Gemeinde Veitshöchheim will 190.000 Euro in ökologische Verbesserung des Dürrbaches investieren mit Schaffung von Retentionsflächen auf einer Länge von einem Kilometer
In der Sitzung im Juni 2015 hatte der Veitshöchheimer Gemeinderat der Erstellung eines Gewässer-Entwicklungskonzepts für den Dürrbach unter der Federführung der Nachbargemeinde Güntersleben zugestimmt.
Der im westlichen der Gramschatzer Seen entspringende Dürrbach, ein in die Zuständigkeit der Kommunen fallendes Gewässer III. Ordnung, führt auf einer Länge von 18,1 Kilometer über den Ochsengrund durch Güntersleben und weiter im Tal 500 Meter unterhalb des Weilers Gadheim auch einen Kilometer über Veitshöchheimer Gebiet (im östlichsten Zipfel Veitshöchheims an die Gemarkungen Würzburg, Rimpar und Güntersleben angrenzend), bevor er dann durch die beiden Würzburger Stadteile Ober- und Unterdürrbach in Höhe des Poco-Marktes zum Main gelangt.
Nach vierjähriger Arbeit stellte nun in der Sitzung am Dienstag Diplomingenieur Max Wehner vom Planungsbüro Team4, Würzburg das von ihm auf der Grundlage der Wasserrahmenrichtlinie der EU ausgearbeitete Konzept vor.
Seinen Namen zu Recht hat der Dürrbach, dessen Bachbett meist trocken ist, was vor allem an dem porösen Untergrund liegt, so dass der Abfluss hauptsächlich unterirdisch erfolgt. Lediglich nach Regenfällen ist der Bach klar erkennbar. Längst sind die Zeiten vorbei, als der Dürrbach für seine überraschenden Überschwemmungen vor allem in Güntersleben gefürchtet war, wo der Bach in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts in eine feste Betonrinne verlegt wurde (Quelle MP-Online vom 20.9.2019). Heute ist der Dürrbach kaum mehr als ein wasserführender Graben, wie diese Fotos zeigen.
Das Einzugsgebiet des Dürrbaches umfasst laut WürzburgWiKi an der Stadtgrenze zu Würzburg 40 Quadratkilometer, bei Mündung in den Main 76,5 Quadratkilometer. Große Strecken über wird der Dürrbach von der Landwirtschaft, die sich bis an seine Ufer erstreckt, eingeschnürt, sodass nach den Feststellungen des Planers von dem Bach kaum mehr als ein Graben geblieben ist.
Wie Landschaftsplaner Wehner in der Gemeinderatssitzung ausführte, hat er für den Dürrbach auf der Grundlage der naturräumlichen Gegebenheiten wie Geologie, Klima, Relief für die Ökosystembausteine Abflussgeschehen, Feststoffhaushalt, Morphologie, Wasserqualität und Lebensgemeinschaften ein gewässerspezifisches Leitbild entwickelt.
Darauf aufbauend schlägt er in Abstimmung mit dem Wasserwirtschaftsamt im Veitshöchheimer Gemeindegebiet vor, Retentionsflächen (Rückhaltemulden, d.h. Ausbreitungsflächen bei Überschwemmungen) durch Aufweitung des Bachprofils zu schaffen und auch den Abfluss zu verbessern. Der Experte rechnet so mit einer ökologischen Aufwertung des Gewässers.
Auf der vorstehenden Karte hat er aufgeführt, was im einzelnen im Abschnitt Veitshöchheim vorgesehen ist, um den Bach wieder dem Naturzustand anzunähern: Entwicklung Feuchtmulde, Ausbildung eines flachen Abflussprofils, Entwicklung von Ufergehölzen im Rahmen des Gewässerunterhalts (nicht Bestandteil der Baumaßnahme) und Verbesserung der Rückhaltung. Ziele seien auch eine Reduzierung des Feinmaterialeintrags, die Schaffung naturnaher Pufferstreifen zur Gewässerentwicklung und auch die Erhaltung und ggf. Wiederherstellung von Lebensräumen für Pflanzen und Tiere.
Auf Nachfrage aus dem Gemeinderat zur Notwendigkeit der vorgeschlagenen Maßnahmen erklärte der Planer, dass das Entwicklungskonzpert als wasserwirtschaftliche und landschaftsökologische Fachplanung einzustufen sei und von seiner Wertigkeit einem Flächennutzungsplan entspreche, also die Richtung vorgebe, aber rechtlich nicht bindend und insoweit eine freiwillige Leistung sei. Es sei aber zu erwarten, dass die europäischen Anforderungen an den Gewässerschutz in den kommenden Jahren deutlich steigen werden.
Nach den Worten des CSU-Sprechers Marc Zenner zeige das Entwicklungskonzept auf, dass Verbesserungen möglich sind. Die Gemeinde Veitshöchhheim sollte deshalb mit gutem Beispiel für ihren Bereich vorangehen.
Der Gemeinderat stimmte dann einstimmig dem von Max Wehner vorgestellten Gewässerentwicklungskonzept für das ein Kilometer lange Teilstück des Dürrbaches auf Veitshöchheimer Gemeindegebiet ohne Einwendungen zu und ermächtigte den Bürgermeister, die notwendigen Verträge zu dessen planerischen und baulichen Umsetzung einschließlich Förderantrag sowie für die erforderlichen Grundstücksgeschäfte zu unterzeichnen.
Die auf die Gemeinde entfallenden Kosten betragen voraussichtlich 190.000 Euro (25.000 Euro Planungskosten, 105.000 Euro Baukosten und ca. 60.000 Euro Grunderwerb je nach Umfang). Nach Abzug der in Aussicht gestellten Fördermittel von 75 Prozent verbleibt bei der Gemeinde ein Eigenanteil von rund 45.000 Euro.
Es ist vorgesehen, die Planungsleistungen in drei Stufen zu beauftragen. Mit der Vorplanung soll zunächst geprüft werden, ob der vorgeschlagene Grunderwerb getätigt werden kann. Je nach Grunderwerb (erforderliche Breite rund 2 x 8 Meter entlang des Bachs) werde die Vorplanung fortentwickelt und der Entwurf für die Einleitung des Wasserrechtsverfahrens und für den Förderantrag erstellt. Erst wenn die Bewilligungen vorliegen, erfolge dann die Beauftragung der Leistungsphase 3 (Ausführungsplanung, Vergabe, Bauausführung).
Fotos und Pläne: Max Wehner, Planungsbüro Team4, Würzburg