Neujahrsempfang der Bundeswehr: Das Jahr 2020 wird für die 10. Panzerdivision laut Kommandeur ein heftiges Jahr werden - Tag der Bundeswehr am 13. Juni in Veitshöchheim
Im Mittelpunkt des Neujahrsempfangs 2020 der rund 20.000 Soldaten und zivile Mitarbeiter zählenden 10. Panzerdivision in der Veitshöchheimer Balthasar-Neumann-Kaserne konnte sich auf diesem Foto der Garnisonsbürgermeister Jürgen Götz fühlen, im Bild umrahmt vom Divisionskommandeur Generalmajor Harald Gante (rechts) und dessen Stellvertreter Brigadegeneral Michael Podzus.
Der Bürgermeister kann sich freuen, denn Veitshöchheim ist am 13. Juni 2020 nach vier Jahren wieder Schauplatz eines "Tages der Bundeswehr", die an diesem Tag bundesweit an 15 Standorten über die Bühne gehen. Mit dieser Veranstaltung möchte die Bundeswehrführung die zivil-militärischen Beziehungen stärken, Auftrag, Strukturen und Ausrüstung erläutern und dass die Besucher die Staatsbürger in Uniform kennenlernen und mit ihnen in Dialog treten. Das letzte Mal strömten an diesem Tag 20.000 Leute in die Kaserne.
Beginnend mit einem Feldgottesdienst und Abschluss um 18 Uhr wird ein Höhepunkt wieder eine dynamische Waffenschau sein, bei der "Leopard, Puma & Co. im Revier" erlebt werden können. Zu sehen sind natürlich alle möglichen Fahrzeuge, Großgeräte und Waffen aus den Beständen der Division sowie auch die Tragtiere der zur Division gehörenden Gebirgsjägerbrigade 23 in Bad Reichenhall. Dieses Mal ist auch die Polizei in einer "blauen Meile" vertreten.
Der Kommandeur stellte den Garnisons-Bürgermeistern anheim, ihre Orte an diesem Tag mit einzubringen. Denn die aktive Beteiligung von zivilen Vereinen und Organisationen, insbesondere aus der Heimatregion, unterstreiche die tiefe Verwurzelung der Truppe in diesem Raum.
Und in Bezug auf die Garnisonsgemeinde war für den Kommandeur noch ein Punkt von besonderer Bedeutung, nämlich nun ab dem 1. Februar 2020 am neuen Mittelpunkt Europas seinen Dienst verrichten zu dürfen.
Nicht unerwähnt ließ der Kommandeur die vom Standortbürgermeister zum 60. Jubiläum der Division vor seinem Dienstsitz gepflanzte Eiche, die dort wie eine "Eins" stehe und von ihm jeden Tag früh und abends gegrüßt werde.
Wie die Bundeswehr in Veitshöchheim aufs vergangene Jahr blickt
"Im Gespräch bleiben" ist ein Hauptanliegen des Kommandeurs der 10. Panzerdivision Generalmajor Harald Gante. Nicht nur die Themen "Nachhaltigkeit" und "Ökologie" seien von Bedeutung, sondern auc...
Der Divisionskommandeur im Gespräch mit Altbürgermeister Rainer Kinzkofer, der tags darauf (18.1.) seinen 76. Geburtstag feiern kann.
"Das ist ja zum Piepen", so äußerte sich der Kommandeur , als er zum Mikrofon griff und dieses keinen Ton von sich gab und er deshalb die Bläser des Heeresmusikkorps zu einem Zwischenspiel aufforderte. Das selbe Malheur sei ihm, ("so viel zur Lernkultur"), schon bei seiner Kommandoübernahme im September 2018 passiert.
Beim Empfang gab es aber nicht nur Probleme mit dem Mikrofon, auch die Lichtstärke des Beamers ließ sehr zu wünschen übrig. "Digitalisierung gestalten" war denn auch das erste von vier Handlungsfeldern, das er seiner Division für das Jahr 2020 ins Aufgabenbuch schrieb. Hier müsse sehr viel nachgesteuert und die Ausstattung modernisiert werden.
