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Ausbau Kirchstraße: Gemeinderat steht Pilotprojekt der LWG für mobile Grün-Container an zehn Standorten positiv gegenüber

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Ab 14. November soll wieder der Verkehr durch die Kirchstraße fließen. Aufgrund der vielen Leitungen im Untergrund, so die Begründung von Bürgermeister Jürgen Götz, verschwanden beim Ausbau alle Pflanzinseln im Boden, bis auf das Pflanzbeet vor der VR-Bank (links im Bild).

Um das graue Pflaster-Bild in der Kirchstraße aufzulockern und die Wohlfühlfunktion und die Aufenthaltsqualität zu verbessern, hatte sich das Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau der seit 1902 in Veitshöchheim ansässigen Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG), laut Bürgermeister ein Kompetenzzentrum per excellence, in Zusammenarbeit mit der Bauverwaltung der Gemeinde bereiterklärt, ein Pilotprojekt für Mobiles Grün in Veitshöchheim zu starten.

Diesem Vorhaben, das Ortsbild in der Kirchstraße durch mehr Grün zu beleben, stand nun auch der Gemeinderat in der Sitzung am letzten Dienstag positiv gegenüber.

Bei einer Ortseinsicht vor der Gemeinderatssitzung am letzten Dienstag stellten nun von der LWG  (v.r.) Freiraumplaner Dr. Claus Prinz und der Projektleiter für "Urbanes Grün" Andreas Adelsberger auf dem Kirchplatz an der Mauer vor dem Rathauseingang, wo sich vor dem Ausbau ein großes Pflanzbeet befand,  den Ratsmitgliedern einen Prototypen des Pflanzcontainers für mobiles Grün (Außenmaße: Länge 200 cm, Breite 200 cm, Höhe 90 cm) vor. Dieser ist aus zwei Systembauteilen zusammengesetzt, wobei der Wassertank mit einem Volumen von 130 Litern als klappbare Sitzbank ausgeführt werden kann. Die vorgestellte Variante aus Douglasienholz kommt auf ca. 5.000 Euro netto. Für Standorte mit beengten Raum haben die Planer eine schmalere Variante mit ein Meter Breite und einer Länge von drei Metern empfohlen.

Anzahl und Standortfestlegung

Festgelegt ist laut Bürgermeister, dass die Kirchstraße ein verkehrsberuhigter Bereich sein soll, in dem Parken außerhalb eigens gekennzeichneter Parkflächen verboten ist. Das auf beiden Straßenseiten in das Pflaster installierte Blindenleitsystem, die entsprechenden Schleppkurven der Busse und natürlich  auch die relevanten Hofeinfahrten lassen nur eine beschränkte Anzahl von Pflanzcontainern für eine Begrünung zu. Bei Realisierung der von der LWG vorgeschlagenen Standorte werde es deshalb nicht möglich sein, in der Kirchstraße Parkflächen einzuzeichnen.

Die LWG-Experten hatten nun von der Unteren bis zur Oberen Maingasse 14 Standorte für mobiles Grün mit drei Schwerpunkten vorgeschlagen, davon zehn Baumcontainer auf der Ostseite der Kirchstraße: vier alleeartig vor den Geschäften, vier auf dem Kirchplatz und zwei links und rechts am Hofgarteneingang, sowie vier schmale ein Meter breite Elemente für eine niedrigere Bepflanzung auf der Westseite: je einen vor der Bäckerei und am Eingang zur Vitusschule und zwei als Sperrvorrichtung anstelle der bisherigen Planztröge aus Beton an der Einmündung der Oberen Maingasse.

Gruppe 1: Alleeartig stehen  die vier Bäume  vor den Geschäften auf der Ostseite der Kirchstraße, alle mit einer seitlich angefügten Sitzbank versehen.

Die Gruppe 2 mit vier Bäumen auf dem Kirchplatz wurde großzügiger ausgestattet, weil der Raum dies zuläässt.

Die Gruppe 3 mit zwei Schirmbäumen, die links und rechts den  Hofgarteneingang flankieren  und zwei schmale ein Meter breite und drei Meter lange Elemente mit Baumhecken an der Einmündung der Oberen Maingasse.

Beschlussfassung

Am Ende der Diskussion, in der die Planer viele Fragen beantworteten,  stimmte der Rat dann einvernehmlich dem Vorschlag von Oswald Bamberger (CSU/VM) zu, die Anzahl der mobilen Pflanzcontainer auf insgesamt zehn in beiden Größen zu begrenzen und die Aufstellung erst zu testen. Sollte dann noch ein Bedarf bestehen, könnte nachgerüstet werden.

