Noch bis 16. Oktober sehenswerte Ausstellung im Veitshöchheimer Rathaus: Gemälde des 1984 verstorbenen Malers Willi Kopler dokumentieren das längst vergessene Veitshöchheim
Die gemeindliche Kulturreferentin Karen Heusner mit Jürgen Czeguhn freuen sich vor einem Selbstbildnis seines Onkels, des Veitshöchheimer Malers Willi Kopler aus dem Jahr 1972 über die gelungene und stark frequentierte Ausstellung
Oben Koplers Gemälde vom Wasserturm in der Würzburger Straße (1951), der Martinskapelle (1951) und vom Schäfleinhaus an der Engstelle der Bahnhofstraße (1965), darunter gestellte aktuelle Fotografien der gleichen Motive vom Fototeam Veitshöchheim - sie zeigen, dass sich diesen Bereichen das Ortsbild in der letzten Jahrhunderthälfte nicht verändert hat.
Noch bis zum 16. Oktober 2016 präsentiert die Gemeinde Veitshöchheim im Rahmen des Landkreis-Kulturherbstes im Rathaussaal und im OG-Foyer eine ungewöhnliche Ausstellung. Sie zeigt 47 nach 1946 entstandene Arbeiten - vornehmlich Aquarelle, aber auch Tempera und Gouache - von Willi Kopler (1903-1984), der von 1928 bis zu seinem Tod in Veitshöchheim wohnte und dessen Leidenschaft das genaue Portraitieren seines Wohnortes war.
Seine akribisch genauen Arbeiten sind so bestechende historische Dokumente eines längst vergangenen Ortsbildes, idyllisch und kleinteilig, technisch sehr anspruchsvoll in Szene gesetzt, von ganz eigenwilliger Atmosphäre geprägt. Erstmals bekam nun die Öffentlichkeit Koplers Werke 32 Jahre nach seinem Tod zu Gesicht.
Dies ermöglichte Jürgen Czeguhn, ein Neffe des Künstlers, der 1949 noch vor der Grenzziehung im Alter von neun Jahren von seinen in der DDR lebenden Eltern nach Veitshöchheim geschickt wurde, um hier ein Gymnasium besuchen zu können und deshalb bei Kopler an Elternstatt aufwuchs. So hatte er das künstlerische Wirken seines Onkels hautnah miterlebt, seine Staffelei und seinen Klappstuhl zu seinen Einsatzorten getragen. Wie der pensionierte Evegedem-Vorstand berichtet, habe der Maler viel Herzblut in jedes seiner Werke gelegt und zeitlebens nie eines verkauft. So war Czeguhn in der Lage, aus der Nachlassmasse die Ausstellung so reichhaltig zu bestücken.
Ergänzt werden die Bilder von 40 aktuellen Fotografien, die auf Anregung der gemeindlichen Kulturreferentin Karen Heußner das Fototeam Veitshöchheim speziell für die Ausstellung aufgenommen hat, nach Möglichkeit von dem Standpunkt aus, von dem aus auch das Aquarell Willi Koplers angelegt wurde. Dies macht die große Exaktheit der künstlerischen Darstellung sichtbar. Darüber hinaus ergibt sich ein interessantes Bild der Veränderungen im Ort, gesehen mit scharfem und doch wertschätzendem Blick in verschiedenen künstlerischen Techniken.
"Veitshöchheim ist mit sehr viel Feingefühl mit seiner alten Bausubstanz umgegangen." Zu diesem Ergebnis kommt Sybille Bergner aus Würzburg-Oberdürrbach beim Betrachten von Koplers historischen Dokumenten im Vergleich mit den dazu gestellten aktuellen Fotografien. Diesen Vergleich konnte wie sie ein jeder der 160 Besucher anstellen, die allein bei der Vernissage und an den beiden bisherigen Sonntagen gekommen waren.
Wie die gemeindliche Kulturreferentin sagt, sei die Gemeinde Jürgen Czeguhn für die Zurverfügungstellung der Bilder, seine weitreichende Unterstützung bei der Vorbereitung und Durchführung der Ausstellung und besonders für die Erstellung der Biografie des Künstlers (nachstehend) sehr dankbar, ebenso auch dem Fototeam Veitshöchheim bei der nicht immer einfachen „Bildersuche“ im Ort.
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Biografie des Künstlers
Wilhelm August Kopler wurde 1903 in Witten-Annen in Westfalen geboren.
Nach seiner Schulzeit begann er 1917 eine Ausbildung zum Technischen Zeichner und Techniker bei der Friedrich Krupp AG. in Annen mit aufbauenden Weiterbildungen. Schon dabei zeigte sich sein großes Talent zum Zeichnen und Malen.
Im Jahre 1925 verließ er die Firma Krupp AG. und orientierte sich beruflich nach Süden. Er erhielt eine Anstellung bei der Schellpressefabrik Koenig & Bauer AG. in Würzburg. Er arbeitete als junger Techniker und Ingenieur und stieg in den Folgejahren zum Ober-Ingenieur und Abteilungsleiter auf.
Durch sein Aufgabengebiet und seine speziellen Konstruktionskenntnisse wurde Wilhelm Kopler für "Koebau" als unabkömmlich vom Wehrdienst freigestellt. Stets erfuhr er bei Geschäftsleitung und Kollegen große Anerkennung, was auch durch zahlreiche Auszeichnungen und Ehrenämter bei technischen Institutionen, wie z.B. dem VDI (Verband Deutscher Ingenieure) zum Ausdruck kam. Im Jahre 1968 trat er seinen Ruhestand an.
Sein privates Glück fand der zugezogene "Preuße" in Veitshöchheim. Über den Sport lernte er seine spätere Ehefrau kennen und so heiratete er im Oktober 1928 seine Anna Wittstadt. Noch im gleichen Jahr bezog das junge Paar die gemeinsame Wohnung im Anwesen "Wittstadt" in Veitshöchheim in der Würzburger Straße 4. Im Jahre 1930 trat er in die Turngemeinde von 1877 Veitshöchheim und in den weiteren Jahren noch in andere örtliche Vereine ein, wo die Koplers bis zuletzt an den gesellschaftlichen Veranstaltungen teilnahmen.
In seiner Veitshöchheimer Zeit zog es ihn immer in die Natur. Sein Garten, sein Obstanbau und vor allem seine Leidenschaft für das Malen waren für ihn neben Beruf und Familie seine Lebensinhalte. Angeregt durch die mainfränkische Landschaft, die schönen Motive in den Weindörfern entlang des Mains und insbesondere durch die Veitshöchheimer Umgebung und die vielen "stillen Winkel" im Ort, verfeinerte er seine Kunst, mit Stift, Kreide und Pinsel zu gestalten, immer weiter.
Sein angeborenes Talent und seine Kontakte zu örtlichen und regionalen Malern und Künstlern kamen ihm dabei zu gute. So stand er in regem Erfahrungsaustausch mit seinem Malerfreund Hans Adelmann und mit dem hiesigen Künstler Peter Würth, von dem er auch einige Gemälde erwarb. Auch mit dem Maler Bruno Braun traf er sich gelegentlich in den 1960er Jahren zu fachlichen Gesprächen, ebenso mit Will Klinger-Franken in dessen Veitshöchheimer Zeit.
In Abendkursen an der Kunstschule von Professor Heiner Dikreiter entwickelte er seine technischen und gestalterischen Fähigkeiten weiter auf ein hohes Niveau. Er fand so zu einem ganz eigenen markanten Stil. Bis zuletzt malte er mit großer Hingabe.
Als seine Brille die Einzelheiten und Farben nicht mehr gut genug erkennbar machte, griff er sogar zu einer großen Lupe, um weiter zeichnen und malen zu können.
Im August 1984 verstarb mit "Willi", wie ihn seine Familie, seine Freunde und seine Berufs-und Malerkollegen nannten, ein begabter und leidenschaftlicher Veitshöchheimer Freizeit-Maler, der in aller Stille seine Kunst ausübte. In seinem Nachlass findet sich eine sehr große Anzahl von Arbeiten, die alle in der Region, aber vorzugsweise in Veitshöchheim entstanden sind.
Gemälde von Kopler vom Pfeufferhofweg/Untere Maingasse 1949 links und 1975 rechts
Gemälde vom Wasserhäusle in der Tiergartenstraße
Koppesland/Mainlände Nähe Mainfrankensäle (1975 und 1982)