Höchst informative Winterwanderung des Verschönerungsvereins Veitshöchheim
Zu einer höchst informativen Winterwanderung konnte am Samstagnachmittag Verschönerungsvorsitzender Burkard Löffler an die 30 Teilnehmer vor der Markuskapelle in Gadheim begrüßen.
Annette Tiller stellte das Kleinod der Markuskapelle vor, einer der ältesten Kapellen des Landkreises, erstmals 1301 urkundlich erwähnt, die äußerst bewegte Besitzverhältnisse erfahren hat. So gehörten die Güter in Gadheim dem Kloster St. Stephan, den Schenken von Rossberg, dem Juliusspital, das die Gadheimer Höfe 1787 an fünf Waldbüttelbrunner Bauern verkaufte. Die neuen Besitzer hatten zwölf Anteile an der Kapelle und mussten monatlich je nach Hofgröße die Betreuung der Kapelle übernehmen. Die Betreuung beinhaltete Mesnerdienste, Glockenläuten, Kirchenschmuck und Reinigung. Diese Regelung galt bis 1969.
1831 wurde Gadheim - zusammen mit Oberdürrbach aus der Pfarrei Veitshöchheim ausgegliedert und eine selbständige Pfarrei. Seit der Gebietsreform 1976 gehört Gadheim wieder zum Pfarrverband Veitshöchheim.
Die schlichte Ausstattung der Kapelle lässt umso mehr den spätgotischen Flügelaltar aus dem 15. Jahrhundert an der Stirnwand des Chores hinter dem reich verzierten Chorbogen zur Geltung kommen, wo er sich seit der Renovierung von 1972 befindet. Die Außenseiten des Flügels zieren v.l. die Heiligen Benedikt, Jakobus, Markus und Stephanus.
Das Hauptbild des Altars zeigt die Anbetung der „Heiligen Drei Könige“, zusammen mit der heiligen Familie. Auf den aufklappbaren Innenseiten der Flügel befinden sich Reliefs der vier heiligen Frauen Katharina, Margarete, Barbara und Odilia. Die Bekrönung des Altars zeigt das Auge Gottes, darunter ein Bild der Heiligsten Dreifaltigkeit in der Form des Gnadenstuhls, welcher von Engeln umgeben ist. Links und rechts davon sieht man die Brustbilder der beiden Apostel Petrus mit dem Schlüssel und Paulus mit dem Schwert. In der Predilla kniet links neben dem Schweißtuch Jesu der Abt Michael Bernhart vom Kloster St. Stephan (1569 - 1581) als Stifter des Altars und rechts ist das Klosterwappen abgebildet.
Mitten auf dem Weg zur Kapelle dokumentiert die im Pflaster eingelassene "Jakobusmuschel", dass die Kapelle auf dem Fränkischen Jakobusweg liegt, der in den beiden letzten Jahrzehnten einen erheblichen Aufschwung erlebte.
Die Kapelle samt Außenanlagen wurde zur 700-Jahr-Feier Veitshöchheims 2001 für 160.000 Euro komplett saniert, wozu die Gemeinde neben 60.000 Euro öffentlichen Zuschüssen aus Eigenmitteln 25.000 Euro beisteuerte.
Die Wanderung ging dann zum Edelmannswald weiter über das Naturfreundehaus zum aufgelassenen Sendelbachbrunnen, wo es einen Glühwein zur Stärkung gab, über den Wolfstalgraben und das Waldgebiet "Gebranntes Hölzlein" zum Mittelpunkt Europas zurück zum Markushof.
Auf dem Programm stand dann eine Führung durch Gärtnermeister Rainer Funk durch die Gärtnerei des Markushofes, wo er u.a. die Besonderheit der Benefiz-Geranie erläuterte, deren Jungpflanzen aus Äthiopen hier alljährlich kultiviert und anschließend in den Gärtenereien der Region für einen sozialen Zweck zugunsten der Aktion Patenkind verkauft werden.
Der Markushof ist eine Außenstelle des Würzburger Don Bosco-Berufsbildungswerkes (BBW), dessen Träger eine gemeinnützige GmbH aus dem Caritasverband der Diözese Würzburg und der Deutschen Provinz der Salesianer Don Boscos ist. Sie hat sich zur Aufgabe gemacht, junge Menschen mit besonderem Förderbedarf in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren.
Für Veitshöchheim war es ein Glücksfall, als 1988 der bischöfliche Finanzdirektor Adolf Bauer dem „Universellen Leben“ zuvorkam und im Ortsteil Gadheim den „Schönbachhof“ erwerben konnte. Die Diözese ließ damals Schweinestallungen, Scheune und Geräteschuppen abreißen und stellte das 10.000 Quadratmeter große Areal dem BBW für Jugendfördernde Maßnahmen im Erbbaurecht zur Verfügung.
Entstanden waren zunächst in vier Bauabschnitten mit modernster Technik versehene Einrichtungen, in denen Jugendliche als Werker im Zierpflanzen-, Garten- und Landschaftsbau, als Hochbaufacharbeiter, als Beikoch, hauswirtschaftstechnische Helfer sowie als Fachkraft im Hotel-, Gaststätten- und Bäckereigewerbe ausgebildet und höchst praxisnah auf den Start ins Berufsleben vorbereitet werden.
Bereits seit 1992 gibt es eine Werkhalle für den Garten- und Landschaftsbau und Gewächshäuser für den Zierpflanzenbau.
1999 folgte das Ausbildungs-Hotel mit Küche und Restaurant. Der Markushof hat sich seitdem für Geschäftsleute, öffentliche Einrichtungen und kirchliche Gruppen zu einem beliebten Tagungsort entwickelt. Der Markushof verfügt über acht Seminarräume und 60 Betten. Er ist in der Lage, bis zu 340 Gäste zu bewirten. Alle Zimmer sind mit Dusche, WC, Fön, Radio, TV, Telefon und WLan Anschluss ausgestattet.
War die Ausbildung im BBW in dreißig Jahren vorwiegend auf Jugendliche mit besonderem Förderbedarf im Bereich Lernen ausgerichtet, stehen seit 2014 in Gadheim vor allem junge Erwachsene mit psychischen Erkrankungen und Autismus-Spektrum-Störung im Fokus der Ausbildung des BBW. Dafür investierte Caritas-Don-Bosco GGmbH im rückwärtigen Bereich des Markushofes 1,5 Millionen Euro in ein Internatsgebäude mit 24 Appartements mit eigener Nasszelle.
Zu Kaffee und vom Verschönerungsverein spendiertem Kuchen hielt dann Wolfgang Klopsch einen sehr anschaulichen Vortrag mit tollen Landschaftsaufnahmen über eine botanische Wanderung in Georgien.
Klopsch ist Vorsitzender des Arbeitskreises Heimische Orchideen Bayern e.V., Sektion Unterfranken, dessen diesjährige Auslandsexkursion mit 13 Teilnehmer nach Georgien führte. Die unterschiedlichen Landschaften, vor allem der Große und der Kleine Kaukasus sowie steppenartige Gegenden waren nach seinen Worten beeindruckend.
Die Zahl der gefunden Orchideenarten war insgesamt geringer als bei früheren Exkursionen im Mittelmeerraum. Dafür fand die Gruppe „Orchideenwiesen“ mit Tausenden Pflanzen, überwiegend Dactylhorhiza - Arten. Bei der allgemeinen Flora waren die Lilien (mehrere Arten) besonders auffallend. Die Organisation der Exkursion durch „Duma“ und den örtlichen Partner „Kaukasus Reisen“ ließ laut Klopsch keine Wünsche offen.