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Gemeinderat Veitshöchheim fördert nach kritischer Diskussion die DTB-Turntalentschule der TGV für weitere vier Jahre mit jährlich 5.000 Euro

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Talente finden, Talente fördern und Talente auf ihrem Weg begleiten, dass ist jeher das Ziel der Turnabteilung der Turngemeinde Veitshöchheim. Und seit der Gründung der Turntalentschule Veitshöchheim im Jahr 2009 steht dafür ein solides Fundament.  Für ihre jahrzehntelange erfolgreiche Arbeit  im Gerätturnen weiblich  wurde die TGV  im Mai 2009 mit dem Prädikat „DTB-Turn-Talentschule" des Deutschen Turnerbundes belohnt. Diese jeweils für vier Jahre erteilte Anerkennung gibt es nämlich nur für professionell geführte Einrichtungen mit einheitlichen Qualitätsstandards zur Förderung von jungen Turntalenten. 

Einen wesentlichen Beitrag für die Turntalentschule Veitshöchheim (TTS) leistet durch eine aktive Sportpolitik auch die Gemeinde Veitshöchheim. So hatte zum Start 2009 die Gemeinde für die vereinseigene Rudi-Sebold-Halle für 22.000 Euro Sportgeräte angeschafft, neben Schwebebalken, Sprungbrettern und Sportmatten auch fest installierte Sportgeräte wie Tauanlage, Sprossenwände und Reckanlagen. Neben der Zurfügungstellung der Dreifachturnhalle mit ihren Gerätschaften bezuschusst die Gemeinde außerdem seit 2009 die Trainerstelle jährlich mit 5.000 Euro.

In der Gemeinderatssitzung am Dienstag letzter Woche im Haus der Begegnung stimmte nun der Gemeinderat der Folgeförderung der TTS zur Mitfinanzierung der Trainerstelle für weitere vier Jahre um 5.000 Euro mit 20 Jastimmen bei einer Neinstimme zu, vorausgesetzt der Deutsche Turnerbund erteilt eine weitere vierjährige Prädikatsvergabe.

Vorausging dieser Entscheidung eine rege, kritische Diskussion:

Bürgermeister Jürgen Götz (CSU/VM) wies eingangs darauf hin, dass die TGV in ihrem Antrag davon ausgeht, dass aufgrund der weiteren guten Entwicklung und der Wettkampfergebnisse der vergangenen Jahre die TG Veitshöchheim einer Überprüfung durch den Deutschen Turnerbund voraussichtlich problemlos standhalten und einer weiteren vierjährigen Prädikatsvergabe nichts im Wege stehen werde. Die Vergabe für weitere vier Jahre stehe bevor. Die finanzielle Belastung durch das Erfolgsmodell der TTS könne die TGV alleine nicht schultern.

Stefan Oppmann (U.W.G.) sagte, seine Fraktion könne der Weiterförderung grundsätzlich zustimmen. Er erwartet aber, dass die TTS bei Veranstaltungen der Gemeinde, wenn sie Programmbeiträge braucht, auch präsent ist. Sein Fraktionskollege Winfried Knötgen sprach von einer mangelnden Dankbarkeit der TGV gegenüber der Gemeinde, die er bei der Programmgestaltung der gemeinsamen Sportlerehrung festgestellt habe, die er einige Male in den letzten Jahren als ehemaliger zweiter Bürgermeister (und zeitweise zugleich TGV-Vorstandsmitglied) organisiert hatte. Es sei in den Reihen der TGV die Meinung vertreten worden, dass der Zuschuss der Gemeinde eine normale Förderung sei und "dafür müssen wir nichts tun".

Ein Dorn im Auge war einigen Ratsmitgliedern, dass der Großteil der Turnerinnen der TTS von auswärts kommt. So stellte Marlene Goßmann (SPD) im Rahmen ihrer Rechnungsprüfung fest, dass von 36 Kindern nur sieben aus Veitshöchheim waren.

Stefan Oppman fragte deshalb, ob es nicht auch einen Fördertopf auf Landkreisebene gibt und Ute Schnapp (SPD) empfahl, sich auch an die jeweiligen Gemeinden zu wenden.  Der Bürgermeister sagte dazu, dass er gerne die Anregung an die  TGV weitergebe, eine Förderanfrage an den Sportausschuss des Landkreis zu stellen. Es sei aber sehr schwierig, hier eine freiwillige Leistung von anderen Wohnortgemeinden zu erhalten, da ja auch die Teilnehmer der TTS ständig wechseln würden.

