Des einen Freud, des anderen Leid: Fällung von drei Zwerglinden in der Helen-Keller-Straße in Veitshöchheim erregt die Gemüter
Der Veitshöchheimer Wolfgang Kunkel, beruflich als Rechtsanwalt tätig, ist empört: Am Donnerstag letzter Woche fällten Mitarbeiter des gemeindlichen Bauhofes in einer Parkbucht vor seinem Haus in der Helen-Keller-Straße für ihn ohne ersichtlichen Grund und ohne vorherige Information eine weit über 30 Jahre alte, nach seiner Meinung völlig intakte Zwerglinde. Wie Kunkel sagt, habe er sie all die Jahre gehegt und gepflegt und sie auch im trockenen Sommer letzten Jahres mehrmals gegossen. Der Rechtsanwalt macht geltend, dass die Baumfällung entgegen dem Grünordnungsplan aus dem Jahr 1977 erfolgt sei, der erstmals im Ort im neuen Baugebiet Speckert Baumpflanzungen entlang der Straße vorgesehen habe, so auch vor seinem 1983 gebauten Reihenhaus.
Neben dem Baum vor Kunkels Haus wurden noch zwei weitere Linden zu Beginn und am Ende der Parkbucht gefällt.
Eine Rückfrage bei Bürgermeister Jürgen Götz im Rathaus ergab, dass ein Anlieger schon vor Monaten die Fällung oder Versetzung der Linde vor seinem Hauseingang beantragt hatte. Er habe vorgebracht, dass Blüten und Früchte vom Wind verweht nicht nur den von ihm zu reinigenden Gehweg, sondern auch den Eingangsbereich seines Hauses ständig verdrecken würden und er mit dem Saubermachen gar nicht mehr nachkomme. Auch der untere Anlieger habe darum gebeten, die Linde vor seinem Haus zu entfernen.
Bei der diesjährigen Baumbeschau, an der neben dem Bürgermeister, der Bauhofleiter, der Gärtnervorarbeiter sowie Hans Bätz und Manfred Fischer vom Bund Naturschutz teilnahmen, habe man festgestellt, dass die Pflanzflächen in dieser Parkbucht viel zu klein seien, sie nur im Mineralbeton ohne Substrat sitzen.
In der Vergangenheit habe sich durch Wurzelwerk die Teerdecke gehoben, so dass, wie auf dem vorstehenden Foto zu sehen, der Gehsteigbereich an der nördlichen Linde gepflastert wurde.
Außerdem würden parkende Autos im Bereich der Linden durch herunterfallenden Honigtau = Kot von Blättläusen verklebt, die sich besonders gern in Linden aufhalten.
Die Baumbeschau-Kommission sei deshalb zu der Auffassung gelangt, die drei Linden zu fällen, die Pflanzflächen zu vergrößern und was Gescheites als Ersatz reinzupflanzen. In der Mitte vor dem Anwesen Kunkel soll, so ergänzte Bauhofleiter Rudolf Köhler, in einer um drei Meter vergrößerten Pflanzfläche ein richtig gescheiter Baum rein. Wie der Bürgermeister dazu ausführte, seien heutzutage andere Bäume als Straßenbegleitgrün gefragt, wie sie auch das Institut Landespflege der LWG propagiere.
Auch für den 2. Vorsitzenden der BN-Ortsgruppe Hans Bätz war deshalb die Fällung der Bäume vertretbar, da nach seiner Meinung durch die vorgesehene Ersatzmaßnahme der ökologische Ausgleich hergestellt und sogar eine Verbesserung eintreten wird. So wurde vor einigen Jahren um die Ecke am Speckertsweg eine Platane durch einen besser in die Straße passenden anderen Baum ersetzt.
Für den Bürgermeister bewahrheitet sich wieder einmal der Spruch: "Einem jeden Recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann."