Jagd-Saison feat "Gott des Gemetzels" - Phantastische Theateraufführung der Oberstufe des Gymnasiums Veitshöchheim trotz Abi-Stress
Die Mitwirkenden: aus der Q 12 die acht Jungen Benedict Friederich, Leander Schaumann, Richard Baudach, Ferdinand Busch, Alexander Seitz, Nicolas Raschke, Daniel Jander, Jakob Lehner; aus der Q 11: die vier jungen Damen Tessa Richter, Nina Schneider, Sarah Milinkovics und Marina Fahrner und der Junge Nicolay Pershin,
"Theater ist ein Virus, der, wen er gepackt hat, nicht mehr loslässt!" ist Irmgard Ellinger, die Theater-Spielleiterin des Gymnasiums Veitshöchheim überzeugt. Davon so richtig infiziert waren seit der fünften Klasse die acht Jungen, die nun in der Q 12 angelangt, in zwei sehr gut besuchten Aufführungen in der Schulaula glänzten und sich so auf beeindruckende Art und Weise theatermäßig verabschiedeten. Die zum Oberstufenensemble gehörenden Mädchen aus der Q 11 hatten sich in der Mittelstufe dazu gesellt.
Wie in all den Jahren zuvor hatte die Gruppe im Vorfeld lange überlegt und diskutiert, was das Thema der diesjährigen Inszenierung sein könne und sich dann demokratisch für die dreistündige satirisch-witzige Szenenfolge unter dem Titel "Jagdsaison" entschieden. Vor Weihnachten verteilten sie unter sich die Rollen und seit Januar wurde dann fleißig geprobt, auch an zwei Wochenenden, obwohl für die acht Jungs aus Q 12 nach Ostern die Abiturprüfung ansteht.
Vor der Pause glänzten die Oberstufler mit den zwei Einaktern "Serenade" und "Fuchsjagd" aus dem "Fuchsquartett" von Slawomir Mrozek. In der "Serenade" führten sie auf witzig satirische Weise das Balzverhalten von Mann und Frau vor Augen, in dem der Fuchs die Hennen und letztlich auch den Hahn verführt. In der "Fuchsjagd" nimmt eine seltsame Jagdgesellschaft inmitten eines zerstörten und vermüllten Waldes auch den Umgang mit der Natur und mit der Jagd nach dem letzten Fuchs auch mit ausgerotteten Tieren ins Visier.
Nach der Pause nahm die Theatergruppe mit Yasmina Reza's "Gott des Gemetzels" (auch verfilmt von Roman Polanski) die aberwitzige Begegnung zweier Ehepaare aufs Korn. Diese entpuppte sich als eine Jagd auf die Zivilisation, bei der auch der Alkohol bei der Aussprache wegen eines Streites der Söhne eine nicht zu unterschätzende Rolle spielte. Bis schließlich die Situation eskalierte und auf dem Schlachtfeld dieser bitterbösen Komödie dann nicht nur ein Handy in der Tulpenvase versinkt, sondern auch der zivilisierte Umgang miteinander zur Strecke gebracht wird. So passte der Titel "Jagdsaison" zu beiden Stücken.
"Ihr habe euch selbst übertroffen. Ich bin sehr, sehr stolz auf euch" so lobte am Ende die Regisseurin euphorisch die Akteure auf der Bühne. So bekamen auch die Zuschauer mit, dass alle mit Leib und Seele spielen, sich verschenken und alles hergeben, so dass sie am Ende alle matt sind.
Ellinger verabschiedete die angehenden Abiturienten-Jungs mit den Worten: "Mit der Kraft der Phantasie habt ihr euch in Teamarbeit in vielen Aufführungen eine besondere Welt geschaffen, in dem Glauben, dass im Leben mehr zählt, als nur das Materielle." So äußerte sich auch Schulleiter Dieter Brückner überzeugt, dass sich allen durch das langjährige Theaterspielen die Höhen und Tiefen des menschlichen Lebens offenbarten und sie so auch neue Seiten an sich entdeckten, die ihnen sonst verborgen geblieben wären.