Bernhard von der Goltz (Grüne) erhob Bedenken, dass andere Vereine fragen könnten, warum kriegen die soviel Geld und wir nicht. Er fragte: "Macht man hier nicht eine Tür auf, worauf sich andere berufen können." Auch Marlene Goßmann äußerte sich zu diesem Punkt ähnlich: Goßmann: "Es ist eine Eliteförderung gegeben, wobei ich eigentlich für eine Förderung von Veitshöchheimern im Bereich des Breitensports bin und es wird eine Trainerstelle mitfinanziert, was bei keinem anderen Verein der Fall ist.  Es wird sich aber kein Verein trauen, auch nicht im Fußball, einen Antrag zur Mitfinanzierung einer Trainerstelle zu stellen."

Goßmann hatte letztendlich aber nichts gegen eine Verlängerung der Förderung, man müsse aber der TGV klarmachen, dass dies eine Ausnahme, eine Sonderförderung ist. Sie stellte in Frage, ob diese Förderung von jährlich 5.000 Euro ewig möglich ist, wenn beispielsweise im Gremium wie auf dem Jahrmarkt um Sonnensegel auf Spielplätzen gefeilscht werde, von dem viel mehr Kinder profitieren würden.

Marc Zenner (CSU/VM) bezeichnete die im Gremium zum Teil vertretenenen Meinungen seltsam. Er bestritt, dass die TGV, insbesondere die TTS undankbar wären und die Unterstützung durch die Gemeinde als besondere Förderung nicht zu schätzen wüssten.  Zenner: "Wenn wir der TGV eine solche Förderung gerade jetzt in Coronazeiten wegnehmen, wird auf Dauer mit der TTS zugleich ein Aushängeschild von Veitshöchheim vernichtet."

Zenner wehrte sich dagegen,  Äpfel mit Birnen zu vergleichen und das Fass mit den auswärtigen Kindern aufzumachen, dann müsste man auch  von den Kindern aus Güntersleben drei Euro mehr im Geisbergbad verlangen oder uns die Frage stellen, ob die NaturFreunde Würzburg als Veitshöchheimer Verein anerkannt werden.

Der Bürgermeister sagte, er könne das von Zenner Gesagte nur unterstreichen. Sollten auch andere Vereine eine entsprechende Talentförderung betreiben, stehe es ihnen frei, einen Zuschussantrag an die Gemeinde zur Entscheidung durch das Gremium zu stellen.

Götz qualifizierte die TTS als eine tolle Einrichtung und wies ihre Erfolge auf bayerischer und auch auf Bundesebene hin, die eben erst durch die Anstellung einer qualifizierten Trainerin möglich wurden. Es wäre unredlich, ihr Knall auf Fall den Boden zu entziehen. Wenn das Gremium die TTS mehrheitlich nicht mehr unterstützen wolle, dann bräuchte es aber einen längeren Vorlauf. Da die Förderung immer über vier Jahre geht, schlug er vor, die Angelegenheit in zwei Jahren auf Wiedervorlage zu nehmen und dann zu entscheiden, ob nach weiteren zwei Jahren die Förderung nochmals verlängert wird.

Christina Feiler (Grüne) sprach sich denn auch dafür aus, die  Förderung um vier Jahre zu verlängern. Sie fand die Idee gut, sich in zwei Jahren einen Zwischenbericht der TGV vorlegen zu lassen, um dann über eine weitere Verlängerung zu entscheiden.

Ergänzende Infos zur TTS Veitshöchheim laut Nachfrage nach der Sitzung bei der TGV-Vorsitzenden Ruth Lehrieder

1. Mitgliedszahlen der TTS

Zur Zeit gehören zur Turntalentschule, alle Wettkampfgruppen Gerütturnen weiblich umfassend,  52 Turnerinnen. Die eine Hälfte kommt aus der Stadt Würzburg und die andere Hälfte zu einem Drittel aus Veitshöchheim (also neun) und zu zwei Drittel aus dem Landkreis. Der Zulauf aus Würzburg Stadt und dem Landkreis resultiert vor allem daraus, so Lehrieder, dass die TTS Veitshöchheim in Unterfranken ein "Alleinstellungsmerkmal" hat und es in ganz Franken lediglich noch die TTS Stein gibt, die vom DTB offiziell mit Prädikat ausgezeichnet ist.

2.  Trainingsbetrieb

Nach nunmehr über zehn Jahren erfolgreicher Arbeit ist die TTS Veitshöchheim mit ihren Spitzenturnerinnen bei einem Trainingsumfang von 21 Std. pro Woche angelangt. Lehrieder: "Mit diesen hohen Trainingsumfängen versuchen wir den gestiegenen Anforderungen des Deutschen Turnerbundes weiterhin gerecht zu werden und das sehr hohe Leistungsniveau aufrecht zu erhalten.

