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Die Fällung von drei Linden in der Helen-Keller-Straße war laut Gartenbautechniker Manfred Fischer notwendig

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

In einer schriftlichen Stellungnahme von heute zum gestrigen Bericht auf Veitshöchheim News - siehe nachstehender Link -  stellt nun Gartenbautechniker Manfred Fischer ausführlich dar, dass für die Fällung der drei Linden in der Helen-Keller-Straße in Veitshöchheim ausschließlich fachliche Gesichtspunkte maßgebend waren. Fischer hatte bis zu seiner Pensionierung im Gartenamt der Stadt Würzburg an die 40.000 städtische Bäume zu betreuen. Er ist als ehrenamtlicher Fachberater und Vertreter des Naturschutzes bei der jährlichen Baumbeschau der Gemeinde dabei.

Überhaupt kein Grund für die Fällung der Bäume hat nach seinen Worten der Antrag von zwei Anwohnern gespielt, die sich über die „Verschmutzung“ durch Laub oder Honigtau der Läuse beschwerten. Bereits vor Ort habe er darauf hingewiesen, dass solche negativen Erscheinungen hinzunehmen sind. Die positiven Auswirkungen eines Baumes würden diese bei weitem überwiegen.

Die Reaktion besorgter Bürger über die Abholzung von Bäumen in der Helen-Keller-Straße ist für den Fachberater verständlich, zumal die Gründe für den Laien nicht immer ersichtlich sind.

Bäume im urbanen Bereich, speziell im Straßenbereich, hätten eine Fülle von lebenswichtigen Funktionen für die Anwohner, aber auch weit darüber hinaus. Kleinklimatische, ökologische und auch gestalterische Aufgaben können sie aber nur erfüllen, wenn sie gesund und vital sind.

Die Standortverhältnisse seien aber  oftmals extrem schlecht, etwa die Hitzeeinwirkung einschließlich Rückstrahlhitze der Fahrbahn, beengte Standortverhältnisse inklusive schlechte Bodenverhältnisse. So wie hier in der Parkbucht der Helen-Keller-Straße werde darauf leider auch in der jüngeren Vergangenheit viel zu wenig geachtet.

Die Tatsache, dass  Wolfgang Kunkel von Zwerglinden ausgeht, die gefällt wurden, zeige, dass diese nur dahinkümmerten, denn es gebe keine Zwerglinden. Nach über 30 Jahren hätten sie einen Stamm mit doppeltem Durchmesser und eine viel größere Krone haben müssen.

Im Gehsteig habe er Aufwölbungen und Risse gefunden, die von den Wurzeln der Bäume stammen. Dies  sei eindeutig darauf zurückzuführen, dass der Wurzelraum in den nicht einmal ein Quadratmeter großen Baumscheiben zu eng geworden ist.

Der Kümmerwuchs der Linden sei eine Folgeerscheinung der beengten Baumgrube. Die Bäume hätten zwar keine Schäden aufgewiesen, seien aber in der Versorgung geschädigt und nicht mehr vital genug, um den Anforderungen als Straßenbaum gerecht zu werden.

Christoph Konrad müsste nach Fischers Worten als Landschaftsgärtner eigentlich wissen, dass der Wurzelbereich eines Baumes mindestens der Baumkrone entspricht und die feinen Saugwurzeln sich hauptsächlich im Kronentraufbereich befinden. Sie könnten schon aus Sicherheitsgründen nicht, wie Bäume auf natürlichen Standorten, bis zum Absterben und Zusammenbrechen bestehen bleiben. Dem Naturschutzgedanken seien hier auch rechtliche Schranken gesetzt.

Die Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. fordere nämlich auf Grund einer zehnjährigen Untersuchung von Straßenbäumen der Uni Hannover in ihrer „Empfehlung für Baumpflanzungen Teil 2: Standortverbesserungen für Neupflanzungen“ einen Wurzelraum von mindestens 12 Kubikmeter, welcher mit einem Substrat, an das ganz bestimmte Anforderungen gestellt werden, verfüllt wird. Damit und dem zusätzlichen Einbau von Entlüftungsrohren könne dieser Wurzelraum auch wieder bis auf die bereits vorhandene Größe mit dem Stellplatz überbaut werden.

Da dieser Aufwand – es muss dabei bis in 1,5 m Tiefe ausgegraben werden – sehr aufwändig und damit auch teuer sei, kommt er laut Fischer zumindest nicht für die zwei Standorte am oberen und unteren Ende der Stellplatzreihe - siehe Fotos - in Frage.

Diese mittlere Baumgrube vor dem Haus Kunkel - Bild links - könnte nach oben und unten (in Fahrtrichtung) bis unter die Stellplätze vergrößert werden. Auch wenn dies noch nicht die optimalen Bedingungen für eine Baumpflanzung darstellen, bestünde die Möglichkeit dorthin einen nicht allzu anspruchsvollen Baum zu pflanzen. Es habe sich gezeigt, dass neben Ahorn auch Linden zunehmend schlechter für die städtischen Verhältnisse geeignet sind.

Die Bayerische Landesanstalt in Veitshöchheim teste in der Versuchsreihe „Stadtgrün 2021“ seit 2011 Baumarten und –sorten, welche mit den zukünftigen Klimaverhältnissen in der Stadt besser zurechtkommen. Daher könnte aus dieser Auslese ein Baum ausgewählt werden.

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