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Mainfrankensäle erhalten auf der Nordseite zur Terrasse der Kaskade hin eine 58 Meter lange Rampe - Möglicher alternativer Außenaufzug fand keine Mehrheit

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Um eine optimale Lösung für die zukünftige Entwicklung Veitshöchheims im Mainuferbereich zu finden, lobte bekanntlich die Gemeinde durch das Büro SCHIRMER Architekten + Stadtplaner GmbH in Würzburg einen städtebaulichen Wettbewerb zur Neugestaltung der Mainlände am Standort des alten und des neuen Steges aus, auch um an Fördergelder heranzukommen. Bereits beschlossen hat nun der Gemeinderat in der Sitzung am Dienstag die Nutzung der Wiese zwischen Oberer Maingasse, Mainlände und dem Restaurant Kaskade der Mainfrankensäle (im Hintergrund).

Das Gremium entschied mehrheitlich mit 14 Ja-Stimmen, auf dieser Fläche zur Verbesserung der Barrierefreiheit der Mainfrankensäle eine aufgrund der Hochwasserlage strömungsoptimierte 58 Meter lange Rampe zu errichten. Der zur Diskussion gestellte Alternativvorschlag eines Aufzuges war somit abgelehnt.

Wie Bürgermeister Jürgen Götz zu Beginn des TOP ausführte, hat sich nach Wiederinbetriebnahme der Mainfrankensäle im Januar 2015 sehr schnell gezeigt, dass der eingebaute DIN-gerechte Behindertenaufzug bei vielen Großveranstaltungen in der praktischen Nutzung ein Nadelöhr ist.

Grundlage der Rampe ist die vom Gremium gebilligte Ideen-Variante 1 b des Architekturbüros Keß & König mit einer Steigung von 6,5 Prozent, einer Rampenlänge von 58 Meter und einer Lauflänge von 48 Meter mit Kosten von schätzungsweise 180.000 bis 260.000 Euro zuzüglich Planungskosten.

Keine Fürsprecher fand die alternative Variante 1 a mit einer Steigung von 7,5 bis 8,0 Prozent, bei der die Rampenlänge um 5,5 Meter und die Lauflänge um 12,0 Meter kürzer  ist - diese etwas kostengünstigere Lösung wäre aufgrund des bereits vorhandenen Innenaufzugs auch zulässig gewesen. 

Wie auf der Skizze oben zu sehen hat die beschlossene Rampe eine geschwungene Ausführung mit zwei Zwischenplattformen, wobei die erste Plattform auch über eine Treppe erreichbar ist.

Der Zugang zur Rampe, der gleich neben der vorhandenen Treppe zur Kaskade beginnt, ist laut Bürgermeister deshalb von der Mainlände aus gut einsehbar und erschließbar.

Wert legte das Gremium darauf, dass die drei Ortsbild prägenden Linden erhalten bleiben.

Die historische Weinpresse aus dem Jahr 1867 muss jedoch versetzt werden an eine Stelle, so der Bürgermeister, wo sie auch besser zur Geltung kommt. Die Rampe schließt oben nördlich an den Außenbewirtschaftungs-Balkon des Restaurants  "Kaskade" im Bereich an der Ecke links von der Bierwerbe-Plane an.

Als realisierbar, laut Wasserwirtschaftsamt ebenso zulässige Alternative zur Rampe hatte das Hochbaureferat der Gemeinde als Lösung auch einen barrierefreien Außenaufzug an der Nordostecke der Restaurant-Terrasse vorgeschlagen, und zwar einen Glaspanoramaaufzug mit einer Kabinengröße 1,1 Meter x 2,1 Meter und einem wegen der Hochwasserlage in einen „Fischbauch“ aus Sichtbeton einbetonierten Aufzugsschacht, mit geschätzten Kosten von 190.000 Euro (dieses Foto wurde der Folie der Gemeinde entnommen, ebenso die Planskizze - alle anderen Fotos: Dieter Gürz).

Diskussion

Für einen Aufzug als zusätzliche barrierefreie Erschließung der Mainfrankensäle, wo Rollstuhlfahrer ohne Kraftaufwand nach oben gelangen können,  hatte sich die SPD-Fraktion ausgesprochen. Als Argument für einen Aufzug führte deren Sprecherin Marlene  Goßmann vor allem auch optische Gründe ins Feld, da durch den neuen Mainsteg im Blickfeld der Mainfrankensäle bereits dominante technische Anlagen zu liegen kommen, so ein Pylon, eine Riesenrampe und eine Treppenanlage.

