Zweite Fastnachtsgala der TSGV gespickt mit Fernsehstars, einem grandiosen Obernbayern-Import und einer phänomenalen neunteiligen World-Musical-Revue
Wenn die Tanzsportgarde Veitshöchheim zur Fastnachtsgala in die Mainfrankensäle einlädt, sind Spaß, Stimmung und hochkarätige Bütten-, Tanz- und Musik-Nummern garantiert. Wie schon bei der ersten Gala eine Woche zuvor, erlebten über 600 farbenprächtig kostümierte Narren auch in der zweiten Gala am Samstagabend fast sechs Stunden lang volle Fastnachtspower pur. Entsprechend phantastisch war die Stimmung vom Anfang bis zum Schluss.
Der mit launigen Reimen moderierende Sitzungspräsident Norbert Kronthaler hatte gleich zu Beginn in der vom Bayerischen Fernsehen bereits aufgebauten barocken Kulisse der am 14. Februar vom BR zum 32. Mal live aus Veitshöchheim ausgestrahlten "Fastnacht in Franken" nach dem pompösen Einzug einen Knaller mit zwei Überraschungsgästen auf Lager.
Der im Programm als erster von 18 Nummern mit "M & V" angekündigte Beitrag entpuppte sich als die Initialen der Vornamen der Fernsehstars Martin Rassau und Volker Heißmann von der Comödie Fürth. In ihrer "Fastnacht in Franke"n-Paraderolle als "Waltraud und Mariechen" brachten sie mit einer Spitzenleistung sofort das Stimmungs-Barometer im Saal auf den Siedepunkt, als die "beliebtesten Franken" das Lied von den Omas anstimmten, die ihm Hühnerstall Motorrad fahren.
"Früher war alles besser" sinnierten die beiden Omas im Zwiegespräch angesichts der Mütter, die ihre Kinder im Suff (gemeint war SUV) zur Kita fahren. Mit Sprüchen wie "Früher habe es geheißen: "Mach die Beine hoch, der Kaiser braucht Soldaten" oder "Der fünfte Zipfel im Bett macht alle Streitigkeiten wieder wett" strapazierten die Komödianten die Lachmuskeln der Narrenschar.
Besonders als Mariechen die Story mit dem Schilehrer Toni Neuschnee, einem heißen Feger, erzählte, der sie im Schiurlaub jeden Mittag durch den Heustadel geschossen habe und ihr Mann ihr am Telefon jeden Tag 30 Zentimeter Neuschnee gewünscht habe.
Aufgepasst hieß es für die Narrenschar im Saal, als mit Peter Kuhn von der Schwarzen Elf Schweinfurt "Der letzte Gentleman" in die Veitshöchheimer Bütt stieg. Der durch seine alljährlichen Auftritte bei "Fastnacht in Franken" deutschlandweit bekannte Meister der geschliffenen Reimkunst intonierte so mit britischem Akzent "Very British" mit Schirm, Charme und Melone eine Lobeshymne auf die Queen und die Bundeskanzlerin, würden sich doch beide gleichermaßen nicht in die Politik einmischen.
Mit feinem britischen Humor kombinierte Kuhn Wortspiele und erklärte, warum dank dem Deutschen Trainer von Liverpool, Jürgen Klopp das Wort „bekloppt“ jetzt ein Kompliment ist und „bescheuert“, dank Verkehrsminister Andreas Scheuer, nach wie vor keine lobenswerte Eigenschaft.
Kuhn fand klare Worte zur AfD, dass bei Hass und Hetze die Meinungsfreiheit aufhört und qualifizierte Greta Thunberg als unantastbares Idol.
Altbekannte Melodien mit aktuellen Lied-Texten zu kombinieren, seine schwarze Nerd-Brill und seine aufgetürmte Rockabilly-Frisur sind das Markenzeichen des Pianisten Matthias Walz aus Karlstadt .
Der Stammgast in den Fränkischen Fastnachtsgalas der TSGV rockte den Saal, voller Leidenschaft, in rasantem Tempo in die Tasten hauend, dieses Mal ein traditionelles Wirtshaussingen vor Augen. So stimmte er das Lied vom treuen Husaren an, gefolgt vom Schlager „Rada rada radadadada“. Im Wagen vor ihm saß allerdings kein junges Mädchen, sondern ein beim Tempolimit unbelehrbarer Andreas Scheuer.
Aufs Korn nahm Walz auch Bayerns Traditonsbewahrer Nummer 1 Hubert Aiwanger.
