Overblog
Edit post Folge diesem Blog Administration + Create my blog

Musik-Additums-Schüler des Gymnasiums Veitshöchheim bescherten einen Kammermusikabend der besonderen Art

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Das "Corona-Schweigen" nach vier Monaten Stillstand brach am Montagabend das Gymnasium Veitshöchheim mit einem Kammerkonzert der besonderen Art, zu dem die  Musik-Additumschüler an die 40 Gäste unter den derzeit erforderlichen Corona-Schutzmaßnahmen in die Schulaula eingeladen hatten. 

Krönender Abschluss der elf Programmbeiträge war die edel, romantisch und weich klingende ausdrucksstarke und höchst virtuose Interpretation von Beethovens "Streichtrio Op. 9 Nr. 3" durch Johannes Knorr (Viola), der  für die Bratsche bereits einen Studienplatz für in Lübeck hat und Lotta Krauß (Cello), die sich gute Chancen für die Aufnahmeprüfung für ein Klavierstudium ausrechnet sowie links der Musiklehrerin Christine Gaillard (Violine).

Ihr Abschiedskonzert gaben am Gymnasium Veitshöchheim mit exzellenten Leistungen auf sehr hohem Niveau die Abiturienten   Lotta Kraus (Klavier und Cello), Calvin Lee (Klavier), Johannes Knorr (Viola, Violine und Klavier), Elena Wicht (Klavier), Phillip Rüterbories (Saxophon) und Tim Schwander (Horn), die alle bis auf Calvin Lee heuer ihr Abitur mit Musik als drittwichtigstes Fach neben Mathe und Deutsch absolvierten, ebenso wie Lena Axmann (Klavier), die das Konzert kurz vor Beginn wegen Erkrankung absagen musste.

Das zweijährige Musik-Additum hatten am Veitshöchheimer Gymnasium zuletzt ungewöhnlich viele Schüler belegt. Wie die Musiklehrerin Christine Gaillard sagte, die zusammen mit ihrer Kollegin Claudia von der Goltz die Abi-Prüfungen in Musik bewertete, gab es in der 20jährigen Geschichte des Gymnasiums auch schon viele Jahre mit nur einem zwei Musik-Additums-Schüler.

Während des Additums müssen die Schüler jedes halbe Jahr eine Klausur spielen, die genauso viel zählt wie die schriftliche Klausur, die sie machen müssen. Die Corona-Krise machte auch ihnen schwer zu schaffen, da sie mit ihren privaten Musiklehrern seit der Schulschließung im März nur per Video-Schaltung üben konnten.

Hatten die Streicher und Pianisten ihre Musik-Prüfung bereits vor der am 20. Mai beginnenden Abiturprüfung, die beiden Bläser aber erst über einen Monat später just an dem Tag, als sie ihre übrigen Noten erführen. Die Verschiebung erfolgte, weil durch Bläser vermehrt Aerosole in die Luft gelangen und so eine größere Corona-Gefährdung vorliege.

Wie Gaillard berichtet, hatten die Additums-Mitglieder, die von Musikschul- oder Privatlehrern in ihrer Freizeit unterrichtet werden, zwei Jahre lang sehr intensiv geübt und seien so stetig besser geworden. Bei der Abiprüfung hätten alle so toll gespielt, dass es eine Schande wäre, wenn das keiner außer ihr und ihrer Kollegin  gehört hätte.

Das Programm für das Abschlusskonzert hatte  Johannes Knorr zusammen mit Lotta Krauß per WhatsApp-Gruppe zusammengestellt.  Ein jeder konnte sagen, was er spielen möchte. Es sind dies alles klassische Werke und bis auf zwei Prüfungsstücke, die sie fürs Abitur geübt haben. Als Klavierbegleitung wirkte bei vier Stücken auch die Organistin und Pianistin Ariane Metz aus Veitshöchheim mit, die Schüler in ihren Abiturprüfungen begleitet hatte.

"Corona zerschießt uns eine Menge," sagte in seiner Begrüßung Schulleiter Dieter Brückner. Er sprach von einem besonderen Abend, denn das vom Kultusministerium ausnahmsweise genehmigte Konzert werde die einzige Veranstaltung sein, die bis zum Schuljahresende  über die Bühne gehen könne.

