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Seit 25 Jahren in Veitshöchheim weg vom Sarg und hin zur Urne: Gemeinde Veitshöchheim erweiterte Urnenanlage im Friedhof an der Martinskapelle um 52 Kammern - 81 Prozent Urnenbestattungen im Jahr 2021

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Der Trend zu Urnenbestattungen hält in Veitshöchheim  weiter an. Nachdem im alten Friedhof an der Martinskapelle in der 2005 erbauten Urnenwand von den 78 Kammern nur noch zwei nicht belegt sind, ließ die Gemeinde die Anlage durch die Firma Rost Burgthann um 52 Kammern erweitern, links im Osten um 36 und rechts im Westen um 16. Die Fundamente für die beiden Erweiterungen und die Anpassung der Pflasterwege erfolgte durch die Firma Kress Bau, Thüngen.

Kurz vor Fertigstellung der Anlage inspizierte Bürgermeister Jürgen Götz mit seiner Hochbauarchitektin Juliane Strifler und Bürgeramtsleiter Klaus Krautschneider sowie der Baufirma-Juniorchefin Dip.Ing. (FH) Anna Kress die Baustelle.

Die östliche Erweiterung bedingte eine Versetzung des bisher hier stehenden Grüngutcontainers.  Hierzu wurde nun an der Ecke Martinstraße/Beethovenstraße durch  die Baufirma ein vierter Zugang zum Friedhof geschaffen und der Grüncontainer direkt am Gehsteigrand platziert. Das  Parken auf der Fahrbahn ist hier durch eine Zickzackmarkierung untersagt, sodass der Bauhof den Container künftig leicht zum Leeren aufladen kann. Die Firma Würzburger Zaunbau wird hier noch eine neue Einfriedung mit Tor erstellen. Die Gesamtkosten der Maßnahme betragen laut Gemeinde 65.000 Euro.

Statistische Zahlen und Bestattungskosten

In den Jahren 2017 bis einschließlich 2021 fanden in  Veitshöchheim 469 Beerdigungen statt, davon 287 (61 Prozent) im Waldfriedhof und 182 (39 Prozent) im alten Friedhof an der Martinskapelle.

Im Jahr 2021 entfielen von den insgesamt 91 Beerdigungen 74 auf Urnenbestattungen, das sind 81 Prozent, davon wiederum entfielen 55 auf den Waldfriedhof  und 19 auf den alten Friedhof. Im Waldfriedhof lag der Urnenanteil bei insgesamt 62 Beerdigungen sogar bei 88,7 Prozent, im alten Friedhof bei 29 Beerdigungen dagegen nur bei 65,5 Prozent, was darauf zurückzuführen ist, dass viele alteingesessene Veitshöchheimer hier eine große Grabstelle haben.

Entgegen landläufiger Meinung ist hinsichtlich der an die  Gemeinde und an das Bestattungsinstitut zu zahlenden Kosten eine Urnenbestattung nicht günstiger als eine Erdbestattung. Im alten Friedhof betragen die Gebühren bei einer Ruhezeit von 15 Jahren für eine Nische in der Urnenwand 900 Euro, dagegen für ein Einzelgrab nur 630 Euro  und für ein Familiengrab 975 Euro, während die Kosten des Bestattungsinstituts bei beiden Bestattungsarten im Durchschnitt in etwa gleich bei 3.000 Euro liegen (Fundstelle: https://todesfall-checkliste.de). Was die Erdbestattung teurer macht sind eventuell anfallende Kosten für Steinmetzarbeiten und die Grabpflege.

  Rückblick 25 Jahre Urnenbestattungen in Veitshöchheim

Der verstärkten Nachfrage nach Urnenbestattungen trug die Gemeinde Veitshöchheim erstmals 1997, im Jahr der 900-Jahr-Feier mit dem Bau einer Kolumbarien-Anlage im Waldfriedhof Rechnung (Bild von der Übergabe im November 1997 v.l.n.r. Bürgermeister Rainer Kinzkofer und seine Mitarbeiter Peter Wolf und Hans Reutter, die die Anlage planten sowie Friedhofsreferent Egon Röhm).