Die Rampe zur Restaurant-Terrasse, so die SPD-Sprecherin, führe zu einer weiteren Massierung im Umfeld der Mainfrankensäle und tangiere zudem die Belange der Nachbarn. Denn die höhere der beiden Zwischenplattformen rücke so nahe an das benachbarte Wohnhaus heran, dass man deren Terrasse und auch die angrenzenden Wohnräume einsehen könne. Der Bürgermeister sagte dazu, dass der Nachbarschutz beim Bauantrag noch geprüft werde und Abstandsflächen natürlich einzuhalten seien.

Als nachteilig beim Aufzug bezeichnete der Bürgermeister jedoch die regelmäßigen Wartungs- und TÜV-Kosten von jährlich 1.500 Euro sowie die Kosten für Strom und Reinigung. Eine Förderung sei für beide Varianten jedoch möglich .

Als großen Vorteil sah der Bürgermeister die zusätzliche Nutzungsmöglichkeiten der beiden Plattformen an, etwa zum Schöppeln wie auf der Alten Mainbrücke in Würzburg und dass im Brandfall auch Rollstuhlfahrer nach unten gelangen können. Zudem könnte man bei Messen und bei Veranstaltungen über die Rampe schwere oder lange Teile leichter  in die Säle transportiere

Vorgebracht wurde, dass auch die Mehrheit des Seniorenbeirates für eine Rampe sei, im Gegensatz zu dessen Sprecherin Ursula Heidinger, die für einen Aufzug plädiert habe.

CSU-Sprecher Marc Zenner führte aus, dass sich seine Fraktion klar für eine Rampenlösung mit einer Steigung von 6,5 Prozent ausspreche. Die vom Architekturbüro skizzierte geschwungene Lösung hat nach seiner Meinung was für sich und passe sich gefällig ein und für die Weinkelter werde man noch ein schöneres anderes Plätzchen finden.

Rosa Wittstadt (UWG) sprach an, dass bei größeren Veranstaltungen beispielsweise für Senioren, viele mit Rollstuhl oder Rollator kommen und über die Rampe ohne Stau in die Säle gelangen könnten.

Grünensprecherin Christina Feiler freute sich als Behindertenbeauftragte des Gemeinderates, nun prinzipiell die Verbesserung der Barrierefreiheit der Mainfrankensäle anzugehen. Für sie sind beide Varianten gute und gangbare Lösungen, da sie die Situation verbessern. Für beide Seiten gebe es Für und Wider. Für den Aufzug spreche, dass er keinen Kraftaufwand erfordere, für die Rampe, dass sie auch einen Rettungsweg darstelle, den man ohne fremde Hilfe nutzen könne. Zur Optik vertrat Feiler die Auffassung, dass Rampe Variante 1 b, die etwas Spielerisches, Gefälliges an sich habe, sich ganz klar von der nur geradlinigen Rampe des Mainsteges unterscheide. Die Rampe erfülle aufgrund der Nutzungsmöglichkeiten der Plattformen nicht nur den Zweck für Behinderte, sondern sei auch was für den Aufenthalt  junger Leute. Deshalb favorisierte auch sie die Rampe.

Der Bürgermeister wies noch daraufhin, dass durch den Aufzug die Sicht von der Terrasse zum Main hin geschmälert werde.

Winfried Knötgen empfand die Rampe gefällig, den Aufzug dagegen als klobig. Platz sei ausreichend für die Rampe da, damit die Abstandsflächen eingehalten werden. Knötgen glaubt nicht, dass die Rampe aufgrund des Umweges von 58 Meter zum Hautzugangsweg zur Gaststätte und zu den Mainfrankensälen wird, sondern hauptsächlich nur von Rollstuhl- und Rollator-Fahrern genutzt werde.

Alternativ geprüft wurde auch die Möglichkeit, die Rampe von der Südseite (Richtung Parkstraße) zu erschließen. Dies wurde aber von der Verwaltung für nicht sinnvoll befunden und deshalb auch nicht weiter diskutiert, da das Restaurant Kaskade von ihr nicht erreichbar ist, wenn die Mainfrankensäle geschlossen sind.

Für die Gemeinderatsmitglieder, die ihre Hand nicht für eine Rampe erhoben haben, erklärte Marlene Goßmann, dass sie, nachdem der Aufzug keine Mehrheit fand, natürlich auch für den Bau der Rampe zur Verbesserung der Barrierefreiheit sind.

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