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NaturFreunde Würzburg informierten und diskutierten im NaturFreundehaus Veitshöchheim über aktuelle Waldrodungen

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

"Der Mensch heizt das Klima auf, zerstört die Artenvielfalt und verbraucht ständig zu viele Ressourcen." Diese Tatsache vor Augen, engagieren sich die NaturFreunde Deutschlands  als politischer Freizeitverband für eine nachhaltige Gesellschaft, so auch die rund 200 Mitglieder zählenden NaturFreunde Würzburg, die ihr Domizil im NaturFreundehaus in Veitshöchheim haben.

Bei ihren monatlichen Informationsveranstaltungen im NaturFreundehaus stehen Fragen des öffentlichen Lebens und lokale Themen auf der Tagesordnung. Beim Treffen am Samstagnachmittag drehte sich alles um das Thema "Wälder erhalten - regional und bundesweit", das die NaturFreunde auf ihre Fahnen geschrieben haben.

2. Vorsitzender Gunnar Lorenz konnte dazu zu Kurzvorträgen und zur Diskussion Julian Höfner von der Interessengemeinschaft "keinhamehr" (Kein Hektar mehr!) zu den Rodungen in Thüngersheim, Jörg Kapperger von der Gruppe "Ende Gelände" Würzburg zu den Aktionen im Hambacher Forst und Niko Rebhan vom Verein Nationalpark Steigerwald zu Baumfällungen im Steigerwald begrüßen.

Für den Erhalt der Wälder setzen sich bundesweit auch die NaturFreunde ein. So traten neben dem BUND und Greenpeace auch die NaturFreunde Deutschlands als Veranstalter der Großdemonstration am 6. Oktober 2018 mit 50.000 Teilnehmern gegen die Rodung des Hambacher Forstes auf, offenbar mit Erfolg: Denn ganz aktuell empfahl die Kohlekommission der Bundesregierung am Samstag-Morgen den Hambacher Forst zu erhalten.

Julian Höfner vom Aktionsbündnis "KeinHaMehr" (Kein Hektar mehr) schilderte den Ablauf der umstrittenenen Erweiterung des Steinbruchs der Firma Benkert in Thüngersheim, die dafür die derzeit mögliche Fläche von 5,86 Hektar Wald gerodet hat. Insgesamt beträgt die vorgesehene Rodungsfläche rund 30 Hektar.

Vor Ort hatte es mehrfach Proteste gegen die Rodung gegeben. Das Aktionsbündnis hat dann laut Höfner in einem Forderungskatalog beim Runden Tisch im Landratsamt Ende November 2018 (siehe nachstehender Link auf Mainpost-Bericht) den sofortigen Rodungsstopp und eine artenschutzrechtliche Prüfung des Vorhabens beantragt. Der Bund Naturschutz hat rund 1.300 Unterschriften gegen die Rodung gesammelt.

Wie Höfner weiter ausführte, darf der Steinbruch-Betreiber nur so viel Wald roden, wie er an anderer Stelle bereits wieder aufgeforstet oder bereits zur Aufforstung genehmigt bekommen hat. Die bereits aufgeforsteten Flächen liegen  in Roßbrunn (2,08 Hektar) und Greußenheim (2,13 Hektar). Genehmigt, aber noch nicht bepflanzt seien weitere Flächen in Roßbrunn (0,96 Hektar) sowie in Hettstadt (0,69 Hektar), also insgesamt im Umfang der gerodeten Flächen von 5,86 Hektar.

Da das Baustoffunternehmen 2009 die Genehmigung erhielt, 9,8 Hektar Wald zu roden, besteht laut Höfner weiter Rodungsgefahr, denn die Firma reiche laufend weitere Anträge auf Ausgleichsflächen beim Forstamt ein.

Höfner: "Wir versuchen herauszufinden wo diese neuen Flächen sind und treten dann mit den zuständigen Gemeinden in Kontakt, um nochmal zu verhandeln." Erfreulich sei, dass bislang die Gemeinde Zellingen im November einen Antrag auf Aufforstung von 12,5 Hektar ebenso abgelehnt habe, wie die Gemeinde Waldbüttelbrunn Mitte Januar 2019, u.a. mit der Begründung, nicht Steigbügelhalter der Abholzungen in Thüngersheim sein zu wollen.

