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Uralte Tradition: Von St. Martin am 11. November bis Weihnachten ist Gänsebratenzeit

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Eine besondere Idylle beoachten kann, wer den Günterslebener Weg in Höhe des Gnadenhofs Gut Harmony e.V. entlang spaziert und einen Blick talwärts zum Geflügelhof von Jürgen Arlt wirft.

Hier tummeln sich über 160 Freilandgänse tagsüber auf einem ein Hektar großen Auslauf, wo ihnen Gras, Mais, Weizen und Gerste zum freiwilligen Verzehr angeboten werden. Am Abend gehen sie selbstständig in den Stall zurück.

Doch diese Idylle wird so nicht mehr  allzu lange dauern, denn von St. Martin am 11. November bis Weihnachten ist Gänsebratenzeit. Im Juni dieses Jahres von Jürgen Arlt als Gänseküken erworben, haben die Gänse inzwischen ihr Schlachtgewicht erreicht.

Der Geflügelhof Arlt ist ein kleiner landwirtschaftlicher Familienbetrieb am Rande von Veitshöchheim. Seit über 40 Jahren hat er sich bereits in der zweiten Generation auf die Geflügelzucht spezialisiert. Hühner, Hähnchen, Enten, Gänse und Puten werden auf dem Hof hygienisch und tiergerecht gehalten,  ohne tierische oder chemische Zusätze gefüttert, im Betrieb sachgerecht und unter Beachtung aller Belange des Tierschutzes selbst geschlachtet.              

Die Gans hat auch bei den traditionellen Martinszügen der Kirchengemeinden in Veitshöchheim eine tragende Rolle,  erhielten zuletzt die Kinder eine von der Bäckerei Weber in Thüngersheim gebackene Martinsgans, verpackt in einer Tüte, darauf abgedruckt die Geschichte der Legende von den Gänsen.
Eine Erzählung besagt nämlich, dass das Volk von Tours (heutiges Frankreich) Martin als Bischof gewinnen wollte. Der bescheidene Martin befand sich dieses hohen Amtes jedoch nicht würdig genug. Um seiner Wahl zu entgehen, soll er sich daher in einem Gänsestall versteckt haben. Doch das laute Geschnatter der Gänse verriet ihn.

 

Wenn sie nicht so geschwätzig wären und mit all ihrem Geschnatter  Martin von Tours, später bekannt als Sankt Martin, verraten hätten, wer weiß, ob es den Gänsen dann auch jedes Jahr aufs Neue an den Kragen ginge.

Die Gans als Zahlungsmittel

Wahrscheinlicher für Festessen mit der Gans sollen aber andere Erklärungen sein. So mussten Bauern am 11. November ihren Lehnsherren die Pacht zahlen. Diese Abgabe namens „Martinsschoß“ wurde meist in Form von Naturalien beglichen. Häufig handelte es sich dabei um eine Gans – weshalb sich der Begriff „Martinsgans“ herausbildete.

Früher fing die Advents-Fastenzeit nach dem St. Martinstag an. Vorbild war die Fastenzeit Jesu in der Wüste. Die Menschen genossen also noch einmal einen deftigen Braten, bevor dieser erst einmal für Wochen tabu war.

Gansessen am 11.11.

Am 11.11. beginnt so nicht nur die närrische "fünfte" Jahreszeit. Dieses besondere Datum steht zugleich auch für den Martinstag, an dem Christen den heiligen Schutzpatron der Armen feiern: Sankt Martin.

Bei vielen kommt daher an diesem Tag die traditionelle Martinsgans frisch aus dem Ofen auf den Tisch, lädt so mancher Verein seine Mitglieder ein, werden häufig geschätzte Personen zu einem Gansessen eingeladen. Auch der Frankenwürfel-Preis wird am Martinstag von den Regierungspräsidenten bei einem traditionellen Gansessen  abwechselnd in Oberfranken, Mittelfranken und Unterfranken verliehen. Ihn bekamen bislang aus Veitshöchheim Heiner Bauer (2010) und Bernhard Schlereth (2014).

Vom Martinstag am 11. November bis zu den Feiertagen kommen so in Deutschland mehrere Millionen Gänse in den Handel.

Fotos Dieter Gürz

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