Veitshöchheimer Flaniermeile am Mainufer wurde zur grandiosen Openair- und Kunst-Bühne
02KunstJoseSanchez
von Dieter Gürz
Gelungene Symbiose zwischen Kunst, Natur und Unterhaltung bei der „Promenadenmischung“
Link auf Fotoalbum Promenadenmischung
Link auf Video Dogdancing Erika Sesse und Irish Dance mit José Sánchez
Link auf Bericht über Hobbykünstlermarkt mit Fotoalbum
Weit über 10.000 Leute mögen es wohl gewesen sein, die heute zwischen elf und 17 Uhr bei traumhaftem Wetter die entspannte und fröhliche Atmosphäre der von der Gemeinde veranstalteten „Promenadenmischung“ genossen. Es war eine musikalische und künstlerische Hommage an die in voller Blütenpracht stehende Mainufer-Promenade. Auf der 650 Meter langen Flaniermeile von den Mainfrankensälen bis zum Steg nach Margetshöchheim jagte ein Highlight das andere, und das alles bei freiem Eintritt.
Durchschlagenden Erfolg hatte das Motto "Wir sind Freunde" der Fotoaktion des Margetshöchheimers Michael Zimmermann in der Nähe des Mainsteges. Durch einen per Foto festgehaltenen Handschlag dokumentierten beispielsweise kein Geringerer als Margetshöchheims Bürgermeister Waldemar Brohm und Rudi Hepf (links) , der Initiator des Bürgerbegehrens auf Veitshöchheimer Seite, dass die alten Differenzen beigelegt sind und sich die Bürger beider Gemeinde gut verstehen, auch der neue Mainsteg weiterhin als Bindeglied fungiert.
Es war ansonsten ein recht buntes und facettenreiches Programm, was da von Karen Heußner vom gemeindlichen Kulturamt unter dem zutreffenden Titel „Promenadenmischung“ in Zusammenarbeit mit Ilse Feser, der Kulturreferentin des Gemeinderates auf die Beine stellen konnte.
Feser gelang es vor allem, zwölf örtliche Künstler dafür zu gewinnen, eigens für die "Promenadenmischung" Kunstwerke zum Thema „Portrait und Maske“ zu kreieren. Was da nun in den Grünflächen verteilt zwischen blühenden Blumenbeeten zu sehen war und die Promenade zum Kunstpark machte, zeugte vom großen Einfallsreichtum der Künstler, die das Thema höchst unterschiedlich interpretierten.
Durchsichtig und dadurch dreidimensional gestaltete Ulrike Zimmermann ihre Porträtzeichnung in einem Barockrahmen, durch den man auf das Mainwasser oder den blauen Himmel sehen konnte. „Topftechnik“ nennt sie die Art, wie sie aus einer mit Kunstharzlack gefüllten Glasflasche die Konturen der drei Portraits, darunter ihre Nichte und ihres Hundes auf das gewalzte Glas runter laufen ließ. Eine Mauer im Garten des Hotels am Main hatte sie noch mit Frauenportraits auf Leinwand verziert.
Petra Söder steuerte zum Thema eine Bild-in-Bild-Malerei bei, bei der eine Fotografie ein Ausschnitt eines zuvor gemalten Bildes ist, ein Gesicht, dem eine andere Umgebung einen neuen Ausdruck verleiht, umrahmt mit oder ohne Maske, verletzlich und geheimnisvoll.
Große Bewunderung wurde Helmut Wieden für seine originell umgesetzte Idee zuteil, aus der griechischen Mythologie das Schlangen-Haupt der Medusa und ihrer zwei Schwestern und zwei Begleiter darzustellen.
Das Blutgericht zu Heidelberg anno 31. Juli 1812 setzte Claus Orgzall mit den nachgebildeten Köpfen der mit dem Richtschwert hingerichteten vier Spessart- und Odenwaldräuber in Szene, an der sich über 30000 Menschen ergötzt hatten, um mit diesem Schaubild die Grausamkeit der Todesstrafe zum Ausdruck zu bringen, die auch heute noch in 59 Ländern vollstreckt wird
Ilse Feser stellte ihre dreidimensional wirkenden Fotografien von Figuren aus dem Rokokogarten als Teile des Gesamtkunstwerks Rokokogarten in Szene, damit diese willkürliche Auswahl mehr oder weniger prominenter Persönlichkeiten, in eine Grünanlage des 20. Jahrhunderts versetzt, die flanierenden Besucher von Angesicht zu Angesicht begrüßt.
Mit der von ihr kreierten Masken-Kunststele drückte Eliabeth Maseizik aus, dass diese ein Symbol des Zufalls, des Glanzes, der Vergänglichkeit und des Spiegelbildes darstellt.
Als Tausendsassa entpuppte sich einmal mehr José F. Sánchez. „Guardians oft the sun“ (Sonnenwächter) nannte er seine ins Auge stechende Kunstkreation (Titel-Foto oben). Masken aus handgeschöpften Papier, sein eigenes Gesicht darstellend und mit spiegelnden Metallaugen verfremdet, ordnete er im großen Rund um einen Spiegel an, netzartig mit Metallbändern verbunden, die die Sonnenstrahlen symbolisieren. verfremdet mit spiegelnden Metallaugen. Auch zur musikalischen Unterhaltung trug der Künstler mit seiner Irish-Folk-Gruppe bei und studierte im Handumdrehen mit Passanten noch einen Square-Dance ein.