Schließlich brachte er die Stimmung im Saal zum Sieden mit Liedern wie "Sha-la-sha-la-la" oder "Wir feiern heut die ganze Nacht, in Veitshöchheim wird durchgemacht".
.Am gleichen Tag seines Auftritts in der zweiten Fastnachtsgala hat ihm die Regionalzeitung eine ganz Seite gewidmet (siehe nachstehender Link).
Warum Matthias Walz so gern den bösen Klavierspieler mimt
Wie fühlt sich einer, der die Liebe zum Krabbenfischen in sich trägt, aber in Oberammergau aufwächst? Nun ja, ihm ergeht es wohl so ähnlich wie Matthias Walz. Das ist der Mann mit der schwarzen...
Bei seinem vierten Gastspiel bei der TSGV brachte der aus Berglern im Landkreis Erding importierte Kabarettist "Wiggerl" Martin Wichery in Jeanshose und Lodenhütl mit seiner oberboarischen Mundart und seinem aus dem Leben gegriffenen Geschichten eine ganz andere Klangfarbe in die Sitzung und den Saal zum Beben.
So schilderte er seine Probleme mit seiner Drink-App und mit seinem E-Auto bei Durchfall nach Hause zu kommen. Aufgrund der Erfahrungen mit Amalgam, Asbest oder Ozonloch in den 80er Jahren sei für ihn der Klimawandel nichts Neues.
Begeistert von alten Schlagern und ihren zweideutigen Texten schmetterte er Ohrwürmer wie „Adios Amor“ und "Die Fischer von San Juan" von Andy Borg, Heino's "Blau blüht der Enzian" und wünschte sich nach der Melodie von Bata Ilic, der Knopf am Dirndl der bayerischen Schönheitskönigin zu sein. Keine Frage dass das Publikum bei Textpassagen tobt wie "und ziehst du nachts das Dirndl aus, dann schlüpf ich auch aus meiner Lederhosn aus". Auch bei Textpassagen von Udo Lindenberg und Michael Jackson geht die Post ab.
Der Saal tobt, als er seinen Saalflirt Annette nicht zuletzt wegen ihrer roten (Paarungsbereitschaft signalisierenden) Schuhe auf die Bühne holte und mit ihr tanzend das Lied von den roten Stöckerlschuh schmetterte, der absolute Wahnsinn.
Keine Frage, dass der Oberbayer nicht ohne Zugabe von der Bühne kam.
Wie bereits in den letzten Jahren bei der Fastnacht in Franken als "Reformator" (2017), Karl Marx (2018) und "Astronaut" (2019) jonglierte bei der TSGV kurz vor Mitternacht, der wortgewaltige Schnelldenker Oliver Tissot als letzter Büttenredner auf hohem Niveau Hochgeistiges mit Tiefgang und Tiefschürfendes in Hochform. Der promovierte Soziologe hatte wohl auf dem Veitshöchheim-Blog gespickt, denn er wusste einige Details, was hier so läuft.
"Hallo Veitshöchheim! Das ist Wahnsinn! Das ist Migration! Hier dürfen Oberbayern auftreten! Veitshöchheim war immer schon und ist jetzt die Mitte Europas! Ein Acker in Gadheim!" So begann der Wortakrobat übersprudelnd seinen scharfzüngigen Vortrag. Und der Götz (der Bürgermeister) war nicht nur in den Tagesthemen, sondern auch im japanischen Fernsehen. Kein Wunder, passen doch Schlitzauge und Schlitzohr zusammen. Und jetzt berichtet die ARD im Juni zur Fußball-EM live aus dem Innenhof des Rathauses. Da hat sich die ARD wohl gedacht, so Tissot, wenn damals der Götze uns den WM-Titel gebracht hat, dann bringt der Götz uns den EM-Titel.
Veitshöchheim ist nicht nur die Mitte Europas, der Leiter des hiesigen Gymnasiums ist Vorsitzender des Bundesdirektoren-Verbandes. Und wegen der Angst, dass alles kaputt geht, gibt es hier einen Klimaschutzbeauftragten namens Jan Speth. Zur Sprache brachte er auch den Bau des Mainsteges und dass Götz keinen Gegenkandidaten hat.
Ins Visier nahm der Nürnberger auch die Bundeswehr, Klimaschutz und Greta und streute auch immer wieder, für Lacher am laufenden Band sorgend, humorvolle Wortspielereinen und Witze ein wie "Das Gegenteil von Potenz ist winzig und weich, wie Microsoft."