Höfner verweist auf den Mainpost-Artikel vom November 2018 "Was taugt die Aufforstungsfläche in Greußenheim?", nach dem diese vor über sechs Jahren durch die Firma Benkert vorgenommene Aufforstung im Wasserschutzgebiet der Gemeinde Greußenheim bishlang sehr mickrig aussehe. Karl-Georg Schönmüller, stellte als erfahrener Leiter des Forstreviers Güntersleben und Waldexperte beim Bund Naturschutz dazu fest, dass die Pflanzen gerade mal ein Drittel so hoch gewachsen sind, wie sie eigentlich sein sollten. Nach fünf, sechs Jahren sollten die Bäume mittlerweile zwei Meter hoch sein.

Jörg Kapperger von der Gruppe  Würzburg der bundesweiten Bewegung Ende Gelände, die sich  gegen die Umweltzerstörung überall einsetzt, erläuterte die Geschichte des Widerstands gegen den Energieversorger RWE, der seit den 1970er Jahren den Hambacher Wald  zwischen Köln und Aachen zur Erweiterung seines Hambacher Braunkohle-Tagebaus rodet. Großes Interesse fanden seine Ausführungen über das Leben und den Alltag in den Baumhäusern.

Niko Rebhan vom Verein Nationalpark Steigerwald e.V. berichtete über die Fassungslosigkeit und große Enttäuschung bei den über 1.200  Mitgliedern seines Vereins anlässlich einer Waldbegehung der ausgedehnten Staatswälder bei Fabrikschleich im Steigerwald. Auf einer riesigen Fläche habe jüngst der Staatsforstbetrieb Ebrach hunderte mächtiger Buchen gefällt. Der Verein sei von der Menge der 120 bis 160 Jahre alten „geernteten“ Bäume und der Größe der betroffenen Waldfläche erschüttert.

Urige Buchenwälder, einmalig in Deutschland: Auf über 11.000 Hektar befinden sich im nördlichen Steigerwald zwischen Ebrach, Gerolzhofen und Eltmann auf großen Bereichen die Laubwälder überwiegend in einem ökologisch hochwertigen Zustand.  Die Wälder seien ausschließlich im Staatsbesitz und weitgehend unzerschnitten.

Der Steigerwald ist deshalb  laut Rebhan geradezu prädestiniert, als erster fränkischer Nationalpark ausgewiesen zu werden. So setze sich neben dem Verein auch der  Bund Naturschutz für die Gründung des ersten fränkischen Nationalparks ein.

Wie Rebhan sagte, gab es in den vergangenen sieben Jahren  gezielte Fehlinformation durch die Gegner des Nationalparks, zu denen er aus der Region besonders Staatssekretär Gerhard Eck nannte. Durch unsachliche Behauptungen hätten viele Lokalpolitiker gezielt die Ängste der Menschen geschürt.

Sein Verein sei vielmehr der Auffassung, dass ein Nationalpark für die lokale Bevölkerung immense Vorteile bringe, wie dies die Erfahrungen anderer Nationalparkausweisungen beispielsweise im Bayerischen Wald und im Schwarzwald zeigen würden. Die Brennholzversorgung der lokalen Bevölkerung werde in den Nationalparkverordnungen festgelegt und geregelt.  Der Verein setze sich auch dafür ein, dass keine Arbeitsplätze in der Waldwirtschaft und der holzverarbeitenden Industrie wegfallen.

Der Vereine möchte laut Rebhan sachlich und faktenbasiert informieren und  die Vorteile eines Nationalparks durch die Bewahrung der einzigartigen Buchenwälder  nicht nur für den Steigerwald, sondern für ganz Franken aufzeigen. Diese Aufwertung bringe eine größere Bekanntheit, mehr Tourismus, mehr Arbeitsplätze, mehr Regionalförderung und mehr Steuereinnahmen.

Die Vorstandschaft der NaturFreunde dankte am Ende den noch "jungen" Referenten für die informativen Beiträge und ermutigte sie, sich weiter für die Natur zu engagieren.

1. NaturFreunde-Vorsitzender Jürgen B. Schrader verwies auf das aktuelle Volksbegehren Artenvielfalt "Rettet die Bienen" und sprach die Empfehlung aus, sich in der Zeit vom 31.1. bis 13.2.2019 im Rathaus unter Vorlage des Personalausweises einzutragen.

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