Innerhalb der TTS gibt es aktuell sechs Landeskaderturnerinnen, die mit TTS-Trainerin Carolin Fischer auch im gegenwärtigen harten Lockdown durchgehend in der S.Oliver-Halle trainieren.

Von Erfolg gekrönt ist die enge Zusammenarbeit mit dem Gymnasium Veitshöchheim. Da ein Großteil der Leistungsträgerinnen das Gymnasium besucht, ist dieses auch weiterhin offiziell Stützpunktschule für Gerätturnen weiblich. Dies ermöglicht es der TTS, das hohe Trainingspensum im Einklang mit den schulischen Anforderungen gut zu organisieren und darüber hinaus steht dem Gymnasium mit den Turnerinnen der TTS eine sehr gut aufgestellte Mannschaft für die Wettkämpfe bei „Jugend trainiert für Olympia“ zur Verfügung, was sich in der Vergangenheit bekanntlich mit achtlichen Erfolgen bei diesen Wettkämpfen niederschlug.

Der Augenmerk und die Hauptaufgabe der TTS Veitshöchheim liegt auch weiterhin in einer kontinuierlichen Talentsichtung, Nachwuchs- und Leistungsförderung, um bei Wettkämpfen auf Landes- und Bundesebene erfolgreich in Erscheinung treten zu können. Dazu bilden sich alle verantwortlichen Trainer der TTS Veitshöchheim mit großem Engagement auf verschiedensten Lehrgängen in den neuesten internationalen Entwicklungen der Methodik und Didaktik fort.

3. Wettkämpfe, Erfolge

Nach einigen Titeln und vielen Treppchenplätzen auf bayerischer Ebene 2019 konnten die TGV-Turnerinnen im Jahr 2020 trotz Corona auch zwei Wettkämpfe turnen. Bei den Bayerischen Meisterschaften landeten Sarah Feige, Emily Keib und Anna-lee Barone auf dem Siegertreppchen und auch beim Pre-Olympic-Youth-Cup konnten sich diese drei Turnerinnen durch vordere Plätze für die Deutschen Jugendmeisterschaften qualifizieren, die jedoch coronabedingt nicht starten. Leider konnte die TGV wegen Corona 2020 nicht mit dem Veitshöchheimer Hofgartenpokal und den Regionalentscheid im P-Programm zwei teilnehmerstarke Wettkämpfe in der Veitshöchheimer Dreifachhalle des Schul- und Sportzentrums ausrichten.

4. Corona-Herausforderungen

Das Jahr 2020 war bisher in jeder Hinsicht ein sehr Schwieriges. Lehrieder: "Mit Hallenschließungen, notwendiger Hallennutzung durch Schulen, Hallenschließung während der Sommerferien, Hallensanierungsmaßnahmen in Würzburg und Veitshöchheim mussten wir im Leistungssport im vergangenen Halbjahr alle Register ziehen, vor allem sportlich aber auch finanziell über die Runden zu kommen."

Mit der hautpamtlichen Trainerin Carolin Fischer und ihrem hochmotivierten Trainerteam konnte für die Turnerinnen der Turntalentschule mit einer Angebotsmischung aus digitalen Trainingsstunden, Trainingsstunden auf Freiflächen sowie Trainingsstunden in Fremdhallen das hohe Trainingsniveau auf sportlicher Ebene während dieser Phase zwar nicht weiter ausgebaut aber dennoch stabil gesichert werden.

Wegbrechende Sponsorengelder von Firmen, Erwartungen der Beitragszahler auf Nachlass oder Erlass regelmäßiger Beitragszahlungen haben nach den Worten der Vorsitzenden den finanziellen Druck massiv erhöht und seien nur durch unterstützende Maßnahmen aufzufangen.
 

5. Lehrieders Fazit

Zusammenfassend stellt Lehrieder fest, dass die für die Turntalentschule zwingend notwendige hauptamtliche Trainerstelle für Carolin Fischer keinesfalls mit den bei der TGV dafür vorhandenen Mitteln bedient werden kann. Über die bisher mündliche Zusage für eine weitere vierjährige finanzielle Unterstützung der Gemeinde sei deshalb die TGV außerordentlich dankbar. Sie werde selbstverständlich den Nachweis über den sportlichen Verlauf der TTS jährlich nachweisen.

