Zum 25jährigen Jubiläum des Veitshöchheimer Projektchors höchstes Niveau mit professioneller Darbietung vereint: Phantastisches Konzert mit Werken von Bach, Beethoven, Bernstein und Bruckner verzückte 500 Zuhörer in der Würzbürger Johanniskirche
Was für ein grandioses Konzert! Zweimal verschoben, oft coronabedingt in Frage gestellt - der Projektchor der Sing- und Musikschule Veitshöchheim hat aus Anlass seines 25-jährigen Bestehens mit den "4 B" Bach's Magnificat, Beethoven's Chorfantasie, Bernstein's Cichester Psalms und Bruckner's Te Deum ein Programm auf die Bühne der St. Johannis-Kirche in Würzburg gebracht, das höchstes Niveau mit professioneller Darbietung vereinte.
Schon die Hälfte des Programms hätte genügt, um einen gelungenen Chorabend zu gestalten. Mit der Programmfülle setzt sich die Chorleiterin in die Tradition einer der großen „B“: Bei der Uraufführung seiner Chorfantasie wurden von Ludwig van Beethoven dem Publikum außerdem noch zwei Sinfonien, ein Klavierkonzert und weiteres geboten. Begleitet wurde der Chor – wie bereits bei vielen vorrangegangenen Projekten – vom Orchester der Hofer Symphoniker.
Dorothea Völker, langjährige Leiterin der Musikschule Veitshöchheim und Gründerin der Projektchores hat – um einen Terminus aus der Nautik zu verwenden – ihr Flaggschiff Projektchor auf eine weitere Reise durch unbekannte und stürmische Gewässer geführt, sie hat der Mannschaft alles bis zur Erschöpfung abverlangt, und sie zurück in den sicheren Hafen des Konzertes mit Standing Ovations geführt. Respekt!
Das „Magnificat“ von Johann Sebastian Bach ist eine geniale Umsetzung des Lobpreises Mariens. Jeder Satz dieses Gebets (z.B. „Er stürzt die Mächtigen vom Thron“, „die Hungernden beschenkt er mit Gaben“) ist in eine Arie musikalisch umgesetzt.
Die Auswahl der Solisten war ein Glücksgriff: Die beiden Sängerinnen Silke Evers - Sopran (rechts) und Sonja Koppelhuber - Alt (links), dem Würzburger Publikum wohl bekannt durch ihr Mitwirken am Stadttheater Würzburg, verstanden es gerade meisterlich, die textlichen Aussagen musikalisch klangvollendet umzusetzen. Der Tenor Christian Heidegger, Dekanatskantor in St. Stephan in Würzburg, berührte besonders im Duett mit dem Alt von Koppelhuber in „Et misericordia“.
Der Bass Joachim Herrmann (links) hat bereits zum wiederholten Mal Solopartien beim Projektchor gesungen. „Quia fecit mihi magna“ wurde wunderschön dargeboten
War der Chor während der Bach-Aufführung noch etwas vorsichtig, bekam das Publikum spätestens bei der Chorfantasie einen Beweis für die Stimmgewalt dieses Chores.
Die Chorfantasie, die wegen der thematischen Ähnlichkeit auch die „Kleine Neunte“ genannt wird, ist zugleich ein Klavierkonzert, das dem Solisten meisterliches Können abverlangt.
Mühelos und mit spielerischem Bravour meisterte der Solist Daniel Delgado die Solopartie dieser Festhymne. Delgado ist neben seinen freiberuflichen solistischen Tätigkeiten auch Lehrbeauftragter für Klavier an der Sing- und Musikschule Veitshöchheim. Das Publikum durfte sich freuen über die Göttergunst dieser Stunde – heißt es doch im Text: „Nehmt denn hin, ihr schönen Seelen, froh die Gaben schöner Kunst. Wenn sich Lieb und Kraft vermählen, lohnt dem Menschen Göttergunst“.
Die Chichister Psalms von Leonard Bernstein waren ein gewaltiger Kontrast zu dem wohlklingenden Beethoven. Die Psalmen sind ein Spätwerk von Leonard Bernstein. Kannte man ihn noch von der „West Side Sory“ her als jazzorientierten, tonal-orientierten Komponisten, so spürt man in diesem zunächst spröde anmutenden Werk seine Beschäftigung mit der 12-Ton Musik und den atonalen Grenzbereichen in seiner Musik. Aber faszinierend der pulsierende 7/4-Takt im ersten Satz - und strahlend die musikalische Ausdeutung des 100. Psalms.
Und anrührend erklang der Chor in dem Schlussgebet: „Siehe, wie fein und lieblich es ist, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen.“ Gerade diese Zeilen sind es, die die Leiterin Dorothea Völker in Zeiten des andauernden Ukraine-Krieges als Motto dieses Konzertes im Vorwort des Programmheftes benannt hatte.
Reizvolle Soloeinlagen gab es von Christine Müller und Ava Hausmayer.