Nördlich an die Aussegnungshalle angrenzend  wurden zwei freistehende, im rechten Winkel angeordnete Urnennischenanlagen mit jeweils 36 Nischen aus Muschelkalk, außenseitig geboßt und mit Schriftplatten aus rötlichem Granitstein errichtet. Für eine künstlerische Note sorgt die zwischen den beiden Wänden aufgestellte Pieta, von Pfarrer Herbert Neeser als Leihgabe aus dem Haus der Begegnung zur Verfügung gestellt. Durch die platzartige Anordnung war die rund 85.000 Deutsche Mark teure Anlage jederzeit erweiterungsfähig. 

Ergänzend zu den beiden bestehenden Urnenwänden ließ die Gemeinde im Waldfriedhof bereits 2003 für 41.400 Euro  im selben Stil drei weitere freistehende Wände mit jeweils 36 Nischen aus außenseitig geboßtem Muschelkalk auf der Grünfläche hinter der Pieta in Richtung Wald errichten (Bild von der Übergabe im November 2003 v.l.n.r. Seniorenbeiratsvorsitzender Kurt Scheuring, Bürgermeister Rainer Kinzkofer und Friedhofsreferent Egon Röhm). Wie bereits im ersten Bauabschnitt wurde dabei die abschließende Wand im rechten Winkel erstellt, so dass  nun die Gesamtanlage mit ihren insgesamt 180 Nischen einen platzartigen Charakter hat. Die Platzerweiterung verursachte weitere 11.000 Euro Kosten. Das Belegungsrecht für eine Urnennische, in die in aller Regel zwei Urnen eingestellt werden können, kostete damals im Waldfriedhof für die Dauer von 15 Jahren 510 Euro, im Vergleich dazu ein Familiengrab 1000 Euro.

Machten die Urnenbestattungen in den ersten Jahren noch etwa zehn Prozent aus, wurde diese Bestattungsform 2004  schon in 33 Fällen bevorzugt. Dem gegenüber gab es 31 Erdbestattungen.  Es wurde deshalb der Wunsch nach einer solchen Kolumbarien-Anlage auch im alten Friedhof an der Martinskapelle laut. Doch hier gab es im Gegensatz zum Waldfriedhof aufgrund der beengten Verhältnisse Standortprobleme, wie Bürgermeister Rainer Kinzkofer bei einem Ortstermin im November 2004 mit seinen Referenten Egon Röhm (Friedhofswesen) und Peter Wolf (Hochbau) feststellen musste. Die zunächst ins Auge gefasste Integration im Umfeld der neuen Aussegnungshalle wurde, um die axial ausgerichteten Bezüge zur Halle nicht zu zerstören, wieder verworfen ebenso wie auch eine Anordnung an der historischen Martinskapelle. Als einzige Lösung kristallisierte sich schließlich der Containerstandort am östlichen Zugang heraus.

Nach Fertigstellung der neuen Kolumbarienanlage  im alten Friedhof konnte sich Bürgermeister Rainer Kinzkofer zusammen mit seinem Friedhofsreferenten Egon Röhm im Oktober 2005 kurz vor Allerheiligen vor Ort davon überzeugen, dass es seinem Hochbau-Architekten Peter Wolf gelungen war, trotz der beengten Verhältnisse im Bereich des bisherigen Containerstandortes auf einer nur 50 Quadratmeter großen Fläche 78 Urnennischen  unterzubringen.  Die  Urnennischen der Anlage wurden in Hartquarzitbeton, die  Rückwände, Sockel und  Abdeckblenden in Struktursichtbeton ausgeführt. Die Frontplatten der Nischen in fein geschliffenem Muschelkalkkernstein bewirken  einen edlen Effekt ebenso die seitlichen Abschlusspreiler in geboßtem Natur- Muschelkalkkernstein.

33.000 Euro kostete der Gemeinde die insgesamt 12,70 Meter lange und 1,95 Meter hohe Anlage. Hinzu kamen noch die Eigenleistungen des Bauhofes, der mit einem Aufwand von 300 Stunden die Fundamente erstellte und die Freifläche vor den Urnen pflasterte, so dass der Haushaltsansatz von 60.000 Euro bei weitem unterschritten werden konnte.

Das Friedhofsamt der Gemeinde bewirtschaftete zum damaligen Zeitpunkt  730 Grabstellen im alten Friedhof an der Martinskapelle und 680 Grabstellen im Waldfriedhof.

