter der Leitung von Hubert Hoche (links) intonierte der im Herbst 2012 gegründete Projektchor "ViaVicis" unter dem Motto "Alt & Neu – Klassiker der a capella-Literatur" hohen musikalischen Ansprüchen gerecht werdend,  ohne Instrumentalbegleitung  13 mehrstimmige geistliche und weltliche Chorwerke von der Renaissance des 16. Jahrhunderts über Klassiker des 18./19. Jahrhunderts bis zu sechs Werken heute noch lebender Komponisten.

Der in Helmstadt, Landkreis Würzburg wohnhafte Chorleiter studierte Komposition und Dirigieren an der Hochschule für Musik "Franz Liszt" in Weimar. Anschließend absolvierte er ein Aufbaustudium - Komposition - bis 2000. Weiterführende Studien bei Prof. Michel Philippot (Paris), Bernhard Higink und Jan Cober. Als Komponist schreibt er für alle Besetzungen - von Solowerken bis hin zu Kompositionen für Sinfonieorchester.

Moderatorin und Sopran-Sängerin Sabine Kohlhepp sagte im ersten Teil geistliche und im zweiten Teil des Konzerts weltliche Lieder an.

Die meisten der 18 Sängerinnen (sieben Sopran- und elf Altstimmen) und zehn Sänger (fünf Tenor- und fünf Bass-Stimmen) kommen aus der Region Würzburg, Marktheidenfeld, Lohr und Aschaffenburg. Sie singen regelmäßig in örtlichen Gesangvereinen. ViaVicis ist für sie Gelegenheit, bei der Einstudierung besonderer und eher ungewöhnlicher Chorwerke an ihre Grenzen zu stoßen. Dazu treffen sie sich bis zu viermal im Jahr an Wochenenden.

Den Auftakt des Benefizkonzertes bildete die musikalische Begrüßung mit dem Lied "Denn er hat seinen Engeln" von Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847) aus dem "Elias-Oratorium".

 Den Reigen der geistlichen Gesänge setzte der Chor mit dem Lied "Morning Star" fort, das der Estländer Arvo Pärt (*1945) im Jahr 2007 anlässlich des 175. Geburtstages der englischen Durham University als Träger der Ehrendoktorwürde komponierte. Inspiriert hatte ihn dabei der Text aus der Inschrift von 1970 auf dem Grab des englischen Benediktinermönches und Theologen Beda Venerabilis (7./8. Jahrhundert).

Es folgte die Motette  "Gott mein Heil"  aus "Sechs Geistliche Gesänge, Opus 33" von Moritz Hauptmann (1792-1868), mit einem auf Psalm 27,9 der Lutherbibel basierenden Text und am Schluss des Dreierblocks nach traditionellen irischen Segenswünschen "Segen der Engel" des freischaffenden Komponisten Rolf Rudin (* 1961), der in Würzburg studiert hatte.

Im zweiten geistlichen Dreierblock interpretierte der Chor zunächst "Ubi Caritas" von Ola Gjeilo (*1978), einem zeitgenössischen Komponisten aus Norwegen, der beeinflusst von der Tradition der Grekorianik diesen Wechselgesang verschiedener Stimmen aus der  Liturgie des Gründonnerstags m Mittelalter zur Fußwaschung 2001 komponierte.

 Mit "God Be In My Head" von John Rutter (* 1945), gegenwärtig einer der populärsten englischen Kommponisten für Kirchenmusik, ließ dann der Chor eine wunderschöne Fassung von einem der ältesten englischen Gebete (1514) aus der Sammlung Sarum Primer erklingen. Der Lied-Text bringt zum Ausdruck "Gott sei in meinem Denken, Verstand, Augen, Blick, Mund, Sprache, Herz, Ende und Abschied".

Zum Abschluss des geistlichen Teils des Konzerts sorgte der Frauenchor für Abwechslung mit dem Lobpreis-Gottes-Lied "Joyfully sing!" der zeitgenössischen Komponistin Linda Steen Spevacek (* 1945) aus Phoenix in Arizona, damit einen Sprung vom Mittelalter ins Heute, von der Andacht zur unbändigen Freude vornehmend. Mit "Glory in the Highest" (Ehre sei Gott in der Höhe) erklang einer der bekanntesten Bibel-Sprüche.

