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Erfinderische Veitshöchheimer Mittelschüler entwickelten und bauten “Katheter-Trainer“ zum Setzen von Stents in den Herzkrankgefäßen für INTUS-Ärzte des Uniklinikums

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

  Intus-01-Kopie-1.jpg 

Thomas Janik, Daniel Keilholz  und Alexander Jaworeck (v.l.)  haben sich bei ihrem Praktikum sehr gut eingebracht und mit Hilfe des Techniklehrers Herrmann Weininger (rechtes Foto 2.v.l.)   ein schönes Katheter-Trainingsmodell für Operationen am Herzen entwickelt und gefertigt, das sie nun offiziell an Professor  Dr. Wolfram Voelker,  Stellvertretenden Klinikdirektor der Medizinischen Klinik und Poliklinik I im Universitätsklinikum Würzburg und dem Jungarzt Dr. Nils Petri übergaben.

Während eines 14tägigen Betriebspraktikums lernten im Juli die drei Neuntklässler Thomas Janik, Daniel Keilholz und Alexander Jaworeck vom mittleren Zweig der Veitshöchheimer Mittelschule in ihrem Schwerpunktfach Technik den Bereich INTUS an den Würzburger Unikliniken vertieft kennen.  INTUS (Interdisziplinäres Trainings- und Simulationszentrum) ist eine  Ausbildungs- und Forschungsplattform für operative und therapeutische Verfahren zur Schulung und Fortbildung von Ärzten. Dazu zählt auch die Entwicklung medizinischer technischer Geräte.

Bei ihrem Praktikum erhielt das Trio einen guten Überblick über den Medizinbetrieb auf einer Station, lernten den INTUS und seine Modelle kennen und vor allem auch die beruflichen Anforderungen in der Medizintechnik, Mechanik und Elektrotechnik.  Die Mit-Betreuung der Praktikanten von technischer Seite erfolgte durch den ehemaligen Techniklehrer der Mittelschule, Herrmann Weininger. Am Ende ihrer Praktikumszeit sollten sie eine Projektarbeit fertiggestellt haben. 

Voller Stolz konnten die Jungs jetzt den fertigen Prototyp an Professor Dr. Wolfram Völker, dem Stellvertreter des Klinikdirektors der Medizinischen Klinik und Poliklinik I übergeben.

Im Trainingszentrum des Uniklinikums werden laut Voelker seit sechs Jahren Ärzte auf dem Weg zum Facharzt  ausgebildet. Ein Schwerpunkt seien die Kardiologen, die Techniken wie die Handhabung von Herzkathetern beherrschen müssen. Man sei stets auf der Suche nach neuen Techniken zum Trainieren.

stent.jpg

Bei fortschreitender Arteriosklerose werde versucht, um ein Blutgefäß offen zu halten und den Herzmuskel ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen, durch einen großen Herzkatheder (eingeführt über die Beckenarterie), mittels eines Ballons die Engstelle aufzudehnen und an der gefährdeten Stelle einen Stent zu setzen, um so einen Herzinfarkt zu verhindern. Dieses Drahtgeflecht, stemme sich dann an der Stelle, an der ein Verschluss droht, gegen die Arterienwände. Dies sei zwar ein alltäglicher Vorgang in der Kardiologie. Die Frage stellte sich jedoch, wie dies in dieser Materie noch unerfahrene Ärzte üben können, damit sie beim Patienten dann am höchsten Level anfangen können. Der sogenannte Ballonwechsel in der verengten Stelle sei nämlich durchaus ein etwas kritischer Schritt, den man beherrschen müsse, um nicht ein Gefäß zu verletzen.

Die einsatzfreudigen und kreativen Praktikanten aus Veitshöchheim realisierten hier Voelkers Idee eines Kathetermodells zum Trainieren dieses Ballonwechsels, das heißt dem Setzen eines Stents mittels Drahtvorschub an der richtigen Stelle.

Intus 02

Wie die Schüler bei der Übergabe ihres Prototyps sehr zum Stolz von Schulleiter Otto Eisner demonstrierten, hatten sie ein anschauliches Setting aufgebaut, ähnlich wie bei einem Katheder an einem Patienten, der durch eine große Körperschlagader, die Aorta und die Kranzarterie simuliert ist. Während im Einsatz am Patienten, das Setzen des Stents mittels Röntgenstrahlen veranschaulicht wird, standen die Schüler vor der Herausforderung, dies im Trainingsmodell ohne Röntgenstrahlen zu ermöglichen. Ganz clever gemacht, setzten sie unter Verwendung von Fischer-Technik eine Web-Cam ein, die nun den Trainierenden simulierte Röntgenbilder liefert.

Als erstes wird beim Training in den bereits in die Kranzarterie durch die Gefäße (Beckenarterie, Bauchschlagader, Schlagader im Brustkorb bis zum linken Herzkranzgefäß)  vorgeschobenen Katheter (Schlauch) ein Draht mit einem Ballon und einem Stent an der Spitze bis zur verstopften Kranzarterie geführt. Dies kann natürlich nicht blind, sondern mittels Durchleuchtung erfolgen.

Ballon.jpg 1) Draht durch Engstelle 2) Ballon entfaltet 3) Stent auf Ballon eingebracht 4) entfalteteter Stent plaziert

So sieht man den Draht im Ernstfall durch die Röntgenstrahlen und im Training durch die Web-Cam am Laptop-Bildschirm und kann so der Anfänger in aller Ruhe üben, den Stent präzise an der richtigen Stelle zu platzieren.

Voelker: "Dies ist ein sehr intelligentes und von den Materialen her robustes und sehr günstiges, einfaches  System zur Trainingsergänzung, was uns hilft und das wir auf unseren Symposien auch regelmäßig einsetzen werden."

Der Prototyp sei geeignet, auch bei anderen ärztlichen Trainingszentren Abnahme zu finden.

Allerdings erfolge ein solches Training noch auf freiwilliger Basis.

Link auf Video über das Betriebspraktikum 

Mit Hilfe einer Videotechnikerin der Uni hat das Trio einen schönen Film über das Praktikum gedreht.

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