Ein Höhepunkt des Abends war zweifellos der gigantische Auftritt der Ture Dancer aus Zellingen, die mit ihrer phantastisch zelebrierten farbenprächtigen Show "Der Glöckner von Notre Dame 2.0" das Publikum mit auf eine Reise in das französische Spätmittelalter nahmen.
In Anlehnung an das Film-Melodram aus dem Jahr 1956 mit Anthony Quinn als Quasimodo setzte die Truppe ausdrucksstark und toller Athletik, mit präziser Choreographie, fetziger Musik und in prächtigen Kostümen die Geschichte vom missgestalteten, in den Glockentürmen Notre Dames ein trauriges und einsames Leben fristenden Glöckner Quasimodo in Szene. Sie stellen dar, wie er sich in die schöne Zigeunerin Esmeralda verliebt und wie es ihm gelingt die Zigeuner vor dem Domprobsten Frollo und seinem Hauptmann Phoebus zu retten.
Die elf von Carolin und Achim Gerschütz trainierten Tänzer, im Alter zwischen 18 und 29 Jahren, wurden 2018 Deutscher Meister im Männerballett und waren im gleichen Jahr erstmalig in der Fernsehsitzung „Fastnacht in Franken“ am Start.
In der Bütt macht sich die bei der Närrischen Weinprobe dieses Jahr auftretende Doris Paul von der Schwarzen Elf aus Schweinfurt wortgewandt und pointiert ihren Reim auf die digitale Revolution und ihre "Blubb-Erfahrung" mit ihrem Smartphone, als dieses in den Abort fällt. Sie erkannte, wie eine Spinne vernetzt und als Tratschtante in 50 Whats-App-Gruppen präsent, dass mit Siri-, Verfolgungs- und Switch-App sowie Saugroboter das Leben zwar leichter, aber sie um so schwerer wird. Sie hat daraus gelernt, dass sie ihre Welt mit dem Smartphone doch nicht retten kann und ihr Haushalt auch ohne es auskommt.
Aus der Tiefe der fränkischen Provinz tauchte die aus Essen im Ruhrgebiet stammende Claudia Bill in weitem Kaftan zu einem Befreiungsschlag auf. 30 Jahre lang hat sie in ihrer Wahlheimat Effeltrich bei Forchheim beobachtet, gestaunt und geschluckt, hatte hier in Franken als Migrantin keinen leichten Stand, fühlte sich zurückversetzt ins 16. Jahrhundert.
Jetzt kommt die Revanche: Die ganze aufgestaute Energie bricht sich Bahn. Voller Emotionen und voller Leidenschaft schildert sie mit schräger Mimik ihre Erfahrungen in dem Kaff, abwechselnd in Hochdeutsch und im Dorfdialekt. Besonders hinterhältig ist ihr „alter ego“, die bauernschlaue Marie, mit der sie alle Vorurteile von Hiesigen und Zugereisten unterläuft.
Zum Schluss sorgte sie a la Hildegard Knef mit dem Lied "Für mich soll's größere Hosen geben, String Tangas werde ich nicht mehr erleben" für Begeisterungstürme.
Pompös und farbenprächtig der Einzug mit viel Helau der 1. KaGe Elferrat Würzburg mit Ranzengarde, während die Karnevalsgesellschaft Nürnberger Trichter 1909 e.V. auf der Fenster Empore Platz nahm. Mit ihrem jubilierenden Klang brachten die Bläser und Trommler der Ranzengarde sogleich Stimmung in den Saal.
Von der 1. KA-GE-Elferrat jubelten Sitzungspräsident Ralph-Jochen Geiger mit Prinz Robert II. und Prinzessin Britta I. der Narrenschar im Saal zu.
Die Gastgesellschaft Karnevalsgesellschaft Nürnberger Trichter 1909 e.V. hatte ihre Degengarde dabei, eine Garde der ganz alten Sparte, die nach ganz altem Brauch einen typischen Gardetanz zeigte, wie er in den 1950er Jahren ausgesehen hat. Verausgaben mussten sich dabei die schon etwas älteren Gardistinnen nicht, im Gegensatz zum heutigen Marschtanz mit akrobatischen Teile wie Spagat, Räder und Beinwürfe. Das Kreuzen der Klingen über den Köpfen war schon die höchste Bewegungsstufe.
Seine Plätze nahm der Elferrat in seiner Loge ein, hoch über dem Publikum thronend.
Der Weekend-Express (Erwin Kopp, Otmar Albert und Hubert Fischer) hielt als Sitzungskapelle mit Karnevalstusch und Schunkelrunden das Publikum in Bewegung.