Voraussetzung sei natürlich der Erhalt des TTS-Prädikats des Deutschen Turner Bundes für die Jahre 2021 bis 2024. Die Prüfungskommission tage seit vergangenen Samstag. Alle erforderlichen Kriterien seien seitens der TTS Veitshöchheim geliefert worden. Der neu zwingend vorgeschriebene Kooperationsvertrag mit einem DTB-Turnzentrum bzw. mit einem Bundesstützpunkt konnte mit dem Landesleistungszentrum München geschlossen werden 

Die TGV will auch laut Lehrieder der Bitte des Gemeinderates nachkommen und zusätzlich einen Antrag zur Förderung der Turntalentschule an das Landratsamt Würzburg stellen.

Vorstellung der DTB-Turntalentschule der Turngemeinde Veitshöchheim

Über die TTS der TGV wurde hier auf Veitshöchheim News schon des öfteren berichtet. Nachstehend eine Zusammenfassung, auch als Information zu einigen in der Diskussion aufgeworfenen Fragen.

Carolin Fischer, die 2014 die TGV-Gerätturnerinnen aktiv mitturnend in die Zweite Bundesliga führte, leitet seit der Gründung die TTS Veitshöchheim als hauptamtliche Trainerin. Zur Finanzierung ihrer wöchentlich 25 1/2 Stunden-Stelle leistet die Gemeinde jährlich einen Zuschuss von 5.000 Euro. Der Rest wird durch Elternbeiträge gedeckt. Der monatliche Beitrag pro Kind beträgt je nach Trainingsintensität zwischen 20 und 40 Euro. Neben den "Flick-Flacks" und den "Saltis" der Leistungssportgruppe beginnt der Einstieg bei den "Rondats" für Mädchen im Alter von fünf bis sieben Jahren.

Stets steigende Teilnehmerzahlen würden zeigen, dass sowohl das ansprechende Ambiente, aber auch die hervorragende Organisation großer Wettkämpfe im Schulsportzentrum Veitshöchheim in Fachkreisen und bei den Vereinen äußerst beliebt und geschätzt sind. Hofgartenpokal, Bayerische Meisterschaften, Regionalligawettkampf zählten vor der Corona-Pandemie zu den Highlights im Gerätturnen weiblich.

Foto  von der Gründung der TTS im Jahr 2009: Der Präsident des Bayerischen Turnverbandes Alfons Hölzl (rechts) überreichte damals das Prädikat „DTB-Turntalentschule“ anlässlich der Bayerischen Meisterschaften Gerätturnen weiblich am 2. Mai 2009 in Veitshöchheim an den damaligen Vorstands- und jetzt Ehrenvorsitzenden Hermann Muth

Was bedeutet es, DTB Turn-Talentschule zu sein
Mit der flächendeckenden Einrichtung von DTB Turn-Talentschulen verfolgt der DTB das Ziel einer forcierten Grundlagenausbildung und professioneller Schulung des Turn-Nachwuchses im Olympischen Spitzensport. Mit der Vergabe des Prädikats „DTB Turn-Talentschule“ werden einheitliche Qualitätsstandards eingeführt und sichergestellt. Hierzu gehören unter anderem eine entsprechende Qualifikation der Trainerinnen und Trainer, einheitliche Trainingsinhalte nach den aktuellen  Rahmentrainingskonzeptionen, einheitliche Wettkampfprogramme sowie regelmäßige und einheitliche Formen der Talentsichtung. Neben den formalen Qualitätsstandards werden die inhaltlichen Qualitätskriterien näher in den Fokus gerückt. Das bedeutet, dass neben der Anzahl der in der DTB Turn-Talentschule trainierenden Athleten auch die Teilnahme der DTB Turn-Talentschulen an den für sie ausgeschriebenen Wettkämpfen, sowie die Teilnahme an den Fortbildungen für die Trainerinnen und Trainer überprüft und zur Vergabe der Prädikate mit herangezogen werden.

 Beiträge der TGV-Turnabteilung in den letzten Jahren bei der Sportlerehrung

Vorführung TGV-Turnerinnen Sportlerehrung 2018 - Bodenturnen

Vorführung TGV-Turnerinnen Sportlerehrung 2017 - Schwebebalken

Vorführung TGV-Turnen Sportlerehrung 2016 - Bodenturnen Mädchen und Minitrampolin Jungen

Vorführung TGV-Turnerinnen Sportlerehrung 2015 - Schwebebalken

Vorführung Sportlerehrung 2014 TGV-Turnerinnen - Bodenturnen und Sprung Jungen

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