Eine Premiere mit einem Alleinauftritt feierten dann im Anschluss zu Beginn des weltlichen Konzertteils die zehn Männersänger von ViaVicis mit dem ruhigen Lied "Das Morgenrot" des elsässischen Schulmusikers Robert Pracht (1878-1961), eines der beliebtesten Chorwerke im deutschsprachigen Raum des Komponisten, der 1953 für sein künstlerisches Schaffen mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde.

Ebenfalls eine ruhige mystische Morgenstimmung vermittelte dann wieder der Gesamtchor mit dem vom Chorleiter Hubert Hoche (*1966) im Jahr 2018 mit einem Text von Otto Berchenbreiter aus dem Jahr 2007 selbst komponierten Lied "Es glitzert perlengleich der Morgentau vom ersten Sonnenstrahl".

 Lebendiges Leben im Tagesverlauf brachte dann das vierstimmige Madrigal "Fair Phyllis I Saw Sitting All Alone" aus der Renaissancezeit des 16. Jahrhunderts von John Farmer (1570 bis 1601). Dieses "Singgedicht" schildert die Geschichte der jungen, alleine ihre Schafe hütenden Schäferin Phyllis, bis ihr Geliebter sie findet und in einem Kuss mit ihr versinkt.

Lebendigkeit demonstrierte der Chor  auch mit dem lustigen Chanson  "Il est belet bon" des französischen Tenors Pierre Passerau (1509 - 1447), in dem sich eine Ehefrau vom Lande über ihren gutmütigen und fleißigen, aber auch trotteligen Ehemann lustig macht. Als er die Hühner füttert, konnte das Publikum auch Hennengeschrei vernehmen.

Im Kontrast dazu vermittelte ViaVicis mit "Waldesnacht" von Johannes Brahms (1933-1897), wie man in der Natur Ruhe und Frieden findet, in dem man sich nach einem turbulenten Tag im weichen Moos ausruht.

Mit einem gar sechsstimmigen Hörgenuss verabschiedete sich der Chor mit Josef Gabriel Rheinberger's" Abendlied" aus den „Drei geistlichen Gesängen“ op. 69,3 mit einem Text aus dem Lukas-Evangelium 24,29.

Total begeistert entließ das Publikum den Chor nicht ohne Zugabe, der dann noch in einer dahingaloppierenden Gangart aus der Zeit der Renaissance das von Thomas Morley (1557-1602) 1595 veröffentlichte Lied "Now Is the Month of Maying"  zum Besten gab, in dem vergnügte Burschen tanzen und spielen, jeder mit seiner Liebsten ins Heu geht.

Resümee:

Der Veitshöchheimer Musiker und Kulturreferent des Gemeinderates Bernhard von der Goltz sprach als Musikkenner am Ende total begeistert von einem Highlight für Veitshöchheim: "Es war ein ganz toller Konzertabend mit bekannten, anspruchsvollen Musikstücken, die auch für ambitionierte Chöre nicht leicht einzustudieren sind, aber von den Chormitgliedern ausnahmslos klanglich toll bearbeitet wurden, dynamisch unterschiedlich, von leise anschwellend und dann dynamisch spritzig."

Bürgermeister Jürgen Götz freute sich über das Wiedersehen mit einem in Veitshöchheim bekannten Musiker. Der Chorsänger Burkard Zenglein leitete ab März 2007 im Rang eines Oberstleutnants das Heeresmusikkorps in Veitshöchheim bis 2015 und anschließend bis  bis Juli 2018 das Luftwaffenmusikkorps in Erfurt. Nach Abschluss eines Masterstudiums  der Musikwissenschaft ist Zenglein nun seit Oktober 2022 für Lehre, Forschung und Ausbildung verantwortlicher Stabsoffizier im Zentrum Militärmusik der Bundeswehr in Bonn.

Text und Fotos Dieter Gürz

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