"Entzückend sind sie und so klein, sie passen kaum in die Stiefel rein, beim Tanzen sind sie hochkonzentriert und wenn ein Fehler mal passiert, schubst der Nachbar dich gleich an, weil er es vielleicht besser kann, sie hoffen auf viel Applaus, denn sie sind die Jüngsten hier im Haus" so kündigte Kronthaler die zwölf von Jenny George, Sabrina Henken, Julia Hößle und Melissa Elflein trainierten niedlichen Tanzmäuse der TGSV im Kindergartenalter an, die das Publikum mit ihrem Gardetanz verzauberten.
Nach ihrer erfolgreichen Premiere im Vorjahr tanzte sich auch heuer wieder mit "Schönheit, Charme und Eleganz, viel Akrobatik und Schwung" das neunjährige Tanzmariechen Nina Reiniger in die Herzen des Publikums. Wie ein Wirbelwind flog das von Kristina Hauser und Monja Zorn trainierte Mädchen über die Tanzfläche.
Fleißig geübt hatten die Jugend-, Junioren- und Ü 15-Garde der TSGV, um die Zuhörer direkt hintereinander mit rasanten Marschtänzen in ihren Bann zu ziehen (Trainerinnen Kristina Hauser, Tamara Kronthaler, Anita Horn, Alex Körner, Jenny George, Julia Hößle, Susanne Schober-Günzel und Verena Naumann).
Jugend-Garde
Juniorengarde
Ü15-Garde
Schön anzusehen war dann am Ende der gemeinsame Marschtanz aller Altersgruppen.
Die Garden der TSGV brachten später in aufwändigen Kostümen mit ihren vom Publikum stürmisch umjubelten Schautänzen viel Phantasie, Witz und Farbe ins Programm, auch ernste Themen ausdrückend.
Unter dem Motto „EMOJI! Und wer bist du?“ wirbelten die quirligen Emojies im Schautanz der Jugend-Garde über die Bühne. Die Girls offenbarten im Digitalisierungszeitalter, dass SMILEYS 😂😁😬😍😙😚😜 Gefühle und Stimmungen ausdrücken, einstudiert von den Trainerinnen Kristina Hauser, Alex Körner und Anita Horn.
Der Schautanz der Junioren-Garde „Die Helikoptermutter muss mit auf Klassenfahrt“ offenbarte, nervig über-fürsorgliche Mütter sein können (Trainerinnen: Tamara Kronthaler, Anita Horn, Jenny George und Julia Hößle).
Der Ton wurde ernster beim gesellschaftskritischen Schautanz der Ü15-Garde „Mobbing – Es kann jeden treffen“ (Trainerinnen: Kristina Hauser, Alexandra Körner, Susanne Schober-Günzel und Verena Naumann).
Sie haben dieses ernste Thema sehr gut vertanzt und am Ende mit der Nachricht „Stop Mobbing“ auch deutlich Grenzen gesetzt.
Alljährlich begeistern die Girls von der Ü15-Garde der TSGV als Hofkellerballett mit ihrem Tanz aus der Närrischen Weinprobe im Fernsehen (Sendung nochmals am 25.02.2020, 09:35 bis 11:50 Uhr) die Zuschauer (siehe nachstehender Link). Diesmal ist Thema das 300jährige Jubiläum der von Balthasar Neumann erbauten Residenz Würzburg. Davon ließ sich die Trainerin Sylvia Schraut für die Choreografie und die Kostümauswahl inspirieren.
Zunächst zu höfischer Musik und dann zu Party-Klassikern rund ums Thema Schloss präsentierte das Hofkellerballett der TSG als Balthasar Neumann (Julia Hößle) mit den Hofdamen (Celine Creve, Tamara Kronthaler, Katharina Mark, Jasmin Prötzel, Franzi Ruppert, Ramona Schliermann und Alex Schulze) in Barock-Kostümen eine mitreißende Show.
Weit nach Mitternacht machte erstmals das von Trainerin Sylvia Schraut neu gegründete Ü25-Team mit ihrer Darbietung „World of Musicals“ die Faschingsarena zu einem Tollhaus (siehe nachstehender Link auf Extra-Bericht)
Auch Ehrungen standen auf dem Programm (siehe nachstehedner Link auf eigenen Bericht).
Im rauschenden Finale versammelte der singende Elferratspräsident Norbert Knorr von der Karnevalsgesellschaft Nürnberger Trichter alle noch anwesenden Aktiven auf der Bühne und animierte die von den Plätzen erhobene Narrenschar nach fast sechs Stunden Klamauk mit Stimmungsliedern zum ausgelassenen Mitmachen.