"Wir sind als Team zusammengewachsen, teilen die Vorliebe für skurrilen Humor und die Spielleidenschaft, so dass der Abschied uns schwer fällt" ist denn auch nach dem Stück aus der Jungen-Runde zu hören. Und die Spielleiterin ergänzt, dass sie von Ehemaligen immer wieder zu hören bekommt: "Aber die Liebe zum Theater verbindet uns auch weiterhin und hält uns in Kontakt." Um die Zukunft des Theaterspiels am Gymnasium ist es Ellinger nach dem Abschied der acht Jungen aber nicht bange: "Die Kleinen aus der fünften Klasse stehen schon in den Startlöchern."
"Serenade" von Slawomir Mrozek
ln der "Serenade" tritt der Fuchs als Bratsche spielender Verführer auf, der mit allen Wassern gewaschen ist. Vor dem Hühnerhaus spielt er seine verführerischen Weisen und lockt Hahn und Hühner heraus. Mit List weckt er Eitelkeit und Neugier bei einer Henne nach der anderen. Ein herrliches Spiel um die immer wieder gleichen Verwirrungen zwischen Mann und Frau, Frau und Mann.
Der Fuchs - Richard Baudach Q12
Der Hahn - Ferdinand Busch Q12
Rougea - Alexander Seitz Q12
Blonda - Tessa Richter Qll
Bruna - Nina Schneider Qll
"Fuchsjagd" von Slawomir Mrozek
ln der "Fuchsjagd" bilden Fuchs und Hahn eine Liason in der Not. Ein schwerhöriger Gelähmter mit seinem Rollstuhlschieber, ein Jagdführer mit seinen zwei gewerkschaftlichen organisierten Hunden, Ex-König und Ex-Graf streiten sich über Jagdrechte. Die Hunde setzen mit Wau-Wau-Meter und Bell-Vertrag höhere Bezahlung durch. Die Jagd droht zu scheitern, da es nur noch einen Fuchs im Wald gibt...
Der Fuchs - Richard Baudach Q12
Der Hahn - Nicolas Raschke Q12
Jagdhund 1 - Alexander Seitz Q12
Jagdhund 2 - Tessa Richter Qll
Jagdführer - Nicolay Pershin Qll
Ex-König - Daniel Jander Q12
Ex-Graf - Benedict Friederich Q12
Der Gelähmte - Jakob Lehner Q12
Der Rollstuhlschieber - Ferdinand Busch Q12
"Der Gott des Gemetzels" von Yasmino Rezo
„Ich glaube an den Gott des Gemetzels“, bekennt Rechtsanwalt Alain Reille, als er begründen soll, warum er die Untat seines Sohnes gar nicht so schlimm finden kann. Zwei Elfjährige hatten sich in einem Park geprügelt, der eine verliert dabei Zähne. Unter aufgeklärten Erwachsenen spricht man einen solchen Vorfall gemeinsam durch und einigt sich.
Ein friedfertiger Austausch zweier Elternpaare, über Zivilisation, Gewalt und die Grenzen von Verantwortlichkeit beginnt. Daraus wird aber ein Elternabend mit furiosem Verlauf, in dem die dünne Haut bürgerlicher Kultiviertheit erst sichtbar wird und der gründlich schief geht.
Vier Erwachsene geraten aus der Fassung. Und auf dem Schlachtfeld dieser bitterbösen Komödie versinkt dann nicht nur ein Handy in der Tulpenvase, sondern auch der zivilisierte Umgang miteinander wird zur Strecke gebracht.
Benedict Friederich gibt den beruflich gestressten Rechtsanwalt, der auch in seiner ständig mit seinem Handy in Aktion ist, sehr zum Leidwesen seiner wenig belastbaren Ehefrau, gespielt von Sarah Milinkovics. Leander Schaumann und Farina Fahrner sind die besorgten Eltern eines verprügelten Sohnes, die erst zusammen halten und sich dann selbst zerfleischen.