Süße Kreationen seit 150 Jahren - Frankonia-Schokoladenwerke in Veitshöchheim feierte das Jubiläum mit Belegschaft in großem Stil.
"Die Grande Dame der Schokolade, unsere FRANKONIA ist dieses Jahr sagenhafte und unglaubliche 150 Jahre jung geworden", so hieß Geschäftsführer Hüseyin Alkan (2.v.l.) bei der Jubiläumsfeier nach der Verkostung von Kaffee und Kuchen seine Mitarbeiter und als Ehrengäste Veitshöchheims Bürgermeister Jürgen Götz (li.), die stellvertretende Landrätin Christine Haupt-Kreutzer und seinen Vorgänger Hermann Ottmüller willkommen. Letzterer hatte über zwei Jahrzehnte das Unternehmen erfolgreich geführt.
Alkan: "Nach 150 Jahren bewegter Geschichte mit vielen Höhen und Tiefen können wir optimistisch in die Zukunft schauen."
Nach den Grußworten der beiden Politiker war die Belegschaft bei der Feier des 150jährigen Firmenjubiläums im eigens dafür aufgebauten Festzelt dann unter sich. Es verzauberte "Flo Magic" alias Florian Müller und sorgte die Band "Music2Gether" für Stimmung. In die Firmen-Historie entführte eine kleine Ausstellung und ein Video gab unter dem Titel "Vom Rohstoff zur Schokolade" einen Blick hinter die Kulissen. Bei einer Faltschachtel-Challenge gab es lukrative Preise zu gewinnen und zum Abendessen ein lukullisches Buffet von Catering Wolz.
Geschäftsführer Hüseyin Alkan philosophierte über die Vorzüge der Schokolade, einem Stoff, aus dem Träume gemacht werden, der Seelentröster ist, die Seele baumeln lässt, ein Moment des Hochgenusses und eine Liebesbotschaft sein kann.
Er tauchte dann mit den Gästen für ein paar Minuten mit einem Riech- und Geschmackstest in diese "süße Welt" ein.
Alkan: "Der betörende und unvergleichliche Geruch der unter die Nase gehaltenen Schokolade ist eine unmissverständliche Aufforderung, sie auf die Zunge zu legen und ihr bei geschlossenen Augen einen Moment Zeit zum Zergehen zu geben, um dann ihre unvergleichliche Geschmacksentfaltung von bis zu 600 Aromen, den zarten Schmelz und den Knack zu genießen, wenn man darauf beißt."
"Wir sind stolz darauf, dass Veitshöchheim nun schon seit 37 Jahren die Frankonia-Schokoladenwerke beherbergt", betonte Bürgermeister Jürgen Götz, der sich als bekennender "Süßschnabel" outete, der gerne Schokolade ist. Schon allein deshalb wünsche er Frankonia weiterhin viel Erfolg.
Götz bezeichnete Veitshöchheim aufgrund seiner ausgezeichneten Infrastruktur als idealen Wohn- und Wirtschaftsstandort. Deshalb sei die Gemeinde auch gerade dabei, sich von der IHK Würzburg-Schweinfurt als "Ausgezeichneter Wohnort für Fach- und Führungskräfte" zertifizieren zu lassen, um weitere Fachkräfte, die auch die Schokoladenwerke benötigt, nach Veitshöchheim zu bekommen. Frankonia ist Arbeitgeber für 240 Mitarbeiter, davon 200 gewerblich und 13 kaufmännisch und Ausbildungsbetrieb für zur Zeit sieben Lehrlinge der Sparten Industriemechaniker, Süßwarentechnologe, Kaufmann, Marketing und andere.
Im Hinblick auf die Auszeichnung Veitshöchheims als Fairtrade-Town freute es den Bürgermeister besonders, dass die Produktentwicklung der Frankonia solch wichtige Handlungsmaximen wie Nachhaltigkeit und Umweltschutz, Menschen- und Tierrechte sehr ernst nimmt.
Auch die stellvertretende Landrätin Christine Haupt-Kreutzer freute sich, ein so innovatives und bodenständiges Unternehmen im Landkreis zu haben, dem es, wie der geschichtliche Rückblick des Geschäftsführers und die kleine Ausstellung in der Kantine offenbarten, immer wieder gelungen sei, Tiefs zu überwinden und sich den veränderten Verhältnissen auf dem Schokoladenmarkt anzupassen.
Geschichtlicher Rückblick
Den Grundstein für die heutige Frankonia legte der Würzburger Meisterkonditor Wilhelm Friedrich Wücherer 1869 mit der Eröffnung der „Ersten Würzburger Conserven und Chokoladenfabrik“ in der Kaiserstraße 16, wo sich heute eine Zahnarztpraxis und ein Handy Shop befinden.
Die „Erste Würzburger Conserven und Chocoladenfabrik“ in der Kaiserstraße 16. Foto: Frankonia Schokoladenwerke
Vor den Toren des früheren Schokoladenwerkes.
Bereits 23 Jahre später konnte das Geschäft so stark ausgebaut werden, dass die damaligen Räumlichkeiten nicht mehr ausreichend waren. 1892 wurde daher in der Nähe des damaligen Südbahnhofs die erste Produktionsstätte errichtet. Nach dem Tod von W.F. Wucherer wird 1911 die Einzelfirma die Aktiengesellschaft „Frankonia Schokoladen & Konserven“, 1927 schließlich in „Frankonia Schokoladenwerke Aktiengesellschaft“ umgewandelt.