Geht noch etwas? Es ging noch etwas – und wie! Über das „Te Deum“ von Anton Bruckner ist bei Wikipedia zu lesen; „Bruckner bezeichnete sein Te Deum als „Stolz meines Lebens“: „Wenn mich der liebe Gott einst zu sich ruft und fragt: ‚Wo hast du die Talente, die ich dir gegeben habe?‘, dann halte ich ihm die Notenrolle mit meinem Te Deum hin, und er wird mir ein gnädiger Richter sein.“
In einer nicht gekannten Klangfülle zwischen Orchester und Chor entstanden die musikalische Umdeutungen der gewaltigen Textvorlage: „Herr Gott, wie loben Dich, Herr, bekennen wir, Dich, ewiger Vater, verehrt von Pol zu Pol.“ Es war allen Beteiligten - dem Chor, dem Orchester, der Leiterin und den SolistInnen -anzumerken, dass hier alles gegeben werden musste – und es wurde alles gegeben. Der Raum der St. Johanniskirche schien die Opulenz fast nicht halten zu können – bis die Leiterin zum grandiosen Schlussakkord die Arme hob.
Begleitet wurde der Chor – wie bereits bei vielen vorrangegangenen Projekten – vom Orchester der Hofer Symphoniker.
"Das Publikum war begeistert, begeistert von der Musik und der Darbietung. Und es wurde wieder allen Beteiligten klar nach der langen Coronazeit, wie sehr alle einander brauchen: Die Musikschaffenden, das Publikum und die Veranstalter. Vielen Dank!"
Text: Musiklehrer Bernhard von der Goltz, Kulturreferent des Veitshöchheimer Gemeinderates
Fotos: Dieter Gürz
Grußwort von Jürgen Götz, 1. Bürgermeister der Gemeinde Veitshöchheim
Zum 25jährigen Jubiläum des Projektchores unserer Sing-und Musikschule gratuliere ich, auch im Namen der Gemeinde auf das Herzlichste.
Seit dem 900-jährigen Bestehen der Gemeinde Veitshöchheim im Jahr 1997 ist der Projektchor der Sing- und Musikschule Veitshöchheim, der zu diesem Anlass ins Leben gerufen wurde, nicht mehr aus dem musikalischen Kalender unseres Ortes und der regionalen Kulturlandschaft wegzudenken. Mit „Carmina Burana“ überzeugte er gleich bei seinem ersten Auftritt durch klangvolle Ausdrucksstärke und sein hohes Niveau.
Seither nimmt der generationenübergreifende Chor unter der musikalischen Leitung von Dorothea Völker alljährlich große Werke in Angriff, wie Händels „Samson“, Bachs „Weihnachtsoratorium“ oder die H- Moll Messe, Henry Purcells Oper „Dido und Aneas“, Beethovens „Missa Solemnis“, das „Requiem“ von Antonín Leopold Dvořák, Mendelssohn-Bartholdys „Elias“, die Erstausführung der Symphony No. 3 - "Planet Earth" von Johan de Meij und viele, viele andere.
Zur Aufführung kommen die anspruchsvollen Chorwerke längst nicht nur in Veitshöchheim, sondern auch in Landkreisgemeinden bis nach Würzburg, bis in die Partnergemeinden in Sachsen, in Frankreich und Italien. Zudem bringen die Sängerinnen und Sänger aller Stimmkategorien in zahlreichen Aufführungen ebenso mitreißende wie stimmungsvolle Potpourris zu Gehör, wie z.B. in den Weihnachts- und Sommerabendkonzerten.
Die große Leidenschaft für die Musik ist allen mitwirkenden Chorsängerinnen und -sängern, alle sehr motivierte Laien, selbst nach zweieinhalb Jahrzehnten noch immer anzuhören und begeistert nicht zuletzt damit stets ihre Zuhörerschaft.
Im Jubiläumsjahr spannt der Chor den weiten Bogen von Österreich über Leipzig nach Connecticut bzw. New York – vom beginnenden 18. durch das 19. bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhundert. Wir dürfen einer ebenso klangschönen wie niveauvollen Darbietung mit Werken der bedeutendsten Komponisten wie Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven, Anton Bruckner und Leonard Bernstein entgegensehen.
Wir Veitshöchheimer sind sehr stolz auf unseren Projektchor, der mit seinen meisterhaften Darbietungen, seinem reichhaltigen Repertoire und seiner Sangesfreude immer wieder neue Glanzpunkte im kulturellen Leben unserer Region setzt.
Ich danke allen Mitwirkenden am „Konzert der 4 B“ für ihr großes Engagement und wünsche gutes Gelingen und viel Erfolg. Mit Ihnen allen freue ich mich sehr auf dieses und noch viele weitere Konzerte unseres Projektchors.
Ihr
Jürgen Götz
1. Bürgermeister
Chor-Impressionen