Für Gante, der im September 2018 das Kommando über die 10. Panzerdivision und deren an insgesamt 27 Standorten stationierten Truppenteilen in Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Thüringen und Frankreich übernahm, war es der erste Neujahrsempfang in seiner Verantwortung.
Zu Beginn des Jahres 2019 hat der Kommandeur den Empfang noch unter Hinweis auf die Arbeitszeitrichtlinien wegen der Feier eines rauschenden Festes zum 60. Jubiläum der Division im Herbst mit einem Festakt in den Mainfrankensälen und einem Großen Zapfenstreich im Hofgarten noch gestrichen. Heuer hat Gante ihn aber trotz des anstehenden Tages der Bundeswehr mit viel zusätzlicher Arbeit am Pfingstwochenende nicht ausfallen lassen.
Denn es sei wichtig sei, so erklärte einleitend der Generalmajor, "im Gespräch zu bleiben", um zu verdeutlichen, dass nicht nur die Themen "Nachhaltigkeit" oder "Ökologie" von Bedeutung seien, sondern auch die äußere Sicherheit einen wichtigen Bestandteil unseres gesellschaftlichen Lebens darstelle. Er habe es deshalb als seine vornehme Pflicht und Ehre angesehen, diesen traditionellen Neujahrsempfang, den fünften unter dem Wappen der 10. Panzerdivision durchzuführen und auch wieder 2021, wie er versprach.
Gante brach auch eine Lanze für die amerikanischen NATO-Partner, die derzeit eine mechanisierte Division aus den USA nach Polen und ins Baltikum verlegen, weil diese Bündnispartner sich bedroht fühlen, geschuldet der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim durch die russische Föderation. "Eigentlich müssten wir Europäer uns verteidigen", so der Generalmajor, "aber die Amerikaner gehen voran und zeigen, was sie bereit sind, für uns zu tun."
Den Empfang umrahmte musikalisch in bewährter professioneller Weise ein Bläserensemble des Heeresmusikkorps Veitshöchheim unter der Leitung von Hauptfeldwebel Matthias Müller mit ins Ohr gehenden Stücken. So bliesen die Meister ihres Faches zum Auftakt ein Stück aus dem Triumphmarsch von Giuseppe Verdis Oper Aida.
Es waren 200 eingeladene Gäste, die Gantes Bilanz über das vergangene Jahr und seinen Ausblick auf das neue Jahr wahrnehmen konnten. Darunter weilten neben den militärischen und zivilen Führungskräften der Division auch zahlreiche Repräsentanten aus Politik, Wirtschaft, Industrie und dem öffentlichen Leben. Dementsprechend lang dehnte sich die namentliche Begrüßung.
Hier ein Auszug der separat begrüßten Gäste: Staatssekretär a.D. Walter Kolbow, Regierungspräsident Dr. Eugen Ehmann, Leitender Militärdekan Ralf Zielinski aus München, die Präsidenten des Verwaltungsgericht Rudolf Emmert, des Landgerichts Dr. Johannes Ebert, des Polizeipräsidiums Unterfranken Gerhard Kallert, Leitender Oberstaatsanwalt Frank Gosselke, Colonel Romain Castaing von der Deutsch-Französischen Brigade, der Süddeutsche Vorsitzende des Bundeswehrverbandes Gerhard Stärk und der Präsident des Traditionsverbandes der 12. Panzerdivision Wolfgang Hagedorn.
Es sei für ihn ein besonderes Bedürfnis, so der Kommandeur, zu erklären, was sich im Jahr 2019 tat und was die 10. Panzerdivision in der nächsten Zeit erwartet.
2019 gab es neben den Einsätzen und einsatzgleichen Verpflichtungen den großen Zapfenstreich zum 60. Bestehen als besonderes Ereignis. Nach 30 Jahren gab es wieder "freilaufende Übungen" von Truppenteilen zwei Wochen lang im freien Gelände mit Unterstand bei einem Landwirt, was ein großes öffentliches Interesse ausgelöst habe. Als vierten Höhepunkt nannte Gante nach zwanzig Jahren Schrumpfung die Aufstellung des Panzerbataillons 363 in Hardheim als nun 28. Standort der Division. Der Appell dazu werde öffentlich sein.
