"Sand und Strohmatten" - Peruanische Gruppe "Arena y Esteras" faszinierte 300 Unterstufenschüler des Gymnasiums Veitshöchheim mit Zirkustheater
/image%2F1394268%2F20150722%2Fob_7cbbfa_peru-arena-y-esteras-gymnvh-03-schuele.jpg)
Nach der bolivianischen Folklore-Gruppe "Los Masis" vor wenigen Tagen ging im Gymnasium Veitshöchheim ein weiteres Event mit südamerikanischen Gästen über die Bühne. Dieses Mal kamen die 300 Schüler der Unterstufe des Gymnasiums und die Willkommensklasse der benachbarten Mittelschule mit ihrer Lehrerin Katharina Bartsch in den Genuss eines Gastspiels der peruanischen Jugend-Kultur-Gruppe "Arena y Esteras. Die sieben jungen Peruaner im Alter von elf bis 23 Jahren nahmen die Schüler mit auf eine mythische Reise in die Welt Perus und bedienten sich einer wundervollen Kombination aus Zirkus, Theater, Tanz und Musik – alles pantomimisch! Die Gruppe ist mit ihrem Tourbegleiter Yogi Engels seit neun Wochen auf Tour quer durch Deutschland, von Hamburg bis Wangen im Allgäu unterwegs mit Gastauftritten überwiegend in Schulen. Sie wollen dadurch Eindrücke über ihre Heimat vermitteln, wo vieles ganz anders als bei uns ist. Es ist dies ein Land, vier mal so groß wie Deutschland, mit über 2.000 Kilometer Küste, dem mehr als 6.000 Meter hohen Anden-Gebirge und einem riesigen Regenwald und einer Hauptstadt Lima am mehr, mit zwölf Millionen Enwohnern viermal so groß wie Berlin.
Die Legende von Pachacámac
Das junge Ensemble zog die jungen Zuschauer mit der Darbietung der Legende zur Entstehung der beiden Inseln Pachacámac vor der Küste von Villa El Salvador, eines besonders armen Stadt-Teils Limas, aus dem die Artisten kommen, voll in ihren Bann, obwohl kein Wort gesprochen wurde. Den Schülern gefielen neben den vielen artistischen Einlagen vor allem die köstlich-lustigen Szenen, es wurde sehr viel gelacht! Großer Applaus belohnte die Schauspieler für ihre grandiose Vorstellung.
Nach der aufgeführten indianischen Sage besaß der meist sehr schäbig bekleidete und verachtete Kuniraya in Wahrheit die Macht über die Natur und konnte durch seine Worte eine reiche Ernte bewirken. Die zur selben Zeit lebende, außergewöhnlich schöne Prinzessin Kawillaka ließ sich nicht verführen. So verwandelte sich Kuniraya in seiner Weisheit, eines Tages in einen Vogel, pflanzte in eine reife Lucuma seinen Samen ein und ließ sie in der Nähe der Prinzessin fallen. Diese entdeckte die Frucht, aß sie und wurde dadurch schwanger. Kawillaka hoffte inständig nach einem Aufruf, den Vater herausfinden zu können. Doch keiner der vielen Bewerber konnte sagen: „Das ist mein Kind!“ Die Göttin sagte deshalb zu ihrem Kind „Geh, mein Sohn, und erkenn du selbst deinen Vater.“ Als dieser auf den Schoß von Kuniraya krabbelte, wurde die Mutter wütend, einen Sohn dieses für sie elenden Mannes zur Welt gebracht zu haben. Sie entriss dem Vater ihr Kind und lief mit diesem in Richtung Meer. Auf ihrer Flucht begegnete sie Papageien, Pumas und Füchsen. Am Meer angekommen warf sie sich mit dem Kind in die Wellen, woraufhin sich beide in Felsen verwandelten. Noch heute ragen aus den Tiefen des Meeres von Pachacámac zwei riesige Felsen hervor, die zwei sitzenden Menschen ähneln.
Das Stück hat für das junge Ensemble von Arena y Esteras eine besondere Bedeutung, da die lokale und regionale Identität in Villa El Salvador, eines besonders armen Stadt-Teils Limas, aus dem die Artisten kommen, eine immer größer werdende Rolle spielt.
/image%2F1394268%2F20150722%2Fob_2ae5a2_peru-arena-y-esteras-gymnvh-04-yogi-en.jpg)
Eigenes Kulturzentrum in Villa El Salvador
Arena y Esteras ist ein Kollektiv aus jungen KünstlerInnen, PädagogInnen und LehrerInnen, das sich seit 1992 für Menschenrechte, kulturelle Identität, Gleichberechtigung der Geschlechter und Respekt vor der Schöpfung engagiert. Der Name bedeutet übersetzt „Sand und Strohmatten“, da Villa El Salvador in der Nähe einer Wüste liegt und viele Menschen sehr arm sind und nur auf Strohmatten schlafen.
Die KinderKulturKarawane ermöglicht seit 16 Jahren Jugendkulturgruppen aus aller Welt Auftritte in Europa. Dass die Verständigung unter den Peruanern und ihren jungen Veitshöchheimer Zuschauern problemlos – mit Hilfe des Tourbegleiters Yogi Engels (Foto) – klappte, ließ die Diskussionsrunde gut erkennen, die sich an die Aufführung anschloss. Die Veitshöchheimer Schüler stellten unter anderem Fragen nach Geschwisteranzahl und Haustieren der Schauspieler ebenso wie die Frage, wie sie auf diese Geschichte gestoßen seien, die sie heute erzählt haben. Voller Spannung verfolgten alle die teilweise sehr erstaunlichen Antworten.
Die Zeit verging wie im Flug – und beide, Peruaner wie Deutsche, waren sich einig, dass man miteinander einen äußerst verbindenden, interessanten und spannenden Vormittag verbracht hat, der das Interesse füreinander geweckt hat.
/image%2F1394268%2F20150722%2Fob_34cf62_peru-arena-y-esteras-gymnvh-04-thomas.jpg)
Schülerworkshops mit den peruanischen Gästen
Nach einer kurzen Mittagspause begannen am frühen Nachmittag zwei Workshops zu Jonglage und Artistik, in denen 32 Schülerinnen und Schüler der fünften und sechsten Jahrgangsstufe nacheinander in die ersten Schritte beider Disziplinen, wiederum pantomimisch, aber auch auf Spanisch, eingeführt wurden, dank der Unterstützung der Spanischlehrerin Simone Navarro und von Thomas Mitschke (Foto), Bildungsreferent des Eine-Welt-Ladens in Würzburg, der den Kontakt zu der Betreuungslehrerin Kirsten Hummel im Rahmen des Eine-Welt-Forums hergestellt und den ganzen Tag begleitet hatte.
Kirsten Hummel: "Die Schulfamilie des Gymnasiums Veitshöchheim bedankt sich von Herzen bei den Mitgliedern von Arena y Esteras sowie ihrem Tourbegleiter, allen Helfern hinter der Bühne und last but not least sehr herzlich beim Katholischen Fonds und dem Eine-Welt-Forum Würzburg, die durch ihre großzügige Unterstützung diese Völker verbindende Veranstaltung erst ermöglicht haben.