Der Veitshöchheimer Winfried Knötgen ist ein Leuchtturm in Sachen Energieeffizienz und Klimaschutz
Ein Leuchtturmprojekt in Sachen Energieeinsparung ist in Veitshöchheim in der Helen-Keller-Straße das 1984 mit einer Wohnfläche von 130 Quadratmeter erbaute Reihenhaus des zweiten Bürgermeisters Winfried Knötgen, der zugleich auch eine Vorbildfunktion bei der CO2- Reduzierung im privaten Bereich innehat.
Der pensionierte Leiter der Thüngersheimer Grundschule, der seit 1996 dem Gemeinderat angehört, nahm sich zu Herzen, als die Gemeinde Veitshöchheim 2010 als erste Kommune in der Region ein vom Karlstädter Büro Haase erstelltes integriertes kommunales Klimaschutzkonzept (Energieleitplan) beschloss, das vom Bundesumweltministerium (BMU) in Berlin mit einem Zuschuss von 57.000 Euro gefördert wurde. Als oberstes Ziel wurde damals ausgegeben, die Treibhausgasemissionen im Ort bis 2040 um 80 Prozent zu verringern. Besonders sind danach intensive Anstrengungen auch im Bereich der Wohngebäude nötig, da hier rund 45 Prozent der CO2-Emissionen in Veitshöchheim entstehen. Das Klimaschutzkonzept offenbarte, dass viele Wohngebäude im Gemeindegebiet einen mangelhaften energetischen Gebäudezustand aufweisen.
Diese Vorgaben nahm sich Knötgen zu Herzen und investierte seit 2012 72.000 Euro (davon 12.000 Euro Förderung) in energetische Maßnahmen wie Dämmung, Fensterabdichtungen, neue Heizungsanlage mit Solarunterstützung, Photovoltaikanlage mit Speicher und erst im Februar dieses Jahres in ein Elektroauto.
Das E-Auto, ein Peugeot ION, 35 KW/48 PS und einer Reichweite von 110 Kilometer kostete nach Abzug der staatlichen Förderung 14.800 Euro. Dieses benutzt Knötgen als Zweitwagen für alle Fahrten innerhalb eines Umkreises von 50 Kilometer, so auch, um häufig seine in Theilheim wohnenden Enkel zu besuchen. Zum Aufladen verlegte er ein Stromkabel zu seiner Gartenhütte und installierte dort eine Green-Up-Lade-Steckdose (86 €), schuf davor einen Stellplatz. So kann er nun über ein 10,0 Meter langes Ladekabel (400 €) den Lithium Ionen Akku des ION mit einer Kapazität von 14,5 kWh (Ladezeit 5,6 Stunden) über Strom aus der Photovoltaik-Anlage kostenlos aufladen. Bei einer geschätzten jährlichen Fahrleistung von 6.000 Kilometer spart sich Knötgen somit rund 600 Euro Benzinkosten (Verbrauch 7 l/100 km) ein. Dazu kommen geringere Inspektionskosten, kein Ölwechsel, keine Motorwartung, keine Kupplung,einfaches Getriebe.
Bereits beim Heizungsaustausch im Jahr 2014 hatte Knötgen vier Solarelemente (8 m²) für den 800 Liter-Warmwasser-Pufferspeicher installiert (zwischen den beiden Dachgauben in der Mitte).
Im August 2016 kam dann noch eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach mit 14 Modulen der Firma Suntec Energiesysteme Wolkshausen mit je 250 Watt auf einer Fläche von 23 m² mit einer Anlagengröße von 3,64 KWp und Kosten von 13.000 Euro netto hinzu (Samsung-Batterieanteil 7.000 Euro). KfW-Förderung 1.580 €. Durch die SSW-Ausrichtung des Daches mit zehn bis zwölf Stunden Sonneneinstrahlung im Sommer wird eine Einspeiseleistung von 2,55 kWh erreicht. Bei Sonnenschein am Tag, reicher der Speicher in der Nacht für Licht, Fernseher und Kühlgeräte als Eigenverbrauch aus. Wenn der Speicher leer sei, werde automatisch das öffentliche Netz angezapft.
Durch die Einspeisevergütung von durchschnittlich 26 Euro im Monat fielen in Knötgens Zwei-Personenhaushalt 2018 und 2019 allerdings keinerlei Stromkosten an (der Eigenstromverbrauch und die Einspeisung ins Netz unterliegt der Umsatzsteuerpflicht als Kleinunternehmer). Die Photovoltaik-Anlage amortisiere sich so nach zwölf Jahren. Über einen W-LAN-Anschluss kann der Hausherr die Daten per PC oder Handy kontrollieren.