Mit Blick auf die Entwicklung der Bundeswehr von 1990 bis 2015, die von einem Personalumfang von 460.000 im Jahr 1990 nach der Wiedervereinigung auf 180.000 Soldaten im Jahr 2015 zurückging und gleichzeitig die Verteidigungsausgaben gemessen am BIP von 2,7 auf 1,2 Prozent, redete der Kommandeur Tacheles. Denn die Folgen für die Bundeswehr waren Sparen, Reduzieren, Optimieren für eine Struktur, wie sie für die Stabilisierungsaktionen in Afghanistan gebraucht wurde.
Die Soldaten, die in die Einsätze gingen, hatten laut Gante das beste Gerät des Marktes zur Verfügung. Die Reduzierung der Verteidigungsausgaben habe aber gleichzeitig zum Verlust der Fähigkeit zur Landes- und Bündnisverteidigung geführt. Auch die Ausbildung habe sich auf die Einsätze in Afghanistan und Mali konzentriert. Was nicht für die Einsätze gebraucht wurde, sei gestrichen worden wie die Heeresflugabwehr, die Sperrfähigkeit und die Artillerie. Dies wieder aufzubauen, sei nicht innerhalb weniger Jahre möglich, sondern ein langer Prozess.
2015 seien bereits Trendwenden hinsichtlich Personal, Material und Finanzen initiiert worden, stiegen bis heute das Personal von 177.000 auf 183.000 Soldaten, das Material von 4,23 Mrd. Euro auf 5,15 Mrd. Euro und der Verteidigungshaushalt von 37 Mrd. Euro auf 43,2 Mrd. Euro. Gante fordert nun eine Verlässlichkeit.
Der Kommandeur erwartet ein ereignisreiches Jahr, denn es gelte Fortschritte in den vier Handlungsfeldern Digitalisierung, materieller Einsatzbereitschaft, Ausbildung und Stärkung der Landes- und Bündnisverteidigung zu erzielen. Es könne nicht sein, dass die Führung in den Gefechtsständen noch so erfolge wie 1982, als er zur Bundeswehr kam. Er sprach von einer homöopathischen Dose, dass die Truppe heuer drei Brückenlegepanzer bekomme, damit Kampfpanzer über kurze Gewässer gelangen können.
Die bisherige zentrale Offiziersausbildung in Dresden soll in die Truppe zurückgehen, weil die jungen Soldaten hier, wo sie später arbeiten sollen, besser geformt werden können. Sie soll außerdem auch wieder auf die Landes- und Bündnisverteidigung fokussiert werden. Im Rahmen dieser soll die internationale Kooperation verstärkt eventuell durch Übungen in Litauen und als Mentor in ungarischen Streitkräften, um auf den gleichen Level zu kommen.
Weiter gelte es, den deutschen Beitrag zur schnellen Speerspitze der NATO (VJTF) 2023 vorzubereiten, was insbesondere die Brigade 37 treffen werde.
Wie der Kommandeur ausführte, werde deshalb das Jahr 2020 für die Division ein heftiges Jahr werden. So würden die Einsätze die gesamte Division auch weiterhin intensiv fordern. Der Schwerpunkt liege auf Mali und auf dem Baltikum mit tagtäglich 1.200 Soldaten im Einsatz. Dafür gelte es, die Soldaten bestmöglich vorzubereiten und auszubilden, weil sie gefährdet für Leib und Leben seien.
Auch wenn er zwischendurch Tacheles wegen der drastischen Reduzierung der Verteidigungsausgaben geredet hatte, verbreitete er Optimismus, dass viele Sachen weiter nach vorne gehen und sich etwas bewege.
Die 2015 initiierten Trendwenden würden inzwischen wirken und er sehe bei vielen Tunneln Licht, in der Hoffnung, dass es nicht der entgegenkommende Zug ist. Er wünschte sich, dass die Trendwenden durch die Politik nachhaltig finanziert und die Streitkräfte modernisiert werden, auch um den vielen hochmotivierten jungen Leuten, die zur Bundeswehr kommen, optimale Arbeitsbedingungen zu liefern und schließlich, dass die Zivil-Bevölkerung der Bundeswehr gewogen bleibt.