Über das Material der Container und die Art der Bepflanzung soll zu einem späteren Zeitpunkt entschieden werden.

 Prototyp-Vorstellung

In der Sitzung erläuterte zunächst Dr. Prinz die  Funktionsweise des beim Ortstermin besichtigten Prototyps.

Zielvorgabe des Versuchs-Projektes der LWG ist, so Prinz, das man hier eine Begrünung ohne baulichen Eingriff braucht, die auch noch mobil ist, d.h. das Element den Standort wechseln kann mittels Radlager oder Bagger. Ein entscheidendes Kriterium sei dabei das Gewicht und die statische Ausformung der Trogsituation.

Bei einem 90 Zentimeter hohen Container mit den Außenmaßen 2,0mx2,0m seien 2 m³ Substrat notwendig, was im nassen Zustand ein Gewicht von 3 t bedeutet. Hinzkommen noch das Gewicht des Trogmaterials und einer höheren Gehölzpflanze, um eine entsprechende Wirkung zu erzielen. Die Dimensionen des Troges seien aber nicht in Stein gemeißelt, so Prinz.

Die abnehmbare Sitzbank gehöre bei jedem Element dazu, um hier den Wassertank zu platzieren. Die Frage der Abschließbarkeit werde noch geprüft.

Forschungsansatz für die LWG ist bei dem Versuchsprojekt, so Prinz, das vorgesehene Tank-Dochtsystem mit einem 130 Liter-Tank. Der Wasserzufluss in das System erfolge nur unterhalb des Rohrs am Boden des Tankes über Performation (Durchlöcherung) des Rohrs, in dem sich der kapillarwirksame Docht aus einer Kunstfaser befindet, die bei den Versuchen der LWG die beste Transportleistung erzielte.

Das Wasser im System werde dann über die unterschiedlich langen Röhren über spezielle Öffnungen bis zu den flächig angeordneten Abgabepunkten an das Substrat geleitet, wo eine Wasserabgabe über die Saugspannung im Substrat oder über Verdunstung stattfindet. Prinz: "Dadurch werden wir mit Staunässe kein Problem haben, da eine Transpiration (Verdunstung) nur stattfindet, wenn das Substrat trocken wird oder die Pflanze trinkt."

Die entsprechende Versuchsreihe laufe mit den links abgebildeten Ergebnissen bereits seit einem Jahr. Bei einer Vollfüllung des von der LWG in der Kirchstraße vorgeschlagenen Prototyps mit einem Tankinhalt von 130 Liter bestehe die höchste kapillare Leistung und der höchste Wassertransport. Bei zwölf Dochten, die in das Wurzelwerk eines Baumes hineinführen, bedeute dies eine maximale Transportmenge, sprich ein Regenereignis von 1,51 mm /m² pro Tag, bei einer Steighöhe von 25 Zentimeter mit der höchsten Kapillarleistung liege  als Mindeststandard die Wasserversorgung bei 0,84 mm/m² pro Tag. Letzteres ist laut Prinz eine Wassermenge, die auch in einer Trockenperiode ein Gehölz am Leben erhält.

Zur Frage nach der praktischen Umsetzung des Versuchprojekts sichert Prinz eine langfristige Begleitung seines Instituts zu. So unterstütze die LWG auch durch fachliche Beratung, dass das Ortsbild durch eine standortangemessene Bepflanzung bereichert wird. Die Pflege könne die LWG aber nicht leisten. Dies müsse der Bauhof übernehmen. Wenn es dann zu Ausfällen komme, würde die LWG natürlich untersuchen, woran das liegen könne und einen Vorschlag unterbreiten.

Zur Frage nach dem Alterungsprozess der Holzbehälter erklärte Prinz, dass man diesen verhindern würde, wenn man eine Lasur mit Konservierungsmittel aufträgt. Eine lasurähnliche Struktur mit Farbpigmenten sei dagegen nicht hinderlich.

Angesprochen auf eine mögliche Verschmutzung, sah Prinz aufgrund des eingebautes Filterflieses keine Gefahr, dass vom Substrat ausgeschwemmte Gerbsäure durchsickert und das Pflaster verschmutzt.

