Paul Maar zog in der Veitshöchheimer Bücherei im Bahnhof 80 Grundschüler mit "Sams im Glück" in seinen Bann
Das Sams, die berühmteste Romanfigur des Kinderbuchautors Paul Maar ließ bei dessen Lesung in der Veitshöchheimer Bücherei im Bahnhof, wie weltweit in allen Kinderzimmern, auch die Herzen von 80 Grundschülern höher schlagen. Der 74jährige Bamberger ist einer der erfolgreichsten Kinder- und Jugendschriftsteller deutscher Sprache, Autor über 50 und zum Teil in mehr als 30 Sprachen übersetzte und auch schon verfillmter Kinder- und Jugendbücher, Funkerzählungen, Kindertheaterstücke und Illustrator. Er hat auch schon mehr als 30 Drehbücher für Kinder-Fernsehsendungen geschrieben, so auch für "Die Sendung mit der Maus" oder für einige hr-Produktionen mit der Augsburger Puppenkiste.
Dass Maars vielmillionenfach verlegte Bücher auch bei den hiesigen Dritt- und Viertklässlern hoch im Kurs stehen, zeigte sich schon am Eingang zum Lesecafé. Viele hatten ein Buch des Autors mitgebracht, um es von ihm signieren zu lassen. Besonders freute sich auch Büchereileiterin Elisabeth Birkhold den berühmten Schriftsteller begrüßen zu können, denn dieser war schon 1982 und 1983 ihr Gast, damals noch in der Bücherei im Rathaus.
Nicht unbeteiligt an dessen Gastspiel war die Klasse 4d mit ihrer Lehrerin Patricia Hoffmann-Velte. Damals noch als Zweitklässler malten und dichteten die Kinder im Kunstunterricht in einem Projekt, in dessen Mittelpunkt das Buch „Jaguar und Neinguar“ von Paul Maar stand, in dem es um Gutenachtgedichte, Rätsel- und Schüttelverse, Zweizeiler und Auszählverse sowie einen bunten Strauß frecher Samsgedichte geht. Die Schüler hatten ihre Zeichnungen und Gedichte alle an den Schriftsteller geschickt, mit ihm einen Briefwechsel geführt und im Vorjahr in Bamberg die Drehorte der Sams-Verfilmungen aufgesucht. Nun hatte er sein Versprechen eingelöst, auch einmal zu ihnen zu einer Lesung nach hier zu kommen.
Bevor er seine Vorlesung begann, stellte er sich zunächst einmal malend vor: Erst mit einer Maus, dann mit einem Elefanten, mit einem Igel und einem Nashorn. Nach ein paar Strichen lässt er die Kinder jeweils raten, welches Tier das wohl sein soll. "Ich bin Schriftsteller und Illustrator, das bedeutet, ich male die Bilder im Buch selbst", sagt er. Die Schüler kommen ihm schnell auf die Schliche und formulieren am Ende aus den Anfangsbuchstaben der Tiere den Satz: "Mein Name ist Paul Maar."
Seine bekanntesten Werke sind zweifellos die Geschichten vom Sams, einem rüsselnasigen, hintergründig-frechen Kobold mit roten Haaren und Wunschpunkten im Gesicht. 2002 hatte er für die erste Sams-Verfilmung den Deutschen Filmpreis in Gold (Wert 250.000 Euro) für den besten Kinder- und Jugendfilm errrungen.
Für seine Lesung in der Bücherei hatte Maar nun sein allerletztes, auch bereits verfilmtes Sams-Buch "Das Sams im Glück" im Gepäck.
Gebannt lauschen ihm die Schüler, wie er die Geschichte von Familie Taschenbier und dem Sams erzählt, das eines Tages einfach weg ist. Zu seinem eigenen Entsetzen muss es nach 15 Jahren, 15 Tagen und 15 Minuten wieder in die Samswelt zurück. Denn sonst würde der Mensch, bei dem es lebt, selbst ein Sams werden, und die ersten Anzeichen dazu lassen sich bei Herrn Taschenbier nicht mehr leugnen. Im finalen Buch fressen sich Taschenbier und das Sams in einer Schokoladenfabrik durch die Sorten mit Nuss und Mandel und Taschenbier landet im Gefängnis. Zum Glück besitzt er die Samsfähigkeit, sich etwas wünschen zu dürfen. Und so beamt er sich, als es im Knast zu gefährlich wird, in die Freiheit.
Der hochgewachsene Mann mit dem grauen Haar, dem man aber sein Alter nicht ansieht, strahlte eine natürliche Autorität aus.
Kein einziges Mal mahnt der für sein Gesamtwerk mit dem Bundesverdienstkreuz, dem Bayerischen Verdienstorden und der Medaille "Pro Meritis" ausgezeichnete Schriftsteller die zuweilen lebhaft werdenden Kinder zur Ordnung. Sie beruhigen sich wie von selbst, weil er sie von der ersten Sekunde an unterhält. Sie überraschen ihn zugleich immer wieder, weil vielen von ihnen seine Figuren und Szenen bereits bestens vertraut sind.