Den neuen Entwicklungen in der Friedhofskultur Rechnung trug die Gemeinde Veitshöchheim auch weiterhin, nachdem die Feuerbestattung  in den beiden Friedhöfen der Gemeinde gegenüber der traditionellen Erdbestattung immer mehr die Oberhand gewann. So schuf 2010 der gemeindliche Bauhof im Waldfriedhof in Eigenleistung im Bereich aufgelassener Erdgräber 23 weitere Urnen-Gemeinschafts-Grabfelder.  Über die gelungene kostengünstige Erweiterung der Urnengrabfelder im Waldfriedhof freuten sich im Bild v.l.n.r. Bürgermeister Rainer Kinzkofer, Bauhofvorarbeiter Robert Blass und Friedhofsverwalter Klaus Krautschneider.

Die Urnengrabfelder wurden dringend benötigt, da die zuletzt als alternative Bestattungsform zu den vertikalen Columbarienanlagen neben einem anonymen Grabfeld geschaffenen 50 horizontalen Urnen-Grabfelder schnell belegt waren. Ein Feld diente zur Unterbringung von vier Urnen.

Die Erfahrungen mit den bereits bestehenden Gemeinschaftsgrabfeldern zeigten, dass ein solches Angebot besonders für viele Hinterbliebene attraktiv ist, die aus finanziellen Gründen oder wegen des Pflegeaufwands eine Alternative zu den herkömmlichen Grabstätten suchen. Aufgrund der Haushaltslage der Gemeinde war damals die zunächst mit dem örtlichen Landschaftsarchitekten Thomas Struchholz konzipierte Großlösung  in die Zukunft verschoben.

Es dauerte bis Ende April 2014, als dann das von Struchholz geplante, an den "Lebensfluss" erinnernde modellhafte neue Urnen-Bestattungsquartier im Waldfriedhof übergeben werden konnte. Anstelle der starren Ausrichtung von Urnenwänden oder Grabreihen wurde damals auf einer  etwa 1000 Quadratmeter großen, lichtdurchfluteten Fläche des Friedhofes für 120.000 Euro ein Quartier mit 135 Urnenerdgräbern und 86 Urnenkammern in fließender und landschaftlich ansprechend gestalteter Form geschaffen, das neue Maßstäbe in der Bestattungskultur setzte. Das sich durch die Fläche schlängelnde Schotterbett soll an einen Fluss, den Lebensfluss erinnern, das Brücklein an den Übergang vom Diesseits ins Jenseits. Sitzbänke laden zum Meditieren ein, im Einklang mit der Natur harmonisch in die Umgebung der Waldszenerie eingebettet

Das Vorzeigeprojekt wurde denn auch so stark nachgefragt, dass fast alle zur Verfügung stehenden Grabstätten schon nach wenigen Jahren belegt waren. Der Gemeinderat hatte deshalb vorausschauend bereits im März 2019 die von Thomas Struchholz erstellte Planung gebilligt, die innerhalb des Quartiers durch Umnutzung von Rasenflächen im Waldfriedhof weitere 87 Doppel-Urnengrabstellen ermöglichte.

Auf dem Foto freuen sich zwei Jahre später im April 2021 über die  gelungene 110.000 Euro teure Erweiterung, 11.000 Euro günstiger als veranschlagt,  v.l.n.r. Friedhofsgärtner Friedrich Reim, Gartenbautechniker Micheal Hüser von der TBF-Dauergrabpflegegesellschaft in München, Friedhofsgärtner Hans Joachim Steger aus Würzburg, Steinmetz Josef Hofmann aus Versbach, Friedhofsplaner Thomas Struchholz, Bürgermeister Jürgen Götz,  Steinmetz Sebastian Geisendörfer aus Würzburg und von der Gemeinde Hochbauarchitektin Sabine Hartmann, Gärtnermeister Sebastian Heller und Bürgeramtsleiter Klaus Krautschneider.

Herausragend und bisher deutschlandweit einmalig ist der dabei realisierte Bau einer behindertengerechten Bestattungsanlage, hinter der im Bild oben die Vorgenannten stehen. Dabei wurde die Grabanlage  als Hochbeet angelegt. Durch eine Unterbaukonstruktion aus Cortenstahl sind 13 Doppelgrabstellen mit einem Rollstuhl unterfahrbar.

Alle Fotos Dieter Gürz

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