Das Hot & Cool-Quintett mit den Veitshöchheimern Bernhard und Claudia von der Goltz und Rainer Schwander begeisterte in der Schulaula 120 Konzertbesucher
In der originalen Fünferbesetzung begeisterte das Ensemble "Hot & Cool" (v.l. Rainer Schwander, Petra Müllejans, Bernhard von der Goltz, Uwe Schachner und Claudia von der Goltz) am Sonntagabend in der Veitshöchheimer Eichendorff-Schulaula über 120 Besucher mit Klezmer-, Tango- und Swing-Meldodien und Liedern hauptsächlich aus den 30er Jahren. Sie brillierten mit musikantischer Kultur auf höchstem Niveau. Das 1999 gegründete Ensemble hatte damals an gleicher Stelle debütiert. Kein Wunder, kommen doch Schwander und das Musikerehepaar von der Goltz aus Veitshöchheim.
Die ganze emotionale Variationsbreite von getragenen Melodien und Lebensmelancholie bis hin zum überbordenden Freudentaumel offenbarten die Musiker nicht nur bei Klezmermusik, also jiddischer Tanzmusik als Schwerpunkt, sondern auch bei ihrem weiteren Musikstil, dem argentinischen Tango.
So erklang gleich zu beginn mit "The Happy Nigun" ein traditonelles jiddisches Klezmerstück, gefolgt vom argentenischen Tango "El Cosichero" und später Astor Piazollas berühmte "Fuga y misterio".
Wie das Konzert am Sonntagabend in der Schulaula offenbarte, hat das 1999 gegründete Ensemble zwischenzeitlich sein Spektrum erweitert auf eine besondere Art von Musik: Mit der Auswanderungswelle von Europa nach Amerika Anfang der 30er Jahre verbanden eine ganze Menge Musiker und Gruppen die damals moderne Swing-Musik mit der traditionellen jüdischen Hochzeitsmusik nach dem Motto "Swing meets Klezmer".
So kredenzte Hot & Cool das von der Girly-Group Barry Sisters 1938 in dem Film "Mamele" interpretierte "Abi gesunt", was man zum Glücklichsein alles braucht und "Oh mame, am I in love" aus dem Musical "Yitl mitn fidl" aus dem Jahr 1936). Voller Melancholie erklang "Rebbe Montenju" aus "Yiddish Jazz" von Rebecca Gordon, u.a. interpretiert von Matthias Eisenberg.
Klezmermäßig angehaucht waren auch "And the Angels sing" von Benny Goodman und "Wo ahin soll ikh gejn /Where can I go?" von Leo Fuld sowie auch das von Zarah Leander interpretierte "Bey mir bist du scheyn" aus dem Jahr 1932.
Ein delikater Ohrenschmaus waren auch vor der Pause der u.a. von Carlos Santana interpretierte Song "I love you much too much" und gleich nach der Pause das Medley aus der "Ballad of lonesome Maestro", das auch Mary Hopkins interpretierte.
Die Lebendigkeit ihrer Musik offerierte Hot & Cool aber auch in eigenen Kompositionen wie dem traumhaft schön klingenden "El sogno de Fellini" von Bernhard von der Goltz oder bei dem von ihm als Arrangement weiterentwickelten sehr schwungvollen traditionell hebräischen Chorsatz "Shalom Aleichem" von Gil Aldema. Schließlich erntete auch das von Rainer Schwander komponierte und von ihm am Akkordeon begleitete "Meeschugge" (siehe Videoausschnitt unten) tosenden Beifall.
Petra Müllejans, Professorin für Barockvioline an der Musikhochschule in Frankfurt, brachte dank ihrer hochgradigen Virtuosität auf ihrem Instrument die ganze Leidenschaft der Rhythmen und der fremdartig anmutenden jüdisch-osteuropäischen Klangkultur zum Ausdruck. Zusammen mit Rainer Schwander am Sopransaxophon bildeten sich die Solostimmen, begleitet von Bernhard von der Goltz an Gitarre und Akkordeon und Uwe Schachner, am Cello dahinschmelzend. Einen Kontrapunkt dazu setzte Claudia von der Goltz mit ihrem zarten, introvertiert innig klingenden Sopran. Man spürte, dass sie über eine langjährige Erfahrung mit jiddischen Liedern verfügt.
Die Musiker des Ensembles erwiesen sich allesamt als große Könner ihres Faches. So strotzten die vier Instrumentalisten nur so vor Spielfreude und begeisterten die über 120 Zuhörer mit exzellentem, leidenschaftlichem und höchst melodiösem Spiel. Es gelang ihnen, mit ihrer Musik tiefe Emotionen auszudrücken, die den Zuhörer unwillkürlich anrührten und in ihren Bann zogen.
Als stürmisch gefordert Zugabe brachte Hot & Cool die ins Ohr gehende "Ein Ballade fîn zerissene Schich".
Petra Müllejans (Violine) ist Professorin für Barockvioline an der Hochschule in Frankfurt, außerdem leitet sie das international renommierte Freiburger Barockorchester.
Bernhard v.d.Goltz (Gitarre und Arrangements) Studium der klassischen Gitarre in Würzburg, ist Musikschullehrer, den eine fast 40-jährige Zusammenarbeit mit dem Saxophonisten Rainer Schwander verbindet
Claudia v.d.Goltz (Gesang), studierte Schulmusik und Gesang in Würzburg, ist Musiklehrerin am Gymnasium Veitshöchheim
Rainer Schwander (Sopransaxophon, Akkordeon) ist freiberuflicher Musiker, gefragter Studiomusiker und Bandmitglied des Berliner Liedermachers Gerhard Schöne.
Uwe Schachner (Violoncello) studierte bei Xenia Jancovic und Julius Berger, ist Lehrer an der Berufsfachschule für Musik in Bad Königshofen.
Hier einige Videoausschnitte des über zweistündigen Programms, aufgenommen nach der Pause:
Ausschnitt aus dem von Rainer Schwander komponierten rasanten "Meeschugge", eine Reminiszenz an den Main
Mazel (Artie Waine und Jack Beekman - 1947 interpretiert u.a. von The Ravens und Barry Sisters)
"Road of the Gipsies" von Sergei Erdenko, interpretiert von der Gruppe Loyko
"Soll ich gehn?" von Leo Fuld