Veitshöchheimer Klimaschutzwettbewerb 2013 - Bürgermeister übergab 1700 Euro Preisgelder - Bericht ergänzt
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Auf dem Foto v.l. vorne Klimaschutzmanager Jochen Spieß, die ersten Preisträger Margarete Simmelbauer und Dr. Rainer Hirn, Bürgermeister Rainer Kinzkofer, hinten Energieberater Matthias Seidel und die weiteren Preisträger Jürgen Hardecker, Stephanie Lenz und Kristina Neureither
"Unser Haushalt ist der klimafreundlichste in Veitshöchheim 2013! Wir freuen uns über die Auszeichnung" so äußersten sich die Eheleute Margret Simmelbauer und Dr. Rainer Hirn heute voller Stolz nach der Preisverleihung im Rathaus durch Bürgermeister Rainer Kinzkofer.
Das Ehepaar konnte den im Klimaschutzwettbewerb 2013 von der Gemeinde ausgeschriebenen Hauptpreis von 1.000 Euro in Empfang nehmen. Sie wollen allerdings das großzügige Preisgeld nicht für sich behalten, sondern damit ein wertvolles anderes nachhaltiges Projekt unterstützen.
Ausschlaggebend war, dass sich für ihren Fünf-Personenhaushalt mit 3,3 von den zwölf Einsendern der niedrigsten Emmissionsäquivalent (Umweltbelastung) errechnete. Die beiden nächst Platzierten, das Ehepaar Michaela Rind und Jürgen Hardecker sowie die Wohngemeinschaft Stephanie Lenz und Kristina Neureither, kamen jeweils auf einen Wert von 4,0. Für beide Haushalte gab es jeweils einen Preis von 350 Euro.
Der seit Oktober 2012 bei der Gemeinde angestellte Klimaschutzmanager Jochen Spieß hatte bei den Teilnehmern am Wettbewerb die drei Bereiche Gebäude, Verkehr und Konsum abgefragt und sowohl das Nutzerverhalten als auch die Energieeffizienz und den Einsatz erneuerbarer Energien bewertet .
Bei den Wettbewerbssiegern fiel vor allem ins Gewicht, dass sie im Gebäudesektor sogar einen Minuswert verbuchen konnten. So haben sie mit viel Eigenleistung ihr 30 Jahre altes Haus in ein Plus-Energiehaus verwandelt, das heißt mit Vollwärmeschutz, Dreifachverglasung, Zentrale Lüftungsanlage, Direktverdampfer-Erdreich-Wärmepumpe, PV-Anlage auf dem Dach und Wassererwärmung durch Solarthermie ausgestattet. So war ein Gasanschluss nicht mehr nötig. Es wird im Gegenteil im Jahr doppelt so viel Energie erzeugt wie der Haushalt selbst verbraucht.
Das Ehepaar setzte damit bereits das im 2010 verabschiedeten Klimaschutzkonzept enthaltene langfristige Ziel einer CO2-neutralen Gemeinde um.
Wie der Bürgermeister sagte, verfolge die Gemeinde mit dem nun jährlich vorgesehenen Wettbewerb das Ziel, die Bevölkerung für das Thema Energieeinsparung zu sensibilisieren und zu entsprechenden Maßnahmen zu motivieren.
Jochen Spieß ergänzte: "Klimaschutz fängt in den Köpfen jedes Einzelnen an. Nur wer sich mit dem Thema auseinandersetzt, wird die Notwendigkeit zur Verringerung der CO2-Emissionen erkennen und ist so eher bereit aktiv etwas zum Klimaschutz beizutragen."
Möglichkeiten dazu biete auch der Bereich Verkehr. Pluspunkte sammeln konnten hier die beiden weiteren Preisträger, weil sie im motorisierten Individualverkehr wenig Kraftstoff verbrauchten und ganz auf privat getätigte Flugreisen verzichteten.
Mit der geringsten Gewichtung in die Gesamtwertung ein floss im Bereich „Industrie“ das Konsumverhalten der Wettbewerbsteilnehmer, das laut Spieß indirekt die CO2-Emission beeinflusse. Würden viele nachhaltig erzeugte Produkte gekauft, so würde auch die Industrie entsprechend darauf reagieren. Dasselbe gelte auch für den Bereich Lebensmittel.
Ganz bewusst nahm der Klimaschutzmanager davon Abstand, einzelne Maßnahmen oder Aktionen zu bewerten, denn für den Klimaschutz seien die Summe der Belastungen ausschlaggebend, nicht Einzelmaßnahmen.
Um möglichst objektive und neutrale Wettbewerbsbedingungen zu gewährleisten, ließ Spieß das von ihm entwickelte Konzept von Matthias Seidel überprüfen. Dieser ist Energieberater bei der „Die Energie Lohr-Karlstadt“, die die Aktion mit 500 Euro sponserte.
Veitshöchheimer Vorreiterrolle im Klimaschutz
Als erste Kommune in der Region hatte die Gemeinde Veitshöchheim 2010 ein vom Karlstädter Büro Haase erstelltes integriertes kommunales Klimaschutzkonzept (Energieleitplan) beschlossen. Es wurde vom Bundesumweltministerium (BMU) in Berlin mit einem Zuschuss von 57.000 Euro gefördert. Zur beratenden Begleitung bei der Umsetzung des Konzeptes war man sich im Gemeinderat dann einig, einen Klimaschutzmanager einzustellen. Nach den Richtlinien des BMU werden die dadurch verursachten Kosten drei Jahre lang bis zu 65 Prozent gefördert und für das erste angefangene Projekt bis zu 250 000 Euro gewährt.
Ein Jahr dauerte es dann, bis im September 2012 der Projektträger Jülich im Auftrag des BMU für den Klimaschutzmanager einen Zuschuss über 115.000 Euro bewilligte. Bereits im März hatte die Gemeinde diese Stelle ausgeschrieben und im Juli den Diplom-Ingenieur (FH) Jochen Spieß unter 49 Bewerbern ausgewählt. Unmittelbar nach Eintreffen des Bewilligungsbescheides konnte Jochen Spieß am 1. Oktober 2012 seine zunächst auf drei Jahre befristete Tätigkeit als Klimaschutzmanager aufnehmen. Er ist als Stabsstelle direkt dem Bürgermeister unterstellt, um so seine hervorgehobene, ämterübergreifende Aufgabenstellung intern und extern zu dokumentieren.
Der 39jährige gebürtige Saarbrücker hatte nach seiner Anstellung beim Büro Haase im März 2008 das Veitshöchheimer Klimaschutzkonzept zusammen mit seinem damaligen Kollegen Holger Keß ausgearbeitet und sich im Juni 2011 als Architekt und Energieberater selbstständig gemacht.
Während seiner mehr als dreijährigen Tätigkeit im Architektur-Büro Haase und durch diverse Fortbildungen in den Bereichen Energieeffizienz, Bauphysik und Gebäudesimulation konnte Computer-Spezialist Spieß sein im Studium erworbenes Wissen in diesen Gebieten vertiefen.