Als Alternative zur Ausführung in Douglasienholz stellte der Bürgermeister eine von Adelsberger gezeigte Variante eines Pflanzbehälters in Anthrazit und einem anderem Material aus Schweinfurt zur Diskussion. Dieser besteht nach Adelsbergers Meinung aus Stahl, mit Hydrokultur ausgestattet.

Laut Prinz ist ein zum vorgestellten Prototypen baulich identischer Container aus WPC (Kunststoff), der farblich an alles angepasst werden kann, vom Gewicht her schwerer. Es kann nach Meinung des Experten bei der Auswahl hier natürlich auch die Identität von Veitshöchheim eine Rolle spielen, wenn eine Spiegelung zu bereits bestehenden Objekten wie Poller, Abfallbehälter, Hinweisschilder oder Lampen gewünscht werde.

Man könne aber auch die Meinung vertreten, nachdem anthrazitfarben momentan fast alles in allen Städten Deutschlands  von den Fenstern bis zu den Stadtmöbeln ist, hier eine Identität durch einen ländlichen Charakter, sprich auch durch Holz herzukriegen.

Ausbau Kirchstraße: Gemeinderat steht Pilotprojekt der LWG für mobile Grün-Container an zehn Standorten positiv gegenüber

Art der Bepflanzung

Andreas Adelberger hatte dann die Aufgabe übernommen, mögliche Varianten für das Kronenbild der für die Pflanzung in den Containern in Frage kommenden bis maximal acht Meter hohen Kleinbäume zu erläutern, die entweder freiwachsend sind oder mit oder ohne Stamm einen Formschnitt (z.B. Kegel, Kugel, Schirm) wie im Hofgarten  erhalten können.

In der Diskussion wurde gefragt, ob die Planer in den Containern einen Mix oder eine gleichmäßige Bepflanzung bevorzugen. Adelsberger sagte, dass dies auch von der Baumart abhänge, denn nicht jede eigne sich für einen Formschnitt. Da man hier von engen und weiten Räumen rede, müssten es mindestens zwei Baumarten sein. Hier empfahl er in einem roten Faden ein Thema festzulegen. Er hält diesbezüglich am Kirchplatz aufgrund des großen Raumes mehr für möglich, da man hier nicht das Lichtraumprofil des Verkehrs beachten müsse. Hier könnte man auch auf eine freiwachsende Form gehen. Im Straßenraum dagegen sollten geschnittene Formen bevorzugt werden.

Gefragt wurde auch nach dem Pflegeaufwand für Formgehölze. Ein solcher ist laut Adelsberger einmal in der Jahresmitte mittels Heckenschere ohne großen Aufwand möglich. Fachlich anspruchsvoller  sei dagegen der Schnitt eines frei wachsenden Baumes zur richtigen Wuchsentwicklung, der jedoch nur alle paar Jahre notwendig sei.

Der Einwand von Beate Hofstetter, dass  auch die giftige Eibe als Formschnitt-Gehölz eine Variante sei, sagte Adelsberger, dass man hier nicht auf einem Kinderspielplatz sei. Es sei sehr unwahrscheinlich, dass ein Kind auf einen Kübel klettere und Pflanzenteile der Eibe verzehre. Das Gift befindet sich in Stamm, Nadeln und den Kernen der Früchte.

Gemeinderatsmitglied Bernd Schäfer erklärte, er persönlich fände es schön, wenn wie in Meran in Südtirol auch blühende Sträucher wie Oleander oder Rhododendren Verwendung fänden, dann müssten auch die Container nicht so groß sein. Laut Adelsberger sei gegen Sträucher grundsätzlich nichts einzuwenden, aber der Straßenraum ist nach seiner Meinung viel überschaubarer, wenn man mit dem Volumen über Augenhöhe gehe. Auf dem Kirchvorplatz seien aber freiwachsende Blühgehölze  vorstellbar, eventuell auch noch am Hofgarteneingang. Oleander sei aber nicht winterhart und auch der Rhododendron nicht so robust.

Von Adelsberger als möglicher Formbaum vorgestellt wurde auch der Amberbaum, den die Gemeindegärtner in letzter Zeit auch in der Mainuferpromenade gepflanzt haben und den der UWG-Ortsverein zu seinem 35jährigen Jubiläum gesponsert hat. Er gehört zur Stadtbäum-Versuchsreihe der LWG.

Fotos und Screenshots Dieter Gürz - Zeichnungen LWG

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