Veitshöchheimer Gymnasiasten ließen Antike im Rokokogarten lebendig werden
Wohl an die hunderttausend Besucher zieht alljährlich der figurenreiche Veitshöchheimer Rokokogarten in seinen Bann. Etwa 200 Skulpturen der Würzburger Hofbildhauer Johann Wolfgang van der Auvera, Ferdinand Tietz und Johann Peter Wagner zieren die Anlage. Doch wer weiß schon, dass Apoll als Anführer der neun Musen ein Vorbild des Fürstbischofs von Adam Friedrich von Seinsheim war, der vor 250 Jahren den Park anlegen ließ.
Dass der Schönling der Antike als Gott des Lichts, der Weissagung und der Heilung im Hofgarten gar acht Mal seinen trainierten Körper zur Schau stellt, führten am Sonntagnachmittag im Rahmen eines Aktionstages Schüler des Gymnasiums Veitshöchheim anschaulich vor Augen.
Hunderten von Besuchern bot sich an zehn lauschigen Plätzen, verteilt über den ganzen Garten drei Stunden lang ein nicht alltägliches Schauspiel.
Da waren auch Gerhard Weiler, Chef der Schloss- und Gartenverwaltung Würzburg und Schulleiter Dieter Brückner, sichtlich überrascht und angetan von den Theater- und Spielszenen und Kulissen besser als in jedem Theater, mit denen 14 Zwölftklässler antike Götter, Mythen und Fabeln zum Leben erweckten.
Hintergrund der Aktion war, dass die Schulleitung seit der Reform der gymnasialen Oberstufe vor einem Jahr verpflichtet ist, durch konkrete Projektarbeit die sozialen und methodischen Kompetenzen ihrer Schüler zu fördern und ihnen erste wichtige Erfahrungen für eine gelungene Berufs- und Studienwahl zu ermöglichen.
Um das von Lateinlehrerin Barbara Benda gestellte Projektthema „Lebendige Antike“ im Rokokogarten umzusetzen, galt es zunächst für die 14 Schüler in Teamarbeit vor Ort den Bestand geeigneter Skulpturen aufzunehmen, deren Bedeutung zu recherchieren, einen Projektplan zu erstellen und in Arbeitsgruppen Details zu planen. Dazu mussten, wie die Projektsprecher Richard Vogg und Tina Josberger bei der Eröffnung erläuterten, auch externe Partner wie die Antikenabteilung des Martin von Wagner-Museums, die Schloss- und Gartenverwaltung, das gemeindliche Kulturamt und ein Werbe- und Grafikbüro konsultiert werden. Schließlich galt es auch schulintern Kunsterzieher, Musiker und Theatergruppe zum Mitmachen zu animieren.
So entstand ein abwechslungsreiches Programm mit 60 Akteueren, für das neben Apoll auch die Musen-Skulpturen des Hofgartens als Symbole für die „schönen Künste“ wie Musik, Dichtung und Tanz die Vorlage lieferten.
So erfuhr man gleich neben dem Fasanentor, weshalb hier Andromeda an den Fels geschmiedet steht. Richard Vogg verkörperte den Zeus-Sohn Perseus, der das von Denise Göpfert präsentierte Meeresungeheuer Ketos mit dem Schwert besiegt.
Am Ende der Mauer hinter dem Schloss sucht Ceres ihre Tochter Prosperina (Sophie Becker). Leander Schaumann und Benedikt Friedrich agieren als Amor und Hades.
In der nächsten Szene an der Hofgartenmauer vor dem Schneckenhaus verspottet Apoll (Leander Schaumann) Liebesgott Amor (Benedikt Friederich) als schlechten Schützen, der sich daraufhin rächt, so dass die geliebte Daphne (Jana Fröhlich) sich in einen Lorbeerbaum verwandelt.
Die Fabel „Wie speisen Fuchs und Storch gemeinsam“ setzen Lukas Ziegele und Katharina Nuß in Szene, während Christian Iff und Lorenz Flammersberger sich einen Herkules-Kampf lieferten.
In der Orpheus-Nachfolge verzauberten die Gitarristen Ferderick Helbing, Karl Flammersberger und Daniel Issing mit der Harfenistin Rebecca Arnemüller das Publikum mit hochkarätigen musikalischen Beiträgen.
Daneben sorgten noch eine Götterrallye, eine Orpheus-Schatzsuche und eine Hofgarten-Skulpturenführung für Erwachsene für Abwechslung. Am Ausgang im Rathaushof konnte man sich mit Kaffee und Kuchen verköstigen.
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von Dieter Gürz