Einzelne Figuren und Skulpturen waren daneben noch von Barbara Grimm, Birgit Grundner-Rostek und Oleg Melcher zu sehen (v.l.n.r.).
Ein Anziehungspunkt war ohne Zweifel der Stand der Holzbildhauerin Antje Friederich am Beginn der Promenade am Parkplatz der Mainfrankensäle. Mehr als 500 Kinder und Erwachsene und Kinder an, nahmen Hammer und Stemmeisen in die Hand, um unter ihrer Anleigung an Holzmasken zu schnitzen. Kinder hatten außerdem ihre helle Freude, bei ihr kleine Stoffpuppen zu bemalen.
Bemerkenswert und vorbildlich, dass sich immer wieder auch das Gymnasium Veitshöchheim in das Gemeindeleben einbringt. So kam das zwischen Blumenbeeten aufgestellte Märchenzelt als Farbtupfer toll zur Geltung. Die Lesescouts aus den siebten bis zehnten Klassen Lukas Krenz, Gunnar Artner, Maria Ruppel, Franziska Mack, Corinna Vogg, Sophie Becker zeigten sich in Topform trotz geopferten freien Schultags und hatten viel Spaß daran, mit Kindern zu rätseln und mit ihnen Lesezeichen zu basteln.
Die Gymnasiasten Timo Kraft, Max Grimm und Timo Wagenblast von "Drunter & Drüber" verblüfften die Passanten weiter unten mit ihren Diabolo- und Devilsticks- Kunstfertigkeiten.
Und vom Gymnasium trugen auch die Zwillinge Marco und Philipp Waigand mit virtuosem Gitarrenspiel zum musikalischen Rahmenprogramm bei.
Eingebunden waren sie in das Konzertprogramm im Kastaniengarten des Hotels am Main, das mehrere Gitarren und Flötenensembles der Sing- und Musikschule unter der Leitung von Peter Fenske und Dieter Leppich mit Rennaisance-Musik aber auch mit modernen Weisen gestalteten.
Mit Böhmisch-Mährischer Blasmusik unterhielten zuvor an gleicher Stelle die von Peter Bunzel dirigierten „Die Böhmischen“, ein aus Musikern der Region zusammengewürfeltes Blasorchester, das alle 14 Tage in Aschfeld übt und unplugged life bis zu vier Auftritte im Jahr hat.
Mit Folkmusik, deutschen und englischen Schlagern wie „The lion sleeps tonight“ erfreute die bekannte Veitshöchheimer Gruppe Kon-Tiki.
Mit ihren Musik-Schülern der Montessori-Schule und aus Unter-/Oberdürrbach spielte Carolin Quitt Kanons und Lieder wie „Fröhlich segeln“ und irische Segenswünsche .
Aufsehen erregte Erika Sesse mit der Dogdancing-Dressurvorführung ihres Boarder-Collie-Hundemischlings Sam, während Andrea Kuhn dazu ein selbstverfasstes Lied sang und dazu auf der Gitarre spielte.
Die Historie wach werden ließ vor einer großen Zuhörerschar Professor Dr. Karl-Peter Sorge, als er in der Figur als alter Dorfschultheiß am Mainufer vom Fluß in früheren Zeiten erzählte, etwa als noch in der Zeit von 1880 bis 1930 ein Kettenschiff bis zu zwölf Kähne mainaufwärts zog. Nach dem zwischen 1936 und 1942 in Veitshöchheim erfolgtem Mainausbau mit Höherlegung der Wasseroberfläche um 60 Zentimeter auf 2,20 Meter besorgten dies Schraubendampfer. Auch über die in der Mainaue in dem damals Höchheim genannten Ort im Jahr 1246 erfolgte Wahl des Deutschen Königs Heinrich Raspe berichtete Sorge.
Am runden Tisch am Eingang zu den Grünanlagen ließen sich Passanten von Bina Bubetz portraitieren.
In der Nähe der Schiffsanlegestelle hängte der Künstler Lars Kuhfuss mit der japanischen Flagge bedruckte OP-Masken in einen Baum und verkaufte weitere zugunsten der Kinderkrebshilfe in Japan.
Am Kneipp-Becken ließen sich viele Besucher mit einer von Marlies Sonntag auf Stirnbändern montierten Maske fotografieren.
"Es ist erstaunlich, was Kunst, Musik und die sonstigen Aktionen an diesem Tag an Kommunikation vermitteln konnten“ äußerte sich am Ende voller Begeisterung und Genugtuung, Mitorganisatorin Kulturreferentin Ilse Feser.
Die Besucher kamen jedenfalls voll auf ihre Kosten, denn es gab da ja auch noch die vielen Einkehrmöglichkeiten entlang der Mainlände im Freien vor den Gaststätten und in den Biergärten, was besonders die vielen Väter am Vatertag besonders zu schätzen wussten, sowie die vielen Spielmöglichkeiten für Kinder und die neue Kneippanlage vor dem Mainsteg.