Historische Fotos: Frankonia Schokoladenwerke GmbH
Nachdem beim Luftangriff am 16. März 1945 die Gebäude und Maschinen der Fabrik zu 90 Prozent zerstört wurden, konnte nach deren Wiederaufbau 1947 die Süßwarenproduktion fortgesetzt und die Anlagenleistungen und der Umsatz erheblich ausgeweitet werden. Im Laufe der 70er Jahre geriet die Frankonia laut Geschäftsführer leider immer weiter in eine wirtschaftliche Schieflage, so dass es 1977 tatsächlich um das nackte Überleben der Frankonia ging.
Zum Glück war Georges Poirrier, Inhaber des größten französischen Schokoladenherstellers Cemoi mit Sitz in Perpignan auf der Suche nach einem Produktionsstandort in Deutschland, um so die Tür zum deutschen Markt zu öffnen. So wurde Frankonia 1977 Teil des französischen Süßwarenherstellers mit weltweit rund 3.300 Beschäftigen und fortan lautete der Firmenname "Frankonia Schokoladenwerke GmbH".
Unmittelbar nach der Übernahme wurde mit der Planung des neuen Standortes in Veitshöchheim begonnen. Der Betrieb siedelte dann 1982 in die Damilerstraße 9 im Veitshöchheimer Gewerbegebiet auf einer Fläche von 43.000 Quadratmeter um.
Alkan: "Bis heute agieren wir äußerst selbständig und unabhängig bei der Produktentwicklung und den Investitionen. Wir verstehen uns ganz klar als mittelständisches Unternehmen."
Nach vielen Jahren intensiver Arbeit ist 2004 das Ziel erreicht und Frankonia ein bedeutender Hersteller im Geschäftsfeld Diätschokoladen bis in das Jahr 2018.
Bei einer Betriebsbesichtigung des Landratsamtes im Jahr 2003 (damals mit Landrat Waldemar Zorn und Veitshöchheims Bürgermeister Rainer Kinzkofer - Foto Dieter Gürz) stellten die damals 225 Mitarbeiter, davon 16 in der Verwaltung, 202 gewerbliche Arbeitnehmer und sieben Auszubildende, täglich im Zweischichtbetrieb 35.000 Kilogramm Schokoladenprodukte her. Beschäftigt waren Lebensmittelfachleute, Konditoren, Bäcker, Hilfskräfte für Verpackung, Lagerarbeiter und Stapelfahrer.
Der Schwerpunkt lag dabei mit einem Produktionsanteil von 50 Prozent der Bereich der Diät-Schokolade. Die Herstellung knusprig gebackener Waffelschnitten mit leckerer Füllung machte 40 Prozent aus. Die restlichen zehn Prozent entfielen auf die Fertigung von Energie- und Fitnessriegel in vielen Rezepturvarianten, angereichert mit Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen.
20 Prozent aller Produkte wurden damals in 23 europäische und 27 außereuropäische Länder verkauft.
Der Vertrieb der Produkte erfolgte durch Speditionen.
Um die gestiegene Nachfrage nach Schokoladenprodukten am Markt befriedigen zu können, ließ das Unternehmen 2004 in einer spektakulären Aktion drei Tanks mit je 20 Tonnen Fassungsvermögen zur Lagerung von flüssiger Schokolade einbauen, in der Hoffnung, den 2003 erzielten Umsatz von über 40 Millionen Euro noch weiter steigern zu können. Die Schokoladenmassen-Kapazität konnte damals um rund 25 Prozent erhöht werden. Die Investition versetzte die Firma in die Lage, jährlich über 100 Millionen Diät-Schokoladentafeln und Haselnuss-Schnitten zu produzieren.
Allerdings waren die Vorzeichen für ein Ende der Diätprodukte bereits vor über zehn Jahren erkennbar. Der unaufhaltbare Fortschritt in der Behandlung von Diabetes und der neue kritische Umgang mit Lebensmitteln haben laut Geschäftsführer Jahr für Jahr für zweistellige Absatzverluste gesorgt.
Alkan: "Folglich mussten wir uns neu erfinden. Es gelang uns neue Nischen frühzeitig zu besetzen, über die Jahre hinweg auszubauen und so Absatz und Umsatz trotz tiefgreifender Veränderungen weiter positiv zu entwickeln."
Schon immer stand bei Frankonia ein außergewöhnlicher Genuss kombiniert mit höchster Produktqualität an erster Stelle. Genuss ist nämlich das Motto der Firma und niemand sollte auf Schokolade verzichten müssen.
So wurde ab 2011 das Sortiment auch durch laktosefreie und zusätzlich nur mit Dextrose gesüßte Schokolade stark vergrößert und an die Bedürfnisse der Kunden angepasst. Seit 2015 geht Frankonia mit veganer und Bio Schokolade mit hochwertigem Protein angereichert neue Wege. Schließlich erobern ab 2018 Schokoladen der Marke No Sugar Added, also ohne Zuckerzusatz die Herzen ernährungsbewusster Menschen.
Fotos (bis auf die zwei historischen Aufnahmen) Dieter Gürz
In der nächsten Woche erfolgt noch ein gesonderter Bericht über die Frankonia mit einem aktuellen Blick hinter die Kulissen "Vom Rohstoff zur Schokolade"
siehe nachstehender Link