Bei der Gedenkfeier zum Volkstrauertag spielte in Veitshöchheim das Heeresmusikkorps
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Kränze zum Gedenken an die Opfer von Krieg, Gewaltherrschaft und Vertreibung, der Gefallenen und Kriegsopfer beider Weltkriege, legten heute morgen in Veitshöchheim am Ehrenmal an der Vituskirche ab v.l.n.r. VdK-Ortsvorsitzender Bernd Welti, Karl Nausch für die Ortsgruppe der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Bürgermeister Jürgen Götz für die Gemeinde und Bürgermeister Jürgen Götz für die Gemeinde und für die Bundeswehr Brigadegeneral Michael Podzus.
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Im Vorjahr ging aufgrund des Corona-Lockdowns die Gedenkfeier noch unter Ausschluss der Öffentlichkeit, also auch ohne Fahnenabordnungen der Vereine, Chorgesang des Männergesangvereins und der obligatorischen Gedenkrede in nur zehn Minuten über die Bühne. Es spielte nur ein Quintett des Heeresmusikkorps VEitshöchheim und auch der Ehrenzug von Soldaten aus der Balthasar-Neumann-Kaserne bestand nur aus fünf Mann.
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In diesem Jahr konnte erneut kein Chorgesang stattfinden, dafür war das Heeresmusikkorps Veitshöchheim unter Leitung von OStFw Michael Heinlein in starker Besetzung vertreten. Es spielte eingangs "Lobet den Herrn", zur Kranzniederlegung "Gute Kameraden", dann den Choral "Schönster Herr Jesu" und zum Schluss die Nationalhymne.
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In normaler Stärke war heuer der Ehrenzug der Bundeswehr unter der Leitung von Major Alexander Klein zugegen.
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Die Fahnenabordnungen von elf örtlichen Vereinen waren nur mit ihren Fahnenträgern dabei.
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Auf dem Rathausplatz unterhalb des Aufgangs zum Ehrenmal verfolgten an die 20 Bürgerinnen und Bürger die Gedenkfeier.
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Auszüge aus der Gedenkrede von Bürgermeister Jürgen Götz
Der Volkstrauertag ist ein Tag des Gedenkens an die Opfer von Krieg, Gewaltherrschaft und Vertreibung, es ist ein Tag des Innehaltens und des Mitgefühls. Ein Tag, an dem wir uns bewusster werden sollten, wie wertvoll es ist, sich für ein friedliches und gerechtes Zusammenleben der Menschen einzusetzen.
Der Volkstrauertag hat nichts an seiner Aktualität verloren und behält mit seiner fortwährenden Botschaft der Mahnung, der Erinnerung, des Nichtvergessens seine Existenzberechtigung.
Wir hier in der Garnisonsgemeinde Veitshöchheim gedenken in besonderer Weise der gefallenen Soldatinnen und Soldaten unserer 10. Panzerdivision die im Auslandseinsatz und in Erfüllung ihrer Soldatenpflicht ihr Leben verloren. Ihren Angehörigen, ihren Frauen und Kindern gelten unser Mitgefühl und unsere Anteilnahme.
Die Fähigkeit und die Bereitschaft zu trauern in einer Lebens- und Schicksalsgemeinschaft ist ein untrennbarer Teil der Würde des Menschen. Sie ist aber auch die Kraft zu verzeihen, zu versöhnen und wieder zu verbinden.
Wenn wir den Krieg von uns fernhalten wollen – wir haben seit über 75 Jahren die längste Friedensepoche in der europäischen Geschichte - können wir nur eines tun, den Frieden zu sichern: Die Sicherung der hohen Werte der Freiheit, des Friedens, freiheitlicher Ordnungen - auch weltweit - ermöglicht eine seit über 65 Jahren in den Staat integrierte Armee, deren Verfassungsauftrag Abschreckung und Schutz, nicht Aggression bedeutet.
Ein Volk, das nicht zur Verteidigung der hohen Werte des Friedens und der freiheitlichen Ordnung bereit ist, verliert mit der Freiheit auch den Frieden. Unsere Verantwortung für unsere Geschichte muss auf die nächste Generation übergehen. Die Erinnerung ist deshalb eine bleibende Verpflichtung.
Es gibt bedenkliche Entwicklungen auch in unserem Land, Entwicklungen, die dem Frieden im Innern nicht guttun. Populisten und rechte Gruppierungen schüren Ängste und vertiefen Gräben, ein Denken und Handeln in den Kategorien „Wir“ und „Die“ macht sich breit. Und, was über 80 Jahre nach dem Novemberpogrom der Nazis besonders bedrückend ist: Antisemitische Hetze und Übergriffe haben wieder zugenommen, antisemitische Vorurteile sind selbst in der Mitte der Gesellschaft anzutreffen.
Bevor eine Auseinandersetzung beginnt, ein Krieg ausbricht, hat er längst schon in den Herzen der Menschen begonnen. Der Volkstrauertag sollte für uns Lebende auch vor allem ein Tag des Nachdenkens werden, der kritischen Prüfung unseres Standpunktes. Toleranz wird erforderlich sein, wenn man mit anderen Menschen zusammenleben will. Es kann nicht immer nur unsere eigene Lebens- und Denkart die einzig Wahre sein, auch wenn es uns schwerfällt.
Hass, Grausamkeiten, Unterdrückung hat es zu allen Zeiten gegeben und wird es wohl leider vielfältig auch zukünftig geben. Die Menschennatur ist nicht nur zu edlen Taten fähig, sondern leider auch zu Untaten.
Wir wollen uns heute besonders befragen und Antwort suchen, ob wir nicht selbst etwas ändern und in den Alltag mit hinübernehmen können, ob wir alles getan haben, diese Welt etwas besser zu machen, verständnisvoller mit den Problemen anderer umzugehen, sich für Verständigung und Frieden im eigenen Umfeld einzusetzen.
Vorurteile, Ungerechtigkeit, Neid, Habsucht, Intoleranz, Desinformation und Überheblichkeit, mangelnde Solidarisierung und krasses gesellschaftliches Ungleichgewicht waren stets die Vorstufen für Volksverführer, für Krieg und Elend, für Völkermorde, Gefangenenelend, Vergeltungsexzesse, Vertreibung ganzer Völker und menschenverachtender Vorgänge.
Es geht heute nicht um eine Trauer, die das Leben lähmt. Trauer ist so verstanden Ansporn zu Tat, ist Ansporn, nicht nachzulassen, Frieden zu erhalten und Frieden zu schaffen. Deshalb ist und bleibt der alljährliche Volkstrauertag zeitlos. Er fordert uns aber auch auf, unsere eigene Verhaltensweise auf den Prüfstand zu stellen.
Üben wir uns in etwas Demut gegenüber anderen und im eigenen Handeln. Verbannen wir den Hass aus unseren Herzen, die Herrschsucht, die persönliche Eitelkeit. Sind wir kritischer in unserem Denken und Handeln.
Die Frage des Friedens ist damit nicht nur eine Frage an die Welt, sondern eine Frage an jeden einzelnen von uns!
Fotos Dieter Gürz