Am kostenintensivsten war für den Hauseigentümer 2014 nach 30 Jahren Betrieb der Ersatz der beiden alten Gasbrenner für die Fußbodenheizung im Erdgeschoss und die Heizkörper im Obergeschoss sowie für das Warmwasser. Eine neue Brennwertanlage hätte er auch schon für 12.000 Euro haben können. Knötgen entschied sich jedoch für einen 29.000 Euro teure Vaillant-Gasbrennwertanlage mit einem durch vier Solarpaneele auf dem Dach unterstützten 800 Liter-Warmwasser-Pufferspeicher, gefördert durch einen 3.000 Euro Zuschuss der KfW.
Seit dem Heizungsaustausch hat sich der Gasverbrauch im Knötgen-Haushalt um ein Drittel reduziert.
Knötgen verhehlt nicht, dass es schon einen gewissen Enthusiasmus und auch ein Knowhow braucht, um die Kreisläufe von Heizung und Photovoltaik-Anlage im Sinne der Energieeffizienz optimal einstellen zu können. Doch dies lohne sich nicht nur beim ökologischen Fußabdruck, sondern mache sich auch im Geldbeutel bemerkbar. So habe er ermittelt, dass er im Jahr 1.500 Euro Energiekosten einspare.
Bereits bei Errichtung seines unterkellerten Reihenhauses im Jahr 1983/84 ließ der Bauherr Holzfenster mit Dreifachverglasung und Hohlblocksteine mit Styroporfüllung unter Verwendung von wärmedämmenden Mörtel einbauen.
2012 verlegte er dann im nicht ausgebauten Dach auf einer Fläche von 100 m² eine Fußbodendämmung 12 cm Styropor mit Gipsfaserplatte begehbar (Foto links), auch im Spitzboden darüber zusätzlich zur bereits 1984 eingebauten Sparrendämmung mit 10 cm Mineralwolle mit Alu-Kaschierung. 2013 dichtete er dann zusätzlich alle Fenster ab und tauschte die Eingangs-Haustür gegen eine neue mit Doppelisolierverglasung mit Bolzenverriegelung aus.
Durch all die vorgenannten Investitionen, so sagt der Hauseigentümer voller Stolz, habe nun seine Haus den Status eines Passivhauses.
Und sehen lassen kann sich auch seine Energieersparnis bei Strom und Gas, hat sich sein monatlicher Abschlag, den er 2013 an die Energieversorgung zu leisten hatte , inzwischen halbier, wobei der Stromanteil von 32 Euro, wie bereits ausgeführt, sich durch die Einspeisevergütung kompensiert. Der Gasanteil beträgt 63 €. Knötgen hat ermittelt, dass er so gegenüber 2013 im Jahr 1.500 Euro Energiekosten einspart.
Seine Investitionen lohnen sich aber nicht nur beim ökologischen Fußabdruck, sondern machen sich auch in seinem Geldbeutel bemerkbar.
Keine Frage, dass sich Knötgen auch im neugegründeten Umweltbeirat engagiert, der die Bürger für die Themen Umwelt, Ökologie, Biodiversität, Energieeffizienz und Klimaschutz sensibilisieren möchte. Er ist deshalb bereit, Interessierten eine Führung anzubieten.
Und Winfried Knötgen wäre sicherlich auch ein Kandidat für den Umweltpreis der Gemeinde, den die Gemeinde als Bestandteil ihres Klimaschutzkonzeptes 2013 unter dem Titel Wettbewerb ENERGIE SPAREN – ENERGIE EFFIZIENT NUTZEN – ERNEUERBARE ENERGIEN VERWENDEN ausgeschrieben hatte (siehe nachstehender Link), um die Nachhaltigkeit eines Haushalts zu belohnen und das Bewusstsein für das Thema Klimaschutz zu stärken.
Damals hieß es: "Als Anreiz für die Bürgerschaft als auch für Unternehmen und Institutionen wird ein jährlicher Preis für innovative Maßnahmen und Aktionen zur CO2-Minderung verliehen." Die Preisträger sollten als Leuchtturmprojekte ein gemeindliches einheitliches Klimaschutzsiegel erhalten, das z.B. an den Gebäuden angebracht werden kann. Ziel müsse weiter sein, so hieß es, dass Gewerbe / Industrie und Institutionen diese Auszeichnung auch in Ihre Außendarstellung aufnehmen und als eigenes Werbeargument verstehen.
Der mit 1000 Euro datierte 1. Preis wurde 2013 vom damaligen Bürgermeister Rainer Kinzkofer an die Eheleute Margret Simmelbauer und Dr. Rainer Hirn verliehen, der Wettbewerb nach den Kommunalwahlen 2014 dann aber nicht mehr ausgeschrieben.