So werde es keine Theateraufführungen, Konzerte und auch kein Schulfest geben, mit dem eigentlich das 20jährige Bestehen des Gymnasiums, in dem 648 Schüler von 69 Lehrkräften unterrichtet werden, groß gefeiert werden sollte.

Brückner: "Uns ist in den letzten Wochen klar geworden, dass uns etwas fehlt. Schule ist doch mehr als nur Zusammenlernen und täglich bestimmte Routinen zu erledigen, Schule ist vor allem auch Gemeinschaft und Kreativität, die sich vor allem in den Theateraufführungen und Konzerten zeigt."
 

Um so mehr freute es Brückner, dass nun das Abschluss-Konzert der Musik-Additums-Schüler stattfinden und die Zuhörer diesen Abend unter Einhaltung der Corona-Abstände genießen konnten.

Der Schulleiter bedankte sich bei den Abiturienten nicht nur für diesen Kammermusikabend der besondernen Art, sondern für all das, was sie die ganzen Jahre über in die Schulgemeinschaft eingebracht haben.

Johannes Knorr, der in der Altersgruppe der 14- bis 19jährigen zu den besten Musikern Deutschlands zählt und deshalb ins Bundesjugendorchester berufen wurde,  hat einen besonderen Bezug zu Ludwig van Beethoven. Er sollte im Sommer als BJO-Mitglied mit den Berliner Philharmonikern unter Kirill Petrenko die 9. Sinfonie von Beethoven anlässlich dessen 250. Geburtstag aufführen, was nun jedoch wegen Corona nicht mehr möglich ist.

Neben dem  Streichtrio Op.90 Nr. 3 (siehe Titelbild) präsentierte deshalb Knorr deshalb als Reverenz an das Beethoven-Jahr als zweites Nichtprüfungsstück eine der verrücktesten Beethovensonaten nämlich die "Kreutzer"-Sonate Op.47, No.9 1. Satz für Klavier und Violine. Dafür gewinnen konnte er als Pianisten seinen Mitschüler Lee Calvin, der nicht die Musik als Abiturfach gewählt hatte. Ein Jahr lang übte dieser das Stück intensiv mit seinem Musiklehrer  Waldemar Oberst, um es nun auswendig zusammen mit  Knorr an der Geige phänomenal zu interpretieren.

 Sein grandioses Können an der Bratsche demonstrierte der Ausnahmemusiker Johannes Knorr mit der "Suite Nr.6 für Cello, arrangiert für Viola, Sarabande, Gavotte I und II" von Johannes Sebastian Bach

Mit extremer Tempowahl und unglaublicher Brillanz meisterte Johannes Knorr am Klavier die hochvirtuose Komposition "Prélude in g-Moll" von Sergej Rachmaninoff.

Phänomenal, wie Lotta Krauß am Klavier die tempogeladene, unmittelbar berührende und fesselnde  Gewichtigkeit von Ludwig van Beethovens Sonate Nr.8 „Pathétique“ meisterte und damit das Publikum in ihren Bann zog (siehe Videoauszug nachstehender Link). Eine Kostprobe ihrer außergewöhnlichen Virtuosität gab sie zuvor schon mit der gefühlvollen Wiedergabe des romantischen Stücks "Die Lerche" von Mikhail Glinka/ Mily Balakirev.

Ludwig van Beethoven Sonate Nr.8 „Pathétique“ (Auszug)

Mit beeindruckender Virtuosität bestach am Klavier auch Elena Wicht aus Güntersleben mit  "Impromptu Op.90 No.2" von Franz Schubert.

Das Konzert eröffnete der Hornist Tim Schwander mit dem "3. Satz des 3. Hornkonzertes" von Wolfgang Amadeus Mozart, der später ebenso mit den tiefen Klängen seines Horns beim Stück "Am Abend" von Bernhard Eduard Müller faszinierte, beide Male kontrastreich von Ariane Metz am Klavier begleitet.

 

Die "Sonate Nr.1, 1. Satz" von Georg Friedrich Händel brachte mit prägnantem Saxophon-Spiel Philipp Rüterbories aus Unterpleichfeld hervorragend zu Gehör, ebenso die "Aria" von Jaques Ibèrt, beide Male ebenso kontrastreich von Ariane Metz am Klavier begleitet.

Kommentiere diesen Post